Thema: Film einer Regisseurin
Film: Suffragette – Taten statt Worte (OT: Suffragette)
Erscheinungsjahr: 2015
Laufzeit: 106 Minuten
Wo geschaut: Amazon Prime
Handlung: Der Film verfolgt eine eine Gruppe Frauen der “Suffragette”-Bewegung, welche sich im Großbritannien der 1910er Jahre für das Frauen-Wahlrecht stark gemacht hat.
Meinung: Mir hat der Film überraschend gut gefallen. Überraschend, weil ich mich im Vorfeld leider doch immer sehr von imdb-Ratings beeinflussen lasse. Und eine 6,9 ist in erster Linie erstmal “eher” okay. Außerdem hab ich im Nachhinein viel Kritik an der Pathoshaftigkeit des Films gelesen. Das ist mir wirklich gar nicht negativ aufgefallen. Und falls doch, dann habe ich mich gerne davon mitreißen lassen.
“Suffragette” ist ein Film, der wütend macht. Wütend darüber, wie es um die Gleichberechtigung von Mann und Frau einmal “stand” und immer noch steht. Blabla “nichts an seiner Aktualität eingebüßt”… blabla… Die Phrase schenk ich euch.
Der Film ist dabei überraschend vielschichtig. Es wird nicht nur der Kampf für eine selbstbestimmtere Frau gezeigt, sondern auch viele Nebenschauplätze und Teilaspekte dieses Kampfes behandelt. Männer, die andere Männer unter Druck setzen, um die derzeitigen Umstände am Leben zu halten. (“Sie müssen sie nicht einsperren, setzen sie sie einfach bei ihren Männern ab. Da bekommen sie die gerechte Strafe.”)
Auch geht es nicht nur um das Recht zu wählen: Inwiefern hatte/hat eine Frau die Chance, über ihre Kinder zu entscheiden?
Sehr schön abgebildet war auch das anfängliche Hadern von Carrey Mulligans Charakter, sich mit der Bewegung zu identifizieren. Sie stimmt grundsätzlich mit den Forderungen überein, hat aber Angst, durch deren Ruf sich selbst zu schaden. (Kleine persönliche Anmerkung: Für mich ist es etwas selbstverständliches “feministisch” eingestellt zu sein, wenige würden es aber von sich behaupten, da dann Onkel Ulli Weihnachten ankommt und einen vollsabbelt, warum diese Rossmann/Rossfrau - Sache ihn absolut wütend macht.)
Es wird zudem sehr schön auf die Mechanik eines Systems eingegangen. Die Exekutive und “Bekämpfer” der Bewegung sind nicht nur abgrundtief böse Frauenhasser, sondern gefangen in ihrer eigenen Funktion und zum Umdenken gezwungen, da ihnen die persönlichen Schicksale eben doch nahe gehen, wenn sie “face-to-face” erzählt werden.
Wie weit sollte man für die Sache, für die man kämpft gehen? Und wie weit sind vor allem die Anhänger der Bewegung bereit mitzugehen / ab wann schadet es der Sache?
Alles Aspekte, die dieser Film so viel besser macht, bzw. überhaupt beinhaltet, mit denen ich im Vorfeld wenig gerechnet habe.
Fazit: Toller Film, der mich gut mitgerissen und berührt hat. Hätte ich never ever so erwartet.
8 von 10 verbrühte, schmierige Industriellen-Hände