Thema: minderjährige Protagonisten
Film: Death of a Superhero
(Deutsch: „Am Ende eines viel zu kurzen Tages“)
Release: 2012
Die Uhr tickt.
Der 14 jährige (im Film = 15jährige) Donald wird mal wieder von der Polizei nach Hause gebracht.
Hochriskantes Verhalten, leichtere Sachbeschädigung… mal wieder.
Psychologenbesuche folgen. Mal wieder.
Donald lässt sich nicht darauf ein…
Was ist los mit Donald?
Er steht unter Zeitdruck und in direkter Konfrontation mit dem Tod. Er hat keine Haare mehr, aber dafür Bestrahlung und 'nen Tumor.
Donald ist ein guter Zeichner und nutzt dieses Talent zur Bewältigung… immer wieder verarbeitet er seinen Kampf in Form einer Superheldengeschichte, die auch im Film als kurze Cartoonszenen implementiert sind… Der Held ist stumm, rettet immer andere und sein Erzfeind ist unbesiegbar… quält ihn, konfrontiert ihn mit der ablaufenden Zeit und der Machtlosigkeit gegenüber dem Tod.
Kontrollverlust, Wut, Hoffnungslosigkeit, Aufgabe prägen den Start… Im Verlauf findet Donald dank seinem „Psycho Nr.6“ und dessen authentischen, ernsten, zulassenden, als auch erwachsenen Umgang mit Donald wieder zurück in die Offenheit und Entscheidung für’s Leben… Hier kann er frei, ehrlich und er selbst sein. Ohne die Mutter schonen zu müssen, welche sich fachlich immer tiefer ins Onkologiethema gräbt und unter der Zukunftsplanung für Donald, das Jetzt aus dem Blick verliert und dem hilflosen Vater, der keinen Zugang zum Sohn findet. Donald widerfährt Gutes, Schlechtes, Achterbahnfahren… Er lebt. Die Wut macht Platz.
Der Protagonist befindet sich stets auf der Suche nach Liebe, Akzeptanz und Kontrolle in einer ausweglosen Situation.
Und dank seinem widererlangtem Zugang zur Umwelt außerhalb der Comicfantasien und Klinikbesuche lässt er neue Menschen in seinem Leben zu…
Dr.: „Für nen Superhelden ist er ziemlich cool, oder?
Aber wieso sagt er nie irgendwas?“
D.: „Die Frauen sind verrückt nach ihm.“
Dr. „Warum ist er dann ewig so deprimiert?“
D.: „Weil er keinen Schuss hinkriegt.“
…
Japp… Ein zentrales Thema für Donald. Sein scheinbar einziger Wunsch für die restliche Zeit seines kurzen Lebens… das Erfahren von Liebe.
Dr. „Donald. Was hast du gedacht, als du da oben auf der Brücke gestanden hast?“
D.: „Ich will doch nicht sterben, wie ne alte Frau.“
Dr.: „Also das ist dein Plan. Von der Brücke springen.“
D.: „Wie auch immer. Überdosis. Irgendwo runterspringen…“
Dr.: „Ich find das nicht gut.“
D.: „Müssen sie auch nicht. Ist mein Leben. Meine Entscheidung. Sie geht das nichts an…“
Immer wieder wird man im Film mit Trauerphasen und Bewältigung des Sterbens konfrontiert.
Donald nimmt es teils sarkastisch. Warum auch nicht? Es geht ja nun mal um sein Leben… auch wenn er dabei teils etwas hart/distanzierend mit den Mitmenschen umgeht…
Ok. Bisher hab ich nicht wirklich etwas gespoilert, das nach dem Start nicht eh schon klar ist.
Ich möchte noch kurz erwähnen, dass ich diesen Film klar empfehlen kann und manche Leute ihn vom Thema her, deutlich besser als „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ finden. Er hat düstere Momente. Die Auseinandersetzung mit dem Tod findet fast jederzeit statt… Ich finde die Perfirmance der Schauspieler sehr gut und das Szenario generell sehr glaubhaft/real.
Bspw. hab ich heute beim Schauen sogar 2Mal nasse Augen gehabt, da der Film mich schon allein aufgrund meines kurzen mehrwöchigen Einsatzes während der Ausbildung auf einer kinderonkologischen Station vor einigen Jahren total beim Mitgefühl packt und Erinnerungen hochkramt, die teils wunderschön, aber auch sehr traurig sind.
Wer mal den Cast durchgeht kann da unter den wenigen Schauspielern leicht auf bekannte Gesichter stoßen… nicht nur das „Donald“ bei Mazerunner mitrennt und z.B. auch Bran Stark den Weg weist… sondern auch der Vater taucht bspw. in game of thrones als Roose Bolton auf.
Und der Psychologe ist tatsächlich Andy Serkis und sogar ohne CGI…
Die anderen Schauspieler tauchen auch in manchen Produktionen auf… bspw. „spielt“ Donalds Mutter auch in disenchantment eine Mutter (von Bean)… als auch bei adventure time (von Finn). …
Ansonsten:
-Der Bruder heisst Jeff.
-Der Soundtrack ist stimmig.
-quote: „Ich bin der mit dem Krebs!“
-Ich hab hinterher extra das Buch gekauft, da dort manche Kleinigkeiten anders sind und der letzte Akt komplett dem Psychologen zugeteilt ist… sehr interessant… und gut.
D.: „Mom schau mich an. Na los. Sieh mich an!
Die Sache ist ganz einfach die: Ich bin im arsch.
Ich werd doch wohl noch nen bißchen Spaß haben dürfen, bevor ich den Abgang mache. Ist das zu viel verlangt?!“
Ich empfehle es, den Trailer zu gucken, um eine Vordtellung der visuellen Umsetzung zu erhalten…
Zum Abschluss dieses langen Beitrags möchte ich gern noch die Abschlusssätze aus dem Buch zitieren:
„Schneller und schneller saust der schwere Mann, eine menschliche Einschienenbahn, bis es aussieht, als werde nichts ihn je wieder aufhalten. Unten machen die Leute ängstlich Platz. Sie sehen ihn kommen und ziehen einander beiseite. Schließlich soll keiner verletzt werden. Leute wollen ein langrs, glückliches Leben. Niemand möchte zerschmettert werden von einem Psychologen im freien Fall. Der Film kommt zum Halt. Stop. Standbild. Abblende. Ende. Wer hätte das gedacht.“