Film-Themen-Challenge

Thema: Laufzeit zwischen 60 und 90 Minuten
Film: Sitcom von François Ozon
Erscheinungsjahr: 1998
Laufzeit: 85 Minuten
Wo gesehen: Sky

(Wollte den Post gerade im Welchen Film habt ihr als letztes gesehen? II Thread erstellen. Hab aber gesehen, dass er ja perfekt in das noch laufende Thema passt, müsste nur schnell die Kopfzeile dafür wie hier vorgesehen machen. Hoffe man kann hier “einfach so” mitmachen (dann ist man etwas motivierter mal was zu schreiben als im allgemeinen Thread)).

Sitcom ist das Langfilmdebüt von François Ozon. Einige Filme von ihm liefen zur Zeit recht häufig im TV ( 8 Frauen, Swimming Pool, Jung und Schön, Frantz) da habe ich mir gedacht wie wohl der Debütfilm aussieht von einem Regisseur der sonst auch schon recht kunstvolle Filme dreht. Nun…

Wie der Name des Films sagt ist Sitcom aufgezogen wie eine Sitcom. Am Anfang geht ein roter Vorhang auf und die Handlung spielt zu 95 % in einem Haus. So sind die Hauptfiguren auch alle recht klischeehaft dargestellt. Es geht um eine Mutter die sich um ihre Kinder sorgt aber die sich meist langweilt, ein Vater der fast den ganzen Tag arbeitet und wenn er mal daheim ist nichts von seiner Familie wissen will, einen pubertären Sohn der Angst hat weil er schwul ist, eine pubertäre Tochter die sich mit Suizidgedanken plagt und bei ihren Sexpraktiken schwer masochistisch veranlagt ist und ihren Freund quält, das schöne aber recht durchgeknallte Hausmädchen, sowie den Ehemann des Hausmädchens, ein farbiger Sportlehrer.
Mit dieser „großbürgerlichen“ Familie steuert der Film nun von einer skurrilen Szene in die nächste. Absurde Rituale, allerlei verschiedene Sexpraktiken und durchgeknallte Hobbies stehen bald an der Tagesordnung und mittendrin auch noch eine weiße Hausratte, der spirituelle Anführer des Films.
Was sich ziemlich durchgeknallt anhört ist auch ziemlich durchgeknallt. Grotesk macht der Film einmal einen Streifzug durch gefühlt jedes 2. Filmgenre, ob Horror, Drama, Action, Mystery, Fantasy – alles kann nichts muss. Es fühlt sich ein bisschen so an als hätte der Regisseur sich bei seinem ersten Langfilm gedacht ich hab Ideen für 10 verschiedene Filme, lasst sie uns alle in einen packen.
Die Schauspieler sind alle recht unbekannt und leider auch nicht besonders gut. Overacting ist an der Tagesordnung und man fühlt sich oft eher wie in einem Haustheaterstück als in einem Film. Das Ende war mir persönlich dann auch ein bisschen zu skurril und die Ratte als durchgehende „tragende Figur der Handlung“ hat auch nicht so toll funktioniert.
Der Film ist trotzdem keine Vollkatastrophe, weil er die typischen amerikanischen Sitcoms mit den „umgedrehten“ Charakteren gekonnt auf die Schippe nimmt und auch die Abrechnung mit verkrusteten, alten Wertbildern in spießbürgerlichen Familien finde ich recht gelungen.
Wer entweder Lust hat auf einen ziemlich durchgeknallten Mischmaschfilm hat, einfach mal was abgefahren Anderes sehen will oder gerade ein paar Filme von François Ozon anschaut, darf zugreifen.

6 von 10 weiße Ratten

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