Kolleginnen ist ja nun echt ein ziemlich geläufiges Wort, was schon seit Jahren genutzt wir. Als ob da echt jemand mit durchschnittlicher Lesekompetenz drüber stolpern würde.
Naja, da der Genderasterisk und die Sprechpause recht neue Sachen sind, wenig verwunderlich. Finde da die Prozentsätze eigentlich einen guten Anfang (besonders, wenn weiterhin 28 % Probleme mit Kolleginnen und Kollegen hat, 28 % damit, dass sie überlegen, bevor sie posten.
Ein sehr gutes Beispiel dafür, dass hier wieder der Confirmation Bias zugeschlagen hat. Es ist dir unmöglich dir vorzustellen, dass es Menschen gibt, die so effizient sein müssen, dass sie sich das Gendern in Mails größtenteils sparen.
Ich arbeite in einem Bereich, in dem ich Zahlen/Reportings ausführlich erklären bzw. einordnen muss, sodass keine offenen Fragen übrig bleiben. Ich sitze nicht selten 30 Minuten oder länger an einzelnen Mails. Die bestehen nicht nur aus ein paar Sätzen. Ich erwarte kein Verständnis dafür, aber wenn ich schreibe, dass ich nicht noch die zusätzliche Zeit aufbringen möchte geschlechtsneutral zu schreiben, dann hat das sicher unterschiedlichste Gründe. Wenn es mir nichts gibt, es dem Unternehmen nichts gibt, und ich eigentlich auch anderes machen könnte, dann lasse ich es halt bleiben. So what?
Ja, wer nicht?
Habe ja auch nie behauptet, dass du es musst oder ich dich verurteile, wenn du es nicht machst. Ich fand nur, dass es kein gutes Argument ist.
Wenn du ja selbst Reportings machst, weißt du ja auch, wieviel Zeit manchmal in die Formatierung fließt, damit alles linksbündig, fett, farbig, mit aktuellem Datum und richtiger Nummerierung,… am Ende ist. Da geht es Null um den Inhalt, sondern nur um die Präsentation und ich würde schätzen, dass da locker das 10fache an Zeit reinfließt, wenn die Vorlage mal wieder irgendwas verhaut. Man führt minutengenaue Zeitnachweise, stimmt Layouts über 5 Mails ab, aber „Mitarbeiter*innen“ wäre dann verschwendete Zeit, die man nicht effektiv nutzen will, weil man ja so effizient arbeitet.
Es ist mir bei der ganzen Arbeit, die ich mir mache, nicht mehr die Zeit wert das zu machen, weil es mir nicht wichtig ist, dem Unternehmen nicht, meinen Kollegen nicht, und ich größtenteils andere Workarounds habe. Ich grüße bei mehreren Personen immer mit „Hallo zusammen“ bzw. „Hi together“. Bei mir passiert es beinahe nie, dass ich überhaupt Gendern müsste, weil ich mich fast nur mit Zahlen beschäftige. Deswegen lasse ich es dann komplett sein.
So muss ich mich ja trotzdem wieder dafür rechtfertigen, dass ich es nicht mache. Im Unternehmen ist es kein Thema. Das zeigen zumindest die letzten Mitarbeiterumfragen.
Was ja so ziemlich genau gendergerechte Sprache ist.
Dann bin ich wohl schon mein gesamtes Leben lang gendergerecht unterwegs, ohne es zu beabsichtigen. Ist doch super.
Zumindest in dem Punkt der Anrede in Mails
Das wurde ja auch schon öfters hier geschrieben: man soll sich einfach grundsätzlich mal Gedanken machen, wie man alle inkludiert bzw. so schreiben. Es geht nicht ultimativ um ein sternchen oder einen Strich oder um eine Pause.
Wenn man mit einem „Hallo zusammen“ alle anspricht, ist das doch super!
Mache ich nach Möglichkeit auch, aber manchmal geht es eben um die Bewohner/innen in meinem Wohnbereich, über die ich spreche oder schreibe. Aber bei Ansprachen ist es umso einfacher, was passendes zu finden.
Die neue Studie beweist, dass Verständlichkeit und Barrierefreiheit keine Gründe sein müssen, um auf das Gendern zu verzichten
Ich denke das Beispiel zeigt eher, welche Rolle eine elegant formulierte Pressemeldung in der wissenschaftlichen Kommunikation spielen kann. Schaut man sich den Versuchsaufbau an, dann stellt man fest, dass 54 Probanten verschiedene Formulierungen einschätzen (praktischerweise wurde das generische Maskulinum gar nicht erst als Vergleich mit abgefragt). Daraus dann größere Schlüsse zu ziehen, wäre wohl fehl am Platz, macht aber auch keiner, weil man darauf vertrauen darf, dass sich kein Journalist die Mühe macht, überhaupt nur in die Studie zu schauen, um mal die Datengrundlage zu überblicken.
Was für die Fragestellung ohnehin unerheblich ist, sprich dieser Kritikpunkt geht ins Leere.
Würde man diese Studie als quantitativ betrachten, wäre ich da durchaus geneigt dem zuzustimmen. Da sie aber eher Anzeichen einer qualitativen Studie hat, ist die pure Anzahl nur semirelevant und andere Faktoren spielen hierbei eine Rolle.
