Thema: Drogensucht,- missbrauch oder Suchttherapie
Film: Oslo, 31. August
Erscheinungsjahr: 2011
Laufzeit: 96 Minuten
Oslo, 31. August begleitet den 34-jährigen Anders, der gerade am Ende einer Entziehungskur steht. Jahrelang war er drogenabhängig, dealte und ließ so ziemlich alle wichtigen Beziehungen und Bündnisse zu Bruch gehen. Jetzt darf er erstmals die Klinik verlassen, um ein Vorstellungsgespräch bei einer Zeitschrift wahrzunehmen und so sein Leben vielleicht wieder in geregelte Bahnen zu bekommen. Ob ihm das gelingen wird?
Ein äußerst empfehlenswerter Film, der es trotz seiner ruhigen, manchmal sogar vagen oder uneindeutigen Erzählweise schafft, uns ein haargenaues Bild seines zutiefst gebrochenen Protagonisten zu zeichnen.
Was ich mit „vage“ meine ist, dass manche Konflikte oder Aussagen einfach stehen gelassen werden. Nicht jeder Gefühlsausbruch, jede Reaktion totgeredet oder kleinlichst erklärt wird. Viel mehr erfahren wir am meisten über die Hauptfigur Anders, wenn wir ihn einfach nur beobachten. Oder beim Beobachten beobachten.
Eine der stärksten Szenen war nämlich für mich die, in der er einfach nur im Café sitzt und seine Umgebung wahrnimmt. Wir sehen inszenatorisch toll umgesetzt wie er seine Gedanken und seinen Fokus schweifen lässt. Von fremder Person zu Person, von belauschtem Gespräch zu Gespräch. Woher kommen sie, wohin gehen sie, was für ein Leben leben sie? Anders, der mit Mitte 30 schon mit seinem Leben und sich selbst abgeschlossen hat, versetzt sich für einen kurzen Zeitpunkt gedanklich in die Lage zufälliger Begegnungen. Eine kleine Szene, die eigentlich nur erzählerische Überbrückung sein könnte, mich dann aber mit voller Wucht gepackt hat.
„Oslo, 31. August“ ist auf jeden Fall nicht die Art Film, die ich angesichts der Drogen-Thematik erwartet hatte. Klar ist Anders‘ Suchtbewältigung omnipräsent, aber der Film reißt noch so viel mehr an und zeigt, wie Isolation, gesellschaftlicher Druck und psychische Erkrankungen Leben zerstören können. Und das alles, ohne in großen, schwarzen Lettern das Wort „Depression“ drüber kleistern zu müssen.
Super starker, weil sehr subtiler Film!
8/10