Film-Themen-Challenge: Part 2

@Filmthemen-Challenge

Mein erster Gedanke war das „Golden Age“ des Japanischen Kinos als Thema zu nehmen, das wären hautsächlich die 50er mit bis hinein in die 60er (je nach Definition). Dann fand ich aber, dass die Verfügbarkeit vielleicht ein bisschen zu wenig Filme ausspucken würde und habe auch an die „Japanese New Wave“ gedacht. Dann hab ich gesehen, dass wir schonmal das Thema „80er Jahre Japanisches Kino“ hatten und fand dass das ein ganz guter Kompromiss und eine gute zeitliche Obergrenze darstellt, die weiter gefasst als die ursprüngliche Idee wäre und so gleichzeitig eine ganz gute Abwechslung liefern könnte.

So könnte man sich jetzt bspw. für einen Samurai-Klassiker aus dem „Golden Age“ entscheiden, einen Yakuza-Film aus den 70ern, einen etwas gewagteren, experimentelleren Film des „Japanese New Age“ oder sich für einen Kaiju-Klassiker seines Vertrauens entscheiden. Kurz und schmerzlos hab ich das ganze mal:

„Japanese Golden Age +“

getauft. Es sind hier also alle japanischen Filme, die zwischen 1945 und 1979 das Licht der Welt erblickt haben, erlaubt.

Hier noch 2 Listen mit den beiden großen Strömungen des Themas:

und hier gelangt man zur umfangreichen Letterboxd-Übersicht mit allen Japanischen Filmen von der jeweiligen Dekade (hier sind die 70er vorausgewählt):

Viel Spaß.

6 „Gefällt mir“

Sehr geehrter Herr Onkel Phil,

was fällt Ihnen ein, das Thema zu nehmen, das ich exakt auch als Thema nehmen wollte das nächste mal?

Mit besten Grüßen
eine entrüstete Kazegoroshi




… ja also … schönes Thema, ne?
Verfügbarkeit ist aber eher semi.

3 „Gefällt mir“

Haha :smiley:, das ist ja nen schöner Zufall. Ja schön isses. Kannst ja einfach nochmal das gleiche nehmen :wink:.

Ja, desewegen hab ich’s ja so ausgeweitet, muss man aber natürlich mal nen bisschen suchen

1 „Gefällt mir“

Ja, ich war inspiriert von dieser Liste, die letztens auch im Forum gepostet wurde, mit den besten jap. Filmen aller Zeiten, wo mir meine Lücken bei alten Klassikern aufgefallen sind.

1 „Gefällt mir“

mein alter Erzfeind kehrt zurück :beannotsure:

Thema #134: Monarchien
Film: Anastasia
Erscheinungsjahr: 1997
Laufzeit: 94 Minuten
gesehen auf: Disney+

Nachdem ich meine ursprüngliche Wahl nach nicht mal 10 Minuten ausmachen musste, weil mich Synchro und Aufmachung so aggressiv gemacht haben, ist meine spontane Neu-Wahl nun doch auch auf „Anastasia“ gefallen.

Und vielleicht habe ich zu viele Zeichentrick-Filme gesehen, aber ich bin irgendwie unterwältigt, um ehrlich zu sein.

Angefangen beim Zeichenstil, den ich leider wirklich nicht besonders hübsch fand. Vielleicht ist das der Zeit geschuldet, aber gerade die menschlichen Gesichter sehen echt schrecklich aus.

Die Musik hat mich fast gar nicht gecatched, ich fand die meisten Lieder super seltsam aufgebaut und überhaupt nicht eingängig.

Die Story… ja okay, der kann man ihre Vorhersehbarkeit vermutlich nicht mal vorwerfen, das ist bei solchen Filmen ja doch sehr oft so.

Liebe gibt’s für Bartok, den ich (natürlich) ganz großartig finde.

Insgesamt ist der Film in meinen Augen aber maximal okay.

2/5 Sterne

7 „Gefällt mir“

Hatte das Spielzeug von McDonals/BK


Das Auge konnte man wegziehen und er hat sich dann wieder heran gezogen :beanpoggers:

1 „Gefällt mir“

Geil! :joy: Lieb ich.

