Thema: Drogensucht, -missbrauch oder Suchttherapie
Film: Colossal von Nacho Vigalondo
Erscheinungsjahr: 2016
Laufzeit: 114 Minuten
Wo gesehen: TV-Programm (RTLZWEI) (Wusste nicht, wie seltsam das Logo mittlerweile aussieht )
Anne Hathaway spielt hier eine Alkoholikerin die Job und Freund verloren hat und wieder von New York in die Heimat zieht. Dort warten neben einem Job als Barkeeperin, mit noch mehr Alkohol, auch ein Grundschulfreund und die Reise ins Ich – Manifestiert über Godzilla gegen Mechagodzilla in der Innenstadt von Seoul. Wer von dem Film noch nie gehört hat könnte jetzt sagen: „Wat, sauf mal weniger!“ Aber doch, genau das ist der Plot des Films.
Mir hat der Film gefallen. Selten war ein Film so ambitioniert unterwegs: Rom-com-Tragikomödie, Coming-of-Age-Film, Dorfdrama, Kaijufilm – alles drin. Der Film ist zu keinem Zeitpunkt langweilig und besonders diese wilde Mischung lässt einen gebannt weiterschauen. Ein paar Logikfehler fallen da nicht so schwer ins Gewicht und der Film lässt Spielraum für viele Interpretationen. Das macht zwar Spaß, lässt den Film aber am Ende auch etwas überambitioniert wirken. Nicht der wilde Mischmasch sorgt für die Überambitionierung, der ist toll und man sollte sich ruhig öfter so etwas abgefahrenes trauen (aus Sicht von mir, das Studio sieht das sicher anders, der Film war nämlich eine finanzielle Totalkatastrophe), sondern so manche Regieentscheidung.
Möchte dabei aber nicht auf die vielen Ebenen des Films eingehen, da ich auch nicht allen wirklich folgen kann/mag (politische Dimensionen (besonders auf Amerika fokussiert), Genderdimensionen, Machtdimensionen). Stattdessen zum Thema passend: Die Drogenebene. Genau dort macht der Film einen exzellenten Job. Finde die Idee sich so einem Thema wie der Alkoholsucht, über so eine abstrakte Sache wie dem Kaijufilm, zu nähern genial. Dabei kann man die Stärken des Medium Film richtig gut ausspielen. Und gerade Alkoholsucht wird oft, nicht nur in der Realität, sondern auch im Medium Film sehr harmlos dargestellt. Dieser Film zeigt es dagegen sehr, sehr gut: Vollkommener Kontrollverlust als Alkoholiker im Sandkasten von Raum und Zeit.
Hätte sich der Film noch stärker darauf fokussiert, wäre es ein richtiges kleines Meisterwerk für mich geworden. So ist es aber immer noch ein guter Film mit Schwächen. Anne Hathaway und Jason Sudeikis spielen die meiste Zeit okay, aber nicht sehr gut. Besonders am Anfang des Films, der sehr dialoglastig ist, sind ein paar wenig überzeugende Szenen dabei. An Jason Sudeikis macht sich auch das Problem der angesprochenen Regieentscheidungen fest. Seine Charakterzeichnung ist, sagen wir mal: „Interessant.“ Auch wenn es vielleicht so gewollt ist, um eben noch mehr Ebenen in den Film zu bringen, ist sein Charakter schon eher archetypisch für Superheldenfilme (lupenreiner Antagonist) und die brauchen wir hier nicht auch noch. So bleibt dann am Ende ein bisschen der Eindruck: Hatte der Regisseur vielleicht doch eine Idee zu viel die er noch in den Film quetschen wollte?
Nichtsdestotrotz hatte ich Spaß mit dem Film. Empfehlung für alle die mal was vollkommen anderes sehen wollen (apropo sehen: Aussehen tut der Film für einen eher kleineren Film wirklich gut), einen interessanten filmischen Ansatz der Suchtprävention anschauen wollen oder einfach nur gerne interpretieren. Was der Film aber nicht ist: Ein kompletter Genrefilm, eines der oben angesprochenen Genres.
7 von 10 „Am-Kopf-kratz-Smileys“