Film-Themen-Challenge: Part 2

War auch nur ein Gag darauf, dass er in all seinen Filmen seine politische Agenda unterbringt und diese auch gerne darstellt.

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Da habe ich mir für die vergangene Nacht ein richtiges Gutelauneprogramm zusammengestellt. Aber ich habe den Film schon seit einer ganzen Weile auf der Watchlist und das ist nun definitiv das passende Thema dafür.

Thema #144: Aktivismus
Film: Earthlings von Shaun Monson
Erscheinungsjahr: 2005
Laufzeit: 96 Minuten
Wo gesehen: YouTube

Relativ nüchtern aber dennoch in angemessener Drastik kommentiert Joaquin Phoenix hier endlos viel erscheinende grauenhafte Videoaufnahmen von Schlachthäusern, Massentierhaltung, Tierversuchen, Zirkussen, Waljagden, Pelzfarmen, Stierkämpfen etc. und praktisch jede kaum vorstellbare Gewalt und Misshandlung von Tieren. In der Regel wohl von Tierschützern mit versteckten Kameras aufgenommen. Die wahrscheinlich zigtausende Liter Blut, die hier über den Bildschirm fließen und die geschlitzten Kehlen würden mich in Spielfilmen Freudentränen vergießen lassen, hier sorgt es eher für wohldosierten Menschenhass.

Der Film ist von 2005 und quasi seit meiner Geburt ist meine Mutter Vegetarierin und spätestens seit 2006, ab der Oberstufe, hatte ich generell recht viele Freunde/Freundinnen, die vegan oder vegetarisch leben. Dementsprechend kannte ich jetzt, 18 Jahre nach Erscheinen, die meisten Fakten und auch einige der Videos ohnehin schon. Selber habe ich allerdings nie wirklich aufgehört, Fleisch zu essen, lediglich habe ich es mit der Zeit verringert. Ich kaufe bspw. keine „normale“ Mortadella oder Salami, keine Billo-Fertigschnitzel, sondern nehme lieber die veganen Varianten (finde sie inzwischen auch einfach leckerer), beim Kauf von frischem Fleisch schaue ich zumindest, dass es zumindest mal die 400g Packung Hack mit Haltungsstufe 4 ist statt des Kilo Hack aus Haltungsstufe 1 für annähernd den selben Preis. Aber dennoch liegt jenes dort auch jeden Tag aufs neue. Ist schon sehr bequem, einfach nur ein bisschen besser zu gucken fürs Gewissen. :upside_down_face:

Aber immerhin denke ich, dass ich zumindest die richtige (wahrscheinlich relativ spitze) Zielgruppe für diese Dokumentationen bin: noch immer am Fleisch essen, aber zumindest in dem Bewusstsein, dass alle rationalen Gründe eigentlich dagegen sprechen und ich scheue nicht, mir anderthalb Stunden Gewalt und Tod anzuschauen. Aber es schmeckt halt gut und man ist es gewohnt, „sind ja sicher auch nicht alle schlecht“ und so. Ich glaube ein kontroverser und bei vielen wohl als „reißerisch“ titulierter Vergleich mit dem Holocaust ist so ziemlich der klassische Aufhänger wo es dann oft bei „aach jetzt vergleichst du aber Dinge… chill mal“ endet. Naja, ich finds schon ganz passend. Gaskammern, zu hunderten zum Verhungern eingesperrt und niemand sieht was oder hört was oder will davon wissen, wenn man dann doch eigentlich was ändern müsste. Ist halt stressig und ich verstehs halt leider auch.

Der für mich insgesamt dann aber doch recht neue Part, über die Herkunft eines Großteils des „vom Westen“ nachgefragten Leders, hat dann aber doch noch „too close to home gehittet“ (:ugly:). Hab ich mir doch erst vor zwei Jahren ne schnieke Lederjacke zu Weihnachten gegönnjamint. Bei einem in Relation zu random Jacke recht hohen, im Vergleich zu richtig hochwertigem Leder aber wohl immer noch „zu niedrigem Preis für eine gute Herkunft“. Meine schönen schwarzen „Giallo-Handschuhe“ sind auch aus Echtleder, sie halten aber nun auch immerhin schon seit 6 Jahren tadellos durch und ein Ende ist nicht in Sicht. Zumindest schon mal hochwertig, denke ich. Dann sind da noch meine Fred Perry Echtleder-Sneaker… tja… das sind meine Lieblingsschuhe geworden. Wo kommt deren Leder her? Es heißt made in England, aber wo das Leder im endeffekt herkommt weiß man natürlich nicht. Als Hauptabnehmer für das hier gezeigte indische Leder wurden explizit USA, UK und Deutschland genannt. Ich sehe schlechte Chancen für ein gutes Ergebnis bei einer Nachforschung. aber vielleicht hat sich seit 2005 ja was getan? :beanlurk:

