Film-Themen-Challenge: Part 2

Ich hatte ja bereits gesagt, dass ich das sonst auch zulassen würde, wenn ihr sonst gar nichts findet. @Herzer

Ja, hab ich gelesen. Wollte nur sagen, dass ich es herausfordernd finde. Positiv gemeint. Noch geb ich nicht auf.

Titel: Next
Thema: Unhappy End
Erscheinungsjahr: 2007
Laufzeit: 96 min
FSK 16 ‧ Sci-Fi-Thriller/Action ‧


Die Grundidee ist spannend. Zwei Minuten in die Zukunft schauen zu können. Traumhaft. Außerdem basiert der Film auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick (dessen Werke ich wirklich toll finde). Die Story-Idee trägt den ersten Teil und wird dann in die Länge gezogen und später wieder aufgegriffen. Derweil ist der Hauptteil eine lahme Romanze, deren Beteiligten ich ihre Zuneigung in keiner Sekunde abkaufe. Jessica Biel, wie immer eine Augenweide, liefert meiner Meinung nach sogar eine mit dem Rest des Ensemble verglichene, ordentliche schauspielerische Leistung ab. Und das, obwohl auch Julianne Moore und Nicolas Cage zum Cast gehören. Ok, Cage ist ein Schauspieler, den ich kenne und oft missbillige, aber Moore kann so viel besser sein, als sie es hier ist. Ich hatte den Eindruck, dass sie einfach nur genervt war, diesen Mist spielen zu müssen. Cage hat hier tatsächlich eine seiner soliden Leistungen abgeliefert.

Gut inszeniert fand ich die kleine Verfolgungsjagd im Casino, wo der vermeintliche Magier seine Fähigkeiten einsetzte, um den Verfolgern zu entkommen. Kurz danach ist der Dampf aber schon wieder raus. Nach ein paar Verfolgungsjagden, etwas Blödsinn mit der 2-Minuten-Hellsichtigkeit und ansonsten nur viel heiße Luft später, geht das Drehbuch dann in einem völlig diskussionsbedürftigen Ende unter. Das ist zwar storytechnisch kein Happy End, aber auch nicht wirklich ein Unhappy End. Ich bin nicht sicher, ob das gezählt werden kann. Danach habe ich die nicht unbedingt anstrengenden, aber ziemlich dürftigen 96 Minuten endlich durchgestanden.

Cris’ Handeln ist allenfalls ansatzweise plausibel. Er scheint vorerst wirklich der Meinung zu sein, dass die Abwendung einer nuklearen Katastrophe nicht wichtiger ist, als mit einer heißen Frau abzuhängen, in der Hoffnung, die wahre Liebe zu finden. Ein vertretbares Motiv mag mancher meinen, aber kaum akzeptabel für einen Film. Zumindest sollte das jedem klar sein. Die Bedrohung durch die seltsam biederen, plumpen Abziehbilder der Terroristen hat zu wenig Wirkung. Warum sie tun, was sie tun, ist nicht klar. Muss es aber auch nicht unbedingt sein.

Hochglanzoptik, teures Personal, schöne Hintergründe wie der Grand Canyon und schön inszenierte Action. Leider hauptsächlich in Form von, für mich, langweiligen Verfolgungsjagden.

2 von 5

7 „Gefällt mir“

Als kleiner Tip für die Recherche: deutlich einfacher, als eine Liste mit „Filmen über Monarchien“ zu finden, ist es, sich erst einen bestimmten Monarchen bzw ein Land, aus dem dieser kommen soll, herauszusuchen und dann dazu Filme zu suchen, die dann auch gern mal direkt bei Wikipedia genannt werden.^^

Thema #134: Monarchie
Film: Ivan der Schreckliche (Иван Грозный) Teil 1 und Teil 2 von Sergei Eisenstein
Erscheinungsjahr: 1944/1958
Laufzeit: 96+82 Minuten
Wo gesehen: YouTube (Mosfilm/Мосфильма Kanal) Teil 1, Teil 2

