Gendern in Schrift und Wort

Ist das so? Die deutsche Sprache war für mich mit ihren ganzen Genus und Kasus immer eine sehr präzise und komplexe Sprache, das würde man durch immer weiteres Verkürzen und Vereinfachen doch verlieren. Klar sollte man bei den Überlegungen nicht nur einen Teil der Gesellschaft (oder „Bubble“ wenn man es so nennen will wie du) betrachten, sondern alle und bei „alle“ ist dieser Teil ja auch ein… naja Teil davon. Also nicht zu ignorieren finde ich.
Außerdem war das ja auch nur eine Antwort meinerseits auf die Aussage " Sprache ein System mit Regeln".

Das versuche ich bei Hausarbeiten o.Ä. auch so zu handlen. Manchmal kommt man da aber auch nicht weiter, oft einfach nur weil man Wiederholungen vermeiden will. Und dann schreibt man dann, wenn man „Lernende“ oder „die Lerngruppe“ schon ein paar mal benutzt hat, halt doch lieber „die Schüler*innen“ als sowas wie „die Schülerseienden“ (?) :sweat_smile:

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Nun, der Satz: „Der Arzt ist so toll bei dem ich war, Frau Müller behandelt mich immer so einfühlsam“ klingt aber auch nur so semigeil.

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Da durfte ich meiner Freundin letztens auch dabei zuschauen. :smiley: Da gibts aber wohl auch irgendwo ein digitales Wörterbuch, das man für solche Fälle nutzen kann.

Wenn ich Synchronbücher schreibe, versuche ich das auch immer so umzusetzen. Da ist sowas die Pause noch nicht möglich.

Besonders, weil ja die meisten eh schon „gendern“ und das wahrscheinlich nie so sagen würden. Sondern „Die Ärztin ist so toll …“

Das Problem ist auf sprachlicher Ebene, dass sie eben nicht so eindeutig ist, wie man es gerne hätte. So kann „der Arzt“ je nach Kontext für einen männlichen Arzt stehen, oder im generischen Maskulinum mehrere Geschlechter inkludieren(theoretisch). Lesende oder Hörende, die sich nicht dem Geschlecht männlich zugehörig fühlen, müssen dann in manchen Situationen überlegen, ob sie diesmal mitgemeint sind, oder nicht. Das Gendersternchen ist daher eine Erweiterung in der Logik der Sprache, die derartige Missverständnisse minimiert. In der Sprache gibt es ja schon genügend Möglichkeiten sich misszuverstehen.

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Ich finde es gut, dass man Rücksicht auf alle Menschen nehmen möchte. Gerne würde ich auch das Gendern begrüßen, aber es geht einfach nicht. Es klingt für mich leider immer wie ein Fehler im Satzbau, der mich jedes mal SEHR stark rausreißt.
Es ist für mich so, als würde eine Person im Gespräch „nach und zu“, „wie und als“ usw. verwechseln. Im Kopf wird einfach automatisch etwas getriggert und das ist richtig ätzend.

Das mache ich nicht extra, aber es ist unfassbar störend. Man müsse sich mal vorstellen, alle würden diese Fehler machen, so fühlt es sich momentan mit dem Gendern an. Vielleicht legt sich das mit der Zeit, keine Ahnung, stand jetzt ist es für mich einfach nur schrecklich, da ich es einfach nicht hören kann ohne die sinnbildlichen Fingernägel auf der Tafel kratzen zu hören :confused:

Ist echt komisch, aber wer weiß, vielleicht haben ja manche das selbe Problem wie ich.
Gerne würde ich das genauso unterstützen wie viele andere, aber es ist für mich echt nicht möglich bislang.

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Ich bin kein Experte was Lese- und Rechtschreibschwächen angeht. Ist ja auch ein Sonderfall. Da gibt es sicher Leute die deutlich fundiertere Lösungsvorschläge machen können :sweat_smile: Aber macht es das wirklich komplizierter wenn man z.B. „Spieler und Spielerin“ schreibt anstatt nur „Spieler“? Man muss hier ja nicht zwingend das Binnen-I nutzen. Ausschreiben geht ja auch.

