Ich habe weder behauptet, dass es bei der *innen-Form nur um die weibliche Form geht (ich habe mich lediglich nur auf die zwei Geschlechter bezogen, weil es um das Hören ging und da nimmt man nun mal ein Sternchen nicht wahr), noch dass sich Sprache nicht ständig wandelt, noch spreche ich grundsätzlich gegen das Gendern. Und auch bei den anderen Diskutierenden hatte ich nicht das Gefühl, dass sie zu diesen Punkten Wissenslücken hätten oder gegen Gendern im Allgemeinen sind. Aber vielleicht wolltest du auch einfach nur paar allgemeine Weisheiten kundtun, jedenfalls ist das hier:
ziemlicher Quatsch. Du verwechselst hier natürliche Anpassung/Wandel mit der künstlichen, gewollten Anpassung aus theoretischen Überlegungen heraus. Es ist etwas vollkommen anderes, wenn sich Sprache durch Kontakt mit anderen Sprachen, Migration, Dialekten oder sonstige Einflüsse „natürlich“ wandelt als wenn jemand sich überlegt, wie man Frauen oder andere Geschlechter besser in der Sprache repräsentieren kann. Du kannst in diesem Zusammenhang doch nicht von „Erfindung“ sprechen. Als die Sprache beim Übergang vom Affen zum Menschen und lange Zeit danach entstanden oder sich gewandelt hat, hat sich niemand hingesetzt und darüber konkret nachgedacht. Natürlich gab es auch vor dem Gendern Versuche, Sprache „künstlich“ anzupassen. Aber längst nicht in der Häufigkeit oder „Natürlichkeit“ wie du es hier darstellst. Möglicherweise hat sich ja deswegen niemand daran gestört, anders zu sprechen, weil man es gar nicht mitbekommen hat? Eben weil es eine „natürliche“, unbewusste Anpassung war und nicht gezielt forciert, eben „künstlich“ war?
Auch dieser Vergleich hinkt, genauso wie dein Verweis auf Rechtschreibregeln (die natürlich künstlich erzwungen sind, weil sie sich hauptsächlich nur auf die Schrift beziehen, die per se künstlich und eine Erfindung ist). Aber Regeln wie Getrenntschreibung merkst du nicht beim Sprechen. Schreiben und Lesen ist nicht das Gleiche wie das Hören, wo du die Rechtschreibung und das getrennte Schreiben eben nicht hörst. Und selbst beim Lesen ist ein zusätzliches oder fehlendes Leerzeichen nun mal viel weniger auffällig als ein Sternchen oder ein Großbuchstabe mitten im Wort. Das sind Dinge, die es so vorher in der geschriebenen deutschen Sprache eigentlich nicht gab und daher nicht damit zu vergleichen sind, ob „das“ mit s oder ss geschrieben wird. Und selbstverständlich gab es auch bei Rechtschreib-Reformen lautstarke Kritik und Aktionen dagegen. Die Wikipedia hat zur Rechtschreibreform von 1996 einen ganzen Artikel inkl. wie dagegen vorgegangen wurde. Das Gendern ist also weder wirklich vergleichbar mit einer Rechtschreibänderung, noch hat letzteres „nicht so viele“ gestört.
Ob es dir gefällt oder nicht, aber Gendern ist ein viel stärkerer, künstlicherer Eingriff in die Sprache als all deine aufgeführten Beispiele und Verweise. Und daher auch die größere Kritik daran (die ich nicht teile, aber bei der ich zumindest verstehe, warum sie nochmals größer ist als bei einer Rechtschreib-Änderung). Und nochmals: ich finde Gendern grundsätzlich sinnvoll und auch dass damit die Sprache künstlich verändert werden soll, habe ich kein Problem mit. Trotzdem kann man es eben nicht mit einer kleinen Rechtschreib-Änderung vergleichen, die nur paar Schüler im Deutschunterricht betrifft und im Alltag niemanden.