Film-Themen-Challenge: Part 2

Thema #125: Sight and Sound’s Greatest Films of All Time 2022
Film: Man with a Movie Camera (Человек с киноаппаратом) von Dziga Vertov
Erscheinungsjahr: 1929
Laufzeit: 68 Minuten
Wo gesehen: MUBI

Das letterboxd-Poster sah interessant aus, ich hatte noch nie davon gehört und es ist ein sowjetischer Experimentalfilm auf MUBI. Das war einfach.

Die Prämisse :fuerdaswasesseinwill: dieses Films ist es, das alltägliche Leben einer Großstadt zu dokumentieren, ohne Schauspieler, ohne filmische Dinge wie einer Geschichte und ohne Text. Es ist eh ein Stummfilm, aber es gibt auch keine Texttafeln. Gefilmt wurde in Moskau, Charkiv, Kiew und Odessa, Städtenamen, die wir zuletzt wohl alle öfter gehört haben, als wir wollten. Untermalt von Musik, die nach Anweisungen des Regisseurs komponiert wurde.

Ich hatte zwischenzeitlich durchaus das Gefühl, einer Art Geschichte zu folgen, zumindest der, des Kameramanns, der durch die Gegend reist und filmt. Tatsächlich sinds nämlich zwei Männer mit Filmkameras, die sich zwischenzeitlich auch gegenseitig beim Filmen filmen. Die Bilder reichen vom öffentlichen Leben auf vielbefahrenen Straßen bis hin zur Nahaufnahme einer echten Geburt. Einige Bilder haben gepaart mit der eindringlichen Musik auf eine merkwürdige Art sehr bedrückend gewirkt, manches surreal und auch 1929 wusste man wohl schon vom Effekt stroboskopartigen Flackerns.

Außerdem werden hier zahlreiche technische Spielereien und „Spezialeffekte“ benutzt, die echt einfach faszinierend anzuschauen sind. Die Macher von Koyaanisqatsi müssen den Film mMn gekannt und geliebt haben.^^ Zumindest gibt es deutliche Ähnlichkeiten bei den Beobachtungen grad was die superschnellen Aufnahmen aus Fabriken u.ä. angeht.

Sollte man sich anschauen. (Hab ihn grad für die großartige Musik ein zweites Mal nebenbei laufen.)

5/5

8 „Gefällt mir“

Thema: Sight and Sound - Greatest Films of All Time 2022
Film: La passion de Jeanne D’Arc von Carl Theodor Dreyer
Erscheinungsjahr: 1928
Laufzeit: 93 Minuten
Wo gesehen: arthouse+ auf Amazon

Ich bin immer dankbar für solche Listen, da ich dann mal wieder meine ellenlange Watchlist abarbeiten kann. Ich habe auch direkt 2 Filme geschaut, der eine war La Dolce Vita (3,5/5), soll aber hier nicht Thema sein.

Wie @boodee hab ich mich an einen Klassiker aus den 1920ern gewagt, der in diversen Top-Listen immer wieder auftaucht aber auch oft als „Nicht leicht zu schauen“ eingestuft wird.
Das kann ich bestätigen, doch zu großen Aber komme ich später noch.

Der Film beginnt mit den Auszügen aus den Akten des Prozesses gegen die Jungfrau von Orléan, die angeblich unterstreichen sollen, wie geschichtstreu Dreyer die Story erzählt.
Jeanne D’Arc wird dem Gericht vorgeführt, da sie behauptet eine Gesandte von Gott persönlich zu sein. Wir erleben im Laufe der Geschichte, wie sie durch Tortur zum Martyrium gelangt, wie Geständnisse erzwungen werden und wie rigoros die Kirche vorgeht.

Das alles sehen wir hauptsächlich in Close Ups der Protagonistin und der Antagonisten. Ein sicherlich zunächst befremdlich wirkendes Stilmittel wird hier schnell zum Fesselwerkzeug, denn die Hauptdarstellerin Maria Falconetti liefert eine nicht nur beeindrucken, ja gar filmhistorisch überragende Darstellung ab. Allein ihr Augenspiel drückt alle Emotionen so klar aus, dass ich immer wusste, wie es in ihrem Inneren aussieht. Für mich tatsächlich :schroeckatar: eine der besten darstellerischen Leistungen überhaupt, die ich in Filmen bisher gesehen habe.

