Gendern in Schrift und Wort

Dieses Video einer Vorlesung von Philipp Hübl finde ich sehr gut. Er wirft einen kritischen Blick (auch nach eigener Aussage) auf die Gendersprache, ist aber nicht unfair. Dabei geht er auch auf die Studienlage ein und weist auf Schwächen der Assoziationstests hin (das sind genau diese Tests, die hier auch genannt wurden „an was denken die Leute, wenn sie xyz hören/lesen“).

Das Video ist ziemlich lang (über 2 1/2 Stunden), lohnt sich meiner Meinung nach aber in voller Länge. Wer das nicht direkt anschauen möchte, kann vielleicht erst einmal das Fazit anschauen (2:30:47), das ist auch in der Videobeschreibung niedergeschrieben. Die Stelle zur Studienlage und dann auch zum Design der Tests startet ab 40:34.

Link: https://www.youtube.com/watch?v=yvMGFeQ1gsI

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Ich auch nicht, wie ich mich anders ausdrücken soll. Ich hatte deinen Punkt auch schon vorher so verstanden, nur stimme ich dem einfach nicht zu.

Erstmal: Ich bin auch ohne Studie natürlich davon überzeugt, dass bei „PolitikerInnen“ tatsächlich auch deutlich mehr Menschen an weibliche (und männliche) PolitikerInnen denken. Und ich wäre auch nicht überrascht, wenn jemand mit einer Studie um die Ecke kommt, die aufzeigt, dass bei „PolitikerInnen“ 90% der Menschen an weibliche und männliche PolitikerInnen denken und nur 10% vor allem an weibliche (so wie ich). Und dann wäre für mich alles gut.

Mein Punkt war nur, dass unter der Annahme, dass tatsächlich bei „*-Innen“-Formulierungen ein nicht zu vernachlässigender Anteil mehr die weibliche Form hören/denken (was wie gesagt ja gar nicht sein muss, ich bin mir da ja sehr unsicher, ob ich vielleicht da zu einer kleinen Minderheit gehöre), dass auch wieder der falsche Weg wäre. Wenn man die Sprache schon künstlich anpasst (und das ist nicht negativ gemeint), dann sollte man eben gleich eine neutrale Form finden, um da dann nicht nochmal später ran zu müssen. Ich verstehe das Argument mit dem Gefälle schon und natürlich ist das dann weniger „schlimm“. Aber wenn man eh nach einer neutralen Form sucht, dann doch direkt richtig? Diskriminierung schafft man halt nicht mit Diskriminierung ab.

Also wirklich mit Informationen darüber, wie viele Menschen bei dieser Form an alle Geschlechter und wie viele hauptsächlich an männliche und wie viele an weibliche Menschen denken? Hast du da einen Link o. ä.? Würde mich sehr interessieren, wie vielen Menschen das tatsächlich ähnlich geht. Wie gesagt, dass mit der Form die meisten Menschen eher an beide Geschlechter denken, das stelle ich gar nicht in Frage, sondern erwarte ich. Mir geht es nur um den Aspekt, wie viele Menschen dann weiterhin „fälschlicherweise“ entweder eher an das eine oder das andere Geschlecht denken.

Et geht sich bei der *innen Form übrigens überhaupt gar nicht „nur“ auch um die weibliche Form. Da jibbet nämlich noch ein paar mehr, die in dem *, :, _ oder wie man es auch macht, drin sein sollen.

Sprache ist schon immer „künstlich“ angepasst worden, weil Sprache nicht vom Himmel gefallen ist, sondern eine reine Erfindung ist. Wenn Sprache sich nicht im stetigen Wandel befände, würden wir wohl noch Mittelhochdeutsch oder noch ältere Sachen brabbeln. Übrigens gibt es erst seit 1880 normierte Rechtschreibung, also selbst unsere Rechtschreibregeln sind maximal künstlich erzwungen (womit ich nicht den Sinn selbiger in Frage stelle)

Sprachwandel findet jede Sekunde unseres Lebens statt. Bei den meisten Dingen (wie bspw, wann Dinge zusammengeschrieben werden und wann nicht, Genitiv etc.) stört es aber irgendwie nicht so viele.

