Thema #143: Tokyo
Film: Tokyo Gore Police von Yoshihiro Nishimura
Erscheinungsjahr: 2008
Laufzeit: 110 Minuten
Japan, Revenge, Ultraviolence, Gore? Zeit, ein paar Gates zu keepen. (oder keept man nur ein das Gate? )
In einem dystopischen Tokyo, in dem die Polizei privatisiert wurde und mit überbordender Gewalt einen Polizeistaat errichtet hat, dem zivile Kollateralschäden herzlich egal sind, sucht unsere Protagonistin Rache für ihren ermordeten Vater. Die Polizeigewalt wird unter anderem durch einen neuen Staatsfeind legitimiert: Mutanten, die durch ein Serienkiller-DNA-Mix-Spritz brutal drauf sind, sogenannte Engineers. Wenn ihnen Körperteile abgetrennt werden, wachsen an der Stelle mörderische halborganische Waffen nach. Das können Kettensägen-Hände, aber auch ein Krokodilschlund als Unterleib oder ein offenes Hirn mit zwei Kanonen statt Augen sein. Und irgendwie vampirmäßig haben sie aber auch einen Schlüssel im Körper, den man auch weitergeben kann… oder so, keine Ahnung. Es geht jedenfalls direkt los mit platzenden Köpfen, Kettensägengeschredder und Blutfontänen.
Es ist ganz unterhaltsamer Trash. Aber ich fühle mich schon wieder verschaukelt, wenn ich bei Letterboxd die Wertungen bzw. Reviews für diesen Film sehe. Ja, er ist super brutal, over the top, weird, möglicherweise auch verstörend, aber in all diesen Kategorien einfach kein „Top-Kandidat“ sondern in aller erster Linie trashig. Vermutlich war er nicht billig, aber er sieht leider superbillig aus. Und ja, der Film mag das selbstironisch erzählen, das lässt ihn aber nicht weniger billig erscheinen und ändert auch nichts daran, dass er zu lang geht, die Story langweilig und nebensächlich ist und die Charaktere auch egal sind. Make Up und Kostüme sind nicht gut, aber die praktischen Gore-Effekte machen definitiv Spaß. Sie werden aber permanent durch Computerblut-Gespritze überlagert. Kontinuitätsmäßig fehlt das nachträgliche Blut natürlich auch konsequent auf Klamotten und Umgebung.^^
Es gibt, an Starship Troopers (1997) angelehnte, Propagandasequenzen und allgemein diesen Punkt des Polizeistaats, also den „politischen Teil“ des Films, den ich ganz gut fand, aber der wurd eben auch nur halbgeil bzw. halbherzig erzählt. Und auch was den Rest angeht hat er Assoziationen zu einigen anderen Filmen hervorgerufen, die der Film vielleicht zitieren will, aber mMn eher trashig recyclet. Was die Gewalt angeht waren Ichi the Killer (2001) und Riki-Oh (1991) lange vorher da, bei zerlegten und weird mutierenden Körpern brauch ich von der Guinea Pig Reihe (1985-88) gar nicht anfangen und crazy halborganische Menschmaschinen ist die alte Tetsuo The Iron Man (1989) Geschichte. Was dystopische Gewaltherrschaft angeht, vielleicht n bisschen weit hergeholt, aber hey , Battle Royale (2000).
Was will ich jetzt eigentlich mit dem ganzen Namegedroppe und Genöhle sagen? Eigentlich einfach nur, dass man Trash auch ruhig Trash nennen sollte, cgi-Blut kacke ist und nur weil davon viel am Start ist, ein Film kein krasser Gorestreifen wird. Sharknado ist ja auch kein harter Tierhorror, sondern hässlicher Quatsch, der Spaß machen kann. Genau wie das hier.
Und mal wieder eine Erkenntnis, die nicht neu ist: billige praktische Effekte können scheiße aussehen und trotzdem funktionieren und eklig aussehen und irgendwie merkt man, dass da gutgemeinte Arbeit reingeflossen ist. Bei schlechtem cgi funktioniert das irgendwie einfach nicht. Und ich glaube, das ist nicht nur eine Sache des „schlecht Alterns“.
Jo. Auch wenn es so klingen mag, fand ich den Film gar nicht scheiße, aber ich finde es großen Quatsch, ihn einen guten Film zu nennen. Ultrabrutaler gore trash mit Penisgags, der n bisschen zu lang geht und sich mit cgi keinen Gefallen getan hat. Die amputierten BDSM-Sklaven waren originell.
2/5 mutierte Pimmelkanonen