Dazu werden gegen Ende des Film für die damalige Zeit brutal detaillierte Szenen der Hinrichtung gezeigt, die mir teilweise echt den Atem stocken ließen (wenn man es im Zeitgeist einordnet).
Im Wahrsten Sinne atemberaubend und einer der tatsächlich beeindruckensten Filme, die ich in diesem Jahr gesehen habe.

4,5-5/5 tränenüberströmten Augen

8 „Gefällt mir“

Thema: Sight and Sound - Greatest Films of All Time 2022
Film: Sherlock Jr

Ein Stummfilm mit Buster Keaton. Buster spielt einen armen Schlucker der um die Frau seiner Träume wirbt und heimlich gerne ein großer Detektiv wäre. Sein Nebenbuhler ist ebenfalls arm. Um der Traumfrau eine teure Schachtel Schokolade schenken zu können, klaut und verpfändet er die Taschenuhr ihres Vaters und schiebt das ganze Buster in die Schuhe. Unser protagonist nimmt sich vor das Lügenspiel aufzuklären und die Frau zurückzugewinnen…

Den Film werde ich nicht mit einer klassischen Zahlenwertung bewerten. Denn ich habe festgestellt, dass es eine blöde Idee war einen Stummfilm zu sehen, wenn man sich derzeit nicht so gut konzentrieren kann. Mehrfach habe ich wichtige Plotpunkte nicht richtig mitbekommen, weil ich weggeguckt habe als eine relevante Texttafel kam. Das liegt aber nicht am Film sondern an mir. Wie man das von Buster Keaton erwartet hat der Film witzige Stunts, tolle praktische Effekte und viel Humor. Die Geschichte ist recht platt, was zum einen daran liegt dass der Film kurz und simpel ist aber zum anderen auch, dass einige der Witze oft kopiert und referenziert wurden. Der Film ist lustig und kurz - im warsten Sinne kurzweilig und wenn man die Fähigkeit besitzt sich zu fokussieren und auch mal was zu lesen, kann ich den empfehlen. Wenn man wie ich gerade kognitiv etwas überladen ist, hat man immerhin noch ein paar klassische stummfilm visuelle Gags zum kichern

5 „Gefällt mir“

Da hast du meine Erfahrung mit dem Film echt schön beschrieben. Ein wahnsinnig intensives Filmerlebnis, noch verstärkt durch großartige musikalische Untermalung in der Version, die ich gesehen habe.

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Titel: Taxi Driver
Thema: Best of All Time (Sight and Sound)
Erscheinungsjahr: 1976
Laufzeit: 114 Minuten
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Paul Schrader
Besetzung: Robert De Niro, Jodie Foster, Harvey Keitel, Cybill Shepherd


Als Teenager hatte mir dieser Film gezeigt, was für ein tiefes und gleichzeitig kunstvolles Ereignis das Filmgucken sein kann. Ich mache den ganzen Rest sicherheitshalber mal als Spoiler, obwohl ich wenig Notwendigkeit dazu sehe.

Ich maße mir keine Diagnose an, doch der Charakter Travis Bickle ist als Vietnam-Veteran, schlaflos und zunehmend enttäuscht von seinem Lebensraum, wird im Verlauf der Geschichte zu einem Mann, der mit absolut falschen Mitteln versucht etwas Richtiges zu tun.

Er wird am Ende von manchen geradezu als Held gefeiert und ist doch selbst ein abgründiger, kranker Killer geworden. Was weiterhin aus ihm wird, erzählt der Film nicht mehr. Es geht wohl auch mehr um die Milieustudie und die Darstellung seines Charakters.[/spoiler] Die USA in den 60s/70s, speziell New York mit all ihren Facetten, besonders aber auf den verbrecherischen, amoralischen und tödlichen Seiten, stellt die Kulisse. Und darin Travis Bickle, der das Elend der Welt frustriert ertragen muss [spoiler]und sich dann dazu entscheidet, auf dem falschen Weg dagegen etwas zu unternehmen. Über das Ende nach dem vermeintlichen Ende, also die wirklich allerletzten drei Minuten, könnte evtl. noch spekuliert werden. Ich meine in Richtung “Koma oder Realität?” und “Geht es jetzt wirklich so locker weiter für ihn?” und was bedeutete sein letzter, seltsamer Blick in den Rückspiegel.

