Thema: dänische Regisseure
Film: Wilbur wants to kill himself
Regie: Lone Scherfig
Release: 2002
DVD
Eine Tragi-Komödie…
(Ups… da hab ich ja „ausversehen“ die DVD auf einen Stapel an Filmvorschlägen für’s aktuell neue Thema abgelegt… hmm… ups… wie konnte das denn nur passieren…
)
Zum Film:
1.Szene Tablettencocktail… Gasherd an, daneben sitzen… Titel… Szenenwechsel zu Bruder… befindet sich in der eigenen Bilbliothek (Familienbetrieb), erwähnt sofort gegenüber einer Kundin, dass der Vater soeben gerad vor kurzen verstoben wäre und es die Brüder gut verkraftet hätten … erhält einen Anruf und rennt los… Szenenwechsel… Willbur rief vor Bewusstseinsverlust an… der Bruder stürmte los, um ihn zu retten… „Atme Wilbur. Atme!“… Wilbur reagiert und reicht dem Bruder nebenbei das Telefon aus der Hand…
Szenenwechsel… Psychiatrie… Gruppentherapie…
Horst: „Also Wilbur…“
Wilbur: „Ja. Horst.“
Horst: „… dieses Mal Tabletten?“
Wilbur: „Ja. Und Gas.“
Horst: „Das hätte aber tödlich ausgehen können.“
Wilbur: „Ja. Darum geht’s auch.“
Kurze Pause.
Wilbur: „Bin ich eigentlich der Einzige, der am Verhungern ist?“
Innerhalb von wenigen Minuten stellt der Film bereits klar, dass der Titel wortwörtlich vertreten wird…
Kurzer leichter Humor… dann eine Patientin zu 1 anderen mit Klartext:
„Du hast bloß ein Problem Wayne. Du bist ne Heulsuse.
Was hier wirklich lebensgefährlich für uns alle ist, dass bist du Wilbur. Du verplemperst unsere Zeit, schmarotzerst in unserem System herum und die Gasgeschichte war doch Irrsinn.“ … usw usw usw… kurze Zeit später wird die Ausgangssituation gelegt und die Brüder ziehen auf Empfehlung temporär zusammen… Kurze Zeit später geht Wilbur zur Arbeit. Für seine Problematik hat er einen interessanten Job…
Ein nächster Suizidversuch setzt in Form einer intimen Szene den nächsten Grundstein für die Handlung… der einen unausgesprochenen Interessenkonflikt zwischen den Brüdern entfacht…
Wilbur… der lebende Ziellose mit dem leeren Alltag.
Harbour… der fürsorgliche Versorgende, später aus dem Blick eines Kindes heraus sogar als Sicherheit in Form eines Leuchtturms betitelt.
Im Film wird immer wieder klar, dass Wilbur die besseren sozialen Kompetenzen für’s Leben hat… und die meisten Erfahrungen und Sicherheiten für die nicht alltäglichen Situationen. Die Menschen mögen ihn, da er klar, authentisch, kongruent und zugänglich ist. Dies nimmt er selbst nicht war und verbleibt in seiner eher einsamen Situation.
Wilbur. Mehrere Suizidversuche. Teils hochriskant. Aber auch irgendwie nur Hilfeschreie. Selbstsicherheit und Lockerheit im Umgang mit Frauen.
Seine Ziel-/Plan-/Perspektivlosigkeit sind sein großes Hindernis.
Der Bruder zeigt seine Stabilität, Sicherheit im Leben, Fähigkeiten im Umgang mit Lebenssituationen, aber wie schon geschrieben: Defizite und Unsicherheiten im Umgang mit Menschen… usw.
Beide Brüder unterscheiden sich sehr, erst recht im Umgang mit Trauer.
Aber vielleicht haben sie ja mehr gemeinsam, als sie glauben… obwohl sie ihre Lebenssituation völlig unterschiedlich bestreiten und auf völlig unterschiedliche Art und Weise mit dem Thema Tod und Liebe konfrontiert werden.
1 Frau. 2 Männer. Alle auf der Suche nach Sinn und Zukunft… Perspektive für’s Leben.
Ein Blick auf den gemeinsamen Alltag der Charaktere und dessen verbundener Tragik in den Beziehungen zueinander.
-Tragödie. Sanfte Komödie. (Wobei die komödiantischen Momente in den Situation an sich auftritt und nie zu stark in den Virdergrund tritt.)
-Ein kurzer Einblick in mehrere Wochen/Monate einer kleinen Familie… und mehrere kleinere tragische Leben von Nebencharakteren.
-Wirklich tolle, glaubhafte Entwicklung der Charaktere und daher auch nahbar.
-Spezielles, gesellschaftliches "Tabu"thema leicht verkömmlich und gut reflektierend dargestellt… man wird nie zu sehr ins Nachdenken gebracht und der Film weiß definitiv zu unterhalten… und natürlich treten auch tragische, kontroverse Dinge in Bezug auf Liebe auf… Nähe und Distanz in Bezug auf Zeit, Vernunft, Verpflichtung, Sichheit und Loyalität.
-tolle Darstellung davon, wie sich die Brüder dabei ergänzen den Alltag zu bestreiten.
-Der Film, hat meiner Meinung nach, keinerlei Längen. Jeder Szene passt und ist gut dargestellt.
-Trotz der Tragik wird immer Bezug auf das positive hervorgehoben… und spürbar.
-freie Wahl. Ausweglosigkeit. Diverse Perspektiven. Einsamkeit. Schicksal. Reife. Sicherheit. Entscheidungen. Kompetenzen. Ziele. Konfrontation. Rollenwechsel. Verantwortung. Persönlicher Progress. Miteinander Wachsen. Leben. Suchen und Finden. Abschluss. Veränderung.
-je nach Perspektive hat er ein gutes Ende, dass einen optimistisch stimmt, trotz der Tragik, die darin liegt.
-Ist Teil der „Arthouse collection: Die 50 besten guten Filme“
Sehenswert. Absolute Empfehlung meinerseits.
Hauptcharaktere:
Wilbur: Jamie Sives
Harbour: Adrian Rawlins (aka „James Potter“)
Shirley Henderson (bspw.: Moaning Myrtle)
Bekanntester Nebendarstelller:
Mads Mikkelsen (im Film = Horst)
Im Verlauf:
„Es tut mir wahnsinnig Leid, dass sie nicht mehr zur Suizidgruppe kommen dürfen… ganz besonders weil sie erzählen könnten, wie es ist, wenn man tot ist.“