Wie man Sprache inklusiver gestalten kann, ist doch ein sinnvoller Gedanke, den es auch schon seit unzähligen Jahrzehnten gibt. Ich würd mir niemals die Mühe machen, da irgendwie gegenzusprechen. Wenn sich irgendwas durchsetzen wird, kann man es sowieso nicht ändern. Und wer weiß? Vielleicht gibt es in 10 Jahren eine bessere Lösung und wir lachen uns über den Glotisschlag kaputt oder so. Who the fuck cares, anyway?

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Ich habe weder behauptet, dass es bei der *innen-Form nur um die weibliche Form geht (ich habe mich lediglich nur auf die zwei Geschlechter bezogen, weil es um das Hören ging und da nimmt man nun mal ein Sternchen nicht wahr), noch dass sich Sprache nicht ständig wandelt, noch spreche ich grundsätzlich gegen das Gendern. Und auch bei den anderen Diskutierenden hatte ich nicht das Gefühl, dass sie zu diesen Punkten Wissenslücken hätten oder gegen Gendern im Allgemeinen sind. Aber vielleicht wolltest du auch einfach nur paar allgemeine Weisheiten kundtun, jedenfalls ist das hier:

ziemlicher Quatsch. Du verwechselst hier natürliche Anpassung/Wandel mit der künstlichen, gewollten Anpassung aus theoretischen Überlegungen heraus. Es ist etwas vollkommen anderes, wenn sich Sprache durch Kontakt mit anderen Sprachen, Migration, Dialekten oder sonstige Einflüsse „natürlich“ wandelt als wenn jemand sich überlegt, wie man Frauen oder andere Geschlechter besser in der Sprache repräsentieren kann. Du kannst in diesem Zusammenhang doch nicht von „Erfindung“ sprechen. Als die Sprache beim Übergang vom Affen zum Menschen und lange Zeit danach entstanden oder sich gewandelt hat, hat sich niemand hingesetzt und darüber konkret nachgedacht. Natürlich gab es auch vor dem Gendern Versuche, Sprache „künstlich“ anzupassen. Aber längst nicht in der Häufigkeit oder „Natürlichkeit“ wie du es hier darstellst. Möglicherweise hat sich ja deswegen niemand daran gestört, anders zu sprechen, weil man es gar nicht mitbekommen hat? Eben weil es eine „natürliche“, unbewusste Anpassung war und nicht gezielt forciert, eben „künstlich“ war?

Auch dieser Vergleich hinkt, genauso wie dein Verweis auf Rechtschreibregeln (die natürlich künstlich erzwungen sind, weil sie sich hauptsächlich nur auf die Schrift beziehen, die per se künstlich und eine Erfindung ist). Aber Regeln wie Getrenntschreibung merkst du nicht beim Sprechen. Schreiben und Lesen ist nicht das Gleiche wie das Hören, wo du die Rechtschreibung und das getrennte Schreiben eben nicht hörst. Und selbst beim Lesen ist ein zusätzliches oder fehlendes Leerzeichen nun mal viel weniger auffällig als ein Sternchen oder ein Großbuchstabe mitten im Wort. Das sind Dinge, die es so vorher in der geschriebenen deutschen Sprache eigentlich nicht gab und daher nicht damit zu vergleichen sind, ob „das“ mit s oder ss geschrieben wird. Und selbstverständlich gab es auch bei Rechtschreib-Reformen lautstarke Kritik und Aktionen dagegen. Die Wikipedia hat zur Rechtschreibreform von 1996 einen ganzen Artikel inkl. wie dagegen vorgegangen wurde. Das Gendern ist also weder wirklich vergleichbar mit einer Rechtschreibänderung, noch hat letzteres „nicht so viele“ gestört.