Meisterhaft fotografiert und mit einer Erzählweise ausgestattet, die mir heute noch die 114 Minuten ohne große Längen erscheinen ließen. Soll nicht heißen, dass der Film leicht zu ertragen wäre. Es gibt einige Momente (zB wenn Travis merkt, dass er etwas nicht verstanden hat), die auf mich wirklich unangenehm wirken. Zu den Schauspielern brauch ich wohl wenig zu sagen. Reicht wohl zu behaupten, dass mindestens vier Leute des Casts absolute Größen geworden sind und auch hier bereits hervorragend gewirkt haben.

4/5

8 „Gefällt mir“

Thema: Sight and Sound - Greatest Films of All Time (2022)
Film: Citizen Kane (Orson Welles)
Erscheinungsjahr: 1941
Laufzeit: 119 Minuten
Wo geschaut: Amazon Video (Kauf)

Der einstige Zeitungstycoon Charles Foster Kane (ebenfalls einer der reichsten Männer der Welt) stirbt einsam in seinem Palast Xanadu. Sein letztes Wort: „Rosebud.“ Auf der Suche nach „Rosebud“ werden Personen aus Kanes Leben interviewt.

Ich nutze solche Listen ja gerne, um Klassiker, die ich noch nachholen muss, auf dem Schirm zu behalten. So ist es jetzt „Citizen Kane“ geworden. Den habe ich vor allem deswegen vor mir hergeschoben, weil ich mich gefragt habe, wie spannend der Film noch sein kann, wenn ich doch weiß, wer oder was „Rosebud“ ist - denn diesen popkulturellen Fakt habe ich doch schon mitbekommen.

Und was soll ich sagen? Trotz momentan etwas eingeschränkter Aufmerksamkeitsspanne durch eine Erkältung - der Film hat mich bei der Stange gehalten. Die Charaktere waren durch die Bank weg interessant, allen voran Kane natürlich. Und der Film sieht einfach immer noch richtig gut aus. Die verwendeten Filmtechniken, die opulenten Sets, die tolle Maske, die Kane auch als alten Herren auftreten lässt - das war schon alles ganz groß.

Trotzdem reicht es bei mir nicht für eine Topwertung. Keine Ahnung, ob es daran lag, dass mir die Spannung, was Rosebud ist, gefehlt hat, oder woran es lag … aber irgendetwas hat mir gefehlt. Werde den Film aber sicher noch mal gucken, mal sehen, wie er mir dann gefällt.

EDIT: Ups, das Rating komplett vergessen, I blame the Erkältung again.
4/5

8 „Gefällt mir“

es ist Freitag, liebe Kinder. @schucki96 du bist an der Reihe :beancomfy:

Leider fehlt mir momentan die Zeit - wie auch generell die Kreativität :sweat_smile: - dafür, mir ein ausgefalleneres Thema auszudenken. Daher in der Hoffnung, dass ich dazukomme, einen bestimmten Film zu sehen:

Schaut einen Film aus Südkorea.

Bei der Auswahl bitte darauf achten, dass es schon ein Film sein sollte, der überwiegend dem Land zuzuordnen ist und nicht z. B. eine Hollywood-Produktion, die unter anderem dort gedreht wurde.

5 „Gefällt mir“

…dass wir das echt noch nicht hatten. :smiley:

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Entweder guck ich jetzt einen Film, den ich schon ewig auf der Watchlist habe, oder den Film, den ich eben neu entdeckt hab :thinking:

JSA? :eyes:

Ich glaube, bei mir wirds Zeit, eine der harten Nüsse aus Park Chan-Wooks Filmografie zu schauen, von denen er selbst alle Spuren verwischen wollte. Ich bin gespannt. :smiley:

Nein, der ist jetzt aber auf der Watchlist :smiley:
Den gäbe es momentan aber auch nur mit deutscher Synchro.