1 „Gefällt mir“

Titel: The Mongol
Thema: Monarchie
Erscheinungsjahr: 2007
Laufzeit: 125 min
FSK 12 ‧ Abenteuer/Action ‧


Im Verlauf des Films wurde ich in eine erträgliche, aber nahezu permanent vorhandene Langeweile gesäuselt. Mit wenigen Ausnahmen, wie dem Gegenspieler den Temudgin/Temüjin innerhalb seines Volkes hat, blickte ich größtenteils in seelenlose Steingesichter, die mir vielleicht Coolness vermitteln sollten, mir aber einfach nur nichts gegeben haben.

Die Landschaftsaufnahmen fand ich schön, die Action ehr nicht. Außer der einen späten Schlacht, handelte es sich um kleinere Scharmützel, die ich auch nur mittelmäßig inszeniert und teilweise sogar zerschnitten fand.

Ich hätte gerne etwas mehr über die Mongolen und deren Kultur erfahren doch dafür hat sich der Film kaum Zeit genommen. Auch das vermeintlich wohlhabende und starke Volk der Tangut wurde mir wenig vermittelt. Alle eher Randnotizen in einer Liebesgeschichte. Die Liebe zwischen dem späteren Dschingis/Genghis Khan und seiner Frau Borte erträgt alles, kann alles und besiegt alles und jeden. Und das ohne mir auch nur ein bisschen Emotionen zu vermitteln.

Schauspielerisch sah ich eigentlich nur zwei Teilnehmer als interessant, technisch war es, bis auf die ein oder andere der Actionszenen ziemlich gut. Musikalisch fand ich den Film zumindest bemerkenswert. Ein paar gute Stücke waren dabei und etwas Kehlkopfgesang (lite-Version) gab es auch.

Insgesamt bewerte ich den Film mit 2 von 5. Allein die Geschichte und der Spaß an dem Film bewertet wäre es wohl eher 1,5 von 5. Schwach.

6 „Gefällt mir“
Thema: Monarchen & Monarchien

The Last Emperor (1978)
von Bernardo Bertolucci

The Last Emperor erzählt die Geschichte von Puyi, dem letzten Kaiser von China, der im Alter von 2(!) Jahren Kaiser wurde und dafür von seiner Familie getrennt und in die “Verbotene Stadt” gebracht wurde, wo hauptsächlich Frauen und Eunuchen am Hofe des Kaisers leben (da andere Männer die Stadt nach Dunkelheit nicht mehr betreten dürfen)…

Die Eckpunkte seiner Geschichte sind auf jeden Fall super faszinierend und absurd, auch später geht es so weiter, wenn er von verschiedenen politischen Seiten immer wieder instrumentalisiert wird bzw. sich instrumentalisieren lässt, in der Hoffnung seine Ziele zu erreichen.

Und in der ersten Hälfte, die hauptsächlich in der “Verbotenen Stadt” spielt hielt mich der Film auch zwischen diesen Eckpunkten auch gut bei der Stange, weil ich eigentlich immer wissen wollte, wie sich diese ganzen verqueren Herrschaftsvostellungen und dieses abgeschottete Leben, in dem noch dazu niemand einem kleinen Kind wirklich widersprechen darf, auf das Verhalten des Protagonisten auswirkt und wo Puyis Reise noch hingeht.

In der zweiten Hälfte hat mich der Film dann allerdings schon streckenweise verloren, weil sich vieles eher nur wiederholt hat, obwohl die Dinge, die faktisch in diesem Abschnitt passieren eigentlich Potential für mehr gehabt hätten.

So bleibt es trotzdem ein streckenweise faszinierender Einblick in eine kuriose Geschichte eines realen Kaisers.

6/10

6 „Gefällt mir“

Thema #134: Monarchien (König Mongkut von Siam)
Film: Der König und ich
Erscheinungsjahr: 1956
Laufzeit: 133 Minuten
gesehen auf: DVD

Verfilmung des gleichnamigen Musicals in dem Yul Brunner schon die Rolle des Königs spielte. Aufwendig ausgestatteter Film, bei dem man aber stark merkt das der Stoff mal für ein Musical adaptiert wurde. Man springt von Szene zu Szene und es bleibt alles recht oberfläclich.
Sehr sehenswert ist aber die Umsetzung von Onkel Toms Hütte in traditionell Siamesisches Theater.