Als ich obige Vorgehensweise ausprobieren wollte, habe ich einfach mal klischeemäßig „most notorious brutal monarchs in history“ in die google-Suche eingegeben. :florentin: Das Ergebnis war ein wenig merkwürdig…
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…aber ich habe mich einfach mal für die Numero Uno entschieden. Da mir der Name nicht mal wirklich was sagte und ich mich wunderte, Vlad den Pfähler hier nicht zu sehen, las ich mir die kurze Wikipediaseite durch und unten wurden dann diese Filme verlinkt und einer von 2009. Kurz weitergelesen und dann hieß es, Teil 1 sei von Stalin hoch gelobt und mit einem Preis ausgezeichnet worden, den zweiten Teil habe er jedoch zensiert und verboten, sodass er trotz Fertigstellung 1946 erst nach dem Tod sowohl Stalins als auch Eisensteins 1958 in Russland veröffentlicht wurde. Der dritte, letzte Teil wurde nie fertiggestellt. Klingt spannend. War gekauft.

Mitte des 16. Jahrhunderts, Ivan Wassiljewitschs Vater stirbt früh in seiner Kindheit und auch seine Mutter verliert er in jungen Jahren durch einen Giftanschlag. Als noch kindlicher Thronfolger unterliegt er der „Beratung“ durch den Bojarenrat, die in erster Linie darauf bedacht sind, für sich selbst Profit zu generieren, wodurch Mütterchen Russland auf Kosten des Adels leidet. Mit 16 lässt er sich zeremoniell krönen und beginnt, das Land umzustrukturieren, den Bojaren Macht und kostbares Land zu nehmen und ihnen minderwertiges Land in den Grenzregionen zu geben. Das gemeine Volk ist wohl auf seiner Seite, doch die Bojaren, mit ihren eigenen Privatarmeen etc. werden zu offenen Feinden. Und auch seine Tante sähe lieber ihren eigenen Sohn auf dem Thron…

Der Film hat ein ganz angenehmes Erzähltempo und recht viele ordentliche Charaktere, außerdem viele tolle Bilder und Montagen sowie einen monumentalen Soundtrack. Besonders Ivan selbst ist schauspielerisch jedoch die meiste Zeit ein wenig zu weit „drüber“. Außerdem, gerade mit dem Wissen, dass der zweite Teil verboten wurde, weil Iwan zu grausam dargestellt wurde, fehlt es definitiv an eben jenen Grausamkeiten, durch die er sich seinen Beinamen verdient hatte. Da ist bei Wikipedia die Rede von öffentlichen Zerstückelungen, Experimenten mit diversen Foltermethoden, unter anderem dem öffentlichen Übergießen seines Freundes und Schatzmeisters mit abwechselnd kochendem und eiskaltem Wasser, bis sich das Fleisch von den Knochen löste… Und der selben Prozedur an 200 weiteren Menschen, während sie Iwan aus Angst noch hochleben ließen.
Dass das Grausamste im ganzen Film der Befehl zur Enthauptung von zwei oder drei Verschwörern ist, ist da schon ein wenig traurig.

3,5/5 zwei halbgute Filme gesehen, aber vor allem wieder geschichtlich was mitgenommen. :slight_smile:

…und jetzt gerade sehe ich, dass es noch einen anderen Upload des ersten Teils gibt, der 99 Minuten lang ist… :beannotsure: wurd ich etwa reinjelegt? :beannotsure:

Edit: nach 55 Minuten im zweiten Teil ists übrigens plötzlich in Farbe… :beanjoy:

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Ich hab jetzt was über Genghis Khan besorgt „The Mongol“ wird allerdings als Actionfilm geführt. Hoffentlich reicht es aus um als Film ÜBER Monarchen zu gelten. Ansonsten hab ich noch „Hero“ und „Curse Of The Golden Flower“ im Regal und wollte die schon lange mal rewatchen. Die drehen sich ja wohl ganz eindeutig um Hof-Intrigen, Könige o. Königinnen und Prinzen.

Thema: Monarchie
Film: Anastasia von Gary Goldman & Don Bluth
Erscheinungsjahr: 1997
Laufzeit: 94 Minuten
Wo gesehen: Disney+

Anastasia und ihre Großmutter sind die einzigen Überlebenden der russischen Revolution von 1917, bei der der Rest der Zarenfamilie um Nicholas II. ums Leben kam. Während ihre Omma nach Paris flüchtet landet die junge Anastasia traumatisiert und ohne Erinnerung in einem Waisenhaus.
10 Jahre später bricht sie in ein Abenteuer auf um zurück zu ihrer Omi zu finden, stets verfolgt vom bösen, untoten Rasputin und seinen Schergen, der geschworen hat ihre Familie ein für alle mal auszulöschen.