Da schließ ich mich an. Ist mir auch genau so in Erinnerung geblieben.

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Hat mich auch überrascht. Könnte sein, dass wir das mal in der ersten Ausgabe der Challenge hatten. Das habe ich jetzt nicht nachgeprüft.

Ja, war eins der ersten Themen. Ist aber wirklich schon sehr lange her.

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Thema: Sign and Sound Top 100 2022
Film: Playtime
Regie: Jacques Tati
Erscheinungsjahr: 1967
Laufzeit: 129 Minuten
gesehen auf: Studio Canal+

Ich wundere mich nicht weshalb der dritte Hulot damals gefloppt ist, ich wundere mich wiederum auch nicht, weshalb er heute als Klassiker und wegweisend zählt.

Trotzdem war mir das schon sehr drüber. Dieser deutsch-englisch-französisch-Mischmasch bringt mich ja immer raus. Ich kann mit meinem Schulfranzösisch von vor 25 Jahren da leider nicht mehr mithalten und Untertitel hatte ich nicht. Das gute ist das Tatis alter Ego Hulot ja nie etwas sagt. Ich war auch nie Fan der Vorgänger (die aber unabhängig sind).

Was man dem Film zu gute heißen muss ist, dass er verdammt gut aussieht für 1967. Wir sind in Paris, ohne zu merken das wir in Paris sind. Man sieht nie Eiffelturm, Champs Elysee, Notre Dame usw. Wir sehen Glaskästen. Und es wird englisch gesprochen.

Es gibt eine sehr eingängige Szene gleich zu Beginn, die hätte aus einem Jerry Lewis-Film stammen können. Monsieur Hulot sitzt auf einem Stuhl und wartet auf den Sachbearbeiter, ein rüstiger Sicherheitsbeamter versucht verzweifelt einen Automaten mit vielen blinkenden Knöpfen zu bedienen um ihn zu rufen. Und dann hört man (ich dachte ich wäre bei Peeping Tom gelandet) nur klack Klack klack die Absätze des Herren, dieser Flur ist 200 Meter lang. Danach Mr Bean Comedy at its best.

Ich verstehe wie gesagt weshalb er gut sein soll, leider nicht mein Fall. Gesellschaftskritik ja, aber halt vor 60 Jahren. Und mir gefällt es nicht, dass immer nur der treudoofe Normalo so dargestellt wird als wäre er zu nichts befähigt, sobald er in die Großstadt kommt.

Sieht gut aus, einer der Filme die ich seit 20 Jahren auf der Watchlist habe, aber nicht mein Fall.

1.5/5

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Hatte ich ja auch mal überlegt, hatte aber dann Indonesien genommen, weil mit Südkorea hätte es sich viele zu einfach gemacht.

Immer noch bester Themenvorschlag @FireSmoke vor 5 Jahren „Schaut einen Film in dem eine Person nur ein Bein hat sich verliebt und nicht stirbt“ :smiley:

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Thema #125: Sight and Sound - Greatest Films of All Time (2022)
Film: Taxi driver
Erscheinungsjahr: 1976
Laufzeit: 114 Minuten
gesehen auf: AppleTV (Leihe)

Genau wie @Fergwal habe auch ich mir „Taxi driver“ ausgesucht, kannte ihn aber noch nicht.

Und ich bin wieder einmal etwas zerrissen. Denn natürlich hab ich schon viel über den Film gehört, die Film-Menschen im Internet, denen ich folge und deren Meinung ich schätze, feiern ihn alle. Und es ist ohne Frage ein absolut großartig gemachter Film mit herausragenden Schauspielern.

Gleichzeitig hab ich irgendwie nicht den Zugang zu dem Film gefunden, den ich mir vielleicht erhofft hatte. Ich fand ihn stellenweise wahnsinnig langsam und so richtig verstanden habe ich Travis’ Wandel nicht. Mir hat sich wirklich nicht so richtig erschlossen, was genau nun der Auslöser war und warum er plötzlich so abdreht. Vielleicht bin ich einfach nicht intelligent genug… :woman_shrugging:

Das Ende hat mir dann aber wieder ganz gut gefallen. Diese Ambivalenz zwischen Held und Anti-Held und allem, was den Zuschauenden zur Interpretation offen gelassen wird. Das fand ich super. Auch die ganze Geschichte rund um Iris hat mich überzeugt - und hier konnte ich Travis’ Handlungen dann auch wieder nachvollziehen.

