Film-Themen-Challenge: Part 2

Thema #35: Film der mindestens 5 Oscars gewann
Film: Gigi von Vincente Minelli
Erscheinungsjahr: 1959
Laufzeit: 119 Minuten
Wo gesehen: BluRay

Ich glaube ich habe gerade den schlechtesten Oscar-Gewinner aller Zeiten gesehen.
Wie konnte so ein Film 9 Oscars gewinnen? NEUN! In allen Kategorien, in denen er nominiert war. Verdient waren da mit gutem Willen vielleicht 2. Set Design und Kostüme.

Kurz zur Handlung. Es geht um ein junges Mädchen, das in Paris zur Kurtisane erzogen werden soll, sich aber lieber mit einem jungen Mann umgibt, den das Pariser Aristokratenleben langweilt…

Furchtbar langweilig, Schlechtes Schauspiel, schreckliche Musik bei dem jedem Musicalfan die Zehnägel kräuseln. Dazu unglaublich langweiliges Abgewichse auf die Aristokratie. Unsympatische Charaktere, die mich alle komplett genervt haben. Dazu wird Chauvinismus hofiert bis zum Gehtnichtmehr.

Bin richtig sauer. Das war mal goa nüx.

Gebe noch 2/5 weil der Look und die Kostüme schon recht gut aussahen. Aber alles andere war ein Schlag ins Gesicht eines Musicalfreundes.

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So könnte ich meine Review zu meinem Film auch einläuten, es ist aber ein anderer :smiley:

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Thema #35: Film, der mindestens 5 Oscars gewonnen hat
Film: Ghandi
Regie: Richard Attenborough
Erscheinungsjahr: 1982
Laufzeit: 191 Minuten
Wo gesehen: Netflix

Ein Biopic über das Leben Mahatma Ghandis, und seinen Widerstand mittels zivilen Ungehorsam ohne Gewalt.

Eigentlich wollte ich auch Lawrence of Arabia nachholen, aber dann hat auf einmal Ghandi dank Ben Kingsley meine Aufmerksamkeit erregt. Und Kingsley lebt die Rolle auch und verkörpert Ghandi in allen Lebenslagen als verschmitzt, störrisch, zweifelnd, nachdenklich.

Erstaunlicherweise ist mir der Film trotz seiner über drei Stunden Laufzeit nicht zu lang geworden, was bereits für den Film spricht. Zu den Oscars, Ghandi war 11 mal nominiert und hat davon 8 mal gewonnen.

Unter andem den für Best Picture - hat er von den Filmen, die nominiert waren, und die ich kenne, für mich verdient. Disclaimer: ET war im selben Jahr nominiert, ich bin aber nicht der größte Fan. Gilt auch für Best Director, Screenplay.
Was Best Actor angeht - Ben Kingsley stielt einfach allen die Schau.
Außerdem gewonnen hat er für Best Art Direction, da hätte ich aber Bladerunner vorne gesehen.
Den Oscar für Best Cinematography hätte ich eher bei Das Boot gesehen.
Trotz einer Nominierung für Tron finde ich den Oscar für Best Costume Design durchaus berechtigt.
Und alleine für die monumentale Anfangsszene mit 300.000 Extras (Weltrekord) zu Ghandis Beerdigung und dem kurzen Zusammenschnitt dessen ist der Oscar für Best Film Editing auch durchaus verdient.

Zu kritisieren ist an dem Film definitiv die Verherrlichung Ghandis, die so weit geht, das Szenen aus dem historischen Kontext gerissen und ein völlig anderes Licht gerückt werden (so wollte Ghandi in Süd-Afrika nicht etwa einen gemeinsamen Eingang / Sitzbereich für alle, sondern getrennte Zonen für Weiße, Asiaten, und Schwarze). Dazu sollte man sagen, dass ein Drittel der Filmfinanzierung aus der indischen Staatskasse stammt.

Dennoch - schon für das epische Ausmaß mancher Szenen und der Menge an Extras, sowie der tollen schauspielerischen Leistung, die mich über die lange Laufzeit bei der Stange gehalten hat, empfinde ich Ghandi als durchaus würdigen Oscar-Gewinner.

