Film-Themen-Challenge

Und weil ich für heute noch nicht genug gepostet hab…

…sind hier noch zwei nachgereichte Reviews zu den Themen der letzten Wochen, weil ich a) immernoch sehr gerne hier mitmache und b) einen leichten Tick hab was Unvollständigkeit angeht. :sweat_smile:

Robert De Niro / In den Straßen der Bronx

Thema: Robert De Niro
Film: In den Straßen der Bronx
Erscheinungsjahr: 1993
Laufzeit: 116 Minuten
Wo gesehen: Amazon Prime Video

Tatsächlich zum ersten Mal gesehen und wirklich der erste Mafia-Film seit langem, der mich so richtig gepackt hat. Ist wohl zum Großteil der tollen Vorlage von Chazz Palminteri zu verdanken, weil ich mir immer wieder gedacht hab „Wow, das würd ich mir safe auch als Theaterstück ansehen“. Es gab einfach ständig Momente, die ich mir vom inhaltlichen „Fleisch“ her auch in simplerer Form auf der Bühne vorstellen konnte und die daher im Film erst recht funktioniert haben.

Auch die Regie-Arbeit De Niros ist echt positiv aufgefallen. Verstehe gar nicht, warum er das insgesamt nur zweimal gemacht hat. Besonders herausgestochen sind die dazwischen gestreuten POV-Momente. Klar, manchmal ein bisschen schlecht gealtert, aber bspw. diese Auseinandersetzung der Kinder mit dem Gemüsehändler aus der jeweiligen Perspektive fand ich ganz nett und die Schläge bei der Klopperei mit den Bikern ballern auch immer noch gut rein (wenn auch etwas verwackelt).

Story-technisch ist es wohl diese etwas andere Art der Mafia-Erzählung, die ich wahnsinnig erfrischend fand. Es geht nicht um jemanden, der komplett „reinrutscht“, sondern eigentlich immer genug Distanz bewahrt. Kein klassisches „Aufstieg und Fall“ über Jahrzehnte hinweg, sondern in einem relativ kurzen Zeitraum und mit (für mich) unerwartetem Ausgang. Der Disput „Vater vs. Mafia-Dude“, der mit grundlegendem Respekt beginnt. Und das alles einfach in diesem spannenden Zeitraum zwischen Kindheit und Jugend.

Die Liebesgeschichte fand ich auch ziemlich süß eingeführt. Besonders gegen Anfang wirkte alles sehr unkitschig und ernsthaft romantisch. Was mich dann als eine der wenigen Sachen leicht rausgerissen hat, war der weitere Umgang mit dem N-Wort. Das erste Mal als wir die junge Dame nach der Beleidigung damit gesehen haben, wartete sie vor Calogeros Tür, um ihn eNdLiCh wieder zu sehen. Vielleicht bin ich auch durch die aktuellen Konflikte in den USA noch stärker sensibilisiert, aber irgendwie hätte ich mir fast schon mehr Konsequenz gewünscht und dass sich die junge Beziehung davon nicht mehr erholt bzw. es einfach weitreichendere Folgen hat und nicht einfach weggelächelt wird. Naja, war auch ne andere Zeit… - Wenigstens ENTSCHULDIGEN können hätte sich der Depp aber.

Ach, und die finalen Momente mit Joe Pesci fand ich auch wahnsinnig sympathisch - und überraschend! Man sieht ihn ja in der ersten Szene nur ganz kurz im Anschnitt und da dachte ich mir schon so: „Ey, von der Körperhaltung her könnte er es sein, aber vielleicht auch nur Klischeedenken, weil Mafiafilm.“ Von daher war das am Ende für mich fast schon eine Art Cameo.

Fazit: Toll geschriebener Mafia-Coming-of-Age-Film, dem man die Bühnenluft als Ein-Mann-Stück total anmerkt. Und WARUM zur Hölle sieht Lillo Brancato WIRKLICH aus als wär er Robert De Niros Sohn?

