Ich persönlich habe noch nie jemanden gendern gehört in meinen Umfeld. Das kann am ländlichen Umfeld und mit dem damit verbundenen sehr ausgeprägten bayrischen Dialekt liegen. Mit Dialekt sprechen und gendern ist warscheinlich noch schwieriger und hört sich dann eben auch äußerst befremdlich an.
Aber eigentlich glaube ich tatsächlich, dass die meisten Menschen, die ich kenne, gendern einfach ablehnen oder gar nicht erst auf dem Schirm haben.
Umgangssprachlich werden das wahrscheinlich eh die wenigsten machen, das betrifft doch insgesamt hauptsächlich öffentliche Sachen wie Ausschreiben, Ansprachen, Nachrichten etc.
Im ländlichen Raum müsste sich wahrscheinlich erstmal Hochdeutsch etablieren (Nix gegen Dialekte btw.)
Just to add some spice to it: Ich habe mal in einer Gegend gewohnt, wo Frauen ein grammatikalisches Neutrum sind. Da sagt man wirklich Sachen wie „Das Sarah hat sich gestern das Haus gekauft.“
Vielleicht ist es darin geschuldet, dass ich in Tirol lebe, wo irgendwie alles schon immer kein Geschlecht hatte, aber eigentlich tun sich bei mir gerade die mit dem gendern leichter, die schon immer im Dialekt redeten. Dea/Dei/They klingt eh all’s gleich, wiakli wichti isch nur dei Perso, dea i moan.
Nix für ungut, aber das ist einfach einer der Vorurteile, die gerne genommen werden, um LGBTQIA+ Sachen hinantzustellen - und aus eigener Erfahrung - dea hab’n wirkli’ die wenigst’n Problem mit deam Zeag (die haben am wenigsten eine Problem damit).
Hört bitte auf ältere Personen/ländlichere Regionen dafür zu missbrauchen, warum IHR nicht gendern wollt. Die sind längst nicht so doof, wie IHR sie gerne darstellen wollt, nur damit IHR nicht über EUREN Schatten springen müsst (Wörter in GROSSBUCHSTABEN sind an jene gerichtet, die mal ihr Weltbild wirklich überdenken sollten).
Und um ein wenig Kontext zu schaffen:
Ich habe heuer die Transfahne gehisst weil Pride halt. Mein Mutter wurde von einer Nachbarin (die die Flagge nicht kannte) angesprochen, was die Fahne heißt. Meine Mutter musste ihr halt „sagen“, dass ich trans bin und sie mich unterstützt etc. Die Nachbarin „warum hast du dass nicht früher gesagt?“ …
Meine Mutters Reaktion (wie hier im Chat meist angenommen) - die sind halt Hinterwäldler, die muss man vorsichtig mit dem konfrontieren.
Dass dieselbe Nachbarin mich seit meinem Outing als Dora anspricht, grüßt, sich für mich freut und gar keine Probleme damit hat …
Naja. Besser hat sich das Sarah ein Haus gekauft, als die Sarah kein Haus gekauft
Excuse but what the fuck?
Kann es sein, dass du meine Nachricht etwas überinterpretierst? Ich wollte das, was du mir da andichten willst, weder damit sagen noch denke ich das.
Als jemand, der sich das vor 1,5 Jahren grob vorgenommen hat und das mittlerweile auch in Schrift und Wort, für gewöhnlich, recht stringent durchzieht, kann ich dir sagen, dass sich das für dich selbst nach kurzer Zeit schon nicht mehr befremdlich anfühlt und zumindestens bei mir, beim Gegenüber eher dazu führt, dass es sich dir eher anpasst als sich darüber zu beschweren.
Für mich geht’s ja auch halbwegs. Aber gemessen an meinem Umfeld und der gesprochen Sprache hier, ist gendern einfach überhaupt kein Thema. Es gibt hier einfach unzählige Begriffe im tiefsten Urbayrisch, die sich auch nicht gendern lassen. Zumindest nicht mit naheliegenden Begrifflichkeiten.