4/5

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Ghandi hatte ich auch überlegt zu gucken. Den oder Gladiator.

Ist das nicht der selbe ? :eddyclown:

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Thema: Film, der mindestens 5 Oscars gewonnen hat
Film: Kramer vs. Kramer von Robert Benton
Erscheinungsjahr: 1979
Laufzeit: 105 Minuten
Wo gesehen: Mubi (Indien)

Ted Kramer (Dustin Hoffman) arbeitet erfolgreich in der Werbebranche und hat gerade sein bislang größtes Projekt an Land gezogen. Als seine Frau Joanna (Meryl Streep) ihn plötzlich verlässt, muss er sich von einen Moment auf den anderen alleine um den Haushalt und ihren gemeinsamen Sohn Billy (Justin Henry) kümmern.

Aufgrund des Genres und des Casts habe ich mir den Film mit hohen Erwartungen angesehen und bin leider enttäuscht worden. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass vor nicht allzu langer Zeit mit Marriage Story ein ähnlicher, mich um einiges mehr mitreißender Film erschienen ist, aber Kramer vs. Kramer ist letztendlich für mich nur ein solides Drama. Das liegt hauptsächlich daran, dass Joanna als eigentlich interessantere Figur zu wenig beleuchtet wird und der Film schnell sehr einseitig wirkt. Auch Teds charakterliche Entwicklung empfinde ich als nicht so stark geschrieben.

Dass der Film trotzdem noch gut funktioniert, liegt am wirklich starken Cast. Die Vater-Sohn-Beziehung sorgt aufgrund der Leistung von Dustin Hoffman, aber auch besonders Justin Henry für ein paar berührende Momente und Meryl Streep gibt ihrer Figur mehr Tiefe, als ihr das Drehbuch zugesteht.

Deswegen sind der Oscar für „Bester Hauptdarsteller“ und „Beste Nebendarstellerin“ wohl gerechtfertigt, auch wenn ich die anderen Leistungen nicht beurteilen kann. Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, ist der Sieg in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“ und „Bestes Adaptiertes Drehbuch“. Hier hätte ich jeweils Apocalypse Now um einiges vorne gesehen, obwohl ich das Drehbuch schwer zu bewerten finde, ohne es gelesen zu haben.

Insgesamt wirkt Kramer vs. Kramer auf mich als nicht sonderlich gut gealterter Film, den ich gerne mehr gemocht hätte.

3/5

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Die Motivation für den Arbeitstag ist gering, aber es gibt ein Licht am Ende des Tunnels: bald ist Wochenende und wir bekommen ein neues Thema von @schucki96. :relieved:

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Ich tue mich bei der Themenauswahl immer schwer, bin vor kurzem jedoch bei Letterboxd auf diese Liste gestoßen:

Zwar hatten wir das Thema schon im alten Thread, aber mittlerweile sind ja einige Neue dazugestoßen. Also lautet mein Thema Female Directors.
Dabei ist die Liste nur als Inspiration zu verstehen, jedweder Film einer Regisseurin ist erlaubt.

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Das ist aber nur eine Auswahl oder? Also wenn ich einen Film von einem weiblichen Regiseur finde, der nicht auf der obigen Liste steht, ist der auch erlaubt richtig?

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:nun:

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Jup.

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Upps… Habe ich überlesen.

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Irgendwann gibt es ein Nein fürs Überlesen :colinmcrage:

Thema #35: Film mit 5 oder mehr Oscars
Film: Mad Max: Fury Road
Erscheinungsjahr: 2015
Laufzeit: 120 Minuten
Wo gesehen: Netflix

Ich habe mich lange gewehrt. Nicht aktiv, aber mich hat der Film einfach nicht interessiert und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mich besonders begeistern wird. Da er mit 6 gewonnen Oscars nun für dieses Thema in Frage kam, hab ich mir gedacht, ich versuche es jetzt einfach mal, zumindest um ihn mal gesehen zu haben.