Ich habe auch schon so manches tierische Produkt konsumiert, wo auf jeden Fall die Neugier übers Bewusstsein gesiegt hat. Triggerwarnung: 2006 oder 07 im Skandinavien-Urlaub habe ich tatsächlich ein Wal Steak gegessen… Die gute Nachricht: es schmeckt richtig scheiße. Nach einer weirden Mischung aus Fisch und Rind. Die schlechte: das gabs ganz bequem in der Tiefkühle vom Supermarkt. War das nicht eigentlich schon damals verboten? :beannotsure:

Außerdem gabs in Frankreichurlauben zwei oder drei mal Foie Gras. Beim ersten Mal (ist auch schon einge Jahre her) wusste ich noch gar nicht was genau das ist (gabs ebenfalls ganz normal im Supermarkt, Kulturgut oder so :nun:) aber es schmeckte superlecker. Beim letzten mal, als es eingekauft wurde, hatte ich jedenfalls eigentlich schon keine Lust mehr darauf, da an der Stelle dann doch auch mal Genuss hinter ein ganz klein bisschen Tierwohl vielleicht zurückstecken könnte. Aber da wars dann schon da. :beanlurk: Ich werds zumindest nicht nochmal kaufen.

Ganz zu Beginn der Doku steht übrigens die beliebte Frage im Raum, ob überhaupt noch jemand Fleisch essen würde, wenn jeder selbst schlachten müsste. Das hat mich tatsächlich wieder an eine kleine Wunschvorstellung von mir denken lassen, die ich wohl nicht so schnell bewerkstelligen werde :sadsimon: : Ein eigenes Grundstück mit einer riesigen Wildblumenwiese, auf der eine Horde Kaninchen so viel Platz, frisches Futter und Schutzhäuschen vor Fressfeinden oder so haben, dass sie so viel zoomen und futtern können, wie sie wollen. :beanaww: :rabbit2: Wenns dann langsam zu viele werden würde das älteste mit ins Haus genommen werden, außer Hör- und Blickreichweite der anderen und dann so „würdevoll“, schnell, schmerzlos, am besten narkotisiert, nach einem schönen Leben, geschlachtet werden. Um Inzucht vorzubeugen dann natürlich mal mit Gleichgesinnten ein bisschen durchtauschen. :smiley:
Für sowas braucht man aber wohl erst mal ein paar Genehmigungen, ein Grundstück, Geld fürs Grundstück und ein Haus mit Schlachtraum und großer Wiese… Da seh ich mich. :kappa:

Ja, äh. War sehr gut, Spaß gemacht hats aber nicht.

5/5 lange Wall of Text. :eddyugh:

PS: Das Voiceover von Joaquin Phoenix war übrigens teilweise so nüchtern, dass ich beim Schauen der Bilder immer mal wieder das Gesagte ausgeblendet habe. Dann immer wieder zurückgespult und noch mal zugehört… :nun: hat ne Weile länger gedauert. Man gönnt sich ja sonst nix. :kappa:

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Thema: Aktivismus
Film: Pride (Matthew Warchus)
Erscheinungsjahr: 2004
Laufzeit: 155 Minuten
Wo geschaut: Prime (Leihe)

Solidarity forever!

Als 1984 die Bergarbeitenden in den UK in den Streik treten, solidarisiert sich die LGSM (Lesbians and Gays support the Miners) mit ihnen und beginnt Spenden zu sammeln. Dabei ist die Unterstützung aus der „Szene“ den Gewerkschaften, Minenarbeitenden, und Beteiligten zunächst unangenehm. Allen Beteiligten? Nein, denn ein kleines Dorf in Wales nimmt den Support gerne an.