8/10

Cinematic Firsts / Russian Ark

Thema: Cinematic Firsts (First Feature Film shot entirely in uncompressed HD & First Feature Film to consist of a single unedited take)
Film: Russian Ark von Aleksandr Sokurov
Erscheinungsjahr: 2002
Laufzeit: 96 Minuten
Wo gesehen: Netzkino (auch auf YouTube)

2000 CAST MEMBERS / 3 ORCHESTRAS
33 ROOMS / 300 YEARS

ALL IN ONE TAKE

Das waren die großen, fetten Worte im Trailer zu „Russian Ark“. Und soooo viel mehr kann und möchte ich zum Film auch nicht sagen. Nur soviel: Ich empfehle uneingeschränkt jedem Film-Fan, sich das mindestens einmal im Leben reinzuziehen. Einfach IRRE.

Die ziehen halt einfach anderthalb Stunden lang in einem echten, unbeschönigten One-Take durch den ehemaligen Winterpalast in Sankt Petersburg und springen ganz nebenbei durch Jahrhunderte der russischen Geschichte. Die Kamera nimmt dabei die Perspektive eines unsichtbaren „Erzählers“ ein, der gemeinsam mit einem ungewöhnlichen Begleiter auf unterschiedlichste historische Persönlichkeiten trifft.

WICHTIGER DISCLAIMER an dieser Stelle: Auch wenn das für Geschichts- und Kunst-Verdrossene erstmal alles andere als spannend klingt, sollte euch diese Kurzbeschreibung auf keinen Fall abschrecken.

Ich habe wirklich kaum Ahnung von der Vor-Weltkriegsgeschichte Russlands, geschweige denn der Kunst aus dieser Zeit. Aber selbst ohne irgendeinen Plan zu haben über was die quatschen und wer das überhaupt alles ist, lag mein Kiefer für einen Großteil des Films hinweg auf dem fucking BODEN.

Denn alleine der technische + Planungsaufwand ist schon unvorstellbar, (vor allem für die frühen 2000er - checkt die Bilder von den Festplatten, die die mitschleppen mussten). Aber auch darüber hinaus schafft Regisseur Alexander Sokurow eine einmalige Atmosphäre, die m. M. n. in der deutschen Synchro (durch die starke Erzähl-Stimme) sogar viel besser rüberkommt. Gepaart mit der Live-Orchester-Musik, immer wieder skurrilen Situationen, die man 0 einordnen kann, der generellen Frage WAS die Protagonisten überhaupt sind (Geister, Zeitreisende,…?), weil sie manchmal mit den Menschen interagieren und manchmal nicht…

UND WENN EUCH DAS ALLES NICHT CATCHT, dann schaut den Film wenigstens dafür, wie viele der 2000 Komparsen immer wieder panisch in die Kamera gucken, aus Angst, dass das alles allein wegen ihnen zum fünften Mal wiederholt werden muss. Tolles Trinkspiel! (Hab einige Favoriten, bei denen man sich echt fragt, ob die irgendwelche bekanntermaßen nervösen Persönlichkeiten darstellen sollen oder sie sich einfach gerade seeehr unwohl fühlen. :sweat_smile:)

Warum trotzdem nur 7/10? Ja, da blutet mir ein bisschen das Herz. Aber dieses tolle Erlebnis wird irgendwie merkwürdig zu Ende geführt und die Momente, in denen der französische Begleiter nicht anwesend ist und man eben nur beobachtet, sind ein bisschen zäh. Könnte mir aber auch vorstellen, dass der noch wächst wenn man über mehr Geschichts-Skills verfügt und sich demzufolge mehr darauf einlassen kann.

Fazit: Jetzt hab ich doch wieder viel zu viel geschrieben… Der ist umsonst bei Netzkino & YouTube - guckt mal rein!

7/10

6 „Gefällt mir“

Mary and Max (2009)
von Adam Elliot

Ein bittersüßer Animationsfilm über die Brieffreundschaft zweier einsamer Seelen auf der Suche nach menschlicher Verbindung. Ich mochte die Stimmung aus depressiven und witzigen Elementen, die kleinen erzählerischen Abbiegungen, die die Story und die Charakterisierungen oft nehmen und so immer wieder kleine Nebenstories erzählen, die fantastischen Sprecher, die ungewöhnliche Aufteilung zwischen Erzählerstimme und Figurenstimmen und liebte den wunderschönen & detailverliebt gestalteten Stil des Films.