Aber genau das ist ja spannend. Du sagst als Frau, dass es dich nicht stört/irritiert. Das ist auch völlig in Ordnung. Aber so lange es Menschen (in dem Fall vor allem Frauen) gibt die sich diskriminiert oder ausgeschlossen fühlen, finde ich es nicht schlimm wenn man sich etwas anpasst. Klar nicht jeder fühlt sich gleich stark diskriminiert.

Sehe ich auch so. Wenn ich „der Arzt“ in einem Satz höre habe ich zu erst einen Mann vorm inneren Auge. Und wenn dann danach „Frau Müller“ kommt irritiert mich das auch :smiley:

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Klar, das war ja schon bei den alten Ägyptern so. Die hatten irgendwann mal ihre Hieroglyphen auf ~25 reduziert, weil es einfach zu viele waren. Aber auch heute findet man genug Beispiele. „ne“ statt „eine“, Dativ statt Genitiv oder Anglizismen.
Menschen wollen sich generell zügig und effizient ausdrücken. Zumindest im Alltag.
Die Komplexität der deutschen Sprache kommt eher in geschriebenen Texten wie Büchern zu tragen. Aber im Alltag, gerade in den Dialekten wird viel vereinfacht.
Das ist auch ein Grund, wieso viele junge Menschen Englisch mehr mögen.

Lustigerweise ist diese Unsicherheit überhaupt erst durch die Einführung der weiblichen Variante entstanden. Erst dadurch wurde das Maskulinum so doppeldeutig. Und daraus wiederum folgt dann das Problem mit nicht-binären Geschlechtern. Ich bin daher generell der Meinung, dass man hier eher den umgekehrten Weg gehen und auf einfachere, allumfassende Varianten zu setzen, statt nun für jeden neuen Fall ein neues Symbol hinzuzufügen - auch im Hinblick darauf, dass das Deutsche immer mehr mit dem Englischen vermischt wird, welches keinen Genus kennt.

@Schlaesen Für mich hört es sich auch extrem seltsam an. Man muss aber fairerweise sagen, dass so etwas auch durchaus Gewöhnungssache ist.

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Bei mir ist es sehr ähnlich, aber nur deshalb, weil es so von meiner damaligen Deutschlehrerin im Gymnasium so eingehämmert wurde.

"Mehrzahl ist ungeschlechtlilch! ‚Die Spieler‘ sind Buben und Mädchen, außer es handelt sich nur um Mädchen, nur dann heißt es ‚die Spielerinnen‘!" - das war ein Zitat, dass sie mehrmals so gebracht hat, ich hab es direkt vor mir.

(Genau so wie " ‚Wegen‘ ist eine Präposition, die den zweiten Fall erfordert, also heißt es ‚wegen Urlaubs geschlossen‘, nicht ‚wegen Urlaub‘ !!!" :ugly: )

Aber gut, vor 20 Jahren war von „nicht-binär“ nicht mal die Rede, ist halt jetzt ne andere Zeit.

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Da kann ich als Deutschlehrer im Gymnasium nur zustimmend nicken. :wink:

In schriftlichen Ausarbeitungen mache ich beim ersten Mal immer „Schülerinnen und Schüler“ mit Fußnote, dass im weiteren Verlauf der Arbeit aufgrund der besseren Lesbarkeit bei geschlechtsunspezifischen Angaben auf das generische Maskulin zurückgegriffen wird. Das hat bislang noch nie jemanden gestört.

Zumal Sprache und Linguistik immer deskriptiv ist, da können die Sprachwissenschaftler noch so angewidert die Nase rümpfen. In 20 Jahren wird auch „wegen + Dativ“ von der Rechtschreibung her in Ordnung gehen, im mündlichen Sprachgebrauch ist das ja schon vollkommen akzeptiert.

