Film-Themen-Challenge

Thema: Film Noir
Film: Witness for the Prosecution von Billy Wilder
Erscheinungsjahr: 1957
Laufzeit: 116 Minuten
Wo geschaut: Amazon Prime Video

Die Filme von Billy Wilder stehen auf meiner langen Watchlist seit ich vor einigen Monaten The Lost Weekend gesehen haben, welcher für seine Zeit bahnbrechend Alkoholismus thematisiert und mir generell enorm gefallen hat. Umso erfreuter bin ich, dass ich durch dieses Thema drei seiner Werke auf Amazon Prime entdeckt habe.

In Witness for the Prosecution (Adaption des gleichnamigen Theaterstücks verfasst von Agatha Christie) übernimmt der bekannte Londoner Strafverteidiger Sir Wilfrid Robarts, welcher nach einem Herzinfarkt gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen wurde, einen scheinbar aussichtslosen Fall. Er soll den arbeitslosen, sympathisch wirkenden Leonard Vole verteidigen, der beschuldigt wird, die reiche Witwe Emily French ermordet zu haben. Ein mögliches Motiv bietet ein kürzlich zu seinen Gunsten geändertes Testament, in dem Leonard Vole eine beträchtliche Summe zugesprochen wird.

Hieraus entspringt ein nüchtern, aber effektiv inszenierter Gerichtskrimi, welcher sowohl eine raffiniert und spannend erzählte Handlung als auch pointierten Humor bietet. Dieser wird in den Interaktionen zwischen Sir Robarts und seiner Krankenschwester meiner Meinung nach etwas überreizt und hat mich tonal rausgerissen, ist aber vermutlich auch der Zeit geschuldet. Ansonsten überzeugen die Dialoge und lassen einen größtenteils gespannt der Auflösung des Mordfalls folgen. Charles Laughton liefert dabei als Sir Wilfrid Robarts eine starke, energetische Leistung ab und trägt mit der “femme fatale” Marlene Dietrich den Film. Das Ende möchte ich natürlich nicht vorwegnehmen, aber es bietet zwei geschickte Twists, wobei der zweite mich umso stäker erwischt hat, da ich den ersten erahnt hatte.
Dennoch war ich nicht so emotional involviert wie z.B. bei The Lost Weekend, weswegen ich “nur” eine 4/5 vergebe. Auf jeden Fall werde ich mir in nächster Zeit mit Amazon Prime noch Sunset Boulevard und Some Like It Hot anschauen.

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Das klingt doch sehr interessant, den werde ich mir auch noch auf die Liste setzen.

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Hatte nach „Detour“, der nur knapp ne Stunde lang ist, irgendwie noch Bock auf nen weiteren Film. Irgendwie ist das ganze dann etwas „ausgeartet“…

Detour (1945)
von Edgar G. Ulmer

Sehr schön gespickt mit Noir-Elementen erzeugt der Film die nötige Stimmung und lebt daneben vor allem vom ganz interessanten Crime-Plot bzw. der Frage „Wie würde ich in der Situation reagieren?“ und „Was würde ich anders machen?“. Auch das hin- und her zwischen der Hauptfigur und der mitgenommenen Tramperin ist oftmals ganz nett (manchmal aber auch ein bisschen „drüber“ in der Charakterzeichnung).
Man muss dafür aber auch bei ein paar entscheidenden Plotentwicklungen beide Augen zudrücken im Sinne der Sache oder löst es dadurch, dass man sich fragt, ob es sich beim Erzähler eher um einen "unreliable narrator " handelt…

7/10

Double Indemnity (1944)
von Billy Wilder

Ein Versicherungsvertreter wird von einer „femme fatale“ überredet, mit ihr den perfekten Mord an ihrem Ehemann zu planen, es wie einen Unfall aussehen zu lassen, um somit die Versicherungssumme einstreichen zu können…

Ich hab echt ne Schwäche für diese „Jemand plant den perfekten Mord, denkt an jedes Detail, aber irgendwas geht schief“-Geschichten und diese hier ist wirklich hervorragend. Das Script ist wirklich sehr clever geschrieben: Die Gegenspieler sind alle recht smart und so gibt es wirklich mehrere schöne Momente, wo jemand eine interessante Schlussfolgerung macht, an die ich überhaupt nicht gedacht hatte, die aber total Sinn macht und man denkt „Jetzt wird es eng“, um dann im Gegenzug wieder ne tolle Alternative zu bieten, die ebenso Sinn macht und überhaupt nicht künstlich wirkt, damit sich jemand wieder rauswinden kann. Wirklich sehr spannend das Ganze.
Die Figur des „Keyes“, der Vorgesetzte der Hauptfigur, hat es mir echt angetan und ist auch echt super gespielt. Auch die letzte Szene des Films fand ich sehr passend und rundet den Film in Hinsicht auf die Charaktere sehr schön ab.