8/10

Thema: Depressionen / Mental Health
10 „Gefällt mir“

Thema: Mental Health/Depressionen
Film: 21 Gramm
Regie: Alejandro González Iñárritu
Erscheinungsjahr: 2003
Laufzeit: 125 Minuten
gesehen auf: Netflix

Es ist sehr sehr lange her das ich 21 Gramm zum letzten Mal gesehen habe und wusste glücklicherweise noch in welchem Gemütszustand ich ihn sehen muss und was auf mich zukommt.

Vorab: In diesem Film hat eigentlich jeder einen Grund depressiv zu sein und viele sind es auch. Wir sehen hier also einen Film, der dem ein oder Anderen durchaus auf’s Gemüt schlagen kann. Dies sollte man wissen, sich aber trotzdem emotional darauf einlassen. Trotzdem sollte man sich im Vorhinein so wenig wie möglich über die Handlung in Erfahrung bringen.

WIe in Amores Perros und Babel schafft es Innaritu hier eneut drei Handlungsstränge, die zwar unmittelbar miteinander zu tun haben nebeneinander existieren und laufen zu lassen. Dies schafft er durch einige besondere Kniffe. Wenn man den Film nicht aufmerksam schaut, kann es durchaus passieren, das man ein wenig den Faden verliert und Zusammenhänge nicht versteht. Das liegt daran, dass die Erzählstruktur nicht chronologisch ist. Manche Szenen spielen vor dem einschneidenden Ereignis, manche Jahre danach, manche zu eben dieser Zeit. Dies kann manchmal schon etwas konfus wirken und ist stellenweise gar Lynchesk, wenn man aufpasst, fügt sich aber alles zusammen.

Hervorheben muss man natürlich die hervorragenden schauspielerischen Leistungen des kompletten Casts. Charlotte Gainsbourg wird hier immer schnell mal vergessen, aber auch sie spielt hervorragend. Naomie Watts, Benicio DelToro und Sean Penn (gewann in diesem Jahr den Oscar für Mystic River, hätte ihn aber wohl auch hierfür bekommen) waren nicht umsonst Oscar nominiert. Das wunderte mich eben ein wenig, dass er keine Best Picture- oder Regie-Nominierung bekommen hat, aber das war ja ein bockstarkes Oscarjahr (HdR III; Lost in Translation, City of God, Mystic River, Master Commander).

21 Gramm ist keinesfalls leichte Kost und man kann ihn wenn man alles verstehen möchte auch nicht nebenbei schauen, sondern muss sehr aufmerksam die Geschehnisse verfolgen und für sich selbst in die richtige Reihenfolge bringen. Leider macht er am Ende zu viele Fässer auf, die es gar nicht gebraucht hätte, um die Figuren zu verstehen.

Es gibt Menschen die behaupten beim Tod eines Menschen verliere dieser 21 Gramm an Gewicht, das Gewicht seiner Seele.

Der Schluss ist sehr intensiv, auch wenn ich nicht alles nachvollziehen kann.

21 Gramm endet mit der gleichen Szene, mit der er beginnt. Mit Rivers’ Tod.

3.5/5

6 „Gefällt mir“

Thema: Mental Health / Depressionen
Film: Prozac Nation von Erik Skjoldbaerg
Erscheinungsjahr: 2001
Laufzeit: 99 Minuten
Wo gesehen: Amazon Prime

Ich muss vorab sagen, dass ich das Buch von Elizabeth Wurtzel nicht gelesen habe und hier nur den Film unabhängig davon bewerten kann.

Es geht um Elizabeth (Christina Ricci), die während ihrer Zeit im Studium in Harvard in Depressionen verfällt, sich mit Freunden un Familien verwirft und in psychiatrischer Behandlung mithilfe des Anti-Depressivum Prozac die Kurve bekommt.