Nun…

Ich muss Abbitte leisten. Der Film sieht nicht nur absolut abartig großartig aus, sondern ist auch wirklich großartig. Ich hatte richtig viel Spaß mit dem Film und trotz seiner absoluten Action-Gewalt, haben die emotionalen Momente den genau richtigen Ton getroffen und ebenso funktioniert. Tom Hardy passt, finde ich, wie die Faust aufs Auge und Charlize Theron ist ja eh fantastisch.

4,5/5 Sterne

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Thema: Filme mit mindestens 5 Oscars
Film: The King and I
Regie: Walter Lang
Jahr: 1956
Laufzeit: 133 Minuten
gesehen auf: DVD

Die Geschichte ist natürlich bekannt, ich kenne auch den 40er-Film mit den großen Hauptdarstellern Irene Dunn und Rex Harrison und das Remake mit Jodi Foster und Chow Yun-Fat, ich meine mich aber an einige Geschehnisse anders zu erinnern.

Ich hatte erst andere Filme auf dem Zettel. Aber ich wurde nicht so Recht warm mit ihnen bzw. habe ich ihn nicht bekommen.

The King and I hat natürlich die Oscars für das beste Szenenbild und die Kostüme bekommen, und als Musicalversion von Anna und der König auch für die beste Musik.

Für diesen Film hat sich der vediente Hauptdarsteller Oscargewinner Yul Brynner zum ersten Mal seine charakteristische Glatze scheren lassen und man hat natürlich das Bild von ihm in den Kostümen schon häufig gesehen.

Ich hatte Respekt vor dem Film, denn Musicals können anstrengend sein und einen Film für das Thema musste ich wegen der Musik abbrechen. Beispielhaft eine Szene, die das Gefühl des Films ganz gut repräsentiert.

Deborah Kerr ist ja bekannt für ihre zahlreichen Oscarnominierungen, ohne je einen gewonnen zu haben, die weibliche Peter O’Toole sozusagen.

Leider konnte der Film mich trotz seiner interessanten Geschichte nicht ganz packen, denn gerade in den spannenderen Szenen ist das Gesinge wie ich finde ein wenig deplatziert.

Da eine Szene auch nicht originalgetreu dargestellt wurde, fehlt ein wenig der Impact, den es in den anderen Filmen hat. Das Ende ist dann doch ein wenig zu lang, dieses „Seht her, wir haben auch noch was bei der ganzen Chose gelernt“ braucht es für mein Befinden nicht.

Der Film sieht gut aus und bietet natürlich eine interessante Geschichte in einem Land, das so nicht mehr existiert, aber ich glaube bei nächsten Mal schaue ich sie mir lieber wieder ohne Musicaleinlagen an.

3/5

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Nach dem ihn Wolfgang M. Schmitt auf sein Kanal besprochen hatte, wollte ich ihn eh schauen also …

Thema: Filme mit mindestens 5 Oscars
Film: Brennpunkt Brooklyn/The French Connection
Regie: * William Friedkin*
Jahr: 1971
Laufzeit: 104 Minuten
gesehen auf: Disney+

Es ist kein Scorsese, Coppola oder Leone, aber das man den Film auch erfrischend anders. Man hat wirklich das Gefühl man schaut den Darstellern einfach nur zu wie sie durch New York zogen und nichts war gestellt. Das man ihn aber auch etwas roh und ungeschliffen, ‚schöne Bilder‘ sind hier weniger wichtig.
Trotzdem kann man ihn sich mal anschauen, nichts neues, aber mal anderes inszeniert.

Hat er aber die Oscars verdient :grimacing: ganz klar nein, das er gegen Uhrwerk Orange und Kubrick antrat und das ist noch mal eine andere Hausnummer.
Gene Hackman hatte ihn aber ohne zweifel verdient, der liefert ein tolles spiel ab.

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The Night Porter (1974)
von Liliana Cavani

Eine KZ-Überlebende (gespielt von Charlotte Rampling) erkennt in einem Nachtportier einen der ehemaligen KZ-Offiziere, mit dem sie eine Beziehung wieder aufnimmt, die damals als Vergewaltigung & Missbrauch begonnen hat und irgendwo zwischen sadomasochistischer Affäre, gewalttätiger Beziehung und einer im Stockholm Syndrom begründeten Beziehung gemündet ist. Es wird nie so explizit durch den Film definiert, um was es sich dabei nun genau handelt, was auch daran liegt, dass wir gar nicht so viel über das Innenleben von Charlotte Ramplings Figur erfahren und das Definieren dieses Aspektes somit mehr dem Zuschauer übertragen wird.

