Als es 2013 bei “Wetten, dass…?” eine Saalwette gab, wo die Bewohner Augsburgs dazu aufgerufen wurden, sich als Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer aus der Augsburger Puppenkiste zu verkleiden und da Jim Knopf nun mal schwarz ist, haben sich auch viele das Gesicht schwarz bemalt. Die Absicht dahinter war eine Anspielung auf Augsbuger Kulturgut, weil die Sendung gerade in Augsburg war. Nichts mehr. Doch viele ignorierten die Absicht und den Kontext, sondern sahen ausschließlich, dass sich da eine hellhäutige Person ihr Gesicht schwarz angemalt hatte. Und plötzlich war es rassistisch und es wurde sich empört. Keinerlei Differenzierung, dass es nicht das Ziel war, schwarzhäutige Mitbürger abzuwerten oder sich über sie lustig zu machen, sondern nur um die Abbildung eines positiv besetzten Charakters ging.
Letztes Jahr hatte C&A einen Kinderpullover im Angebot, dass den Schriftzug “Division” hatte und einige hatten angemerkt, sie sähen eine Ähnlichkeit zu einer Neonazi-Gruppe, die auch “Division” im Namen hat. Das war’s. Gleicher neutraler Ausdruck. Fällt für mich in die Kategorie “Wenn man einen Hammer hat, sieht man überall Nägel”. Selbe Sparte, wenn Leute jedesmal, wenn sie eine 88 sehen, sofort an Nazi-Code denken, ohne auf Kontext und Absicht zu schauen.
In der gleichen Kategorie spielen dann noch die Aufschreie über “the coolest kid Edit: Monkey in the jungle”-Pullover von H&M, den ein schwarzhäutiger Junge trägt und der Gucci-Pullover, der angeblich auch Blackfacing zeigt, einfach, weil gewisse Leute so “imprinted” sind, auf solche Muster zu reagieren, ganz gleich in welchem Kontext sie stehen.
Oder wenn Studenten an der HU Berlin anonym über einen Professoren bloggen, dem sie Rassismus und Sexismus vorwerfen, ohne sich auf ein Gespräch mit ihm einzulassen, weil er nicht “gendert” oder genügend “afrikanische” Autoren erwähnt. Da wird dann an einen Pranger gestellt im Namen der politischen Korrektheit.
Und natürlich die ganzen Absagen und Proteste gegen Reden “konservativer” Redner an amerikanischen Unis, wo Studenten ihnen das Wort entziehen bzw. mit Lärm zum Schweigen bringen und so keinerlei Meinungsaustausch möglich machen, einfach weil die Redner andere Ansichten auf bestimmte Dinge haben als sie selbst.
Und last but not least das Raussuchen von meist schon jahrealten Tweets, die für sich stehend ohne jeglichen Kontext eventuell anstößig oder offensive wirken könnten und das Publicmachen beim Arbeitgeber, der sich dann gezwungen sieht, aufgrund des “Tugend-Mobs” die beschuldigte Person zu entlassen, ohne auf den Konext einzugehen, weil er weiß, dass Differenzierung in dieser Social-Media-Welt nichts bringt.
Das sind jetzt nur ein paar Beispiele, die mir eingefallen sind, wo einfach anhand von “bösen” Mustern oder Wörtern, moralisch überreagiert wird, ohne den Kontext und die Absicht der Aussagen mit einzubeziehen und lieber den Weg des Outcallings einzuschlagen anstatt das klärende Gespräch zu suchen, alles mit der Rechtfertigung es könne sich ja irgendwer daran gestört fühlen.
Wie gesagt empfehle ich den oben verlinkten Podcast von Joe Rogen und Jonathan Haidt zum Thema, wo nochmal genauer auf heutige Situation eingegangen wird und was sie mittlerweile für Konsequenzen hat.