Da ich den Film schon lange auf meiner Watchlist hatte (Andrew Scott, anyone?), musste ich ihn spätestens nach der Empfehlung @anon60791430 diese Woche schauen.

Und das war eine gute Wahl. Es ist alles grad alles nervig und stressig, vor allem auch auf Arbeit. Da war das ein richtig schöner Feel-Good-Film (trotz aller Stellen, die eher zum Weinen als zum Lachen sind). Gänsehautmomente gibt es auch, zum Beispiel bei einer Gesangsdarbietung, die Darstellungen sind alle wirklich richtig gut, die Musikauswahl passt … ja, der Film hat mir wirklich gut gefallen. Das Ende, was ebenso wie der Film auf einer wahren Geschichte basiert, hat mich auch absolut erreicht.

Klare Guckempfehlung.

4/5

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:raised_hand:

Freut mich wirklich sehr, dass dir der Film auch so gut gefallen hat! :herz:

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Mir war doch irgendwie so, dass du ihn auch mochtest :face_with_hand_over_mouth:

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Grad noch neu eingestiegen und jetzt direkt an der Reihe, ein Thema vorzugeben. :beancomfy: @saroman du hast prinzipiell Zeit bis Sonntag Nacht*, ein thema auszusuchen, welches hier in diesem thread genau so noch nicht vorkam und zu dem es zumindest irgendwo mehr als einen Film für umsonst bzw. In den gängigen streamabos zu finden gibt. (Sprich: eigentlich geht nur „Schaut einen Film von xy, dessen Filme es ausschließlich zu kaufen gibt.“ nicht. :smiley: )

Ansonsten gibt’s oben im ersten post auch noch „Regeln“ (mehr gibt’s eigentlich nicht :shushing_face: ) zu lesen, falls du das nicht eh schon getan hast. :florentin:

*in der Regel wird das Thema schon Freitags genannt, aber lass dir ruhig Zeit, wenn du nicht direkt was im kopf hast. :beancomfy:

Thema: Aktivismus
Film: Pride von Matthew Warchus
Erscheinungsjahr: 2014
Laufzeit: 122 Min.
Wo gesehen: BluRay

Wie @Kazegoroshi hab ich mich für diesen (ich nehm’s vorweg) wundervollen Film entschieden. Bei Themenvergabe war instant klar, was ich schaue, denn die BluRay liegt hier schon ein halbes Jahr und ich dachte mir, dass dies ein schöner Filmthemenchallengefilm (sollte ein neues Genre werden) ist.

Die Handlung hat @Kazegoroshi ja schon gut zusammengefasst. Ergänzen möchte ich noch, dass beim ersten Besuch der LGSM in der kleinen walisischen Stadt Onllwyn zwei Welten aufeinandertreffen, wie man es leider auch heute in kleinen Dörfern noch beobachten kann.

MVP’s waren für mich auf jeden Fall die beiden älteren Damen Hefina und Gwen, die weit mehr als Comic Relief sind.
Durch die Bank ist der Film fantastisch besetzt und ein Fest des Feel Goods gepaart mit britischem Humor. Genau mein Geschmack.

Bei der bereits genannten Gesangsszene hatten sowohl meine Freundin als auch ich Tränen der Rührung in den Augen - ein magischer Moment.
Pride ist voller kleiner solcher Momente und vor allem sehr viel Weisheit und Emotion (in jegliche Richtung).

Wenn man dann noch bedenkt, welche Auswirkungen diese Ereignisse damals hatten verleiht das dem Ganzen noch viel mehr Wucht.

Toller Film - 4/5 Tanzeinlagen

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Huch, dass ich jetzt direkt dran bin mit der Themenstellung…

Kunst auf der Leinwand
Kennst du auch die Filme, bei denen du pausieren und das Standbild einfach als Bild an die Wand hängen möchtest?
Schau einen Film mit besonderer Optik, dessen Bilder für dich einfach Kunst sind.