Ich muss sagen, dass ich den Film recht belanglos fand. Schauspielerisch war das allerhöchstens solide, und das obwohl mit Jessica Lange hier eine 1A Actrice am Start war. Ricci schafft es leider auch nicht so richtig den Film zu tragen. Dazu gibt es mit Jason Biggs, Anne Heche und Jonathan Rhys Myers noch Schauspieler, die höchstens den Titel B-Actor verdienen. Dementsprechend hölzern wirken ihre Performances, die m.E. leider die Dramatik des Themas ein wenig rausnehmen. Einzig Michelle Williams als Roomate und beste Freundin konnte mich überzeugen.

Zum Thema Depressionen würde ich definitiv andere Filme empfehlen, wie z.B. Fisher King und natürlich “It’s a wonderful life”.

2,5/5 belanglosen Blow Jobs

6 „Gefällt mir“

Thema: Depression / Mental Health
Film: Anomalisa (Charlie Kaufman, Duke Johnson)
Erscheinungsjahr: 2015
Laufzeit: 90 Minuten
Wo gesehen: Amazon (Leihe)

Für Michael Stone sehen alle Menschen gleich aus, und hören sich auch gleich an - selbst sein Kind erscheint ihm als die selbe Person wie z.B. ein Taxifahrer, ein Hotelpage oder seine Exfreundin. Plötzlich hört er auf dem Gang von seinem Hotelzimmer aus jedoch eine andere Stimme …

Depression ist augenscheinlich nicht das hauptsächliche Mental-Health-Problem in diesem Film, aber das Thema ist doch anwesend. Ich zumindest habe mich dabei relativ deprimiert gefühlt.

Filme mit solchen Themen sind einfach nicht wirklich meins. Ich fühle mich damit unwohl, und auch nicht verstanden oder irgendwas. Ich gebe zu, anders als @TheProtti fühle ich mich bei solchen Filmen eher alleine, und gucke lieber etwas fröhlich positives, wenn ich mich weniger alleine fühlen möchte.

Dabei ging mir jetzt Anomalisa aber irgendwie nicht tief genug. Der Film hat während des Schauens gewisse Erwartungen geweckt, die er dann aber nicht erfüllen konnte - ohne, dass ich diese Erwartungen jetzt genauer spezifizieren könnte.

Dann hat mich der Stil der Puppen teilweise auch eher befremdet, das hat teils zum Film gepasst, teilweise war es einfach nur störend für mich.

3,5/5

7 „Gefällt mir“

Thema: Mental Health/Depressionen
Film: The Virgin Suicides von Sofia Coppola
Erscheinungsjahr: 1999
Laufzeit: 97 Minuten
Wo gesehen: Amazon Prime Video (Arthouse CNMA-Channel)

Eine Freundesgruppe benachbarter Jungen, mittlerweile erwachsenene Männer, reflektiert ihre Erinnerungen an die fünf Töchter der Lisbon-Familie, die in einem streng behüteten katholischen Haushalt aufwachsen.

Ich mag Coppolas Lost in Translation sehr und bereits hier in ihrem Debütfilm zeigen sich eindeutig ihre Qualitäten als Regisseurin. Zum einen besitzt sie ein fantastisches Gespür für die Songauswahl und zum anderen sehen ihre Filme wunderschön aus. Dabei überzeugt mich besonders ihre Verwendung von Farben um unterschiedliche Emotionen hervorzurufen, aber auch gewisse Kameraeinstellungen, die das Innenleben der Figuren verdeutlichen.

Trotz allem bleibt der Film auf der inhaltlichen Ebene sehr vage und schwer zu greifen, was gewiss die Intention war. Es braucht mich für mich aber definitiv eine zweite Sichtung, um das Gesehene richtig einzuordnen. Die Wahl der Erzählperspektive ist auf jeden Fall interessant und spiegelt die Rolle des Zuschauers. So lässt man sich mit der Faszination der Jungen für die Lisbon-Töchter mitreißen und fragt sich ebenso nach dem “Warum?” für ihre Taten. Dabei zeigt Coppola eher wer die Mädchen sind, wobei der Fokus auf der von Kirsten Dunst verkörperten Lux liegt. Darin liegt für mich auch ein kleiner Kritikpunkt, denn trotz ihrer starken Performance hätte ich gern noch mehr von den anderen Töchtern erfahren.

