Gendern in Schrift und Wort

Ich hab übrigens auch noch einen für mich neuen Kritikpunkt am Gendern gelesen, den ich Recht einleuchtend fand. Durch das Gendern kann es nämlich passieren, dass die Leistung einer Person sprachlich weniger gewürdigt wird als bei einer generischen Variante. Beispiel: „Sie ist eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen.“ Durch das Gendern wird sie sprachlich nur mit anderen Frauen verglichen. In der generischen Form allerdings mit allen die Bücher schreiben.

Bei „Sie ist eine der bedeutendsten Schriftsteller:innen“ sollte meines Erachtens das Problem nicht mehr bestehen, oder?

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Ja das ist mal wieder ein Beispiel für ein nicht-Problem für das eine Lösung geschaffen wird das selber mehr Probleme schafft. Die deutsche Sprache hat halt Geschlechter. Bei Mehrzahl wird die männliche Variante verwendet. Wenn man klar machen will dass es um beide Geschlechter geht verwendet man einfach beide mit einem „und“. Ich habe nie jemanden gesehen der ein Problem damit hatte bis dann der ganze Wahnsinn mit den Geschlechtern anfing. In geschriebener Form hatte man ja an sich schon das „/-“ wenn es z.B. um Jobs ging wie „Polizist/-in“. Keine Ahnung warum das nicht einfach verwendet wird. Und in gesprochener Form wird damit auch kein Problem gelöst. Wenn es bei „Spieler“ nicht klar war ob es sich um männlich oder beides handelt, dann ist bei „Spieler:innen“ nicht klar ob es sich um weiblich oder beides handelt da es einfach wie „Spielerinnen“ klingt. Am Ende sorgt es also einfach nur für Verwirrung bis sich das etabliert hat, aber bis dahin wurde bestimmt ein neues Problem gefunden. Wie z.B. „Aber was ist wenn in dieser Gruppe eine Person dabei ist die sich weder als männlich noch als weiblich identifiziert?“.

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Plump gefragt, weil ich bei dem Satz selber nachgedacht habe, aber würde da nicht einfach „sie ist eine der bedeutendsten Schriftstellern“ ausreichen, weil „schriftstellern“ ja im Grunde neutral ist. Oder bin ich aktuell so dumm und merke was nicht :sweat_smile:

@mw087

Ich halte es bei dieser Sache eher wie die Schriftstellerin Nele Pollatschek in ihrem Gastbeitrag im Tagesspiegel …

… und ihren Aussagen und Argumenten im ZDFheute-Video über politisch korrekte Sprache:

Außerdem finde ich den längeren Text zur Gendersprache und ihren Schwierigkeiten vom Sprachwissenschaftler Daniel Scholten sehr empfehlenswert …

… sowie dessen fast zweistündiges Video zur empirischen Forschung der feministischen Linguistik:

.Die empirischen Forschungen der feministischen Linguistik


Wer genügend Zeit und Interesse hat, kann sich das ganze ja mal in Ruhe durchlesen/schauen.

Und zum Schluß verlinke ich noch mal zu einem Text von mir hier im Forum, wo ich aus persönlicher Sicht aufgeschrieben habe, wo wir herkommen, wo wir stehen und wo es vermutlich hingehen wird.

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Was hält Ede eig. vom Gendern?
Gabs diesbezüglich schon mal einen Worterguss? :smiley:

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Puh…ich dachte da wären wir drüber hinweg. Es gibt nun mal Menschen, die weder männlich noch weiblich sind. Das sind keine ausgedachten Probleme…
Und diese Menschen wollen nicht nur „mit gemeint“ sein.

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Das ist aber kein Argument. Ich habe persönlich auch noch nie ein 7-jähriges Kind gesehen, das Jeans genäht hat. Trotzdem ist das ein vorhandenes Problem^^

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Doch. Da sie in der Form sprachlich sowohl männlich als auch weiblich und hinzu auch noch mehr als eine Person ist.

