Ich finde die Erwähnung der Rechtschreibreform geht am Thema aus mehreren Gründen vorbei.
Es geht nicht einfach nur um Ästhetik. Und ob ein s oder ß, beides sind Wörter. Die Integration von anderen Zeichen ist etwas anderes als ob man nun mehr oder weniger Buchstaben nutzt.
Ein großer Faktor der Rechtschreibreform war die Lebensrealität und Regeln, die aber inkonsequent angewendet wurden. Schifffahrt hat sich aus Schiff und fahrt zusammengesetzt, hätte also eigentlich mit drei f geschrieben werden müssen, man machte aber der Ästhetik wegen eine Ausnahme. Ähnlich Kaktusse, das was eine konsequente Anwendung der Mehrzahlregel ist aber recht willkürlich erscheinend zuvor nicht galt. Das führte zur Verwirrung und dazu, dass Menschen eben es mal „korrekt“ schrieben und mal „falsch“.
Die Reform reflektierte wieder, dass Menschen über Jahrzehnte Wörter falsch schrieben, obwohl sie eigentlich nur die Regeln konsequent anwendeten. Klar hat es damals auch viele aufgeregt, denn man war ja von der „Richtigkeit“ überzeugt und hatte Probleme damit, dass etwas das „falsch“ war plötzlich als richtig galt.
Gendern ist aber ein völlig anderer Fall. Das (aktuelle) Gendern kommt nicht aus dem allgemeinen Sprachgebrauch, nicht aus der Bevölkerung. Damals diskutierte man „falsch“ und „richtig“ aber nicht von einem moralischen Standpunkt aus, wie heute. Das sind zwei völlig unterschiedliche Themen und gerade der Aspekt der Moral, macht das ganze zu einem hochproblematischen Pulverfass.
Ein wichtiger Faktor ist die Ansprache. Wenn ich jetzt „entgendern“ als Hashtag lese, klingt das wie das beenden von gendern. Das passt auch zu dem was Gendern eigentlich tut (wenn auch eher schlecht als recht) aber nicht wirklich zur Argumentation der Gerechtigkeit, die eben nicht ohne funktioniert.
Was nun diese Umfragen angeht, ist es immer noch ein Problem des Verständnisses. Das hatte ich auch mit meiner Mutter, die einen Kommentar zum Thema las und irritiert war. Ich erklärte ihr meinen Standpunkt, woraufhin sie erklärte, dass sie bislang das Sternchen wie den / interpretierte und gar nicht als Pause. Die Frage nach dem Gendern, kann also unterschiedlich interpretiert werden, womit auch Zustimmungswerte zu hinterfragen sind.
Und das Frauen hier vielfach ablehnen; Kein Wunder, beim aktuellen Gendern werden sie wie oben erklärt wieder nur noch mitgemeint und zunehmend weniger angesprochen.
hier jetzt der Direktvergleich zwischen 2020 und 2021 für diejenigen, die es interessiert (wurde heute auf der Webseite eingestellt).
Finde zum Beispiel den Umschwung bei den Anhängern der Linken bemerkenswert. Vielleicht hat Wagenknecht da doch mehr Einfluss als man denkt.
Vielleicht spielt da mit rein, dass inzwischen einfach mehr Leute mit Gendern in Berührung kommen - vorher war das noch ein bisschen abstrakter. Mit jedem Monat gibt es mehr Medien/Kommentatoren, die es verwenden, mehr Unternehmen wie Audi, die Vorgaben machen usw. Und dann gibt es eben mehr Leute, die davon genervt sind oder es für überflüssig halten.
Mich würde ja eine repräsentative Umfrage interessieren, wieviele Menschen tatsächlich gendern. Gesprochen, nicht nur geschrieben. Und natürlich die *-Variante.
Geht es beim gendern nicht genau darum eben alle anderen, neben Männern und Frauen abzuholen ?
Ansonsten kann man ja auch bei „Damen und Herren“, „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ etc. bleiben.
Ist es das? Also die allermeisten Menschen die BlaBla:*/-Innen hören scheinen zu denken es geht darum dass nicht nur Männer sondern auch Frauen angesprochen werden sollen. Die Tatsache dass das so unklar ist zeigt ja was für ein Fehlschlag es ist…
Ursprünglich ging es um Männer und Frauen. Als dann das Thema rund um Diverse und non-binaries aufkam, hat man den Stern (oder jedes beliebige andere Sonderzeichen) hinzugefügt, um auch diese zu inkludieren. Aber ja, meine persönliche Wahrnehmung ist auch die, dass die meisten letzteres gar nicht wissen.
Selbst Leute, die das * befürworten, denken meistens eher an die Frauen, die endlich mitgemeint werden sollen. Zum Beispiel Journalistin Petra Gerster
Die Moderatorin weiß aber auch, wie es ist, wütende Nachrichten zu bekommen. Zuletzt bekam sie viel Gegenwind, weil sie vor laufender Kamera gendert. Seit Oktober spricht die 66-Jährige in ihren Moderationen eine Pause für ein sogenanntes Gendersternchen mit, spricht also etwa von „Zuschauer*innen“ statt von „Zuschauern“.