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Thema #144: Aktivismus
Film: The trial of the Chicago 7
Erscheinungsjahr: 2020
Laufzeit: 129 Minuten
Wo gesehen: Netflix

Die Zeit des Vietnam-Kriegs und den damit verbundenen Protesten in den USA begleiten mich in etwa, seit ich als Jugendliche das erste Mal „Hair“ gesehen habe. Zuletzt hab ich „Geister“ von Nathan Hill gelesen - in dem die Aufstände in Chicago ebenfalls ein großes Thema waren. Ich kann selbst nicht erklären, warum mich das Thema insgesamt so interessiert, bewegt und mitnimmt. Aber es war die logische Schlussfolgerung jetzt „The trial of the Chicago 7“ anzuschauen.

Ich fand den Film absolut großartig. Und aufwühlend. Mitnehmend. Spannend. Traurig. Und er hat mich wahnsinnig wütend gemacht, weil so vieles so falsch lief.

Noch dazu ist der Cast absolut herausragend. Ich kannte vorher nur ein paar Darsteller, aber holy moly, die Schauspieler waren wirklich alle großartig.

Ich kann den Film auf jeden Fall uneingeschränkt weiterempfehlen,

4/5 Sterne

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Thema: Aktivismus
Film: Dear Future Children von Franz Böhm
Erscheinungsjahr: 2021
Laufzeit: 89 Minuten

Handlung
Der Film begleitet die drei Aktivistinnen Rayen, Hilda und „Pepper“. Rayen (23) kämpft in Chile gegen die soziale Ungleichheit in ihrem Land, Hilda (22) ist Teil von Fridays For Future und engagiert sich für den Kampf gegen die Klimakrise in ihrer Heimat Uganda und weltweit und „Pepper“ (22) kämpft für die Unabhängigkeit ihrer Heimat Hong Kong von China.

Der Fokus der Dokumentation liegt dabei auf den drei Protagonistinnen und zeigt wie sich die Proteste auf ihre Leben auswirken, was sie in Kauf nehmen und was sie inspiriert. Die gesellschaftspolitischen Hintergründe werden nur nebenbei thematisiert.

Meinung
Mir hat der Film sehr gut gefallen, auch wenn ich mir ein bisschen mehr Hintergrundinformation zu den Protesten gewünscht hätte. Der Film zeigt auf ungeschönte Weise, in welche Gefahren sich die Aktivistinnen begeben wenn sie für eine bessere Zukunft kämpfen. Er zeigt in welcher Unsicherheit sie sich befinden, Unsicherheit für ihr Leben, ihre Gesundheit, ihr soziales Gefüge und Unsicherheit, ob sich all die Opfer am Ende überhaupt lohnen werden. Und er schafft es dabei trotzdem stets zu inspirieren und zu motivieren.

Dear Future Children vermittelt genau das, was mich an aktivistischen Aktionen immer wieder selbst inspiriert und was für mich auch der Grund ist, weshalb ich das Thema überhaupt gewählt habe. Menschen, die buchstäblich an vorderster Front stehen und, obwohl sie sich all der Negativität voll bewusst sind und obwohl sie genau wissen, welche Mächte ihnen entgegenstehen, nicht vergessen, wofür es sich zu kämpfen lohnt und dass dieser Kampf erfolgreich sein kann.

Es gibt so viel Schönes auf dieser Welt, so wunderschöne Landschaften, Tiere, Pflanzen und auch so tolle, liebenswerte Menschen. Dennoch erlebe ich so oft, dass viele Menschen hauptsächlich das Negative sehen, dass Menschen es eh nicht verdient hätten, dass man für sie kämpft, dass ein Kampf sowieso nichts bringt und dass man als einzelne Person eh nichts ausrichten kann. Und genau diese Einstellungen machen mich immer wieder so traurig, weil sie mögliche Veränderungen verhindern, obwohl wir doch eigentlich auf der selben Seite stehen und die selben Ungerechtigkeiten sehen und wünschten, dass sie sich ändern. Die Menschheit wird nicht aussterben, wenn wir einfach nichts machen. Das Leben wird sich nur verschlechtern. Für alle Lebewesen auf diesem Planeten. Und wir können das verhindern oder wenigstens abschwächen. Alle sozialen Errungenschaften der Vergangenheit, alle Tiere die gerettet wurden, alle Landschaften die geschützt werden verdanken wir Menschen, die sich dafür eingesetzt haben, die sich nicht darauf ausgeruht haben, dass die Welt es verdient hat zu leiden und die sich nicht davon abhalten ließen, dass sie als einzelne Person doch nichts erreichen würden.