8/10

p.s. Auch wenn ich mir hier die anderen Meinungen zu seinen Filmen anschaue, kann man wohl sagen, dass dieser Billy Wilder wohl nen ganz talentierter Bursche zu sein scheint. Aus dem wird bestimmt mal was…:wink:

The Third Man (1949)
von Carol Reed

Auch hier gefällt mir die Ausgangssituation von einem Schriftsteller, der in eine ihm fremde Stadt reist und dort den Unfall an seinem Freund aufkären muss, sehr gut—man bringt zusammen mit der Hauptfigur mit jeder Befragung langsam Licht ins Dunkel des Mysteriums. Mit Wien als ungewöhnlichem Ort—zumal in einer ungewöhnlichen Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg mit den 4 Besatzungsmächten und einer internationalen Zone, was auch in der Geschichte berücksichtigt wird.

Auch, dass man direkt in Wien gedreht hat und oftmals diese angeschrägten Kamerawinkel verwendet hat, gefiel mir sehr gut—speziell bei den Shots der Wiener Gassen & Kanalisation macht das echt was her. Die Geschichte & das Mysterium an sich fand ich auch gut, allerdings hätte dem Film vielleicht eine etwas konventionellere Erzählstruktur mit der Auflösung in Form eines „großen Bangs“ am Ende statt so verteilt auf die komplette zweite Filmhälfte gut getan. So fehlte irgendwie ein bisschen der Überraschungseffekt.

7/10

p.s. Jedes Mal wenn ich in den letzten Jahren was von Orson Welles gelesen oder gehört habe, musste ich mir direkt wieder dieses Video von dem Werbedreh mit ihm ansehen—wird einfach mit jedem Mal besser. Wie er sowas von überhaupt kein Bock hat und wahrscheinlich auch noch schön einen sitzen hat. Wer es noch nicht kennt:

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Ein zweiter Film für die “Film Noir”-Challenge
Witness for the Prosecution von Billy Wilder.

Da mich ja nun Sunset Boulevard schwer begeistert hat, und 1,2,3 einer meiner Lieblingsfilme ist, hat mich @schucki96 s Review von Witness for the Prosecution endgültig dazu gebracht, meinen nächsten Wilder anzusehen.

Zum Film selber möchte ich daher gar nicht mehr viel sagen, das ist ja schon passiert, sondern nur ein kurzes Urteil abgeben.

Witness for the Prosecution vereint für mich ein wenig die beiden anderen Wilder-Filme: Großes Drama trifft auf große Komödie. Und am Ende werden auch teilweise billig erscheinende Witze mit größerer Wirkung aufgelöst (Stichwort clinging brunette / weinende Frau im Gerichtssaal). Was die Twists angeht ging es mir wohl ähnlich wie @schucki96 - ich frage mich, ob sich für den ersten Twist für unser heutiges Verständnis von Filmen/Handlung so weiter entwickelt hat, dass wir das als gewöhnlich ansehen.

Jedenfalls hat mir der Film viel Spaß gemacht, wenn er auch nicht ganz an z.B. Sunset Boulevard herankommt.
4/5 bei Letterboxd.

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Geiles Thema, freue ich mich drauf. :slight_smile: muss allerdings auch erst mal den Joker benutzen, womit ich nicht gerechnet hätte… :smiley:
Aber Filme gucken geht momentan einfach noch nicht. :beanfeels:

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Kurz mal etwas offtopic, aber hier sind glaub ich die richtigen Filmexperten, die mir bestimmt weiterhelfen können. :smile:

Kennt ihr Filme, die die Stimmung oder das Gefühl, oder wie auch immer man das besondere Etwas nennen möchte, der folgenden Lieder einfangen oder in irgendeiner Weise verkörpern?
In etwa so:

Oder so:

Oder evtl. so:

Genauer kann ich es nicht beschreiben, ich hoffe, die Lieder geben einen ungefähren Eindruck davon, was ich meine.
Wird dann wahrscheinlich in ne Indie-Richtung gehen, aber das ist vollkommen okay. Hab grade unfassbar Lust auf solche Filme. Kenne zwar einiges, was in die Richtung geht, aber es gibt bestimmt noch so unzählig viel, von dem man noch nicht gehört hat.
Und wenn es einer weiß, dann dieser Thread hier!

Ach ja, einen Film Noir muss ich ja auch noch irgendwie einschieben. :thinking: Es wird wohl keinen Film Noir geben, der auf die obige Beschreibung zutrifft, oder? :sweat_smile:

Aber jetzt erst mal wieder Captain Fantastic, auch wenn die Viggo-Challenge schon rum ist. :blush:

Denke bei den Liedern direkt an Roadmovies.

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Weiß nicht, ob sie wirklich gut passen, aber vielleicht können sie ja auch als Denkanstöße für was passenderes für dich dienen:

  • Into the Wild

  • Inside Llewyn Davis

  • I’m Not There (Bob Dylan Doku, selbst noch nicht gesehen)

  • Walk the Line (mit Abstrichen, sehr düster)

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Musste direkt an “The End of the Tour” denken , ansonsten natürlich auch an die von @UnclePhil

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@UnclePhil @Parapluie Genau solche Filme mein ich! Leider hab ich die, bis auf die Bob Dylan-Doku, schon gesehen. :sweat_smile: Aber trotzdem danke schon mal, vielleicht schau ich auch einfach einen von denen noch mal.