Ein schön gezeichneter Disneyfilm (Edith: der gar nicht von Disney ist) mit eingängiger Musik, der leider sehr nach Muster gestrickt wurde und dementsprechend voraussehbar ist, aber das ist ja bei diesen Filmen häufig der Fall.
Mir geht immer wieder das Herz auf, wenn ich Angela Lansbury (die hier Omma spielt) höre, möge sie in Frieden ruhen.

Während die Handlung eher meh ist, mochte ich Musik und Optik weshalb ich am Ende 3/5 Moe Szyslack-Fledermäuse vergebe.

6 „Gefällt mir“

„Anastasia“ ist tatsächlich nicht von Disney, sondern von 20th Century, glaub ich.

Hatte selbst auch überlegt, den zu gucken, da ich ihn auch noch nicht kenne, hab mich aber für einen anderen Film entschieden… Aber werd’ den sicher bei Gelegenheit auch mal noch nachholen.

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Jupp, das ist korrekt. Don Bluth, wenn ich mich nicht irre, der ja nach seinem Abgang von Disney mit Filmen wie The Secret of NIMH, An American Tail, The Land before Time und eben Anastasia, eigentlch zum ersten Mal eine (also abseits des japanischen Trickfilms) richtige Konkurrenz zu Disney geboten hat.
Tonal immer etwas düsterer, als die Disney Studios.

2 „Gefällt mir“

Jau ihr habt Recht, verknüpfe Don Bluth immer direkt mit Disney.

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Thema: Real existierende:r Monarch:in
Film: Cleopatra (Joseph L. Mankiewicz)
Erscheinungsjahr: 1963
Laufzeit: 248 Minuten
Wo geschaut: Prime Video (Leihe)

Königin Cleopatra träumt von einem Weltreich, Julius Cäsar und später Marcus Antonius sollen helfen.

Vielleicht war es nicht die beste Idee, am Tag nach dem Super Bowl einen Film mit über vier Stunden Spielzeit zu gucken … aber nein, daran liegt es nicht, dass ich so eine Probleme mit dem Film hatte.

Also ja, er ist opulent, er ist monumental, er ist eben noch aus dem „alten“ Hollywood. Und ja, Elizabeth Taylor und ihre männlichen Co-Stars spielen zwar zeitgemäß aber doch gut. Aber trotzdem - so eine lange Spielzeit, und trotzdem kratzt der Film nur an den Konflikten der Charaktere, bleibt es mir doch zu oberflächlich. So konnte ich über die gesamte Zeit fast gar nicht mit den handelnden Personen mitfühlen, so ließ mich der Film und die Schicksale der Charaktere völlig kalt.

Merkt man wohl auch daran, dass ich trotz der sehr langen Spielzeit nur so wenig über den Film sagen kann.

3/5

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Ivan IV oder Ivan, der Schreckliche? Also ich wüsste jetzt historisch nicht viel, aber „Ivan der Schreckliche“ hat man doch schon mal gehört, oder bin ich da irgendwie ein Exot? :thinking:

Mir sagt er was, kann ich dazu sagen.

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Thema: Filme ohne Happy End
Film: I Care A Lot
Erscheinungsjahr: 1988
Laufzeit: 118 Minuten
Wo gesehen: Netflix

Dabei wollte ich das dieses Jahr doch immer rechtzeitig eintragen :innocent:

Also ich weiß nicht was ich von diesem Film halten soll, die ersten 2/3 fand ich echt toll, aber dann nimmt der Film eine Abzweigung, es soll ein Figur getötete werden, ohne das die zweit Täter auch nur eine Sekunde nachdenken, ob sie gerade echt ein Menschen töten wollen. Dann fand ich auch das Ende sehr komisch und hab mich hier dann gefragt, was soll jetzt die Moral sein? Sie macht einfach weiter, baut ihren Betrug riesig aus und zu einem scheint es keiner zu merken und dann kann nur ein Attentäter sie „aufhalten“
Ein Film wo mir das Ende wirklich den ganzen Film versaut hat, obwohl 2/3 so gut sind.

2/5 :older_woman: :older_woman:

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Das erste Ende oder das Zweite? Das Erste fand ich auch schlecht. Das Zweite war für mich schlüssig.