Insgesamt ist The Virgin Suicides ein Film, der mich mit seiner träumerischen - mal fröhlichen, meist melancholischen - Atmosphäre abholt, aber sich mir in seiner Aussage noch nicht ganz erschließt.

3,5/5

6 „Gefällt mir“

Mir wurde mitgeteilt, welches Thema hier am Start ist, also lass ich mich mal wieder nach längerer Zeit hier blicken :smile:


Thema: Mental Health/Depressionen

Film: Helen
Regie: Sandra Nettelback
Erscheinungsjahr: 2009
Laufzeit: ca. 115Min
gesehen auf: DVD

Ein Liebesfilm. Ein Drama.
Ein Film über Depression.

Der Film startet mit sehr kurzen Erinnerungsvideos von einem Strandbesuch der Familie, welche aus Helen, David und der 13jährigen Julie besteht.

Bereits nach 5 Minuten bahnen sich die ersten Anzeichen im Alltag an… Verschwiegenheit über das Gefühlsleben findet statt… und der Film zeigt die Last einer schweren Depression für alle Beteiligten auf…

Ich packe an dieser Stelle mal direkt den Trailer hin:

Neben der Familie spielt eine Studentin namens Mathilda eine wichtige Familie, da diese der Zufluchtsort für die betroffene Helen ist… und diese es gut nachempfinden kann, was Helen durchmacht, aber auch ihre eigenen Lasten mit sich trägt.

Der Film ist ein Herzensprojekt der Regisseurin und sie widmet ihn auch einer an Suizid verstorbenen Jugendfreundin…
Die geplante Bestbesetzung für Helen fand nicht statt, dafür aber dann wohl glücklicherweise sogar eine geeignetere Schauspielerin, die die Szenen und ihren inneren Kampf an sich gut darstellen kann…

Der Film deckt meiner Meinung nach viele Probleme der Betroffenen und Angehörigen gut ab… bleibt jedoch handzahm genug, um mit der Freigabe ab 12J ein breites Spektrum an Menschen erreichen zu können… und verzichtet glücklicherweise an expliziten Szenen.

Je nach eigener Stimmungslage des Zuschauers kann er unterschiedlich wirken… heute packte er mich tatsächlich recht wenig… damals beim ersten Mal gucken war ich sehr stark berührt…

Hier noch ein paar Notizen, die ich gerade während des Guckens festhielt:

Klick :slight_smile:

Darstellung der Krankheit an sich gelungen…
Panikattacken, emotionale Ausbrüche, Distanzierung, Machtlosigkeit, Verzweiflung, Suizidgedanken, Suizidversuch…

Im Verlauf deutliche Dämpfung, Verlangsamung… Ausreden… Scham… Taubheitsgefühl… Planlosigkeit… Wunschlosigkeit… Emotionslosigkeit…

Ich will nicht reden.
Ich kann nicht.

Flucht.

Selbstvorwürfe: alle traurig machen… daher nicht mehr zurückzukönnen… und es satt haben, sich ständig entschuldigen zu müssen… niemandem der eigenen, kleinen Welt mehr gerecht werden zu können.
Die Hilflosigkeit des Mannes äußert sich dann in zu starken Bemühen, die dann auf Ablehnung stoßen und somit dann zu Vorwürfen wiederum… und Anspannungen und Ausweglosigkeit auf allen Seiten.

Enttäuschung und Last sein, das Tempo der eigenen Familie und des Lebens nicht einhalten/leisten zu können… den Wünschen und Bedürfnissen der Anderen nicht gerecht zu werden… Familie, Freunde, der Arbeit… einfach des Alltags…

Der Ex-Freund von Helen gibt dem Mann einen Hinweis zu dessen Kampf und Bemühen, dass die Liebe und Fürsorge an sich doch was bewirken und retten können müsse…
„Denkst du es geht hier um Liebe? Irrtum. Es gibt nichts, was du tun kannst.“

Mann gibt sich Mühe, will Stabilität und Sicherheit bieten… stößt auf Ablehnung… gerät selbst in Erschöpfung und Jobprobleme…
Steigert sich dann in Schuldgefühle… und emotionale Ausbrüche… und weiterem vorwurfsvollem Verhalten… und lässt sich dann auch darauf ein, Schwäche zu zeigen…

2 Geschichten von Depressiven… Mathilda und Helen…
(„Sie fragt mich nicht, wie ich mich fühle… sie weiß es.“)

Therapeutische Empfehlungen vs. Selbstbestimmung.
Und dem Zulassen sich helfen zu lassen.