2,5/5 :gregott:

5 „Gefällt mir“

Titel: Yojimbo
Thema: Japanischer Film - Goldene Ära
Erscheinungsjahr: 1961
Laufzeit: 110 min
FSK ? ‧ Abenteuer/Action ‧


Ein Klassiker? Ja, so wird er bestimmt eingestuft. Doch auch einer der eindeutige Anspielungen an andere Klassiker, vornehmlich amerikanische Western, beinhaltet. Und auch nachfolgend gab Yojimbo Inspiration ab an Filmemacher wie Sergio Leone (inklusive Zahnstocher).Die Musik untermalt bzw. beeinflusst den Eindruck einiger Szenen so stark, dass sie beinahe an alte Slapstick-Filme oder Zeichentrick ohne Sprache erinnert. Was hiervon zuerst kam und wer von wem inspiriert wurde, vermag ich nicht zu sagen.

Yojimbo wirkt gelegentlich wie ein etwas erweitertes Theaterstück. Viele Techniken, die Verwendung der Szenenbilder und die Kamera erwecken bei mir ein Gefühl, als würde ich auf eine Bühne gucken. Auch die Kämpfe, speziell die Tötungen, sind meist ohne Blut oder Wunden dargestellt und verstärken diesen Eindruck.

Die Geschichte hat mir ganz gut gefallen und ist auch ein Klassiker, denke ich. Sicherlich keine Neuheit, sondern ebenfalls eine Art Hommage an welchen Schriftsteller auch immer. Sie zieht sich in ein paar Momente etwas, sodass ich auf die Uhr geschaut habe, doch grundsätzlich wurde ich fast durchgehend interessiert gehalten. Trotz seiner durchaus fragwürdigen Vorgehensweise, fiel es mir leicht, mit dem Hauptcharakter zu sympathisieren. Den in solchen Geschichten üblichen Rückschlag im Verlauf des Films habe ich ihm nicht so ganz abgenommen, aber das Meckern auf hohem Niveau.

Schauspielerisch, so ist es wohl bei den alten Werken, gibt es für mich Licht und Schatten. Grob gesagt fand ich den harten Kern ziemlich gut und alle drumherum wirken sehr laienhaft. Fast schon anstrengend daneben.

Gegen Ende wurde es mir leider etwas zu hanebüchen, insbesondere mit einer viel zu langen Sterbeszene. Auch wieder wie in so manchem Theaterstück. Alles in allem und ganz besonders, weil mir die Mischung aus komödiantischen Anteilen, einem beinahe kammerspielartigen Setting und einer großen Menge, teilweise sehr schrägen Charakteren, richtig gut gefallen hat. Ich bin keiner von den Leuten, die dem Film heute noch die 4 Sterne (letterboxd 4.2) geben können, aber 3,5 gebe ich gerne. Vor allem, weil ich sicher bin, den auch noch nach etwas längerer Zeit in Erinnerung zu behalten.

5 „Gefällt mir“

Thema: Japanese Golden Age+
Film: Onibaba von Kaneto Shindo
Erscheinungsjahr: 1964
Laufzeit: 105 Minuten

Ein rauschendes Schilfmeer im Japan des 14. Jhd begrüßt uns in diesem Film. Es tobt ein Bürgerkrieg und wir begleiten 2 Frauen (Mutter und Schwiegertochter), die sich in diesen Zeiten damit ernähren, verstreute Samurai zu töten, in einem Loch zu entsorgen und deren wertvolle Ausrüstung an Waffenhändler zu verkaufen. Dann kehrt Hachi (der Nachbar?) mit traurigen Nachrichten aus dem Krieg zurück…

Onibaba ist schwer in ein Genre zu stopfen. Drama/Thriller/Horror, von allem etwas würd ich sagen. Die recht simpel gehaltene Story wird in ein wunderschönes Bild- und Tongewand gekleidet. Der heimliche Star des Films ist ganz klar das Schilfmeer, das scheinbar einen eigenen Charakter entwickelt und eine nicht unentscheidende Rolle im Handlungsrahmen spielt.