Wo liest du in deinem Satz einen Singular von Schriftstellerinnen?

In deinem Satz wird ne Aussage über eine Person getroffen, die Teil einer Gruppe ist. Bei @DoctorYoshi ist die Gruppe nur etwas größer und beinhaltet auch die männlichen Schriftsteller.

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statt einen allgemeinen begriff zu deklarieren, wird versucht das wort zu feminisieren :upside_down_face:

wann wird mal das dritte geschlecht berücksichtigt!!

der kunde, die kundin, das kundxxx.

nur weil nun die frauen immer mehr macht bekommen, muss nun alles feminisiert werden.

kann kunde nicht als sich ein sammelbegriff für den kunden und der kundin sein? nein.

Ja natürlich. Ich warte schon auf die Einführung des Matriachats!

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Schwieriges Thema.
Ich persönlich gendere bisher nicht. Im beruflichen Schriftverkehr achte ich darauf, dass ich z. B. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen schreibe, aber ich gendere jetzt nicht, wenn ich z. B. schreibe, dass bitte jeder einmal etwas testen soll. Da sage ich dann nicht jeder/jede.
Das liegt aber auch daran, dass es es so verdammt unübersichtlich ist. Unsere gesamte Sprache durchsetzt ist vom generische Maskulinum und es lässt sich, selbst wenn man darauf achtet oftmals nur sehr holperig vermeiden.

Was ist denn z.B. in dem Fall oben? Wenn ich schreiben würde „jeder Mitarbeiter:innen“, müsste ich ja eigentlich schon „jeder/jede Mitarbeiter:in“ schreiben. Bei jeder /jede wären aber wieder die Menschen mit nicht binärer Geschlechtsidentität ausgenommen. Heißt also ich kann eigentlich nicht mehr „jeder“ schreiben, sondern müsste auf „alle“ wechseln. Dann dürfte ich „jeder“ nie wieder verwenden?
Oder gibt es jede:r?
Und so geht es ja mit vielen Worten. Es ist ja nicht damit getan, dass ich nur die Bezeichnung anpasse. Ob feminin oder maskulin entscheidet ja auch über den weiteren Satzbau.
Und da ich noch keine Ahnung habe, wie ich das sinnvoll anstellen soll, lasse ich es weitestgehend bleiben.

Zweites Problem:
Solche Umschreibungen wie von Geschickt gendern – Das Genderwörterbuch vorgeschlagen, sind echt ziemlich dröge.
Da heißt es dann:

  1. Allgemeinmediziner= Allgemeinmedizin praktizierende Person
  2. Aktivist= engagierte Person
  3. Aktionär= Personen mit Aktienbesitz
  4. Professor= Professur innehabende Person
    usw.

Das ist ja evtl. in sachlichen Texten ganz in Ordnung, aber es raubt doch auch der Sprache ihre Ästetik, wenn man immer von ausführenden Personen schreibt.
Zumal es nicht für alles eine sinnvolle Umschreibung gibt.
Umschreibungen haben irgendwo ihr Ende. Und da muss ich dann eine Lösung haben. Wir kommen also wieder zum Spieler:innen.

Und jetzt stellt euch mal vor, dass auch die gesamte Unterhaltungsliteratur gegendert werden müsste.
Die armen Übersetzer…
Oftmals wissen die ja gar nicht, wenn die eine Übersetzung machen, wie bestimmte Gruppen aussehen.
Nehmen wir mal an, da kommt eine Abenteurergruppe (keine Polemik, kein Sarkasmus: müsste ich hier zu Abenteurer:innengruppe gendern?) zur Stadt und der Autor beschreibt, dass in der Taverne eine bekannte Gruppe „thiefs“ gelangweilt rumsaßen. Dann nimmt sich der Autor im Original nicht immer die Zeit zu erklären die diese Gruppe von „thiefs“ aussieht, wenn sie keine Relevanz für die Handlung haben. Sind es nur Männer? Nur Frauen? Beides? Nicht binäre Geschlechter?
Was soll der Übersetzer schreiben?
Dieb:innen? Sieht doch komisch aus in einem Roman. Eine Gruppe Diebe geht ja nicht. Diebe und Diebinnen auch nicht, weil die nicht binären Personen ausgeklammert wären. Nach Genderwörterbuch: Eigentum entwendende Personen?