Ein Moment, der mich doch kurz emotional wieder catchte:
Auf der geschlossenen mit gebrochener Stimme…
„Ich will nach Hause.“

Ich lernte den Film damals als Empfehlung von einer sehr depressiven Person zur Thematik „Depression“ kennen und denke, dass der Film einiges gut macht…

Die verschiedenen Perspektiven… auf die unterschiedlichen Belastungen aller Familienmitglieder… find ich für einen Film gut gelöst… und vor allem, dass er das schwere Thema recht gut verträglich über den gesamten Film trägt.
Wenn mich jemand nach meinen Top5 zur Veranschaulichung von Depression fragen würde, wäre dieser gewiss dabei :+1:

Und nachdem ich lange nicht mehr hier im thread war und nun gleich wieder einen etwas längeren Beitrag gemacht hab…

Möchte ich mit den ersten und letzten Worten des Films abschließen:

Die ersten:

Die letzten:

„Ich war bereit zu kämpfen. Ich war nicht bereit zu verlieren.“

Haut rein :wave: :slight_smile:

6 „Gefällt mir“

Ich habe einen Film aus dem Jahr 2009 über einen unglücklichen Universitätsprofessor, der in den 1960ern in den USA lebt gesehen. Also „A Serious Man". Halt was?

Ernsthaft, ich hatte das Gefühl ich hab die beiden Filme „A Serious Man" und „A Single Man" einfach immer in einen Topf geworfen. Die Beschreibung vom 1. Satz kann man 1 zu 1 auf beide Filme anwenden und von beiden immer nur Bilder mit einem Mann in Anzug und Brille, dazu noch die Ähnlichkeit im Titel… Dabei hab ich immer nur „A Serious Man" von den Coens gesehen und nie „A Single Man".

Thema: Mental Health/Depression
Film: A Single Man von Tom Ford
Erscheinungsjahr: 2009
Laufzeit: 97 Minuten
Wo gesehen: Sky

Wir begleiten George Falconer, gespielt von Colin Firth, an einem einzigen Tag durch Los Angeles. Seit dem Tod seines Partners sind acht Monate vergangen und George befindet sich in tiefer Depression. So begleiten wir George auf den Stationen seines freitäglichen Alltags.

Ich war von der schauspielerischen Leistung von Colin Firth begeistert. Als pure One-Man-Show reist er hier den Film an sich. Ich finde dafür gab es zurecht eine Oscarnomminierung. Leider fand ich den Film ansonsten nicht so stark. Er war okay.

Der Film beschäftigt sich vordergründig mehr mit dem Thema Homosexualität und eher hintergründig mit Depressionen. Man muss erkennen, gerade 1963, war es eben sehr schwer für einen Homosexuellen, auch als Universitätsprofessor. Insgesamt war mir der Film aber nicht Fisch nicht Fleisch.
Er ist sehr artifiziell. Gerade die Optik wird natürlich viel gelobt, ist Tom Ford ja eher Modedesigner als Regisseur. Und ich kann mir nicht helfen aber einige Einstellungen sehen schon eher nach Gucci-Werbespot, als nach tollem Filmdrama aus. Die Farbgebung ist für mich wenig originell: Alle traurigen Stellen in Grautönen und alle freudigen Stellen so bunt wie möglich. Fertig.