Hier ist halt echt der Inbegriff von Land. Stell dir die Leute hier wie Edgar aus Man in Black vor (nur in nett)
Gegnern findet hier einfach nicht statt. Wird es höchstwahrscheinlich auch nie. Die bayerische Mundart ist hier einfach zu tief verwurzelt.
Da darf man entweder nur alleine oder zu mehreren hinein gehen
0 oder eine negative Anzahl an Personen müssen den anderen Eingang benutzen
Interessanter Beitrag:
Nachdem hier irgendwer den Vortrag zu Phettbergs genderlosem ‚y‘ geteilt hat, hab ich nachgedacht und bin draufgekommen, dass das, zumindest in privaten Unterhaltungen in meinem Umfeld von einigen schon so verwendet wird und ich das sogar irgendwie sehr charmant finde.
Beide Studien zeigen: das „generische“ Maskulinum ist gar nicht so generisch (Überraschung!). Die Studie zum Gendersternchen zeigt, dass es ungefähr so wirkt, wie die Doppelform. Das ist enttäuschend, denn es soll ja eigentlich die Sichtbarkeit nicht-binärer Personen erhöhen.
Ach schau an, das als die Lösung verkaufte * reicht also doch nicht aus, um die Sichtbarkeit für non-binäre zu erhöhen. Jetzt kann ich auch verstehen warum meine Idee, das * einfach für Frauen und nicht-binäre zu verwenden wohl keinen anklang hier fand. Aber gut, ich will ja niemanden etwas unterstellen.
Dafür, dass es das nicht tut, gibt es m.E. zwei Gründe: Erstens: Eine neue Form zu schaffen, und in ein altes System einzufügen, führt zunächst nur dazu, dass die neue Form in das alte System eingefügt wird: Eine Form wie „Musiker*innen“ wird wie „Musiker/-innen“ gelesen.
Und damit wird eigentlich nur ein weiteres Argument für die Idee eine völlig neue Form für alle zu finden, geliefert. Denn das kann gar nicht einfach als weitere Form des genderns nur für Mann und Frau ausgelegt werden, denn es ist ja nun einmal etwas neues. Und dieses neue kann man von Anfang an als das Framen und Auslegen was es sein soll.
Eine neue sprachliche Form allein kann also keine Sichtbarkeit für eine (für viele Mitglieder der Sprachgemeinschaft) neue Kategorie schaffen. Sie kann nur Anlass sein, diese Sichtbarkeit auf anderen Wegen herzustellen.
Wichtiger Punkt, den man natürlich beachten muss. Gendern allein, wird NICHTS verändern.
Behauptet aber eigentlich ja auch wirklich niemand, oder?
So sehr wie darum gekämpft wird, denke ich das des öfteren.
Eigentlich behauptet das jeder, der meint dass Sprache die Wirklichkeit verändert, was ja so ziemlich eines der Hauptargumente des Genderns darstellt (auch wenn die Sapir-Whorff-Hypothese unbelegt ist).
Allerdings ist die Idee, Non-Binäre sprachlich zu inkludieren an sich ja schon fragwürdig. Es macht keinen Sinn, dass eine gesamte Gesellschaft ihre Sprache ändern soll um eine Gruppe zu inkludieren, die in so geringer Zahl vorhanden sind, dass sie ohnehin kaum angesprochen wird. Wenn man dann auf die Idee kommt, die sprache zu „neutralisieren“ auf Basis eben unbelegter Hypothesen und somit alle nur noch mitzumeinen, statt anzusprechen, vor allem wenn man meint bspw. non-binäre verdienten nicht mal eine Ansprache (und eine Pause ist nun Mal keine Ansprache, sondern wortwörtlich Leere), wird es paradox.
Es zegt sich ein Mal mehr, dass Gendern eher mehr Probleme bringt als dass sie vermeintliche Probleme löst.