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Bin nicht selbst betroffen, aber kann mir durchaus vorstellen, dass in bestimmten Texten das einfach sehr ersxchlagend wirken kann.
Ich denke mir Mal was aus.

Liebe Bürgerinnen und Bürger,
Zu unserem Stadtfest möchten wir sie herzlich einladen. Eine Vielzahl von verschiedenen Akteurinnen und Akteuren werden Ihnen hoffentlich einen tollen Tag bescheren. Unter anderem haben wir internationale Künstlerinnen und Künstler sowie eine Akrobaten Truppe der weltberühmten Akrobatinnen und Akrobaten des Zirkus Roncalli eingeladen. Für ihr leibliches Wohl sorgen lokale Gastronominnen und Gastronomen.

Ist jetzt zugegebenermaßen etwas gezwungen formuliert, dass viel davon drin vorkommt. Aber nen Eindruck bekommt man.

Fände es einfach falsch, etwas gegen Diskriminierung einzuführen und dafür eine andere Gruppe auszuschließen.

Im Endeffekt würde sich für mich eine Wortneuschöpfung für geschlechtsunabhängige Gruppen besser eignen, als lange gegenderte Formen.

Sprich:

  • Gruppe von Personen, die spielen, Mehrzahl, egal welches Geschlecht: SPIELOS
  • Gruppe von weiblichen SPIELOS sind Spielerinnen
  • Gruppe männlicher SPIELOS sind Spieler

Das Wort wurde völlig willkürliche gewählt um das Beispiel zu verdeutlichen. Eigentlich bräuchte man solche Worte auch nur für Begriffe bei denen „Spielende“ nicht funktioniert

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Ich habe seit früher Kindheit eine Hausärztin, also denke ich bei Arzt automatisch an sie. Kommt also auch auf die persönliche Erfahrung an.

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Meine Kinderärztin war auch eine Frau. Aber bei uns wurde eben auch schon immer „Kinderärztin“ gesagt :smiley:

Man muss aber auch sagen, dass 99,9% der Texte da draußen nicht in „leichter Sprache“ geschrieben sind. Ich glaube wenn man mal erreicht, dass in diesen 99,9% der Texte alle mitgenommen werden, viel erreicht ist.

Sonderfälle wie den, den du beschreibst, gibt es immer und wird es auch immer geben. Die Frage ist wie zielführend es ist, jeden Sonderfall bis ins letzte Detail zu diskutieren.

Ich kann das halt null einschätzen. Und du schreibst ja selbst, dass dein Beispiel arg gezwungen ist. Den Text würde so ja niemand schreiben. Aber wie gesagt habe ich auch null Ahnung von der Materie.

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Erinnert mich an den Tweet, in der eine Person berichtete, dass sie von ihrer Tochter/ihrem Sohn gefragt wurde, ob auch Männer Bundeskanzlerin werden können :sweat_smile:

Der Sohn hat zwei Väter. Easy. Außerdem würde beim generischen Maskulinum auch von einer Chirurgin gesprochen werden.

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Die Seite Geschickt gendern – Das Genderwörterbuch macht ganz gute Arbeit dabei, dass man nicht immer maskuline und feminine Form verwenden muss.

In Sachen Gendern bin ich ein einfaches Gemüt. Gendern nervt die AfD, deshalb finde ich’s gut.

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Gendern nervt mich auch. Aber ich hasse auch alles wofür die AfD steht.
Darum würde ich bitten, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.

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Ich hab übrigens auch noch einen für mich neuen Kritikpunkt am Gendern gelesen, den ich Recht einleuchtend fand. Durch das Gendern kann es nämlich passieren, dass die Leistung einer Person sprachlich weniger gewürdigt wird als bei einer generischen Variante. Beispiel: „Sie ist eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen.“ Durch das Gendern wird sie sprachlich nur mit anderen Frauen verglichen. In der generischen Form allerdings mit allen die Bücher schreiben.

Bei „Sie ist eine der bedeutendsten Schriftsteller:innen“ sollte meines Erachtens das Problem nicht mehr bestehen, oder?

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