Thema #4: Tiere als Hauptdarsteller
Film: Der Hund von Karibu (OT: Where The North Begins)
Regisseur: Chester M. Franklin
Erscheinungsjahr: 1923
Laufzeit: 74 Minuten
Wo gesehen: DVD
Der vorliegende Film ist der dritte Film einer ganzen Reihe an Filmen, in der einer der größten tierischen Stars aller Zeiten auftritt. Die Rede ist von dem deutschen Schäferhund Rin Tin Tin. Bevor es an die Hintergrundinformationen geht, kommen wir erstmal zur Story.
Der Film erzählt die Geschichte eines Deutscher Schäferhund-Welpens, der im unwirtlichen Norden Kanadas verschütt geht, von einem Wolfsrudel adoptiert und durch jenes aufgezogen wird.
Der französischstämmige Jäger Gabriel Dupre (Walter McGrail), der per Trapline Tiere für den Pelzhandel fängt, lebt mit der jungen Felice McTavish (Claire Adams) zusammen und möchte diese heiraten. Nach einer Tour kommt Gabriel nach Hause in die Siedlung des Jagdaußenpostens und hat ein kleines Kind dabei. Dieses adoptieren er und seine Geliebte, da der ursprüngliche Vater auf der Tour ums Leben kommt muss Gabriel ihm versprechen, für das Kind zu sorgen. Doch es gibt noch jemanden im Jagdposten und der hat ein Auge auf Gabriels Geliebte geworfen. Der zwielichtige Shad Galloway (Pat Hartigan) plant seinen Nebenbuhler aus dem Weg zu räumen weshalb er einen finsteren Plan schmiedet.
Er schickt Gabriel auf eine gefährliche Tour und gibt seinem „Sklaven“ The Fox (Charles Stevens) den Auftrag, Gabriel unterwegs zu erledigen. Er soll auch dessen Ware stehlen, um es wie einen Überfall aussehen zu lassen. Mitten in der Wildnis kommt es zum Hinterhalt.
Gabriel findet sich ohne Hundeschlitten und verletzt in einem Schneesturm wieder. Das Wolfsrudel um den eingangs erwähnten Schäferhund wird auf diese leichte Beute aufmerksam und es scheint um Gabriel geschehen. Doch der „Wolfhund“ spürt ein innerliches Unbehagen. Er fühlt sich zum Menschen hingezogen, besiegt seine einstigen Retter und vertreibt die Wölfe. Galloways Killer, The Fox, findet auf dem Rückweg den verletzten Gabriel und will sein Werk vollenden, wird aber von dessen neuem Freund vertrieben.
Es vergehen einige Tage bis Gabriel zusammen mit dem Hund zurück am Jagdposten ist. Galloway ist darüber alles andere als erfreut. Er versucht Gabriel als Lügner, der den Überfall erfunden hat, um die Felle selbst zu stehlen, darzustellen. Wieder beauftragt er The Fox. Dieser soll die Felle in Gabriels Hütte verstecken. Galloway will dort mit der Polizei auftauchen und Gabriel endgültig loswerden. The Fox trifft in der Hütte auf die Haushälterin, die das adoptierte Baby umsorgt und es kommt zum Kampf. Der Hund verletzt The Fox schwer, so dass dieser erneut fliehen muss.
Zurück in der Hütte findet Gabriel diese verwüstet und blutverschmiert vor. Er nimmt fälschlicherweise an, dass der Hund das Baby getötet hat und will ihn totschlagen, als er durch den bei ihm auftauchenden Galloway und die Polizei davon abgehalten wird. Der Hund versteht die Wut seines Freundes nicht und flieht. Währenddessen wird die Polizei auf den schwer verletzten The Fox aufmerksam gemacht. Dieser enthüllt den Plan Galloways woraufhin es zu dessen Flucht kommt. Auf der Flucht entführt Galloway Gabriels Geliebte. Der Hund besinnt sich, verzeiht Gabriel und stellt Galloway, der in einem Kampf auf Leben und Tod vom Hund eine Klippe heruntergestoßen wird.
Schlussendlich leben Gabriel und Felice glücklich in ihrer Hütte und auch der Hund hat die große Liebe gefunden.