Gleiches bei Hörbüchern.
Eine super spannende Stelle, der Sprecher flüstert erst langsam und vorsichtig um die Spannung weiter hochzutreiben und wird dann immer schneller bis er sich sowie die Ereignisse im Buch fast überschlägt - muss dann aber immer stocken um z. B. Krieger:innen zu sagen?
Wirkt halt auch noch nicht rund für mich.

Mag sein, dass das an mangelnder Gewohnheit liegt, aber ich bin da einfach weitestgehend raus. In offiziellen Texten, in Stellenausschreibungen, Tätigkeitbeschreibungen, etc. gerne, aber davon ab, muss ich leider noch passen.

Lustigerweise kann ich mit meiner Freundin so gar nicht über das Thema diskutieren, weil die ziemlich Hardcore die Ansicht vertritt, dass man durch das Aufheben des generischen Maskulinums erst die Tür zur Diskriminierung aufgemacht hat.

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Ist eine Sache der Progressivität und kann man sowieso nicht aufhalten.

Sprache verändert sich immer stetig und ist, im Gegensatz zur allgemeinen Wahrnehmung, kein festgeschriebenes Gesetz, an das man sich auf jeden Fall zu halten habe. Sie ist nicht statisch. Wer dagegen ist, ist gegen Inklusion, und das ist ja nun wirklich nicht verständlich. Es ist beispielsweise wissenschaftlich belegt, dass Mädchen nur dann Berufswege für sich wahrnehmen, wenn sie auch sprachlich angesprochen werden. Das generische Maskulinum scheint da, den Studien zufolge, junge Mädchen nicht das Gefühl zu geben, angesprochen zu werden.

Ob sich in Zukunft ein : oder ein * oder sonst eine Art des Genderns durchsetzt, die inkludierend ist, wird sich in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten entwickeln. Was die ganzen Fälle betrifft, wo man sich jetzt noch nicht klar ist, wie das mit dem Gendern funktionieren soll, wird sich mit der Zeit schon was finden. Es ist unnötig, beispielhaft Wörter rauszukramen, bei denen man kein *innen hintendran packen kann.

Ich bin Fan des *, weil dieser in alle Richtungen zeigt und so auch „bildlich“ sämtliche Geschlechter (Deutschland: männlich/weiblich/divers) und Geschlechteridentitäten inkludiert.

Für alle Sprachpuristen da draußen empfehle ich folgendes Video aus der Sprachwissenschaft:

Disclaimer:
Ich sage nicht, dass jetzt jeder Mensch sofort zu gendern hat, das ist ja unsinn. Es ist auch nicht schlimm, wenn man das zwar will, aber ab und zu noch verrafft. Das ist ein Prozess, keine Zäsur.

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„eine“ ist ja wohl ne ziemlich klare Anzeige von einem Singular.

Schreib doch einfach „alle“

Das ist schon witzig, unterstreicht aber, wie sehr so ein alle inkludierendes *innen helfen würde!

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Ich weiß zwar nicht, was du uns mit dem Clip sagen willst, aber ich finde es ist ein super Argument einfach „Sehr geehrte Kolleg:innen“ zu benutzen.

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Wieso soll Spieler*in eig. so inkludierend sein? Damit werden doch explizit Männer und Frauen hervorgehoben mit „er“ und „in“, während alle anderen ein „und die übrigen“-Stern bekommen. Damit werden alle nicht „normalen“ doch erst recht gesondert behandelt und entsprechend nicht inkludiert. Ein einzelnes abgeschlossenes Wort, das für ausnahmslos jeden gilt, ist da wesentlich mehr inklusiv.

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