Ob es dir gefällt oder nicht, aber Gendern ist ein viel stärkerer, künstlicherer Eingriff in die Sprache als all deine aufgeführten Beispiele und Verweise. Und daher auch die größere Kritik daran (die ich nicht teile, aber bei der ich zumindest verstehe, warum sie nochmals größer ist als bei einer Rechtschreib-Änderung). Und nochmals: ich finde Gendern grundsätzlich sinnvoll und auch dass damit die Sprache künstlich verändert werden soll, habe ich kein Problem mit. Trotzdem kann man es eben nicht mit einer kleinen Rechtschreib-Änderung vergleichen, die nur paar Schüler im Deutschunterricht betrifft und im Alltag niemanden.

Was ja auch iwie Ziel der Sache ist, da bei der rein männlichen Form fast ausschließlich an männliche Politiker gedacht wird, was wiederum dazu führt, dass mehr Mädchen sich überhaupt vorstellen können, in solchen oder anderen Berufen arbeiten zu wollen.

Mehr heißt ja nicht nur, es heißt eben mehr und damit bewirkt das auch mehr Geschlechtergerechtigkeit.

Wenn ich das schon wieder lese :roll_eyes: als ob Sprache natürlich oder so wäre. Wir passen ständig und zumeist durchaus bewusst und aktiv unsere Sprache an. Da ist Gendern wahrlich nix neues, nix besonderes und schon gar nix gefährliches o.ä.

Grundsätzlich ja, geht nur leider nicht immer oder nur sehr umständlich und daher unpraktikabel. Ich für meinen Teil versuche so weit wie möglich genderneutral zu formulieren und das funktioniert oft auch sehr gut, leider aber nicht immer, was ganz unterschiedliche Gründe haben kann. Manchmal ist es die Art der Formulierung, dass die zu umständlich o.ä. ist, manchmal aber auch ist die Formulierung nicht treffsicher genug und manchmal kommt man um gewisse Termini einfach nicht herum. So ergibt es zwar inhaltlich z.B. durchaus Sinn, wenn man von Lernenden spricht, wenn man Schüler*innen meint, aber das verkennt den ganzen sozialen und auch rechtlichen Charakter dieser Personengruppe, auch weil man sich zu weit von der Lexik wegbewegt. Gleichzeitig hat man aber bei den Lehrenden nicht dasselbe Problem, weil die Lexik sehr nah dran bleibt und somit nicht diese Diskrepanz erzeugt. Es ist halt - so wie meistens in den Sprachen - nicht immer ganz einfach und schon gar nicht eindeutig.

Da müsste man aber davon ausgehen, dass die *-innen-Form überhaupt diskriminiert und dafür gibt es schlicht keinerlei Nachweis.

Ja, damit beschäftigt sich ein großer Teil der gender studies und nein, ich hab da leider keine aktuelle Studie o.ä. parat, aber wenn du dir den Thread etwas anschaust, wirst du das ein oder andere sicher finden. Weiter oben findest du aber einen kurzen Beitrag, der auf eine Studie mit quasi gegenteiliger Fragestellung.

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Wenn ich DAS schon wieder lese. :roll_eyes: Ich habe damit NICHT gesagt, dass das etwas Schlechtes oder auch nur Unübliches wäre. Du kannst doch nicht behaupten, dass Gendern nicht künstlich wäre. Dabei ist es egal, ob wir auch sonst unsere Sprache anpassen. Selbst wenn wir jetzt erstmal „künstlich“ definieren müssten: Gendern ist doch unbestreitbar ein stärkerer, bewussterer und aktiverer gewollter Eingriff in die Sprache als die meisten anderen Anpassungen der Sprache in der Vergangenheit. Oben habe ich das nochmal genauer erläutert. Und auch hier nochmal: nein, das heißt nicht, dass es deswegen etwas Schlechtes ist. Es ist lediglich ein Fakt.