Zum Gendern habe ich keine Meinung, die hier nicht schon ausführlich geschrieben wurde; ich versuche daran zu denken, weil ich der Meinung bin, dass ich es als weiße Hete einfach nicht beurteilen kann, ob sich jemand ausgegrenzt fühlt oder nicht. Wir sind noch in der Findungsphase, schadet ja nicht, es mal auszuprobieren.
Da du die „gesamte Gesellschaft“ ansprichst, traue ich mich mal, das Bigger Picture aufzuziehen: Bislang galt das, was du schreibst, in der Menschheitsgeschichte tatsächlich für die meisten Gesellschaften. Die Probleme der gesamten Gesellschaft (Kriege, Hunger, Krankheiten) waren immer größer und wurden immer höher gewichtet als die Rechte von Minderheiten, was ja auch in dem Sinne logisch ist, weil auch die Mehrheit oft noch um ihr Überleben kämpfen musste.
Aber ist es nicht absolut fantastisch, dass ausgerechnet in unserer Generation es auf diesem Planeten erstmals möglich ist, dass sich sehr große Gesellschaften um die Belange von Minderheiten kümmern, weil das Überleben der Gesamtheit einfach mal gesichert ist? Ich finde schon, dass es das Ziel einer Gesellschaft sein sollte, den Belangen von Minderheiten ebenso viel Aufmerksamkeit zu schenken wie denen der Mehrheit, und das dieses Ziel jetzt nicht mehr so fern ist wie vor 100 Jahren ist doch wirklich schön.
Es wird ja nicht umsonst gesagt, dass sich der Wert einer Gesellschaft daran bemisst, wie sie mit den schwächsten umgeht.
Klar ist das nicht einfach, und als fleischfressendes Säugetier hat man den Drang, alles, was einem Unbehagen verursacht, einfach aufzufressen, aber darüber kann man hinauswachsen. Alle Menschen schaffen das sicher nicht, in einigen Fällen hört die Toleranz ja schon dort auf, wo Weibchen die gleichen Rechte bekommen sollen wie Männchen, aber der Durchschnitt der Gesellschaft kann durchaus toleranter werden, und dafür kann man durchaus Kämpfen. Auch wenn das heißt, seine Sprechgewohnheiten zu überdenken und Neues zu probieren.
Und es ist gut, dieses Nicht-Ansprechen weiter zu verfestigen, so dass diese Menschen weiterhin unsichtbar bleiben?
Das habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Es kommt doch immer auf den Kontext an, wie ein Wort, eine Silbe oder ein Laut verstanden wird.
So lange sich die richtigen Leute vom Gendern genervt fühlen (v. a. CDU und AfD), zeigt es mir, dass Gendern (was sich ja nicht nur in Sternchen oder Doppelpunkt erschöpft - ich verwende vorwiegend geschlechtsneutrale Formulierungen) eine sehr sinnvolle Sache ist.
Da würde ich widersprechen. In der Menschheitsgeschichte waren es vor allem kleine Minderheiten mit Sonderrechten (Adel, Klerus, etc.) die den Ton angegeben haben und deren Interessen im Vordergrund standen. Nicht selten war das mit großen Benachteiligungen für die Mehrheit verbunden. Dass die Interessen der Mehrheit überhaupt gehört werden ist eine der großen Errungenschaften der Demokratie.
Nein, nicht wirklich. Minderheiten mit Sonderrechten gab es immer und wird es immer geben, die haben aber nichts mit der Thematik hier zu tun. Das unterstützt eher die These, dass wir im Moment eine einmalige Situation haben.
Zum ersten Mal ist es nämlich nicht nur eine kleine Minderheit, sondern die Mehrheit „darunter“, der es so gut geht, dass sie benachteiligte Minderheiten berücksichtigen kann. Eine kleine Minderheit hat und hatte immer schon einen Sonderstatus, das liegt ja aber eher daran, dass Individuen historisch immer mächtiger waren (und oft sind) als Systeme.