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Mir fallen dazu folgende ein, auch wenn ich gar nicht genau weiß, was du meinst :sweat_smile:

Once
Aus der Mitte entspringt ein Fluss
Als das Meer verschwand
Beginners
Somewhere
Jack&Rose

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Oder du schaust dir Into the Wild noch mal rückwärts an:

Die Geschichte eines jungen Mannes aus Alaska, der sich in seiner Sehnsucht nach Zivilisation durch die Wildnis—mit all ihren Gefahren und vorbei Hippie-Horden—kämpft, um angekommen in Atlanta an seiner Traumuniversität endlich seinen Abschluss machen zu können. The End…

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Hatte etwas überlegt, ob ich den nennen soll, weil er eigentlich in eine andere Richtung geht und vielleicht auch nicht ganz passt, aber ich musste beim Zuhören auch an “Mustang” von Deniz Gamze Ergüven denken. Kann’s mir auch nicht direkt erklären.

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Mal so nebenbei: wo du ja scheinbar hier mitliest, bleib doch hier bei uns und mach mit! :grin: sehe dich sonst nur fleißig im Kino+ thread posten. :smiley:

Edit: @Qualle_mit_Hut natürlich genauso. :wink: (hast aber, glaube ich, eh schon mal mitgemacht oder?^^)

Ich doch auch nicht. :smile:

Der kommt auf die Liste.

Und der kommt auf die Liste.

Alle kommen auf die Liste!
Auf euch ist echt Verlass, danke sehr. :blush: Mal schauen, wo man die jetzt am bequemsten herbekommt.

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Wenn ich wieder zuhause bin, werden die Lieder angehört. Vielleicht kann ich dann ja auch noch was beisteuern. :gunnar:

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Ähem. :sweat_smile: Stimmt, ich wollte ab der neuen Runde mitmachen und war auch super motiviert für zwei Wochen. Aber ich gucke normalerweise echt selten Filme und fühlte mich da schon leicht gestresst.
Aber vielleicht mache ich zwischendurch immer mal wieder mit. :blush:

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Ich komme leider auch viel seltener zum Filme schauen als ich eigentlich möchte. Aber genau darum finde ich diesen thread hier ja so toll, da er mich jede Woche anspornt, zumindest einen Film zu sehen. :hugs: dazu kommt noch, dass es immer eine Einschränkung gibt, was zu sehen ist, damit es dann nicht doch wieder auf einen altbekannten und geliebten Film hinausläuft. :smiley: die kanns dann gern als Zugabe geben „wenn ich schon mal dabei bin“, aber meistens wird es dann doch noch einer von meinem gigantischen pile of shame. :grin:
Aber klar, Stress ist doof. Dafür sind Filme einfach ein viel zu schönes Hobby. :hugs:

Edit: wo wir grad bei Stress sind: @FireSmoke sehe ich das richtig, dass @Sebbe mit dem nächsten Thema an der Reihe ist, wenn @irishrOy heute keinen Film Noir mehr guckt? :grin: danach müssten dann ja unsere neuen regelmäßigen Teilnehmer an der Reihe sein. :nicenstein:

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Ich bin leider nicht so gut beim Termineinhalten :sweat_smile: Außerdem mag ich das Lesen von den Gedanken anderer zu Filmen eigentlich viel lieber, als selbst die eigenen zu verfassen :wink:
Vielleicht irgendwann mal…
@Sebbe Mustang zumindest kann man sich bei Amazon leihen

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Thema: Film Noir
Film: The Maltese Falcon (Die Spur des Falken)
Erscheinungsjahr: 1941
Laufzeit: 101 Minuten

Handlung: Sam Spade und sein Freund Miles Archer betreiben eine Detektei und bekommen eines Tages einen suspekten Auftrag von einer Dame namens Ruth. Diese möchte nämlich, das die Jungs Ihre Schwester finden die mit einem Mann namens Thursby durchgebrannt ist. Archer, der von der Dame angetan ist, ist sofort bereit der Dame zu helfen trotz der bedenken von Spade. Einige Zeit später wird Archer von einer Unbekannten Person erschossen und Sam macht sich au den Mörder seines Partners zu finden. Dabei findet er schnell raus, das der Fall nicht das ist was er zu seinen schien…

Toller Film, mit großartigen Humphrey Bogart der den „Hardboiled Detektive“ wirklich gut verkörpert hat. Die Leistung Boggart lässt zumindest über die naiv dargestellten weiblichen Darsteller hinwegsehen( bin nicht so ein Fan von solchen putzig Charakteren^^) wobei eine nicht so naiv ist wie sie dargestellt wurde. Den Film kann man aus heutiger sich weiterhin gut anschauen und ist relativ gut gealtert. Er kann weiterhin die Spannung aufbauen die er vermutlich damals erzeugt hatte. Ansonsten möchte noch auf den tollen OST hinweisen, der den Film großartig Untermalt hat und Ihm den nötigen Touch gab.

Rating: 4/5

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