Natürlich wäre es naiv zu glauben, dass wir irgendwann alles Leid und alle Ungerechtigkeit auf dieser Welt beseitigen können. Und natürlich können wir mit dem was wir jetzt tun nicht beeinflussen was in ferner Zukunft passieren wird. Aber wir können die Welt in der wir jetzt leben beeinflussen und den Grundstein dafür legen, dass auch die nahe Zukunft lebenswert bleibt. Wir können dafür sorgen, dass die Stimmen für soziale Gerechtigkeit stets lauter bleiben und dass die Welt Stück für Stück ein bisschen besser wird. Es gibt viel Negatives in der Welt und es wird immer Negatives in der Welt geben, aber all das Gute in der Welt bleibt nur bestehen, weil es auch immer Leute gibt, die dafür kämpfen :beanpride: :seedling: :heart:

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Thema #143: Aktivismus
Film: Der unsichtbare Aufstand (État de siège) von Constantin Costa-Gavras
Erscheinungsjahr: 1972
Laufzeit: 121 Minuten
Wo gesehen: TV5MONDEplus-Mediathek

Uruguay 1970: Der „Hauptentwicklungshelfer“ der USA purzelt als Leiche aus einem Automobil. Wie kam es dazu? Ein Blick auf ein Land auf dem Weg zur Militärdiktatur, ausländischen Interessen und Widerstandsbewegungen – alle Gefangen in einer Spirale der Gewalt.

Letztes Jahr im Sommer hab ich mit „Z“ schon den ersten Teil von Costa-Gavras politischer Aktivismustrilogie für die Challenge hier geschaut, da bot es sich an für das Thema hier mal Teil 2 und 3 hinterherzuschieben. Von „Z“ war ich recht begeistert, der 2. Teil „Das Geständnis“ hat seinen Fokus sehr auf politische Folter gelegt. Das war mir bei einem 140-Minuten-Film, von dem 120 Minuten über Foltertechniken gehen, doch etwas zu viel. Ein geniales Ende gestehe ich dem Film aber zu. Vielleicht hab ich auch in letzter Zeit zu viele neuere Filme gesehen (Der Mauretanier, Card Counter etc.) die ihren Fokus sehr groß auf politische Folter legen aber noch mehr darum herum erzählen, dass mich der Film einfach ein bisschen zu kalt gelassen hat?

Teil 3 hier dagegen fand ich wieder ziemlich gut. Sowohl in Teil 1, als auch in Teil 2 erzählt uns der Regisseur nie den Namen des Landes direkt, aber man merkt recht schnell - „Z“ spielt in Griechenland, „Das Geständnis“ in der damaligen Tschechoslowakei und genau so wird es hier gemacht, eben mit Uruguay.

Auch ansonsten nimmt sich der Film wieder viel von seinen Vorgängern: Recht zackige Inszenierung, gute Musik und Yves Montand als Hauptdarsteller. In Sachen politischer Inhalte wurde diesmal aus mehreren Blickpunkten agiert. Zeigt Teil 1 noch die volle Grausamkeit einer faschistischen Regierung nach Außen, gibt es in Teil 2 den vollen Fokus auf grausame Folterszenen des Stalinismus nach Innen gerichtet. Teil 3 zeigt in Ungarn dann das ganze Konglomerat aus Foltermethoden und Mord auf verschiedensten Seiten, Interessen von Außen und Innen und einer ziemlichen Hoffnungslosigkeit – wann soll das jemals Enden.

Abgesehen davon, fand ich den Film einfach auch hoch interessant, da mir politische Details aus Uruguay zum größten Teil komplett unbekannt waren und ich eine Menge über dieses Land erfahren habe.

Ernüchterndes politisch-engagiertes Kino von Costa-Gavras, der uns fragt: Wie soll das alles Enden?