Ich schreibe noch extra in dem von dir nicht zitierten Teil DIREKT danach, dass das nicht negativ gemeint ist, und du unterstellst mir trotzdem, dass ich das gefährlich finden würde. Da schreibe ich den Hinweis schon in vorauseilender Sorge extra dazu und du liest und zitierst es trotzdem falsch. Ich habe mehrmals betont, dass ich nichts gegen Gendern habe und es sogar gut finde und ihr meint trotzdem noch, mir erklären zu müssen, warum es nicht gefährlich ist. Ihr wollt einen doch echt falsch verstehen.

Ich hatte lediglich wissen wollen, ob es normal ist, dass man in der *Innen-Form hauptsächlich die weibliche Form wahrnimmt und dann unter der ANNAHME (wobei ich auch hier wieder nicht geschrieben habe, dass diese Annahme auch stimmt, siehe oben), dass das einen relevanten Teil der Menschen so wahrnimmt, es nicht wieder das Gegenteil bewirken könnte. Nirgends, nicht einmal habe ich dabei das Gendern als solches in Frage gestellt. Und dennoch wird mir das in nahezu jedem Post unterstellt. Das ist mir echt zu doof. Ich bin hier raus.

Nope, nicht wirklich. Die Geschichte ist voll von aktiven Eingriffen in die Sprache. Alleine die Rechtschreibreform von 1996 ist ein wesentlicher gravierender und umfassenderer Eingriff in die Sprache, um nur ein zeitlich relativ nahes Beispiel zu nennen.

Und nur so nebenbei, deine Aufregerei von damach hättest dir sparen können, denn nirgendwo hab ich dir vorgeworfen, dass du Gendern als gefährlich ansiehst, das war lediglich eine rhetorische Figur, eine Klimax, wenn dus genau wissen willst.

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Ich hab schon den Eindruck, dass wir aneinander vorbei reden.

Nicht jede Ungleichbehandlung ist eine Diskriminierung, das muss man schon im gesellschaftlichen Kontext betrachten. Wenn Reiche höher besteuert werden als Arme, werden sie dadurch nicht diskriminiert, solange sie weiterhin reich und in diesem Punkt privilegiert bleiben.

Das heisst, solange wir in patriarchal geprägten Strukturen leben, wird auch eine Sprache keine Diskriminierung sein, die Frauen sichtbarer macht.
Selbst wenn wir ne Sprachvariante haben, die alle Geschlechter gleich sichtbar macht, können wir damit ja nicht Mechanismen aushebeln, dass es Männerbünde gibt, Männer tendenziell lieber Männer einstellen, Flinta durch internalisierten Sexismus verdrängt werden usw.

Nebenbei hat so eine Sprachvariante ja auch den Vorteil, dass man ebenso gezielter Männer in den Bereichen ansprechen kann, in denen sie unterrepräsentiert sind. Zum Beispiel Grundschulen.
(dass die in der Regel schlechter bezahlt werden, liegt übrigens auch an patriarchalen Systemen, nicht weil Frauen dort soviel Einfluss hätten).

Unabhängig davon, glaube ich nichtmal, dass bei Historiker*innen weniger Leute an Männer denken. Denn in den meisten Varianten ist die männliche Form die einzige, die vor der Pause komplett zu hören ist. Das heisst, bevor man überhaupt an Nichtbinäre Leute und Frauen gedacht hat, hat man in der Theorie bereits an Männer gedacht.

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Ja, genau. Wenn du mit „Wenn ich das schon wieder lese“ beginnst, inkl. augenrollenden Smiley und dann im gleichen Absatz schreibst, dass Gendern nichts Gefährliches ist, dann hast du natürlich überhaupt nicht impliziert, dass ich das denken würde. Und dass du überhaupt nicht darauf eingehst, warum du nur diesen Teil zitierst hast und nicht auch den direkt danach folgenden Einschub in Klammern, dass ich das nicht negativ meine, womit DEINE ganze „Aufregerei“ danach auch nichtig wäre, sagt schon alles.