Am Ende gibt’s von mir für „Taxi driver“

3,5/5 Sterne

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Ich auch nicht. Ich glaub, das soll auch gar nicht vollends verstanden werden. Kann auf jeden Fall jegliche Ansätze nachvollziehen, die in der Erzählweise, den Charaktere und allgemein der ganzen Geschichte nicht viel sehen. Auch für mich wäre es ein Leichtes sogar eine Position zu vertreten die in 2/5 mündet.

Thema #125: Sight and Sound – Greatest Films of All Time 2022
Film: Stalker von Andrei Tarkovsky
Erscheinungsjahr: 1979
Laufzeit: 162 Minuten
Wo gesehen: Youtube

Irgendwann in der Zukunft: Eine Zone von der niemand weiß woher oder von wem sie kommt, noch was sie genau ist befindet sich auf der Erde. Sie soll alle Wünsche erfüllen können. Menschen bezahlen sogenannte Stalker um sie durch die Absperrungen, Bewachungen, Fallen und „Eigenheiten“ der Zone zu bringen. Eines Tages bricht ein Stalker, verheiratet und Vater einer behinderten Tochter, mit dem „Schriftsteller“ und dem „Wissenschaftler“ in die Zone auf. Nicht nur der Beginn einer Abenteuerreise sondern auch eine Reise ins Innere der Menschheit.

Gar nicht so leicht auf der Liste einen Film zu finden, den man noch nicht kennt und der so in sehr guter Qualität (und sehr guten Untertiteln) leicht zu finden ist. Ist bei den meisten Filmen von Tarkovsky aber auf Youtube der Fall. Ich hab von Tarkovsky bisher nur seinen Kurzfilm „The Killers“ gesehen, deshalb war ich jetzt ziemlich gespannt auf meinen ersten Langfilm von ihm.

Gerade von solchen Autorenfilmern (von denen ja genug auf der Liste sind) halte ich es jetzt nicht für mega-unwahrscheinlich, dass wenn einem der Stil von einem der Filme gefällt, man auch mit vielen weiteren der Film was anfangen kann (deshalb bei allen Listendiskussionen, sind diese Listen ja auch immer toll - nicht um nur tolle Filme zu entdecken sondern um sich einen Überblick über Leute, Genres und Themen zu machen). Andersherum aber genauso. So bin ich vor meinem ersten Film eines Regisseurs doch immer besonders gespannt (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Und was für eine große Freude für mich, dass „Stalker“ ja mal absolut genial war. So richtig viel wusste ich von dem Film vorher nicht, hab mich auf einen recht langsam, ruhigen und philosophisch-dystopischen Scifi-Film eingestellt. Das gab es auch aber noch um einiges mehr.

Bei dem Film lass ich die inhaltliche Interpretationsebene jetzt mal zum größten Teil weg. So richtig könnte ich dem wohl eh nur gerecht werden, wenn ich jetzt anfange 1000 Seiten zu schreiben.

Stattdessen gibt es filmisch viele Dinge, die mich begeistert haben. Ich habe zum Beispiel nicht damit gerechnet, dass in dem Film ja ein richtiger, kleiner, schon fast ans klassische Hollywood erinnernde, Abenteuerfilm steckt. Der Film hat eine durchgehend hohe Grundspannung. Klar sind die philosophischen Exkurse der verschiedenen Figuren hoch interessant aber der Film vergisst nie auch ständig „reale“ Spannung zu erzeugen: Was lauert hinter der nächsten Ecke, auf welche Schwierigkeiten führt uns die Reise der drei Protagonisten noch und völlig simpel: Was wartet eigentlich „am Ende der Zone“ auf uns?