Auch ansonsten hatte ich manchmal das Gefühl: Blättern wir mal in der Filmchronik: Was finden Kritiker denn immer besonders toll? Ah ja! Filmverweise und Kino im Kino gehen immer. So kommt mir die ellenlange Szene vor einem Spirituosengeschäft im Hintergrund des Psychoposters von Janet Leigh oder die Verweise eines 10 Jährigen Mädchens, dass ihr Skorpion jetzt Charlton Heston Ben Hur heißt, bisle naja vor; auch im Jahr 1963. Sind ja nur kleine Dinge aber allgemein, ist auch bei den ganzen Dialogen nie der Funke auf mich übergesprungen. Sie sind jetzt nicht katastrophal, aber eben wie bei der Optik: Nichts was mich abgeholt hat.

Auf der anderen Seite ist der Film für mich auch nicht genug realistisches Porträt. Klar Tom Ford wird als Modedesigner eben einen ganz anderen Blick auf die Welt haben. Aber für einen weniger artifiziellen und dafür realistischeren Film ist mir die Welt einfach zu geleckt. Statt lauter weiblichen Supermodels, ist hier eben jeder Charakter grundsätzlich männliches Supermodel und die Chance, dass irgendwer und sei es zuhause auf dem Sofa oder der Toilette nicht im Designeranzug und Krawatte rumrennt ist gleich 0 %.
Auch die erweiterten Hauptprobleme der Personen sind für mich in dem Film eher: Aha. Zum Vergleich: Auf Sky kommen gerade die ganzen American Pie Filme in der Wiederholung: Ich fand viele Stellen in den Filmen realistischer als hier…und das heißt was.

Dank der überragenden schauspielerischen Leistung von Colin Firth wird mir der Film immerhin nie langweilig. Und Leute die mehr auf Kunstkino stehen, die werden von dem Film vielleicht mehr abgeholt werden. Klar es gibt auch viele artifizielle Filme die ich großartig finde, aber oft mag ich mehr Realkino, besonders eben bei problemorientierten Filmen.

6 von 10 bunte Bleistiftspitzer (:cluelesseddy:)

Zum Ende des Themas noch drei kleine Anmerkungen:

Wie @drake4849 natürlich schon gesagt hat: Bester positiver Film zum Thema Depressionen finde ich klar „Ist das leben nicht schön?" Schön mindestens einmal im Jahr zu Weihnachten schauen. Hebt die Stimmung :slight_smile:.

Als einen super realistischen Film in der heutigen Zeit zum Thema Depressionen finde ich: „Zwei Tage, eine Nacht", von den Dardenne-Brüdern sehr gut. Klar da werden auch noch viele andere Probleme, wie kapitalistische Gesellschaft, urbanes Leben und moralisches Handeln im Allgemeinen angesprochen aber Depressionen werden hier auch stark behandelt.

Für Mental Health, hier Autismus, gibt es noch den Film „Ben X". Der ist vielleicht für viele im Forum hier interessant, weil er mentale Gesundheit und Computerspiele im Zusammenhang behandelt, was ja z.B. bei diesem ARD Film Play letztes Jahr auch diskutiert wurde.

5 „Gefällt mir“

Mir ist gerade aufgefallen, dass @boodee noch nicht die nächste Person die an der Reihe ist benannt hat. Deshalb übernehme ich dies Mal und freue mich auf ein interessantes Thema von @UnclePhil.

Mal eine andere Frage: Wann war jetzt nochmal Thema 150 und haben wir da jetzt schon eine Idee für das Spezialthema? Unsere Listen sind ja nicht mehr ganz so aktuell leider.

2 „Gefällt mir“

Kommt gleich.

Da isses:

Lateinamerika

Sprich Mittel- und Südamerika. Ich versuche großzügig zu sein, bei der Definition, was zum Beispiel die Herkunft der Regisseure & aller beteiligten Produzenten angeht. Versucht aber nicht unbedingt einen bspw. in Hollywood entstandenen Film eines lateinamerikanischen Regisseurs wie “Gravity” zu nehmen. “Roma” wäre dagegen okay, da Regisseur lateinamerikanisch & Drehort in Lateinamerika. Da würde ich die Tatsache, dass er vielleicht auch mit Hollywoodmitteln produziert wurde, nicht als so wichtig erachten.