Wieso vergleicht ihr ständig das Gendern mit irgendwelchen Rechtschreib-Reformen? Im Sprachgebrauch merkst du nicht, dass seit 1996 viele Wörter mit ss statt ß geschrieben werden. Nochmal: in meinem Punkt ging es um das Hören, nicht das Schreiben. Gendern wirkt sich auch auf das Sprechen aus und das ist ein großer Unterschied. Ich bezweifle, dass die Geschichte voll von „aktiven Eingriffen in die Sprache“ ist, die sich auch auf das Sprechen auswirken sollten. Aber du kannst mir gern deine umfangreiche Liste nennen, sollte ja kein Problem sein. Am besten für die deutsche Sprache und im Zeitraum der aktuellen Generation - denn nur das kann ja als wirkliches Beispiel dienen, dass man sich heute nur über das Gendern aufregt, aber die vielen anderen Male, als in den letzten 50 Jahren andere Wörter beim Sprechen vorgeschlagen wurden, das freudestrahlend aufgenommen wurde.

  1. Weil die wesentlich gröbere Eingriffe in die Deutsche Sprache gebracht hat, der auch Auswirkungen auf das Sprech- und Hörverhalten gehabt hat.
  2. Weil viele sich noch aktiv daran erinnern können.
  3. Weil damals es einen ähnlichen Aufschrei gegeben hat.
  4. Um aufzuzeigen, dass Sprache so gut wie nie „natürlich“ ist.

Nur weil du offensichtlich keine Ahnung von Sprachgeschichte hast. Aber wenn du so willst, hier ein paar wenige Phänomene und Ereignisse, die für einen aktiven Sprachwandel verantwortlich sind:

  • 1066: die Eroberung Englands von William dem Bastard/dem Eroberer, was dazu geführt hat, dass insbesondere in der Küche sich viele frankophone Begriffe bis heute durchgesetzt hat
  • die Erfindung des Buchdrucks, die zu ersten Harmonisierungen von überregionalen Dialekten geführt hat, auch und insbesondere durch die Erschaffung der lutherschen Bibel, in der Luther teils neue Begriffe erfunden hat (Machtwort, Bluthund, Nächstenliebe,…)
  • Die aktive Entlehnung von Wörtern aus anderen Sprachen wie Latein (Fenster, Ziegel, …), dem Französischen (eigentlich alle Wörter, die auf -ei enden), dem Englischen
  • aktive Neuschöpfungen (Neologismen) aus etwa der Jugendsprache oder der Digitalsprache und noch vielen mehr

Du hast wohl die letzten 50 Jahre unter einem Stein geschlafen. Das passiert doch ständig, dass sich über die veränderte Sprache aufgeregt wird, meist von älterer Generation über die jüngere. Oder hast du nicht mitbekommen, wie sich sehr oft darüber aufgeregt wurde, dass immer mehr Anglizismen Teil der Deutschen Sprache geworden sind? (Und vergessen dabei, dass sie selbst oft genug aus anderen Sprachen angeeignete Begriffe verwenden, weil die schon so sehr Teil sind, dass sie nicht mal mehr als solche auffallen)

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Welche der Reformen von 1996 hatte Einfluss auf das Sprechen?

Alle diese Beispiele sind überhaupt nicht damit zu vergleichen, dass sich jemand hinsetzt und sich neue Formulierungen überlegt. Es ist doch ein großer Unterschied ob neue Wörter in die Sprache Einzug gehalten haben weil ein Eroberer neue Wörter/Sprachen mitgebracht hat. Ebenso Jugendsprache. Auch da hat sich niemand hingesetzt und überlegt, was ein neuer hipper Begriff für „toll“ wäre und ist dann auf „cool“ gekommen und hat das allen anderen Menschen großflächlich empfohlen. Das ist für mich ein eher natürlicher Wandel. Aber ja, Definitionssache, kann man sicherlich drüber streiten, wo natürlich aufhört und künstlich anfängt.