7 von 10 Entführungen

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Thema #145: Kunst auf der Leinwand
Film: Tasher Desh von Qaushiq Mukherjee
Erscheinungsjahr: 2013
Laufzeit: 110 Minuten
Wo gesehen: Netflix

Erstmal vorneweg: ich war saumüde und bin mehrfach (halb) eingeschlafen, hab zurück gespult, weitergeguckt und von vorne… konnte darum nicht 100% der Handlung folgen. :ugly: Vielleicht liegts aber auch doch am Film selbst, dass man auch wach nicht ganz durchsteigt.
Der Film basiert wohl auf einem klassischen (indischen/bengalischen) Theaterstück und handelt davon, dass ein Autor/Regisseur eben dieses Theaterstück aufführen oder als Film produzieren möchte, weil er nirgends eine Aufführung/Film findet. Irgendwie gehts dann in der Welt des Stücks weiter, wo eine schwarzweißrote Faschistische Diktatur herrscht, deren Hierarchie auf einem klassischen Kartenspiel basiert (2 bis Ass). Als fremde Eindringlinge bringen zwei Dudes dann die Frauen der Gesellschaft dazu, zu rebellieren und die Diktatur zu Fall zu bringen.
Oder so.

Ich hatte sowieso vor, diesen Film für meine Sprachen-Challenge auf Letterboxd zu schauen (es war der 157. von 167, ich bin bald durch :coolgunnar: ), der sah mir aber schon vom Thumbnail etc so aus, als dass er sich auch für dieses Thema anbietet.
Auf der Metaebene des Theatermenschen ist der Film schwarzweiß und knackig, auf einer nächsten „realen“ Ebene gibts den klassische indischen B-Film-Soapopera Look, der aber schon durch viele Montagen in diesem Comic-Panel-Stil (ich weiß nicht, wie man das wirklich nennt) aufgebrochen wird, der sich irgendwann in digital krisselnde Fehlerbildschirme auflöst um uns in die Welt des Stücks zu schmeißen. Dort ist dann alles in schwarz weiß und rot, hektisch, ganz viele Nazi-Optiken, bisschen comichaft und laut.

Mir war der Film, vermutlich auch weil ich so müde war, einfach mal wieder viel zu lang. Dieser Stil des Films in der „eigentlichen Story“ hat mir echt gut gefallen und es war einfach ein wilder Trip, aber bis das so wirklich losgeht ist halt einfach schon knapp ne Stunde des Films durch. Und bis dahin wars einfach echt nicht das spannendste… Im März hab ich noch einen anderen Film des Regisseurs (Gandu, auch auf Netflix) gesehen, der ähnlich wild und visuell, aber auch einfach 25 Minuten kürzer war. Der hat mir ne ganze Ecke besser gefallen, auch wenn hier die Optik eigentlich cooler ist.
Die Musik allerdings fand ich teilweise richtig gut. Geradezu fetzig, wie der Boomer in mir sagt. Und mMn auch nicht Bollywood-typisch, was ich bei RRR und co doch immer noch finde. Hat mich von der Stimmung (nicht von der Musik) irgendwie mehr an japanische Filme erinnert.

3,5/5 Culture Alerts

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Thema: Kunst auf der Leinwand
Film: her (Spike Jonze)
Erscheinungsjahr: 2013
Laufzeit: 126 Minuten
Wo geschaut: Netflix

Theodore Twombly schreibt beruflich Briefe für andere Leute, befindet sich privat in seiner Scheidung, und fängt ganz privat an, sein OS Samantha (eine KI) zu daten.

Ich habe für diese Woche auf Letterboxd nach Listen mit Titeln wie „Movies that look beautiful“ gesucht. Auf den meisten dieser Listen hatte ich a) quasi alle Filme schon gesehen und war b) her drauf, den ich noch nicht gesehen habe (aber natürlich auf der Watchlist hatte). Also war ja klar, was ich gucke.

Und jetzt könnte ich mich lange darüber äußern, wie wunderschön der Film wirklich aussieht, was für eine tolle melancholische Stimmung er mit seinen Bildern und der Musik erzeugt, und wie gut die Darstellungen von Joaquin Phoenix, Amy Adams und der Stimme von Scarlett Johansson sind.

Aber eigentlich möchte ich nur sagen - die hier geschilderte Zukunft ist wirklich fast schon greifbar. Und die reale Entwicklung im Bereich der AI macht mir einfach Angst.