Große allgemeine Liste (Achtung hier sind auch spanische Filme drin, die natürlich nicht)

2000er-Auswahl
https://letterboxd.com/arsaib/list/cinema-tropicals-100-best-latin-american/

2010er-Auswahl

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Ich hab ja Roma immer noch nicht gesehen, vielleicht mach ich das jetzt Mal. Aber eigentlich müsste ich auch noch ein paar andere Länder aus der Gegend für die World Challenge abhaken.

2 „Gefällt mir“

Gibt ja zum Glück genug Länder und Filme zur Auswahl :wink:

Aber finde mal einen verfügbaren Film aus Belize oder Französisch Guayana der dann auch noch einigermaßen interessant ist :smiley:

Guter Punkt

Ah, habe gestern gerade Monos geschaut. Gibt aber momentan auch ein paar interessante Filme bei Mubi aus der Region.

1 „Gefällt mir“

Ja hab ich auch gesehen. Zama zum Beispiel.

1 „Gefällt mir“

Sorry, bin derzeit anderweitig stark vereinnahmt, was leider auch der Grund dafür ist, dass ich zum aktuellen Thema keinen zweiten Film gesehen habe. Habe den ausgewählt, da die Prämisse :money_with_wings: eigentlich ganz passend klang, tatsächlich wird das Thema Depressionen aber eigentlich so gut wie gar nicht behandelt.

Thema #24: Mental Health/Depressionen
Film: Super - Shut Up, Crime! von James Gunn
Erscheinungsjahr: 2011
Laufzeit: 95 Minuten
Wo gesehen: Amazon

Frank ist unglücklich, hat eine schwere Kindheit hinter sich und erfreut sich an zwei selbstgemalten Bildern seiner einzigen zwei „glücklichen“ Momente im Leben. Doch eines Tages beschließt er, den Ungerechtigkeiten des Lebens als Superheld entgegenzutreten.

Schöner Film, stellenweise wunderbar brutal und überwiegend lustig/satirisch, wie oben erwähnt kaum eine Thematisierung von Depressionen, aber einer dieser Superheldenfilme für Leute wie mich, die keine Superheldenfilme mögen.

Der bessere Kick-Ass mit einer schrägheißen Ellen Page.

4/5

9 „Gefällt mir“

Lateinamerika ist nun insgesamt Thema Nummer 145, den 150. Film unserer Challenge werden wir also in der Woche ab dem 20. Juli schauen. Spätestens in der Woche davor sollten wir uns wohl ein paar Gedanken gemacht haben. :simonhahaa:

5 „Gefällt mir“

Thema: Mental Health/Depressionen
Film: Ginger & Rosa
Regie: Sally Potter
Erscheinungsjahr: 2012
Laufzeit: ca. 91 Minuten
gesehen auf: Bluray

Schon mehrmals gesehen und ich mag den Film noch immer. Liegt wohl daran, dass ich mich mit den Figuren identifizieren kann, obwohl anderes Geschlecht. Ja, die Geschichte ist relativ einfach und die Dreiecksgeschichte liefert jetzt nicht so viel Tiefgang, wie es möglich gewesen wäre. Liegt daran, dass die Regisseurin sich mehr auf Rosa fokussiert, als auf Ginger. Für mich ist das nicht schlimm, da der restliche Film nicht nur funktioniert, sondern mich jedes Mal auch tief bewegt. Deshalb bin ich bei der Bewertung etwas großzügiger als die Meisten.

9/10

Thema: Mental Health/Depressionen
Film: Nymphomaniac 1
Regie: Lars von Trier
Erscheinungsjahr: 2014
Laufzeit: ca. 117 Minuten
gesehen auf: Netflix

In der Liste gefunden und wollte dem Film eine zweite Chance geben. Hat wieder nicht geklappt. Ich weiß leider nicht, warum ich den Film nicht mag (vielleicht muss ich doch noch irgendwann Teil 2 sehen) und warum er mich nicht erreicht. Aber ich finde den Film einfach nur langweilig. Ich gebe aber auch zu: Vielleicht verstehe ich das auch nicht.

Ohne Wertung.

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