Thema: Ziegengott — Filme über Satanismus, Okkultismus, Sekten etc.
Film: Heaven Can Wait (deutsch: Ein himmlischer Sünder)
Regie: Ernst Lubitsch
Jahr: 1943
Laufzeit: 112 Minuten
Wo geschaut: Youtube
Ich hoffe der Film geht in Ordnung, auch wenn der Teufel im Prinzip komplett irrelevant ist. Ziehe grad um und hatte diese Woche nicht all zu viel Zeit zur Suche bzw. nicht schon wieder Lust auf Horror.
Der untreue Lebemann Henry Van Cleve stirbt und steht an den Pforten zur Hölle.
Riesige glatte Steinsäulen, Unmengen an Aktenordner und ein spartanischer, kalter, in pink getünchter Raum: So sieht der Vorhof zur Hölle in" Heaven Can Wait" aus. Um festzustellen, ob Henry auch für die hohen Standards der Hölle geeignet ist, lässt der Teufel Henry von seinem Leben erzählen.
Alles was nun folgt sind 105 Minuten Rückblende über Henrys Liebesleben: der erste Kuss, das Kennenlernen seiner Frau, Eheprobleme, seine Untreue und vieles mehr…
Lubitsch inszeniert das ganze kammerspielartig: Bis auf einige wenige Außenschüsse, ich meine es waren drei, spielt der ganze Film in wenigen Gebäuden und ausschließlich in deren Interieur.
Das sieht - genau wie die sehr aufwendig designten Kostüme - zugegeben sehr hübsch aus, dennoch hat man sich aufgrund der fehlenden Varianz schnell satt gesehen an der Inszenierung der New Yorker Upper Class um den Van Cleve-Clan.
Der furchtbar grauenhafte Haarschnitt von Gene Tierney (“Martha”) im letzten Akt reißt das Publikum allerdings dann doch aus der hübsch anzusehenden, aber seelenlosen Tristesse.
Auch erzählerisch stellt sich schnell Banalität ein: Henry ist ein charmanter, aber untreuer Lebemann und Macho. Er “liebt” seine Frau, aber kann dennoch nicht an sich halten. Ok cool. Mehr steckt hier nicht dahinter und auch seine Ehefrau Martha wird denkbar oberflächlich charakterisiert.
Wo man hier in irgendeiner Art und Weise in die Beziehung von Henry und Martha involviert werden soll, ist mir schleierhaft.
Klar, die Kernaussage war sicherlich für 1943 im christlich geprägten Amerika revolutionär (regelmäßige Untreue keine Todsünde!) und auch die Monogamie wird für damalige Verhältnisse recht scharf beäugt, aber im Gegensatz zur Transsexualitäts-Thematisierung in “Ich möcht’ kein Mann sein” von Lubitsch in 1918 (!!!) ist mir das immer noch zu zahm, um den Film nur wegen seiner Thesen gut zu bewerten.
Letztlich habe ich wegen der öden Handlung und geringen Abwechslung irgendwann mehr auf mein Handy geguckt als den Film verfolgt. Das ist mir wirklich schon seit Monaten nicht mehr passiert und liegt dann doch eher am Film.
1,5/5