Onibaba stand nach @UnclePhil 's Review zum Thema „böse Frauen“ (lang ist es her) auf meiner Watchlist und er enttäuschte mich nicht.

4/5 Dämonenmasken

6 „Gefällt mir“

Thema: Golden Age of Japenese Cinema
Film: Blue Film Woman (Mukai Kan)
Erscheinungsjahr: 1969
Laufzeit: 77 Minuten
Wo geschaut: Mubi

Ja also da ich diese Woche wieder echt wenig Zeit hatte, hab ich die Liste nach kurzen Filmen, die einfach verfügbar waren, gefiltert, und bin bei „Blue Film Woman“ gelandet. Zählt zum Pinku eiga, ist aber ziemlich wenig pink für mein Empfinden, mehr weird. Und ja, ich habe es bereut, diesen langweiligen, für mich einfach nur blöden, Film für so ein eigentlich schönes Thema gewählt zu haben - aber ja, Zeitprobleme, sorry.

Story? Äh ja. Banker verliert Geld, hat Schulden. Zur Bezahlung schläft die Frau des Bankers mit dem Geldverleiher. Dieser gibt sie auch noch an seinen geistig zurückgebliebenen Sohn weiter. Danach stirbt sie. Tochter Mariko findet das blöd, schwört Rache. Verkauft Ihren Körper, um Aktien zu kaufen und sich so an dem Geldverleiher zu rächen. Achtung, jetzt kommen Spoiler, aber egal. Am Ende schafft sie es nicht, sich zu rächen, weil ihr Lover sie irgendwie umbringt - aber dafür vergewaltigt der Sohn seinen Vater, den Geldverleiher. Ja.

Schlecht gespielt, miserabel abgemischter Ton. Repetitive Szenen (ja, ich hätte die Intention der Tochter, Männer beim Sex mit sich zu filmen und damit zu erpressen auch verstanden, ohne vier mal minutenlang die selben Szenen zu sehen, wie die Männer ankommen, ins Haus gehen, sie Musik auflegt, und dann mit ihnen schläft).

Die Sexszenen bestehen auch nur aus Brüsten und Frauen die „ah“ und „oh“ sagen.

Ich denke, in dem Film ist eigentlich viel sozialer Kommentar versteckt, aber das bleibt völlig auf der Strecke. Auf jeden Fall werden ausnahmslos alle Männer in dem Film als absolut abscheulich und verachtenswert dargestellt.

Dann noch meine „Lieblingsszene“. Mariko lädt die Männer ein, die sie beim Sex filmte. Also ein komplettes Set-Up mit mysteriösen Einladungskarten.
Mariko: Ich hab euch beim Sex gefilmt und erpresse euch!
Mann: Ha, dir wird niemand glauben, was bildest du dir ein!
Mariko: Ich habe euch beim Sex gefilmt und erpresse euch, ja wirklich! zeigt Film
Mann: Oh verdammt!

Ja. Nee.

0,5/5

7 „Gefällt mir“

Nur um sicher zu gehen: es ist jeder japanische Film erlaubt, der im genannten Zeitrahmen erschienen ist, ja? Also es gibt keine Genre- oder sonstige Einschränkungen? @UnclePhil

Ja genau.

1 „Gefällt mir“

Ach Leude, das ist so ein schönes Thema, zu dem ich am liebsten so viele Empfehlungen raushauen würde, hatte die ganze Woche aber den Kopf zu voll mit anderem Kram. :grimacing:
Ich versuch jetzt noch mal einfach ein paar (für mich) Knaller rauszuhauen.

