Film: Tenebre
Thema: Italienischer Blut-/Skandalfilm der 70/80er
Erscheinungsjahr: 1982
Laufzeit: 99 Minuten
Wo geschaut: Youtube
Ein amerikanischer Buchautor, der hauptsächlich Kriminalromane schreibt, fährt auf Promo-Tour nach Italien. Schon direkt bei seinem Eintreffen beginnen seltsame Dinge zu geschehen. Offenbar treibt ein Mörder sein Unwesen, der sich von den Szenarien aus den Büchern des Autors inspirieren lässt. Nun muss herausgefunden werden, wer der Mörder ist, bevor noch mehr Menschen sterben müssen…
So weit, so generisch. Diese Ausgangssituation strotzt wahrlich nicht vor Kreativität, auch nicht in Anbetracht des Erscheinungsjahres. Und jetzt kommt das Aber: Argento vermag darum einen dichten Film zu spinnen, der besonders gegen Ende nicht mit blutigen Ausbrüchen geizt. Das Rätsel an sich ist der eigentliche Hauptakteur und man möchte gern wissen, was es mit den Geschehnissen auf sich hat.
Die Charaktere wiederum finde ich, wie in den meisten Argento-Filmen, relativ blass und austauschbar, da bleibt nicht viel hängen, was aber nicht so schlimm ist. Argentos typische Markenzeichen ist nämlich das, was den Film letztendlich auszeichnet, wenn auch sein übliches Spiel mit den Farben nicht ganz so präsent bzw. auffällig ist wie etwa in Suspiria. Besonders eine ganz bestimmte Kamerafahrt bleibt im Gedächtnis, ein fantastischer Tracking Shot. Von solchen tollen Kamerafahrten und -einstellungen gibt es unzählige, allein dafür lohnt sich der Film. Die Morde sind auch recht heftig inszeniert, was mich positiv überrascht hat.
Aber jetzt noch ein allgemeines Problem mit Argento, was auch dieser Film nicht ausräumen konnte. Als ich vor einigen Jahren angefangen habe, mich mehr für Horrorfilme zu interessieren, bin ich natürlich durch viele Listen und Artikel irgendwann selbstredend bei seinen Filmen gelandet, werden die doch gemeinhin als Horrorklassiker und riesengroßer Einfluss auf das Horrorkino bezeichnet. Phenomena, mein erster Argento, Horror Infernal, Profondo Rosso, Tenebre, Terror in der Oper und Suspiria werden ja so als seine besten Filme gehandelt, also hab ich die direkt auf meine Liste gesetzt. Das Problem war damals, dass die teilweise gar nicht so leicht in den richtigen Versionen zu bekommen waren, was meine Vorfreude nur noch gesteigert hat, weil sie sich damit irgendwie besonders angefühlt haben. Dadurch hatte ich auch ein ganz bestimmtes Bild, oder eher eine Erwartung, im Kopf, wie Argento-Filme denn sein würden. Und als ich dann Terror in der Oper, Horror Infernal, Suspiria, der eigentlich schon geil ist, und besonders Profondo Rosso gesehen hatte, war ich doch etwas ernüchtert. Ich hatte harte Horrorkost erwartet, irgendwie größer, ausgefallener, unheimlicher. Es hat dann etwas gedauert, bis ich seine Filme erst so richtig zu schätzen gelernt hab, wobei mir Profondo Rosso, Terror in der Oper und jetzt eben Tenebre immer noch zu konventionell sind, als dass ich sie als die großen Horrorklassiker bezeichnen würde, weil es einfach nur ganz simple Mördergeschichten sind, die alle recht ähnlich aufgebaut sind, auch wenn sie hier und da mal interessante Perspektiven und Bilder bieten.
Tenebre ist von den dreien aber meiner Meinung nach der stärkste und vielleicht auch der beste von Argentos klassischen Giallo-Streifen. Auf jeden Fall hab ich noch mal Lust, mir wieder ein paar seiner Filme anzuschauen, weil ich sie jetzt glaube ich ein bisschen mit anderen Augen sehe als früher.
7,5/10