Also beim ersten Ende Sie arbeiten zusammen, hat man gestört das kein hinterfragen von Maria oder Eiza stattfand, man Arbeitet jetzt einfach mit kriminellen zusammen.

Beim zweiten hatte ich das Gefühl das das ein moralischer Akt sein sollte, aber mir persönlich war das viel zu platt.

„Ivan der Schreckliche“ als Begriff kannte ich schon, allerdings hab ichs nie mit einer konkreten historischen Person verknüpft. Ich kannte es eher so als Schmähbezeichnung o.ä. für Russen oder aus meiner Kindheit als „Spitzname“ für den damaligen Fußballtrainer meiner Brüder, der eben Ivan hieß, wenn er rumgeschrien hat oder so.^^ Dass es einen Ivan IV mit dem Beinamen Grosny (der Schreckliche/Furchteinflößende/Strenge) gab, den er für derartige Taten bekommen hat, war mir neu. Hatte Anfangs noch geschaut, ob damit vielleicht doch Vlad der Pfähler gemeint war (glaub, mir war in dem Moment einfach entfallen, dass der halt Vlad hieß).^^

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Thema #134: Monarchie
Film: Alle Männer des Königs (Tian xia di yi) von King Hu
Erscheinungsjahr: 1983
Laufzeit: 98 Minuten
Wo gesehen: arte-Mediathek

China in der späten Zhou-Dynastie im Jahr 959: Der Kaiser von China Zhou Shizong ist krank. Wie die Fliegen sammeln sich alle großen Staatsmänner und hohen Beamte um ihn herum um ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen oder um Intrigen zu schmieden?

Wenn @anon60791430 befielt äh Aufgaben verteilt, bin ich natürlich bereit die doppelt und dreifach zu erledigen, deshalb geht es in meinem Film nicht nur um eine Monarchie, der Film wurde auch noch von einem Monarchen gedreht :crazy_face: (den konnte ich mir nicht verkneifen, bei dem Thema und einem Regisseur der King mit Vornahmen heißt).

Ansonsten sind die internationalen Titel des Films für unser Thema mäßig aussagekräftig und trotzdem ausreichend, denn wie schon diskutiert wurde: Hier geht es eigentlich nicht um einen König sondern einen Kaiser (und dazu noch um Männer und Frauen). Die korrekte Übersetzung des Filmtitels ist wohl eher eine chinesische Bezeichnung von damals für den Kaiser als „Nummer eins des Landes“ und „erster unter dem Himmel“.

Ich sag es ganz ehrlich: Ich habe selten einen, in seinen Handlungsdetails, so komplizierten Film wie diesen hier gesehen. Nicht wegen irgendwelchen komplizierten Meta-Ebenen oder so, sondern „nur“ die ganz normale Handlung. Man wird überschwemmt mit Doppel- und Dreifachnamen von Figuren, die alle noch am besten ein paar Titel tragen. Da kann man schon mal den ein oder anderen verwechseln, ich zumindest.

Doch auch die Geschichte aus Intrigen am Hofe des Königs macht es einem nicht leichter. Geradezu wie eine Veralberung auf Point-and-Click-Adventures oder Ketten-Sammelquests von Rollenspielen, bewegt man sich hier durch den Plot. Kostprobe gefällig:

Man sucht einen besseren Mediziner für den Kaiser. Ein „göttliche Mediziner“ soll im eher rumorenden Tan-Reich im Süden leben. Also auf in eine Abenteuerquest! Der „göttliche Mediziner“ kommt nur an der Torwache vorbei, wenn man diesen mit einem gemalten Bild des „göttlichen Malers“ besticht. Der „göttliche Maler“ jedoch lebt versteckt in einem Bergkloster und gibt eines seiner Bilder nur her, wenn man ihm die „göttliche Schönheit“ zum Malen gibt. Die wiederum lässt sich nur malen, wenn man ihr ein kostbares Jadeamulett schenkt, welche natürlich, ihr wisst es schon, nur vom „göttlichen Dieb“ gestohlen werden kann. Man kennt es ja.

Es entwickelt sich ein absurdes Abenteuerdrama. Der entscheidende Punkt ist aber: Das macht wirklich Spaß. Man kennt den Spruch ja langsam zur genüge: Fühle es, versuch es nicht zu verstehen. So richtig passt das hier aber auch nicht, denn es handelt sich ja eben mehr um den komplizierten Plot.

