@boodee’s Film einfach so ein starker Film. Großartig .
Thema: Ennio Morricone
Film: Angst über der Stadt (Peur sur la ville) von Henri Verneuil
Erscheinungsjahr: 1975
Laufzeit: 115 Minuten
Wo gesehen: TV-Programm (hr-fernsehen)
Jean-Paul Belmondo spielt einen Polizeikommissar in Paris. Dieser hat mit einem brutalen Bankräuber alle Hände voll zu tun. Doch es soll schon bald Belmondos kleinstes Problem sein. Denn ein Serienkiller macht Paris unsicher: Dieser ermordet nach Dantes Göttlicher Komödie Frauen aus Paris, welche, laut ihm, ein sexuell zu ausschweifendes Leben führen. Die Jagd beginnt.
Von Verneuil hab ich bis jetzt nur „Der Clan der Sizilianer“ gesehen. Ein französischer Gangsterfilm, mit der Musik von Ennio Morricone. Den fand ich ganz gut. Genauso wie diesen Streifen hier; ein französischer Gangsterfilm mit Musik von Ennio Morricone.
Die ersten zweidrittel des Films finde ich sogar überragend. Zur wabernden Musik von Morricone und den Bildern des nächtlichen Paris bekommen wir eine Unmenge an Schießereien, Verfolgungsjagden, Kloppereien und viele Stunts von Belmondo zu sehen (Dafür ist Belmondo ja bekannt. Und wer auf solche selbstgemachten Stunts steht, der hat hier wohl einen der besten Filme aller Zeiten vor sich. Ein spektakulärer Move jagt den nächsten). Viele Szenen spielen sich dabei in luftigen Höhen ab. Dabei ist der Film mehr Actionkino als Krimi. In das Innenleben der Protagonisten und der Ermittlungsarbeit gibt es wenig Einsicht.
Übrigens als kleiner Funfact mal wieder: Das französische Kino geizt, besonders im Hinblick auf das Releasjahr, mal wieder nicht mit Nacktheit und expliziter Gewalt. So mussten sich US-amerikanische Kinogänger damals eine um 35 Minuten geschnittene Version anschauen. Verrückt.
Damals wurde wohl viel kritisiert, dass Belomondos Charakter ein brutales Arschloch ist und trotzdem als Polizeiheld stilisiert wird. Finde, dass man dem Film als Actionfilm nicht so wirklich diesen Vorwurf machen kann. Viel mehr ist es eben ein sehr pessimistischer Film. Da ist auf der einen Seite ein kompletter Psychopath, der mit größter Brutalität und Verachtung gegen Frauen vorgeht und auf der anderen Seite haben wir einen schießwütigen Polizisten. Ebenfalls ein Psychopath, dem jedes Mittel recht ist „seine“ Gangster zu fangen und der auch vor zivilen Opfern nicht zurückschreckt. Der Film wirft ein schlechtes Bild auf die Menschen, sei es Gangster oder Polizist. Bezeichnend sind hier auch einige Folterszenen der Polizei oder eine „Flüchtlingsunterkunft“ in Paris, welche eine Rolle spielt. Dieser Film ist wahrlich kein Plädoyer für die Polizei, sondern schreckt ab. Und das muss man erst einmal hinbekommen, in einem Film in dem noch ein Serienkiller sein Unwesen treibt.
Leider geht dem Film nach zweidrittel der Laufzeit die Puste aus. Es gibt am Ende zwar nochmal eine für damalige Verhältnisse wahrscheinlich krasse Stuntszene. Das haut mich jetzt aber nicht so vom Hocker. Bezeichnend auch, dass es im letzten Drittel des Films keinen wabernden Morricone-Soundtrack mehr gibt, die taucht erst zum Abspann wieder auf. Komische Entscheidung. Besonders, da die Teile davor klar das Highlight des Films waren. Noch eine krassere Ausführung, dieses dunklen, brutalen und verruchten Tones hätte den Film für mich zu einem kleinen Meisterwerk gemacht.
Dennoch ein guter Film. Besonders wer auf französisches Gangsterkino mit vielen Verfolgungsjagden steht, sollte einen Blick riskieren.
7 von 10 Dächer über Paris
Angst über der Stadt - Morricone Soundtrack