Ein mystischer, geheimnisvoller Film. Ein Film, der mit den Mitteln wie er gedreht wurde eine für mich einzigartige Atmosphäre kreiert. Diese Landschaften, das Waten in den verdreckten Flüssen und im hohen Gras. Übrigens wundert es mich 0, dass viele Beteiligte an diesem Film krank geworden sind. Die Krankheit springt dir ja schon fast durch den Bildschirm, wenn man den Film anschaut: „Schnee fällt im Sommer und weißer Schaum treibt im Fluss“.

Ein wie ich fand sehr naturalistischer Film, mit meist nur der Stille und dem Knacken der Schritte aber dann und wann auch mit einem unglaublich tollen Soundtrack.

Das alles führt zu einem richtigen Sog. Man ist auf einmal selbst auf einem Abenteuertrip, der auch mit dem Abenteuer selbst (dem Film) nie endet, weil man so viele Dinge von Tarkovsky auf den Weg bekommen hat; dass der unterschiedlichste Mensch das unterschiedlichste Abenteuer mit diesem Film erleben kann. Von subtilsten kleinen Verweisen über gefühlt alles (Politik, Ökonomie, Wissenschaft und Technik, Kunst, Religion und Glaube, Spiritismus und Natur, Liebe und Zuneigung, Trauer, Freude, Glück, Leid usw. etc. uvm. …) bis hin zu ganz „einfachen“ emotionalen Momenten: Du darfst traurig sein, du sollst sogar traurig sein. Aber am Ende darfst du auch immer hoffnungsvoll sein, du sollst sogar hoffnungsvoll sein.

Um wieder mit dem Thema zu enden: Dieser Film vereint für mich das, dass die besten Filme dieser Liste und überhaupt eben mal wieder vereint: Dieser Spaß und diese Freude am Film (trotz dieser unglaublich bedrückenden Atmosphäre des Films) mit einer filmischen Genialität in ein Genrekonstrukt zu legen, dass ein spannender Film dabei herauskommt und trotzdem nie ein Zweifel besteht, dass der Film so viel mehr aussagt, so viele Ebenen hat und so viele wichtige Themen anspricht.

Und obwohl wahrscheinlich jeder dieser Filme handwerklich perfekt ist und thematisch recht intelligent (obwohl eine gewisse Intelligenz oder halt Dummheit, wenn es einem nicht gefällt, in so gut wie jedem Werk steckt welches existiert) ist auch diese Liste eine Liste wie jede andere: Denn ob einen ein Film mitreist, emotional berührt, spannend ist, beeindruckend ist oder einfach „nur“ unterhaltsam - das steht auf ganz anderen persönlichen Listen.

Und so ist es eben so, dass ich manche Filme dieser Liste schon früh irgendwann mal gesehen habe, lieben gelernt habe und immer wieder angeschaut habe (z.B. "Spiel mir das Lied vom Tod oder „Chihiro“, man später auf Filme trifft, die einem persönlich genau dieses Gefühl wieder vermitteln (z.B. jetzt Stalker oder die beiden Mizoguchi-Filme („Sansho“ und „Ugetsu“ in der Liste)), so viel dazwischen und aber auch Filme wo ich sage (z.B. „Die roten Schuhe“ oder „Der Fremdenlegionär“ - nein danke).

Bei @UnclePhil hab ich zu „Stalker“ gelesen, er hat es nicht so mit Gedichten und ich hab es (besonders im Film) auch nicht so mit Gedichten. Aber in diesem Film gibt es einige Gedichte und bei mir war es nicht das letzte Gedicht, sondern das Gedicht des Stalker von und über seinen Freund „Stachelschwein“ was mir Gänsehaut bereitet hat.

Nebenbei ist euch aufgefallen, dass @spameule beim Thema Mainstream (!) mit „Der Pate 1“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“ einfach mal schnell zwei Filme dieser Liste weggesnackt hat … viel zu mainstreamhafte Anbiederung dieser Regisseure und Kritiker :aluhut:.

Ist eigentlich ganz einfach. Auf solchen Listen sucht man seine (!) Meisterwerke. Ich habe jetzt wieder eins für mich gefunden. Theoretisch ja nach einmal schauen erst mal eine 9 aber ich merke, wie ich jetzt schon Bock auf einen Rewatch hätte und der Soundtrack des Films läuft hier während der Review durchgehend im Hintergrund. Also was solls:

10 von 10 Wünsche

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