Und trotzdem passt es doch irgendwie auch wieder, denn ich bin mir sicher: Jede Ebene der verschiedenen Intrigen, verschiedenster Leute habe ich sicher nicht durchdrungen. Viele Anspielungen auf damalige Chinesische Glaubensrichtungen, Akupunkturtechniken und Kräuterheilkunden entziehen sich außerdem sicher komplett meinem Wissen. Und trotzdem schafft es der Film, dass man am Ball bleibt, dass man amüsiert den wildesten Charakteren folgt und ich hatte eine nicht unanstrengende aber auch gute Zeit.

Diese Filme über den Adel und die Vergänglichkeit von Macht, Melancholie der Aristokratie und so Zeug, die sehen zwar oft optisch ganz hübsch aus, langweilen mich aber auch gerne mal. Da ist hier schon erfreulich viel Spielwitz drin und gerade mit dem sarkastischen Ende will uns King Hu sicher einiges sagen. Wer ist eigentlich auf die Quatsch-Idee mit den Kaisern und Hierarchien gekommen?

Dieser Strom an Dialogen und Geschwindigkeit hat aber auch einen Nachteil zu bieten. Die meditativen Bilder und die ruhige Naturatmosphäre, für die der Regisseur King Hu so oft gelobt wird, kann sich in diesem Werk eher wenig entfalten. Es gibt mal eine etwas ruhigere Reise und eine, für mich fantastische Szene, in dem Haus des göttlichen Mediziners, wo ganz langsam der Regen auf das Dach des Hauses anfängt zu prasseln und man zur Ruhe kommen kann.

Ein für mich sehr spaßiges Plot-Komplott an Film.

7 von 10 „Folge der 8 bei den Palmen!???“

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Thema: Monarchie
Film: Corsage
Regie: Marie Kreutzer
Erscheinungsjahr: 2022
Laufzeit: 112 Minuten
gesehen auf: MUBI

Ich habe natürlich die Aufgabenstellung mal wieder nicht richtig gelesen und mir „The Favourite“ angeschaut :smiley: Konnte aber noch etwas anderes schauen.

Hierzulande kennen wir Kaiserin Elisabeth von Österreich wohl am ehesten aus den „Sissi“-Verfilmungen mit Romy Schneider. Und auch wenn ich außerhalb dessen ein paar Eckdaten kenne, so hat mich dieser Film durchaus angeregt mich mal ein wenig intensiver mit ihr zu beschäftigen.

Corsage ist ein Melodram, für das man einen langen Atem braucht. Auch in der Erzählung gibt es nicht wenige künstlerische Freiheiten. Was der Film aber tut, ist ein ganz anderes Licht auf Elisabeth werfen und sie auch durchaus zu hinterfragen. In erster Linie würde man es wohl als feministisches Werk über einen lange verkannten Charakter sehen.

Elisabeth wird 40, man sieht sie als ältere Dame, da bei Leuten außer Hof dies die damalige Lebenserwartung war. Sie bekommt kaum noch Komplimente wegen ihrer Schönheit, obwohl Mieder und Corsage engstmöglich gebunden werden und ihre Hoffriseuse ihre Haare bis zum Boden jeden Tag stundenlang frisiert. Kaiser Franz Joseph hat kein körperliches Interesse mehr an ihr und bezieht sie auch in keinerlei Entscheidung mit ein.

Daraufhin wird sie fast ein wenig trotzig. Sie verreist an Orte, an denen sie ihr nicht abgeneigte Herren trifft, bei denen der Zuschauer im Unklaren gelassen wird, ob es da zu etwas kam. Auch ihre Kinder scheinen ihr immer mehr zu entgleiten. Sie wird aufrührerisch und selbstbestimmend. In einer Zeit und einer Position, in der das nicht gerne gesehen wird.

Trotzdem ist sie immer verzweifelt und bringt dies auch durch verschiedene Taten zum Ausdruck, das ihr verschriebene Heroin (ganz neu, vollkommen ungefährlich, nur zur Beruhigung und gegen die Shmerzen), welches der Hofarzt ihr verschreibt tut das übrige zur Sache.