So wie 99% aller Lesenden iwelcher Artikel über Studien. Nicht falsch verstehen, das kritisier ich prinzipiell ja auch. Aber das anhand dieser einen Studie aufzuhängen, ist der wissenschaftlichen Arbeit gegenüber ziemlich unfair.
finde ich nicht, wenn man die schlussforderung sieht.
unter dem aspekt welche gender form ist am besten? ok da spielt es keine rolle.
aber wenn am ende gesagt wird
antwotet man ja eher auf die frage :
ob man überhaupt gendern sollte.
und für diese frage ist dann die maskuline schre8bweise nunmal nicht unwichtig
Wichtig ist, dass bei den Ansätzen auch Menschen mitgedacht werden, die auf Screenreader angewiesen sind. Die fehlen in der Aufstellung hier. Zu denen habe ich innerhalb meines Jobs viel Kontakt und bekomme hier immer wieder Bedenken gespiegelt, übergangen zu werden.
Nachdem hier Genderformen vorkommen, die selbst bei A2 Level sofort und bei A1 Level (also dem niedrigsten Niveau) nach kurzer Erklärung verstanden werden, ist die Frage der Verständlichkeit und Barrierefreiheit recht eindeutig erfüllt. Das würde die Fragestellung dementsprechend beantworten. Da das gegnerische Maskulinum keine Genderform ist, spielt sie dementsprechend für diese Fragestellung auch keine Rolle. Abgesehen davon, dass es schon länger x Studien gibt, die auch bei diesem Vergleich keinen signifikanten Nachteil bei Verständlichkeit des Genderns allgemein herausarbeiten konnten.
Gramba hat ja schon erklärt, warum es im allgemeinen Erkenntnisinteresse gut wäre, das generische Maskulinum einzubeziehen. Ich fürchte nur, um ein allgemeines Erkenntnisinteresse geht es in der Studie nicht. In der Medizin ist es wohl aus gutem Grund so, dass man gegen eine Plazebogruppe testet.
Ehrlicherweise muss sich doch hier die Technik der Sprache anpassen und nicht umgekehrt. Wenn man wirklich zu dem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Ergebnis käme, dass Form xy gerechter und überlegener ist und die Welt besser macht, dann müsste man eben die Screenreader daran anpassen.
Konkret sieht das dann so aus:
Zur Gruppe A2
„Der Genderstern wird beim Vorlesen an sich falsch realisiert. Richtig realisiert wird die Pause, die der Stern andeutet als glottaler Verschlusslaut, als würde man „Spiegelei“ sagen. Die häufigste Lesart ist die Nennung ausschließlich der weiblichen Plural-Form, gefolgt von der Beidnennung.“ (S. 30)
Zur Gruppe B1
„Auch den deutschen B1 Expertinnen ist der Genderstern geläufig und auch die deutschen Expertinnen meinen, dass in den Texten Männer und Frauen gemeint sind, aber keine Personen, die weder Mann noch Frau sind.“ (S. 31)
Obwohl die zwei Bewertungskategorien Aussprache und Verständnis sind (S. 28), ergeben sich dann dann wie von Zauberhand „keine Verständnisprobleme“ für den Genderstern bei den Gruppen A2 und B1 (S. 33) und er wird als Empfehlung genannt (S. 35). In der Grafik eine schöne grün markierte Fläche, damit jeder weiß, hier lief es wie geschnitten Brot, hier geriet niemand ins Stolpern, alles bestens, kein Fitzelchen orange und schon gar kein rot.
Eventuell gäbe es auch alternative Formen, die auch ok sein könnten, damit aber absolut keine Zweifel aufkommen, wird gegen Ende noch Folgendes verkündet: „Grundsätzlich gilt jedoch: Sowohl Beidnennung und Doppelpunkt sind besser als das generische Maskulinum. Das Verständnis ist und bleibt das wichtigste Kriterium.“ (S. 35) Das g. M. wurde zwar gar nicht getestet und schon gar kein Verständnis dieser Form, aber manchmal muss man einfach mal wagemutig sein in der Wissenschaft.
Einzelne Ansichten, die von der eigenen Sicht abweichen, werden schön eingeordnet: „Allerdings zeigte sich in den deutschen Prüfgruppen ein weniger routinierter Umgang mit dem Thema Gendern: „Ich weiß nicht, ob es Menschen gibt, die weder Mann noch Frau sind. Es ist alles möglich. In Bürger ist jeder enthalten.“ (DSA2B). Eben weil das Thema nicht sehr bekannt ist, wird auch das generische Maskulinum „in Bürger ist jeder enthalten.“ (DSA2B) als Form eingestuft, die alle Menschen meint.“ (S. 30) Die Meinung, dass die generische Form alle Genera einschließt und eben nicht nur mitmeint und dazu noch verständlich ist, darf es anscheinend nicht geben.
Die Studie wäre ne nette Seminararbeit im Bachelor- oder Masterstudium gewesen, dass sich aber jemand bei ORF Science denkt, „Jetzt noch die etwas niedrige Teilnehmerzahl rausstreichen und dann direkt als Nachricht veröffentlichen“, sollte eigentlich der Redaktion zu denken geben.
Nachdem du eh nur Zitate relativ billig ausm Kontext reißt und keinerlei Verständnis für sozialwissenschaftliche Arbeit zeigst, sag ich einfach nur „wennst meinst“. Die immer gleiche Diskussion tu ich mir nicht jedes Mal an. Servus und fall ned.
So da habt ihrs:
Genderkritiker sind nämlich die eigentlichen Diskriminierten
Was für ein Artikel (Plus-Artikel)
Also irgendwie hat der Artikel jetzt den Gerichtsfall nur als Aufhänger für sehr viel gendern-ist-toll Prosa missbraucht