Die Story ist sehr klassisch und auch in ihrer Struktur sehr vorhersehbar. Trotzdem macht der Film Spaß, denn er ist einfach einer der ersten dieser Art und war damals wirklich neu und aufregend. Die Entstehungsgeschichte des Films ist aber deutlich interessanter. Während der Regisseur Chester M. Franklin die Außenaufnahmen vor Ort in Kanada drehte, überschritt er das Budget doch deutlich und vergass die Aufnahme für die eigentliche Story. Warner Bros. heuerte Millard Webb an, um die nötigen Aufnahmen nachzudrehen. Dadurch kam es zu einigen Fehlern in der Kontinuität, weshalb der Film lange im Schneideraum verblieb und man nicht viel Vertrauen in das fast schon dokumentarische Endergebnis hatte. Bei Testvorführungen zeigte sich das Publikum allerdings begeistert und der Film wurde ein Erfolg.
Die größte Stärke des Films sind dann auch tatsächlich die Naturaufnahmen, die allerdings schon stark verfremdet bzw. weniger natürlich wirken, sondern hollywoodesque, sprich formalästhetisch dem damaligen Gestus der Studios entsprechen. Ein weiteres Highlight sind die Stunts mit den Tieren. Wenn der Schäferhund mehrere Meter hoch springt, um in ein Fenster zu gelangen, dann ist das durchaus beeindruckend. Hierzu muss aber erwähnt werden, dass ich nicht weiß unter welchen Umständen die Tiere am Set arbeiten mussten. Angesichts der Zeit dürften der Umgang mit den Tieren durchaus harscher gewesen sein, das sollte man auf jeden Fall im Hinterkopf haben.
Kommen wir nun zum eigentlichen Hauptdarsteller, Rin Tin Tin, ein Hund der Rasse Deutscher Schäferhund. Der Hund ist ein wahrer Held des US-amerikanischen Kinos und in der US-amerikanischen Gesellschaft stark verankert. Sein Filmerbe umfasst 27 Filme, die einer der Hauptgründe für Warner Bros. frühen Erfolg waren und das Studio mit zu dem machten, was es werden sollte.
Die Herkunftsgeschichte des Hundes selbst ist bereits Stoff für einen Film. Der Soldat Lee Duncan fand während des ersten Weltkriegs auf einem Schlachtfeld in Frankreich eine verlassene Stellung der Deutschen, die u. a. eine Hundedivision enthielt. Dort hatte eine Hündin gerade geworfen und Duncan entschied sich die Tiere zu retten. Er nahm sie mit ins Lager und verteilte nach der Stillzeit drei Welpen und Mutter auf einige Kameraden. Er selbst behielt eine Hündin und einen Rüden, Nanette und Rin Tin Tin. Die Namen entstammen französischen Puppen und Glücksbringern. Er schmuggelte die beiden Tiere zurück in seine Heimat und gab sie kurzzeitig bei einem Polizeihundezüchter in Pflege. Die Hündin, Nanette, verstarb an einer Lungenentzündung, der Rüde, Rin Tin Tin, schaffte es hingegen. Duncan verschlug es nach Los Angeles, wo er mit Rin Tin Tin Hundeshows besuchte und die Idee hatte, ihn als Filmhund einzusetzen. Nach einigen Gesprächen gab es die ersten kleinen Rollen und die guten Leistungen führten letztendlich zu dem hier vorgestellten Film, der ein großer Erfolg wurde. Der Rest ist Geschichte, wie sie sonst eigentlich nur Hollywood schreibt, die unlängst verfilmt wurde.
Von mir bekommt der Film eine Empfehlung, weniger aufgrund des Inhalts, sondern seines filmhistorischen Wertes. Ursprünglich hatte ich vor einen Film mit Strongheart vorzustellen, ein anderer Hundestar, noch vor Rin Tin Tin. Jedoch sind von dessen sechs Filmen nur noch zwei erhalten und ich wollte gerne eine größere Filmographie für etwaige Interessent:innen bereitstellen.
Rin Tin Tin bei Wikipedia (engl.)