Nun kann man es stellenweise bewundern, dass Elisabeth einfach aus der Corsage ihres Lebens ausbrechen möchte, aber leider verhält sie sich dabei nicht selten richtig schlecht zu ihrem Hofstaat und Bediensteten. Sie macht sich über deren Aussehen und Fähigkeiten lustig, verbietet einer Hofdame (die ja auch adelig sind) zu heiraten, damit diese sie während sie vollgedröhnt in der Ecke liegt bei Empfängen vertreten kann usw.

Der Film ist wirklich sehenswert, hat aber sicherlich einiges hinzugedichtet, das wurde mir gerade am Ende bewusst, da ich das natürlich anders kannte.

Vicky Krieps ragt in der Hauptrolle wieder absolut über sich hinaus. Seit Jahren besticht sie mit einer fantastischen Leistung nach der anderen und hat auch hier wieder zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen erhalten, darunte Un Certain Regard in Cannes, den europäischen Filmpreis oder das Festival in San Sebastian alle als beste Hauptdarstellerin, einige namhafte Verleihungen stehen noch aus. Auch der Film an sich ist sehr häufig nominiert oder hat gewonnen.

Ich mochte die Musikuntermalung zwischen Klassik, Folk und Chanson, Kostüme und Setting sind wirklich wunderschön und aus meiner historisch recht unwissenden Warte sehr detailreich und glaubwürdig für die Zeit. In der Sprache und Darstellung hat man sich ein paar Freiheiten genommen, was aber auch zum Thema passte. Während des Films wird auch immer wieder mal englisch, französisch und ungarisch gesprochen, die auch Sisi perfekt beherrschte.

Der Film war mir sofort ein Begriff, weil der Darsteller des Kaisers Florian Teichtmeister vor kurzem der Polizei gestand Kinderpornos zu besitzen. Es gab eine weitere in den Dreh involvierte Person der dies öffentlich vorgeworfen wurde. Daraufhin nahmen einige Kinos und auch große Ketten den Film aus dem Programm, was natürlich schade für dieses internationale Werk ist.

3.5/5

8 „Gefällt mir“

Thema: Monarchie
Film: Corsage von Marie Kreutzer
Erscheinungsjahr: 2022
Laufzeit: 112 Minuten
Wo gesehen: MUBI

Wie @Morissa habe ich Corsage auf Mubi entdeckt. Da ich früher öfters mit meiner Oma und meinen Eltern die Sissi-Filme mit Romy Schneider gesehen habe, hatte der Film mein Interesse und dieses Thema war zudem die passende Gelegenheit.

Dem wohl formulierten Text von @Morissa kann ich wenig hinzufügen, außer ihm zuzustimmen. Vicky Krieps trägt den Film mit einer herausragenden Leistung, die eine Kristen Stewart in Spencer wohl noch übertrifft, an den mich der Film teilweise erinnert hat. Wo bei Spencer allerdings die Horrorelementen für mich mal sehr gut und gegen Ende eher weniger gut funktionierten, ist Corsage mit seinem geerdeteren, allerdings von Anachronismus durchzogenen, Ansatz besser für mich aufgegangen; auch besser als Coppolas ähnlich anachronistischer Marie Antoinette, den ich allerdings nochmal sehen müsste.

Mir hat auch gefallen, wie hier die mir sonst nur in der romantisierten Betrachtung bekannte Kaiserin beleuchtet wird. Wie viel von dem Gezeigten letztendlich fiktional ist, habe ich mich gar nicht so sehr gefragt, da die hinter dieser Interpretation steckende Aussage sich gewiss auf viele andere Situationen übertragen lässt.

Dazu kommen die wunderschönen Kostüme und Kulissen, die zudem stark in Szene gesetzt werden. Ein weiteres Highlight für mich war der wirklich gelungene Musikeinsatz, besonders die Einbindung von Camilles She was und die diegetische Umsetzung bekannter Songs, die eigentlich erst im 20. Jahrhundert entstanden sind.

So jetzt habe ich hier genug geschwärmt, denn überragend fand ich den FIlm wiederum auch nicht. So ganz kann ich es noch nicht festmachen; er ist stellenweise etwas zäh und die Art der Erzählung ist mir nicht unbekannt und hat dem nicht allzu viel neue Erkenntnisse hinzugefügt, bleibt aber eine starke Umsetzung dessen.

3.5/5

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:sleepy: Es ist Freitag (und viel zu früh), @UnclePhil ist an der Reihe.

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