Thema #141: Film mit/über Menschen mit körperlichen oder psychischen Einschränungen
Film: Auf der Suche nach Mr. Goodbar (Looking for Mr. Goodbar) von Richard Brooks
Erscheinungsjahr: 1977
Laufzeit: 136 Minuten
Wo gesehen: Paramount+
Diane Keaton als Lehrerin für gehörlose Menschen, leidet selbst unter Skoliose. Sie führt außerdem eine Art Doppelleben: Am Tag eine fürsorgliche Lehrerin, für Menschen die es besonders in prekären Verhältnissen unvorstellbar schwer haben, in der Nacht Bargängerin bis hin zu immer ausschweifenderen Drogen- und Sexexzessen. Wo war der Anfang und wann kommt das Ende?
Vor ein paar Wochen habe ich erst Filme von Richard Brooks so gelobt, da läuft mir für das neue Thema einer seiner Filme über den Weg, den ich noch nicht kannte. Richard Brooks am Ende seiner Karriere, Diane Keaton und Richard Gere (mit seiner ersten Hauptrolle überhaupt), recht am Anfang ihrer Karrieren; in einem extrem schmutzigen, sperrigen, doch teilweise recht zähen, seltsamen und verstörenden aber irgendwie auch recht faszinierenden Werk.
Schwieriger Film. Meine lobenden Worte über Herr Brooks zielen ja meist darauf ab, dass ich finde er behandelt immer recht interessante Themen und packt das recht unterhaltsam in Filme der unterschiedlichsten Genres. Interessant fand ich hier auch einiges. Nicht unbedingt die Grundpfeiler. Junge, nette Lehrerin bei Tag; Drogen- und Sexbesessen bei Nacht – naja klingt eher wie ein unkreativer, klischeebefüllter C-Plot, mit wenig Neuem. Aber man merkt, dass Richard Brooks ja auch viele interessante Filme selbst geschrieben hat.
Hier baut er auf einem Roman auf und bietet mit dem zum Beispiel erzkatholischen Vater, Suchtproblemen, Stigmatisierung von Krankheiten, Teufelskreisen, Staatsversagen, Einbildung, Abschottung, Schwesternverhältnisse und vielen weiteren Dingen doch mehr als nur ein paar oberflächliche Komponenten.
Auch dieses schmutzige New York, die doch intensive Atmosphäre, eine Menge Sexszenen (muss immer bisschen schmunzeln, wenn solche Regisseure, die schon groß in den 40ern angefangen haben; wo man drauf und dran war ins Gefängnis zu wandern, wenn man ein nacktes Knie gezeigt hat, dann in den späten 70ern und 80ern, so richtig eskalieren – leicht übertrieben dargestellt) und zum Teil doch surreale Elemente (ohne zu sehr zu übertreiben) fand ich recht gelungen.
Schwieriger dagegen die Zusammenstellung und der Filmfluss. Sperrig hab ich geschrieben und für manche gehört das ja auch bisschen dazu. Ich fand aber schon, dass der größte Unterschied zu zum Beispiel seinen älteren Filmen, die ich bisher kenne oder den „Hud“ den ich letzte Woche besprochen habe war, dass hier viel Stückwerk am Werk war. Seltsame Übergänge und viele Personenstränge werden groß aufgemacht und später einfach nie mehr behandelt.
Insgesamt hab ich oben geschrieben, schwieriger Film und das ist auch mein Endfazit. Denn der Film hat schon viele offene Fässer rumstehen: Schiebt man jetzt dem, oder derjenigen, der Komponente oder der anderen Komponente die Schuld an den Abläufen in der Gesellschaft zu, oder spielen nicht irgendwie doch alle Komponenten ineinander. Persönlich würde ich sagen, der Film bleibt hier ziemlich beobachtend, neutral, ambivalent. Andere werden vielleicht sagen, der Film zeigt zu viel Quatsch auf der einen oder anderen Seite.
Ich tue mich aber auch sehr schwer mit dem Gesamtwerk, die einzelnen Komponenten hätten für mich einfach mehr ineinander fließen müssen und weniger als so Einzelteile auch noch am Ende dastehen. Aber vielleicht ist auch: That’s life.
Wen das geschriebene mal wieder schon lange nicht mehr interessiert, dem sei gesagt: Richard Gere legt hier einen Strip hin, um dann vielleicht Diane Keaton zu vernaschen, nicht aber ohne in weißer Mini-Unterhose, komplett zugekokst, einen harten Kung Fu-Kämpfer, mit Lichtschwert-Dolch (!) abzugeben. Hab ich gesagt, dass der Film viele wilde Szenen hat?
Mir reicht es insgesamt für:
6 von 10 Bars