Ich fand speziell die erste Hälfte richtig stark, da werden viele sehr interessante moralische Konstellation aufgemacht (bspw. ob die Protagonistin ihren Peiniger der Polizei ausliefern wird oder ihre Beziehung mit ihm wieder aufleben lässt). Auch wie Cavani es—neben der verstörenden Prämisse—durch bestimmte ins Gegenteil verkehrte Situationen schafft, eine verdrehte und doch so unangenehm reale & abgefuckte Welt & Umgebung zu erschaffen, fand ich bemerkenswert: so erzählt der Film z.B. nicht von den Prozessen gegen Nazis, stattdessen gibt es von den im Geheimen agierenden Nazis organisierte inoffizielle „Quasi-Prozesse“ bei denen Opfer als Zeugen die „angeklagten“ Nazis zunächst mit ihren Taten konfrontieren sollen, um die Täter von ihrer Schuld zu „therapieren“, ehe die Opfer um die Ecke gebracht werden, damit sie nicht gegen die Täter in den echten Prozessen aussagen können.

Dann gibt es in dem Film nicht etwa die Situation, dass potentielle Opfer vor den Nazis versteckt werden (wie wir das aus der Realität oder anderen Filmen kennen), sondern der männliche Protagonist selbst, ein Nazi also, versteckt seine Geliebte vor den Fängen dieser „Nazi-Untergrundorganisation“. Und dann wird noch die Machtsituation aus dem Konzentrationslager zwischen den beiden Protagonisten ins Gegenteil verkehrt, indem nun Charlotte Ramplings Figur durch die Möglichkeit der Preisgabe an die Polizei die Macht über das Schicksal ihrer Peinigers und Liebhabers in den eigenen Händen hält.

Das sind also eine Menge interessante potentielle Entwicklungen, die dieser merkwürdige Film bereithält—leider beschränkt er sich in der zweiten Hälfte für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr auf eine bestimmte Auswahl davon, die er näher beleuchten will, womit er für mich sogar noch ein bisschen Potential verschenkt. Trotzdem bleibt es ein starkes Stück Film.

8/10

Thema: Regisseurinnen
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Thema #36: Female Directors
Film: Baise-Moi von Virginie Despentes und Coralie Trinh Thi
Erscheinungsjahr: 2000
Laufzeit: 77 Minuten
Wo gesehen: bluray

Ein sehr offenes Thema? Da greife ich doch mit großem Vergnügen in meine Sammlung und führe mir einen weiteren Klassiker der Kino Kontrovers Reihe zu Gemüte. Eine Verfilmung des Romans einer der Regisseurinnen.

The whole world fucks!

Die beiden Protagonistinnen Manu und Nadine, dargestellt von ehemaligen Pornodarstellerinnen, leben in einem von Gewalt, Drogen und Sex geprägten Umfeld. Die eine lässt eine Vergewaltigung ohne merkliche Regung geschehen und wird von ihrem „beschützenden“ Bruder geschlagen, während die andere sich prostituiert und für einen süchtigen Dealer gefälschte Papiere überbringen soll. Zur gleichen Zeit töten beide eine ihnen nahestehende Person und treffen sich kurz darauf zufällig an einem Bahnhof. Sie schließen sich zusammen und überziehen Frankreich mit einer Spur aus Sex und Gewalt.

Gefilmt wurde das ganze in lowbudget-gerechter Qualität, ohne extra Beleuchtung und mit teils merkwürdigen Schnitten und Perspektiven. Die Darsteller*innen fallen nicht grad durch großes schauspielerisches Talent auf, aber all das ist zu erwarten bei einem harten lowbudget Genrefilm vom Ende der 90er. Die Gewalt wird drastisch und blutig dargestellt, große Gore-Effekte, die fließendes Blut übersteigen, gibt es allerdings nicht.