„Vor allem ältere Männer regen sich sehr darüber auf“, sagte sie den Zeitungen „Münchner Merkur“ und „tz“. "Von Jüngeren – Frauen wie Männern – kommt dagegen Zustimmung. Ich verstehe das Unbehagen sogar, denn wir sind mit unserer Sprache aufgewachsen und vertraut, jetzt fürchten manche, dass da alles umgekrempelt werden soll. Aber das passiert ja nicht. Der Genderstern ist nur ein winziges Zeichen, das dafür sorgt, dass Frauen, die bisher im männlichen Plural verschwanden, sichtbar werden."
Das war soweit ich es wahrgenommen habe auch irgendwann vor 20, 30 Jahren die Idee (bitte belehrt mich eines besseren wenn es anders war). Das mit dem Gendern wirklich alle mitgemeint sind hat sich glaube ich erst in den letzten 20 Jahren stärker zu einem allgemeinen Grundkonsens entwickelt.
Also, ich kann zumindest aus Erfahrung aus dem Bekanntenkreis sprechen, dass einige Transpersonen es sehr zu Herzen nehmen, wenn sie mit dem falschen Pronomen angesprochen werden - vor allem, wenn es aus purer Absicht passiert.
Besonders schlimm ist es, wenn sie sich so viel Mühe gegeben hat und mit einem mehr als flüchtigen Blick nicht als Trans erkennbar ist, sondern jeder der es nicht weiß davon ausgeht, dass es sich um eine Frau handelt. (Also wenn es mit Absicht jemand, der sie hasst, als Mann in aller Öffentlichkeit anredet). Da kann ich mir schon vorstellen, dass das sehr sehr stark auf die Psyche geht.
Du hast ja sicher recht, aber bei den Zahlen scheint es doch um die generelle Akzeptanz in der Familie zu gehen und nicht (nur) die Pronomen, oder missverstehe ich da etwas?
Ich wollts gerade sagen, Akzeptanz in der Familie und respektieren der direkten Ansprache sind ja zwei andere und ich würde schätzen wesentlich größere Faktoren als allegemeines Gendern.
Sehr gute Seite, erstmal danke dafür. Aber dass die Suizid-Rate von 41% auf 4% fällt, konnte ich jetzt daraus nicht lesen. Aber vielleicht verstehe ich die Statistiken auch einfach nicht richtig.
Das denke ich ehrlich gesagt nicht, dass Wagenknecht mehr Einfluss hat als man denkt. Wagenknecht spricht nur das aus, was sich viele Linke/Progressive/Liberale denken. Diese Gleichsetzung, Identitätspolitik=Links ist halt etwas, dass von Identitaristen kommt um sich von den anderen Identitären (Nationalisten bspw. oder reliigiösen Fundis) abzugrenzen aber nichts was tatsächlich zum Linken Spektrum gehört. Da geht es um Internationalität, nicht umsonst hieß der Wahlspruch „Proletarier aller Länder vereinigt euch“. Da ging es um Klassenlosigkeit, daher sind alle Genossen. Kurzum, links ist egalitär und eben nicht identitär. Ich denke der Unterschied in den Umfragen ergibt sich daraus, genau zwischen diesen Umfragen massiv alle Unternehmen, alle Behörden, alle Medien umschalteten und zwar nicht auf „Genossen“ oder wenigstens „Genossinnen und Genossen“, sondern Bürger Pause Innen und damit quasi les und hörbar bewusst wird, dass diese sich selbst den Linken zuordnenden Kräfte einfach mal meinen die Sprache aller bestimmen zu wollen.
Man bedenke auch bei der Frage. Vorher „neutral“ jetzt „gerecht“. Sprich, du redest anders als sie? Dann handelst du ungerecht und wer mag sich sowas unterstellen lassen? Wagenknecht hat sich nur zum richtigen Zeitpunkt zu Wort gemeldet und vielen aus der Seele gesprochen.
Nein. Schließlich wird auch „CDU-Politiker:innen“ gegendert und das ist definitiv negativ konnotiert.
Nein, es gibt da keine „Regel“, die sowas vorschreibt. Oft wird halt noch unregelmäßig und nicht durchgängig gegendert, was dann immer als „Argument“ aufgegriffen wird. Das betrifft aber auch ganz „normale“ Worte, darüber kann man sich dann nur nicht so spitzfindisch lustig machen.
Selbst wenn die auskunftsfreudigen Polizist:innen keine Mittäter:innen waren,
87 Prozent der Täter:innen sind Rechtsextremist:innen.
Genauso falsch ist die Annahme, dass Rechtsextremist:innen nichts mit unserer Mitte zu tun hätten
Hab extra auch ein paar Beispiele aus der „Hardcore-GrünLinksversifften“ Bubble (und Sat.1 () genommen.