Meiko Kaji ist fantastisch: Lady Snowblood, Sasori (Female Prisoner #701: Scorpion, Original 1-4 sind meine absolute Lieblingsfilmreihe), Blind Woman’s Curse, Lullaby of the Earth

Samurai Exploitaion: Lone Wolf and Cub Reihe, Hanzo the Razor Reihe, Bohachi Bushido, Sex and Fury, Sword of Doom

Violent Pink (oder auch Sex and Violence ^^): Teruo Ishiis Tokugawa Torture Reihe (insbesondere Inferno of Torture und Orgies of Edo), Gate of Flesh, Female Yakuza Tale, Zero Woman: Red Handcuffs, Oxen Split Torturing, Inflatable Sex Doll of the Wastelands

(Weirde) Horror Classics: Hausu, Onibaba, Kuroneko, Jigoku, Emperor Tomato Ketchup, Horrors of Malformed Men

Yakuza: Battles Without Honor and Humanity Reihe, Yakuza graveyard, Branded to Kill

Samurais (eher „clean“): Harakiri, Yojimbo,

Anime Classics: Castle of Cagliostro, Belladonna of Sadness, Cleopatra, 1001 nights

Sukebans (gewalttätige Frauengangs :smiley: ): Die Stray Cat Rock und die Girl Boss Reihe

Wurd jetzt doch ausführlicher als gedacht und hab auch direkt ne Liste dazu gemacht.^^ (bei Reihen hab ich nur den ersten geaddet)

4 „Gefällt mir“

Einen Film deiner Liste hab ich mir auf jeden Fall ausgesucht :wink:

1 „Gefällt mir“

Thema: Golden Age of Japanese Cinema
Film: Ugetsu von Kenji Mizoguchi
Erscheinungsjahr: 1953
Laufzeit: 96 Minuten
Wo gesehen: Criterion Channel

Ein armes Dorf während eines Bürgerkriegs im Japan des 16. Jahrhunderts: Genjuro verkauft selbstgefertigte Schalen und Töpfe, um sich, seiner Frau Miyagi und seinem Sohn Genichi ein besseres Leben zu ermöglichen. Unterstützt wird er von Tobei, der mit seiner Frau Ohama nebenan wohnt und davon träumt, als Samurai zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die Wirren des Krieges bieten die Gelegenheit, ihre Träume zu erlangen, aber auch das Risiko, alles zu verlieren.

Ugetsu erzählt die altbewährte und leider immer noch allzu relevante Geschichte von Gier und Krieg, wie diese Menschen verändern und was am Ende bleibt, wenn einen die Realität mit voller Wucht trifft. Dabei wird auch systemische Krieg an den Herrschaftsverhältnissen und der Rolle der Frau geübt. Diese sind hier die weitsichtigen Figuren und müssen dennoch am meisten leiden; dabei gelingt es dem Film insbesondere für seine Zeit doch recht gut, auf die systemischen Ursachen dieses Leids zu verweisen.

Was mich überrascht hat, ist wie der Film Übernatürliches sowie Horrorelemente verwendet und teilweise Realität und Traum verschwimmen lässt. Diese Momente sind audiovisuell stark inszeniert und werden mir wohl noch am ehesten im Gedächtnis bleiben. Besonders wie hier Musik und Geräusche eingesetzt werden, kreiert hier eine unheimliche Stimmung. Dazu kommen atmosphärische Bilder, wenn sie z. B. bei Nebel in einem Boot ein Gewässer überqueren.

Diese Qualitäten haben sich für mich allerdings mehr jetzt im Nachhinein erschlossen, weswegen ich etwas hin- und hergerissen bin. Während des Schauens hat mich das Ganze nicht so wirklich erreicht und ich konnte zwar die inzenatorischen Qualitäten anerkennen, aber mir hat sich nicht ganz erschlossen, warum dieser Film so hoch angesehen ist. In der Nachbetrachtung ergeben sich jedoch noch weitere Ebenen, die sich mir nicht so direkt erschlossen haben, und die Horroreinschläge sorgen dafür, dass der Film mir wahrscheinlich noch etwas im Kopf bleiben wird.

So vergebe ich erstmal eine 3.5/5.

5 „Gefällt mir“

Thema #135: Japanese Golden Age +
Film: Später Frühling (Banshun) von Yasujirō Ozu
Erscheinungsjahr: 1949
Laufzeit: 110 Minuten

Der Film dreht sich um das Leben der 27-jährigen Noriko, die mit ihrem Vater Shukichi im Japan der Nachkriegszeit zusammen lebt. Die Mutter ist bereits tot, der Vater ist Professor und Noriko kümmert sich um Haus und Haushalt. In der Frage wann Noriko denn nun endlich heiraten soll gehen die Ansichten von Verwandten, Vater und Noriko selbst auseinander.

