Thema #6: Radfahren
Film: Fahrraddiebe (Ladri di biciclette) von Vittorio De Sica
Erscheinungsjahr: 1948
Laufzeit: 89 Minuten
Wo gesehen: MUBI
Im Nachkriegsitalien herrscht Armut und eine hohe Arbeitslosigkeit. Antonio bekommt ein Jobangebot als Plakatekleber, hierfür benötigt er aber zwingend ein Fahrrad, welches er zuvor beim Pfandleiher abgegeben hat. Mit seiner Frau, die ein paar Bettlaken heraussucht, geht er erneut zum Pfandleiher und gibt diese dort ab, um sein Rad wiederzubekommen. Am ersten Tag in seinem neuen Job lässt er sein wertvolles Rad aus den Augen und schon wird es gestohlen. Den Rest des Films sucht er mit seinem Sohn das Fahrrad bzw. den Dieb.
Der Film gilt als Klassiker, @Drake4849 hat ihn ja auch schon empfohlen, unter anderem wurde er mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet und auf Letterboxd hagelt es 4- bis 5-Sterne-Wertungen. Für mich ehrlicherweise wenig nachvollziehbar. Handwerklich ists schon alles fein, die Darsteller sind überzeugend, die Bilder sehen gut aus und der Soundtrack ist mir grad tatsächlich noch im Ohr. Die Geschichte an sich ist aber leider alles andere als spannend oder mitreißend und insbesondere der Protagonist ist ein ziemlicher Unsympath.
Dass er sein Fahrrad, welches ja offenbar so unfassbar wertvoll ist in seiner Situation, nicht in irgendeiner Weise sichert oder zumindest drauf aufpasst, ist schon dämlich. Dass er einem alten Mann, den er mit dem mutmaßlichen Dieb gesehen hat, ewig hinterherlatscht und ihn in einer prall gefüllten Kirche - vor der ich ja selbst wenig Respekt habe, aber nun - lautstark volllabert ist nervig. Und dass er seinen ~achtjährigen Sohn, den er bei der Suche die ganze Zeit mitschleift, erst aus nichtigem Grund schlägt und ihn dann zur Wiedergutmachung in ein (offensichtlich eigentlich zu teures) Restaurant mitnimmt um zusammen (!) Wein zu saufen, ist dann einfach schäbig. Und dann verprasst er noch das letzte Geld bei einer Wahrsagerin, bei der er seiner Frau zuvor noch eine Szene gemacht hat, sie solle ihr Geld nicht für diesen Quark verschwenden.
Es ist ja nun nicht so, dass ein Arschloch-Protagonist einen Film automatisch schlecht macht, allerdings ist hier in diesem Film ja schon das Hauptaugenmerk darauf, dass man als Zuschauer mitfühlen soll, dem Protagonisten wünschen soll, dass er es in dieser unschönen, von Armut geprägten Zeit, schafft, sich und seiner Familie dennoch ein würdiges Leben zu ermöglichen. Mir ging er aber einfach nur auf den Sack und sein Schicksal war mir herzlich egal. Außerdem war gerade der Mittelteil des Films schon recht repetitiv.
Für mich auf jeden Fall kein Klassiker, den man nicht verpassen sollte.
2,5/5 frittierte Mozzarellas. Wäre die Inszenierung handwerklich schlechter auch locker nur ne 1,5/5.