Thema #22: Filme mit Schnee
Film: Drei Rivalen (The Tall Men) von Raoul Walsh
Erscheinungsjahr: 1955
Laufzeit: 122 Minuten
Wo gesehen: TV-Programm (SWR-Aufnahme)
1866: Die texanischen Brüder Ben (gespielt von Clark Gable) und Clint (Cameron Mitchell) Allison haben den Amerikanischen Bürgerkrieg überlebt. Ohne Job und Geld wollen sie ihr Glück in den eisigen Goldgräberstädten von Montana machen. Schon bald merken sie, dass es nicht so einfach wird. Statt Goldgraben oder Plünderungen nehmen sie einen Job bei dem Geschäftsmann Nathan Stark an. Der hat die verrückte Idee eine riesige Rinderherde von Texas nach Montana zu treiben.
Heißt einmal durch den Schnee und wieder zurück. Doch die eiskalte Natur ist nicht der einzige Feind der ihnen begegnen und so beginnt eine Reise gegen Indianer, Banditen, die Liebe aber eben auch den Schnee.
Der Film hat einen harten Cut in der Mitte, der nicht nur thematisch passt sondern leider auch von der Qualität her für mich hart war, heißt: Die erste Stunde war recht gut und ist empfehlenswert. So Western bei Eis und Schnee sind immer noch eine Seltenheit und gerade die Schneestürme kommen hier richtig gut rüber. Hab auf dem Sofa (fast) selber gefroren .
Auch ansonsten bekommt man Solides zu sehen. Die Charaktere sind nicht komplett einseitig, es ist angenehmen spannend und die Schauspieler sind okay. Auch wenn ich echt sagen muss, ist erst mein 2. Western mit Clark Gable aber der Kerle gehört in so manches Genre vom alten Hollywood aber ein glaubwürdiger, rauer Western-Star ist er für mich sicherlich nicht.
Nach einer Stunde geht der Film für mich aber dann den Missouri hinunter. Der Viehtreck ist am Start und es geht wieder nach Montana zurück. Der Film soll ja ernsthaft den Viehtreck in Wirklichkeit am Start gehabt haben. Also schön über 4000 Rindviecher, welche die 2. Stunde ständig vor der Kamera hertraben, in Echt. Das ist irgendwas zwischen echt beeindruckend und komplett bescheuert, wenn man so drüber nachdenkt.
Das Problem sind aber nicht die netten Rinder sondern, dass dann wohl kein Budget für was anderes mehr übrig war? Was passiert dann eigentlich noch die ganze 2. Stunde? Irgendwie nichts. Die Angriffe von Banditen und Indianern haben im 1. Teil im tiefen Schnee und mit wenigen Leuten echt was hergemacht im 2. Teil sind aber so viele Menschen und Rinder unterwegs, dass der Editing-Gott es nicht gut mit dem Film gemeint hat und viele Szenen einfach für heutige Verhältnisse richtig lausig ausschauen.
Dazu wird die Liebesgeschichte, die sich in der ersten Hälfte, für einen Western, recht glaubhaft und romantisch angedeutet hat in ein melodramatisches und kitschiges nur schwer auszuhaltendes Irgendwas verwandelt. Alles was passiert riecht man 20 Minuten vorher und nimmt dem Film somit die am Anfang aufgebaute Spannung. Da Clark Gabel ja den Held spielt fühlt man sich irgendwann in so einer ganz miesen Episode „Vom Winde verweht", nur das nebenher 4000x muh im Takt kommt (jaja sind Rinder keine Kühe ).
Muss aber sagen, dass Raoul Walsh in vielen seiner Filme so dermaßen kitschige Liebesgeschichten einbaut, dass ich mir die heute nur schwer anschauen kann. Schade eigentlich, denn seine Action-Szenen sind oft richtig gut. Aber bei einem Anteil von 5:1 pro Kitsch bringt mir das halt wenig.
Zufällig, lief diese Woche auch mal wieder der Western „Mit stahlharter Faust" von King Vidor. Das spreche ich deshalb an, weil es ebenfalls ein Viehtreck-Western aus dem Jahre 1955 ist und da geht es um einen Viehtreck, der angeblich 15.000 Rinder umfasst. Die Produktion war aber viel kleiner und die hatten nicht mal annähernd so viele Rinder als hier und trotzdem ist „Mit stahlharter Faust" diesem Western hier in allen belangen überlegen und für mich ein kleines Meisterwerk. Schön zusehen, wie ein Low-Budget-Film von 1955, im gleichen Genre (sogar gleiches Subgenre) so extrem viel besser ist, im Vergleich zu seinem Big-Budget-Rivalen.
Wer Lust auf Viehtreck-Western hat greift zu „Red River" oder so und für Schnee-Western gibt’s auch genug Auswahl („Leichen pflastern seinen Weg" etc.). Den muss man sich echt nicht geben. Wenn man die erste Hälfte und die zweite Hälfte aber zusammen tut reicht es noch für
4 von 10
Trotz dieser mega beschissenen Zeit allen eine möglichst schöne und entspannte Festtagswoche