4/5

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Thema #145: Kunst auf der Leinwand
Film: What dreams may come
Erscheinungsjahr: 1998
Laufzeit: 113 Minuten
Wo gesehen: Amazon (Leihe)

Ich habe, ähnlich wie @Kazegoroshi nach „Filmen, die schön aussehen“ gesucht - und immer wieder wurde „What dreams may come“ (dt. Titel „Hinter dem Horizont“) genannt. Da mit Robin Williams einer der tollsten Schauspieler die Hauptrolle spielt, dachte ich mir, schau ich den einfach mal.

Zum Inhalt kann man fast nichts sagen, ohne alles zu spoilern… deswegen lass ich das jetzt mal weg. Aber grob gesagt geht’s um den Tod und das Leben danach.

Eins kann ich in jedem Fall sagen: Der Film ist wunderschön. Die Bilder sind absolut fantastisch und wenn Robin Williams im Gemälde seiner Frau herum läuft, dann geht einem schon wirklich das Herz auf.

Leider kann der Film in meinen Augen nicht viel mehr. Robin Williams ist natürlich toll, aber hey, es ist Robin Williams. Wie soll der nicht toll sein? Aber er rettet den Film leider auch nicht - denn er ist a) wahnsinnig vorhersehbar und b) hat er eine zumindest für mich ganz furchtbare Message. Und das hat wenig damit zu tun, dass ich nicht wirklich gläubig bin - ich glaube schon, dass nach dem Tod irgendwas mit uns passiert… aber das war mir im Film alles insgesamt zu kitschig, zu christlich und mit zu vielen moralischen Zeigefingern versehen.

Ich würde den Film tatsächlich nicht weiterempfehlen - außer, man möchte die Filmografie von Robin Williams vollständig gesehen haben. Oder man kann mit einer sehr klassischen Umsetzung des Themas mehr anfangen als ich. Dann vielleicht schon.

Von mir gibt’s mittelmäßige 2,5/5 Sterne, die allein dem absolut tollen visuellen Erlebnis und Robin Williams geschuldet sind.

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Thema: Kunst auf der Leinwand
Film: Blow-Up
Regie: Michelangelo Antonioni
Erscheinungsjahr: 1966
Laufzeit: 111 Minuten
gesehen auf: youtube

Das Cover ist eines, welches man immer und überall sieht und gerade viele Szenen während er fotografiert sind künstlerisch wertvoll.

grafik

Blow-Up ist ein Film für Cineasten, ein Film der über Bildkomposition und Stimmung kommt, denn so handlungsarm wie er ist, wird er kaum noch jemanden, der dieses Medium auch in den Grundfesten verstehen möchte hinter dem Ofen hervorlocken. Aber es hat seine Gründe, weshalb der Filmnoch heute Filmhochschülern auf der ganzen Werk gezeigt wird, denn was die Inszenierung minimalster Details, die zum Vehikel einer Szene werden angeht, war er bahnbrechend. Nicht umsonst bezeichnen spätere Regiegrößen wie Argento oder de Palma Antonionis Werk als großen Einfluss auf die nachfolgende Filmwelt.

Vielleicht sollte man gar nicht allzu viel wissen, außer das man sich drauf einlassen muss. Der Film beginnt ohne irgendeinen Faden, aber genau das brauchen wir um den narzisstischen Fotografen Thomas kennenzulernen. Schon in der Fotosession mit Veruschka von Lehndorf erkennt man, das er eigentlich ein ekelhafter Zeitgenosse ist. Später fotografiert er ein Paar im Park, die Dame möchte die Bilder um jeden Preis zurück, später erahnen wir auch warum.

Es gibt eine tolle Szene mit David Hemmings und Vanessa Redgrave in der sich die Machtverhältnisse immer wieder ändern, und das obwohl beide barbusig und angreifbar erscheinen. Dazu eine ganz wilde Erotik(?)szene mit Jane Birkin und Gillian Hills und in welchem Verhältnis Thomas hier zu der Nachbarin Patricia steht, weiß ich noch immer nicht.