Ein Punkt macht den Film allerdings so besonders und sorgte für den großen Skandal inklusive Verbot des Films in vielen Ländern: echte Genitalien und echte Penetration sind zu sehen. Etwas worüber ich schon sehr lange verwundert war, dass praktisch „niemand“ es macht. Selbst in härtesten Vertretern unterschiedlicher Genres findet Sex außerhalb des Bildes, gefaket unter Decken oder mit künstlichen Prothesen statt. Ich würde behaupten, dass 99 Prozent der Konsumenten harter Genres auch schon Pornos gesehen haben, ohne dabei vor lauter Empörung geplatzt zu sein. Bei Filmen, die ohnehin auf dem Index, in der Video Nasties Liste oder auch nur in der 18+ Direct to DVD Ecke landen und Sex beinhalten: warum nicht einfach auch Pornodarsteller*innen engagieren und „durchziehen“? Dass echte Gewalt nichts in Filmen zu suchen hat, ist ja logisch, aber Sex? Also bitte.
Die Inszenierung ist nicht wirklich erotisch bzw. erregend, aber eben dreckig, (schmerzhaft) authentisch und will natürlich offensichtlich anecken.

Mir gefällt das. Die Geschichte an sich unterscheidet sich nicht groß von Natural Born Killers oder anderen „Bonnie&Clyde-likes“, verzichtet aber auf „hollywoodeske“ Verklärung und Überinszenierung, besticht dafür aber mit Tristesse und Hoffnungslosigkeit.

The whole world fucks!

4/5 Kondomärsche

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Thema: Female Directors
Film: House of Hummingbird von Kim Bora
Erscheinungsjahr: 2018
Laufzeit: 135 Minuten
Wo gesehen: Mubi (Türkei)

Bereits letztes Jahr hatte ich den immer noch bei Mubi verfügbaren Kurzfilm The Recorder Exam von Kim Bora gesehen. Dieser gewährt einen einfühlsamen Einblick in das Leben der neunjährigen Eunhee, welche in schwierigen Familienverhältnissen aufwächst, und hat bei mir direkt Interesse für ihren Debütlangfilm House of Hummingbird geweckt.

Auch hier erhält man einen Einblick in das Leben einer Protagonistin namens Eunhee, nun allerdings 14 Jahre alt, welche sich mit ähnlichen Problemen innerhalb ihrer Familie und den üblichen Problemen des Heranwachsens konfrontiert sieht. Zugleich thematisiert der Film am Rand den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruch im Südkorea des Jahres 1994.

Was mich in kondensierter Form im Kurzfilm noch sehr berührt hat, gerät hier leider jedoch immer mal wieder zur Geduldsprobe. Ohne Zweifel besitzt Kim Bora ein Talent für präzise Beobachtungen und das einfühlsame Einfangen kleiner Gesten mit großer Wirkung, aber über die doch recht lange Laufzeit verliert sich leider teilweise diese Wirkung aufgrund einer gewissen Redundanz, der Gewichtung mancher Szenen und dem teils sehr schleppenden Erzähltempo. Denn ein paar Figuren und besonders der Situation zuhause hätte der Film bei der Laufzeit für meinen Geschmack mehr Tiefe einräumen können. Das gelang ihr meiner Meinung nach in ihrem Kurzfilm besser.

Am stärksten ist der Film in seinen Momenten der zwischenmenschlichen Bindung und des Zusammenhalts. Hier hat der Film mich emotional immer mal wieder abgeholt, da Kim Bora es versteht, eine kleine Geste der Freundlichkeit an jemanden, der sie dringend nötig hat, kraftvoll in Szene zu setzen.

Insgesamt hat House of Hummingbird leider nur in wenigen Szenen erreicht, was ich mir erhofft hatte, aber wegen dieser möchte ich den Film auch nicht missen.

3/5

Edit: Ich habe noch gelesen, dass Kim Bora hier auch persönliche Erlebnisse miteinfließen lassen hat, was einen Ansatz zur Erklärung der authentisch-einfühlsamen Momente und zugleich des gelegentlich fehlenden Fokus bzw. des lange Auskostens gewisser Szenen bietet.

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