@UnclePhil hat es ja schon selber angesprochen: Ich wenn ich das Thema und die ganzen Filme, die man noch anschauen könnte und die einem alle interessant vorkommen sehe: Pure Begeisterung :partying_face:.

Ich wenn ich sehe, welche Filme davon – restauriert + sehr gute Qualität + sehr gute Untertitel verfügbar sind. Nicht mehr so die Begeisterung :disappointed:

So hat mich das Thema jetzt aber zu meinem ersten Ozu-Film geführt und ich war froh, wirklich eine tolle Qualität und vor allem passende, gute Untertitel für den zu finden. Denn ohne diese Zutaten, sind die Filme für mich verschenkt (gerade wenn deine Filme so von Dialogen und Bilder bestimmt werden wie z.B. bei Ozu) und das wäre doch schade.

Nach allem was ich so von Ozu gehört habe ist das auch ziemlich ein Regisseur für mich und das hat sich mit diesem Film bestätigt. Ein ganz fantastisches Porträt der beiden Hauptpersonen, mit einer Ruhe gefilmt und entspannenden Naturaufnahmen untermalt mit einer schönen Musik.

Zwar mein erster Ozu aber von Mizoguchi und Naruse hab ich schon einiges gesehen und da war ich gespannt wie der Film im Vergleich ist. Obwohl die Stilistik sehr ähnlich ist, fand ich den Film inhaltlich schon ganz anders aufgebaut. Ozu legt jetzt den Finger nicht so niederschmetternd in die Wunder der unbarmherzigen Welt, sondern baut einen behutsameren, ja vielleicht philosophischeren (?) Film auf.

Auf der einen Seite ist der Film ein Zeitporträt. Wir sehen was Japan 1949 so bewegt. Die Amerikanisierung aber gleichzeitig noch die vielen spirituellen Traditionen im Kontrast dazu.

Auf der anderen Seite bekommt man aber das ewig zentrale Thema der Familie und die Fragen empfand ich dabei als erstaunlich brandaktuell, ja haben sich eigentlich nur in der Form von heute unterschieden.

Hauptthema ist das Heiraten. Daraus ergeben sich für den Film aber zwei Wege: Gibt es das Glücklichsein nur mit harter Anstrengung, mit Mut und Risiko? Oder drängen uns Umstände, Gesellschaft, Konventionen und dann das Unterbewusstsein, die Gedanken viel zu sehr in bestimmte Bahnen.

Ein fantastischer Film den ich in seiner handwerklichen Exzellenz irgendwie auch so erwartet hatte, der mich vom Inhalt her in seiner Vielschichtigkeit aber ziemlich überrascht hat. Ob Ozu jetzt hier eine Ode an alle einsamen Herzen, an alle Menschen, die zuhause geblieben sind, die ihre Eltern pflegen und versorgen oder die Stubenhocker sind, die SPÄTzünder geschrieben hat; oder eine Ode an genau die anderen Menschen, die Draufgänger, die Liebeshungrigen, die Ausflieger, ja die FRÜHaufsteher? Kann ich euch nicht sagen, womöglich beides :wink:.

Am wahrscheinlichsten für mich ist, dass Ozu aber vor allem ein Porträt errichtet hat, welches zeigt wie mächtig Konventionen aus allen Seiten wirken können und eben dann auch ins Unterbewusstsein der Menschen kriechen und von unterschiedlichster Seite unterschiedlichst gesehen werden. Bist du schon zum dritten mal verheiratet – verloren du Schlampe. Kinder ohne Ehe – verdammt du Monster. Mit 30 noch „alleine“ arbeitslos bei deinem einsamen Vater – alles vorbei du faules Miststück.

So ziehen sich lautere Anschuldigungen, aber auch stille Verweise und Gedanken durch diesen Film und am Ende kann jeder Schicht für Schicht von diesem Apfel schälen und schauen was sich dahinter verbirgt. Selbst eingeredetes Glück oder wirkliches Glück?

Die Antwort darin wird einem schwer jemand geben können, vielleicht nicht mal man selber am ehesten noch Herr Ozu mit diesem wunderbaren Film.

9 von 10 geschälte Äpfel

5 „Gefällt mir“