Thema #136: Neo-Expressionismus
Film: Excalibur von John Boorman
Erscheinungsjahr: 1981
Laufzeit: 135 Minuten
Wo gesehen: TV-Aufnahme (Sky)
Wir grasen alle Stationen der Artus-Sage einmal ab. Mit dem Schwert im Stein, der Tafelrunde, Merlin, dem Heiligen Gral und allem was so dazugehört.
Ziemlich viel Positives hab ich schon über diese, von der Geschichte recht klassische, von der Darbietung aber sehr unkonventionelle, Artus-Verfilmung gehört und jetzt nach dem Film bin ich schon bisschen enttäuscht.
Das Positive und wofür der Film wahrscheinlich auch am meisten gelobt wird ist eben den Stil des Neo-Expressionismus auf so etwas wie die Artus-Sage zu übertragen. Das ist kreativ und bietet auch einige ganz coole Szenen und Schauwerte. Man könnte jetzt die 5 Charakteristiken von Neo-Expressionismus aus der Liste durchgehen und bei jedem hier ein klares Ja! abhacken:
Mehr Fantasiewelt, super ästhetischer Look, für damals paar derber Szenen und die Erzählstruktur juckt niemand so richtig.
Mir hat das für ein tolles Filmerlebnis aber nicht gereicht. Diese abgesplitterte Darreichung hat überhaupt keinen Fluss aufkommen lassen. Trotz langer Laufzeit hat man schon fast gehetzt jede Station der Artus-Sage noch unterbringen müssen. Mein größter Kritikpunkt ist sicherlich, dass sich der Film extrem wie so eine der neuen Fantasyserien heutzutage anschaut. 0 filmischer Aufbau und extrem episodische Serienorientierung. Für manche unkonventionell – für mich hier unpassend.
Neben wie schon angesprochen doch einigen coolen Szenen (die Endschlacht im Nebel möchte ich unbedingt positiv hervorheben) hat mich der Film zwischendurch auch recht gelangweilt, ein Haufen romantische Szenen ohne große Chemie – denn die darstellerischen Leistungen von den meisten Akteuren empfand ich auch als eine ziemliche Enttäuschung. Theaterhafter im Vergleich zu so mancher Artus-Verfilmung aus den 50ern. Auch die Gewalt- und Sexszenen, die für damals ja recht explizit sein sollen, locken einen heute nicht mehr so wirklich hinter dem Ofen hervor, zumindest mich nicht (und ich behaupte auch ganz keck, dass gerade in Spätwestern, da sicher zu der Zeit schon Derberes zu sehen war).
Die zwar teilweise ganz gute Musik, hat sich hier für mich auch nicht so toll eingefügt (auch hier als positivste Ausnahme ganz klar die Endschlacht).
Schaut man den Film aus filmhistorischer Perspektive an, dann werden uns heute viele ästhetische Parallelen zu „Der Herr der Ringe“ von Peter Jackson auffallen und das fand ich schon ganz interessant. Gerade so etwas wie das Uruk-Hai-Design springt mir da gleich ins Auge.
Trotzdem bin ich froh, dass Herr Jackson das dann übernommen hat und nicht wie geplant damals Herr Boorman, denn Herr der Ringe besteht noch aus bisschen mehr wie Design-Entscheidungen.
Die Auswahl an Tafelrunde-Filmen ist ja über die Jahrzehnte gegeben (und auf einige hab ich jetzt auch wieder Lust bekommen), weil ewig nicht gesehen) und in meiner Gunst steht dieser hier jetzt nicht sehr hoch. Einmal anschauen reicht mir dann auch.
Kleine Empfehlung für zum Beispiel die „Prinz Eisenherz“-Verfilmung rund um Artus von 1954. Das ist eine Comic-Verfilmung (ja das war damals auch schon ein Ding mit den Comic-Verfilmungen ). Sicher kein filmisches Meisterwerk aber ist damals auch schon unkonventionelle neue Wege gegangen und hat mich mit seinem charmanten Touch der Comic-Heftchen doch bekommen.
5 von 10 Schwerter