Aber darauf kommt es hier nicht an. Als Thriller würde das heute niemand mehr betiteln. Hier geht es um das einzelne Bild. Denn erst nach näherer Betrachtung der einzelnen Fotos ersinnt sich Thomas und durch seine Augen auch der Zuschauer das, was im Park vorgefallen sein muss. Aber sehen wir alles richtig? Gerade die Ein- und die Ausgangsszene mit den Pantomimen lassen vieles surreal erscheinen.

Gegen Ende betritt Thomas das Ricky Tick (einer der Musikclubs Englands damals), in dem die Yardbirds gerade Stroll on spielen, mit Jeff Beck und Jimmy Page (Eric Clapton hat die Band kurz vorher verlassen), drei der laut Rolling Stone fünf besten Gitarristen aller Zeiten. Die Leute schauen sich das da ruhiger und emotionsloser an als einen monotonen Kinofilm, bis Beck einen Teil seiner gerade zerstörten Gitarre in die Menge wirft - vollkommen irre :smiley: .

4/5

9 „Gefällt mir“

Thema: Kunst auf der Leinwand
Film: La La Land von Damien Chazelle
Erscheinungsjahr: 2016
Laufzeit: 129 Minuten
Wo gesehen: BluRay

Here’s to the fools who dream

Ich brauchte nach einer anstrengenden Wochen einen Happy Place und Musicals sind bei mir oft genau dies. Ob Singin in the Rain oder alles mit Julie Andrews oder eben diesen wunderschönen Film namens La La Land. Ein Rewatch zur rechten Zeit.

La La Land ist sicher den meisten hier bereits bekannt aber ich fasse die Story mal kurz zusammen.
Ein Jazzmusiker und -liebhaber (Ryan Gosling) träumt von seinem eigenen Jazzclub.
Eine Schauspielerin (Emma Stone) träumt vom großen Durchbruch.
Ihre Wege im modernen Hollywood kreuzen sich bei diversen Gelegenheiten. Können Träume und Liebe sich vereinbaren?

Chazelle gehört zu meinen absoluten Lieblingsregisseuren des neuzeitlichen Hollywood. Er bekommt mich mit seinem Stil jedes Mal. Auch hier bin ich von der ersten One-Shot-Szene direkt in seinem Bann. Die Musik, der Look, die Darsteller, die Liebeserklärung an Hollywood - alles greift stimmig ineinander. Die Story hat hier und da ein paar Macken, aber das verzeih ich ihm.

Das Spiel mit Licht und Farben gelingt in La La Land ausgezeichnet, die Protagonisten werden in ikonischen Szenen optisch schön in den Vordergrund gesetzt und können beide exzellent glänzen.
Emma und Ryan harmonieren ja nicht das erste Mal gemeinsam vor der Linse.

La La Land ist einer meiner meistgesehenen Film der letzten 10 Jahre, er kriegt mich auf vielen emotionalen Ebenen, lässt mich lachen und weinen zugleich.

Einfach wunderschön und aus meiner Sicht Kunst auf der Leinwand.

4,5/5 Chicken on a stick

9 „Gefällt mir“

@boodee , du hast es bestimmt schon selbst auf dem Schirm, aber falls nicht: du müsstest dann für das nächste Thema dran sein.

Hmja. :beanlurk: Wie man das so von Weihnachten, Prüfungen und ähnlichem kennt, wo man lange im voraus den Termin weiß, es dann aber doch ganz plötzlich schon fast zu spät ist, Geschenke zu besorgen oder noch zu lernen… :florentin:
Stand jetzt quasi den ganzen Tag in der Küche, morgen bei den Eltern Geburtstag feiern, dafür nen Kuchen backen und so.

Dabei ist mir dann netterweise auch ne simple Idee gekommen:

Geburtstag
Schaut einen Film, in dem ein Geburtstag eine Rolle spielt, einer stattfindet oder ähnliches. @Filmthemen-Challenge

Hab auf die Schnelle auch eine Liste gefunden:

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hmm da ist rocky horror picture show in der liste den ich schon ewig mal von der liste streichen soll… :thinking:

Der ein oder andere hat vielleicht auch mal Lust, Tarantinos wirklich ersten film zu schauen: my best friend’s birthday.^^ ist allerdings nicht ganz 40 Minuten lang… :florentin: (und auch nicht grad spannend^^)