Thema #17: Seit mindestens fünf Jahren verstorbene SchauspielerInnen
Film: Synecdoche, New York
Schauspieler: Philip Seymour Hoffman
Regisseur: Charlie Kaufman
Erscheinungsjahr: 2008
Laufzeit: 124 Minuten
Wo gesehen: DVD
Robin Williams, James Stewart, oder mal der erste Film mit Audrey Hepburn, die alle und mehr standen zur Auswahl. Aber eigentlich war alles schon beschlossene Sache, als ich Philip Seymour Hoffman in der Liste gesehen habe. Ein toller Schauspieler; ich kenne keinen schlechten Film mit ihm, was mit Sicherheit auch an ihm selbst liegt. Also wurde es ein Film, den ich vor bestimmt 10 Jahren gekauft, gesehen und nicht wirklich verstanden habe. Es wurde also dringend Zeit, Synecdoche, New York mal wieder anzuschauen.
Caden Cotard ist ein relativ erfolgreicher Theaterregisseur, der mit seiner Frau und Kind in einem kleinen New Yorker Apartment lebt. Er ist ein eher verkopfter, grüblerischer, nicht besonders gut gelaunter Zeitgenosse, aber erfolgreich in seinem Beruf. Eines Tages wird bei einem Arztbesuch zufällig festgestellt, dass seine Pupillen nicht funktionieren wie sie sollten, und in der Folge plagt er sich immer wieder mit verschiedenen körperlichen Gebrechen herum, Pusteln im Gesicht, entzündete Hautstellen, verfärbter Urin. Er glaubt, dass er bald sterben wird. Und ganz offensichtlich ist sein Zeitempfinden und vielleicht allgemein sein Zugang zur Realität irgendwie aus den Fugen geraten. Als seine Frau für ihre eigene Kunstausstellung zusammen mit der Tochter nach Berlin reist, auch weil es mit Caden nicht mehr wirklich funktioniert, verliert er sich bald vollkommen in seiner neuen monumentalen Produktion, die ihm dank eines Stipendiums ermöglicht wird.
Synekdoche „ist eine rhetorische Figur […] und bezeichnet die Ersetzung eines Wortes durch einen Begriff aus demselben Begriffsfeld.“ Das sagt Wikipedia zu der namensgebenden Synekdoche. Wie bei Charlie Kaufman zu erwarten, der hier für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet, ist der Film alles andere als konventionell, gerade was die Meta- und Realitätsebenen angeht. Im Rahmen seines neuen Stücks fängt Caden an, sein eigenes Leben, mit allen Vorkommnissen, Ortschaften, und Figuren, inklusive ihm selbst, darzustellen und zu inszenieren, zunächst in einer riesigen Halle, später in einem eigens gefertigten Viertel. Also hat man irgendwann von jeder Person zwei Versionen, irgendwann dann sogar drei, und man muss schon sehr genau hinsehen und zuhören, um der Handlung folgen zu können.
Ich bin mir dabei nicht sicher, wie „zuverlässig“ die Handlung gezeigt wird. Ganz zu Beginn und immer wieder im Film verteilt, taucht Caden etwa als Figur in einer Cartoonserie auf, die seine Tochter gerade anschaut, oder er ist auf einem Werbeplakat an einer Bushaltestelle abgebildet, wo er ganz augenscheinlich nichts zu suchen hat. Er selbst stellt das alles aber nie in Frage, deshalb muss man sich als Zuschauer fragen, was es damit eigentlich auf sich hat. Entweder ist das nur eine Wahnvorstellung von ihm, oder quasi alles, was der Film erzählt, passiert wiederum auf einer weiteren Ebene, die niemals wirklich gezeigt wird und nur durch kleine Hinweise angedeutet wird. So ganz aufgedröselt hab ich das alles auch bei der zweiten Sichtung noch nicht.
Es ist so anstrengend wie interessant dem Film zu folgen, und im Gegensatz etwa zu einem Lost Highway oder Inland Empire hat man hier zumindest das Gefühl, die Story ganz entschlüsseln zu können, wenn man nur sehr genau auf alles achtet.
Auf jeden Fall macht Philip Seymour Hoffman seine Sache mal wieder super, besonders, da sich der Film ausschließlich um ihn dreht. Sein Charakter altert im Laufe des Films und man nimmt ihm jede neue Alters- und Gebrechlichkeitsstufe komplett ab. Man leidet mit ihm, lacht aber auch mal mit ihm und über ihn, verachtet ihn zuweilen. Und PSH ist dafür einfach prädestiniert.
Man sollte schon mal einen Kaufman-Film gesehen haben, damit man ungefähr weiß, was man von ihm erwarten kann, den Synecdoche, New York ist wahrlich nicht sein zugänglichster Film. Wenn man sich aber darauf einlassen kann und zwei Stunden lang einem filmischen Rätsel folgen möchte, dann ist man hier genau richtig.
Allgemein als Tragikomödie funktioniert er ebenfalls ganz wunderbar. Und irgendwie mag ich das Cover sehr.
4/5
@Qualle_mit_Hut Sehr schön! Hoffentlich gefällt er dir wirklich.