Ne, denn genau das war ja auch mein Argument. Tatsächlich hat wohl @Kindra unter einem Stein geschlafen:

Also diskutier das bitte mit Kindra aus. Meine Antwort darauf findest du oben, wo ich ebenfalls anmerke, dass es auch in der Vergangenheit Kritik bei Anpassung der Rechtschreibung etc. gab und nicht nur beim Gendern wie von Kindra behauptet. Keine Ahnung, wo du nun wieder genau das Gegenteil rausgelesen hast als was ich meinte.

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Hier muss ich mal einspringen, und das ausführen. Die Englische Sprache ist ein gutes Beispiel, weil sie zeigt, wie eine Elite eine Sprache prägt, wissentlich verändert, und es von der restlichen Bevölkerung angenommen wird.
Ob es der Wille der Normannischen Elite war, eine Sprache geplant zu verändern, oder ob dass nur das Ergebnis war, spielt nicht so eine große Rolle.
Edit: Natürlich kann man den Normannischen Einfluss, auch als Gegenargument nutzen. Denn das eine Sprache nur von einer Elite gesprochen wird, heißt nicht das sie von der breiten Bevölkerung angenommen wird. Es hat durchaus auch äußere Einflüsse gegdben, warum sich am Ende eine sehr stark durch das Normannische geprägte Englisch durchgesetzt hat, und nicht ein Englisch geprägtes Normannisch. Bezieht man das auf das Gendern, könnte man sagen, das sich dort auch Mischformen durchsetzen könnten, Regeln angepasst werden, und die Breite Bevölkerung seine eigene Variante entwickelt.
Edit2: hier würde mich deine Meinung mal interessieren, und ob ich da falsch denke, oder etwas nicht bedacht habe. @godbrakka

Ich habe nie behauptet, dass es Sprachwandelsgeheule nur beim Gendern gibt, sondern, dass es weniger Geheule gibt bei aktivem Sprachwandel, der verändert, wie / welche Worte zusammengeschrieben werden, die Sache mit dem Genitiv usw. Dass es eine große Empörungswelle bei der Rechtschreibreform gab, weiß ich auch, das war aber zu keiner Sekunde Inhalt meines Beitrags. Da gab es sicher auch genug mimimi. Trotzdem haben wir es irgendwie alle überlebt und die doitsche Sprache ist noch nicht untergegangen. Genauso wird es beim bösen Gendern (bzw. Entgendern!) laufen - wie auch immer da Lösungen aussehen mögen in den nächsten 100 Jahren.

„Sehr geehrte Damen und Herren“ ist übrigens auch gendern und dagegen wurde zunächst angekämpft. Auch diesen terroristischen Akt gegen die doitsche Sprache haben wir irgendwie alle überlebt.

Sprachwandel ist übrigens auch, dass ein Wort wie „geil“ vor 500 Jahren noch eine andere Bedeutung hatte. Finde ich ja skandalös, dass sich die Bedeutung von Wörtern einfach verändert! Ich hasse Sprachwandel! :beanrage: :beanrage: :beanrage:

Ach ja, simma nun bei dem sehr erwartbaren Punkt angekommen, indem ich eine Frage mit Beispielen beantworte und die andere Seite diese negiert, die Augen verschließt und sich wie das verwöhnte Kind verhält, das bei ner Wasserschlacht nicht nassgespritzt werden darf und das mit allmöglichen Punkten versucht zu legitimieren. Na sorry, aber du wolltest Beispiele für aktive Eingriffe in die Sprache wissen. Das hier sind ein paar wenige Beispiele, ob dus nun wahrhaben willst oder nicht. So wie du es darstellst, funktioniert Sprache und Sprachwandel einfach nicht und entweder glaubst du das wirklich (wovon man u.U. ausgehen kann, schließlich sprichst du von Reformen, dabei gab es genau eine Reform 1996) und hast einfach keine Ahnung, dann sei dir von jemanden gesagt, der sich ausgiebig damit beschäftigt hat, so ist es nicht. Oder du biegst dich argumentativ bis ins Extreme, nur um dir nicht eingestehen zu wollen, dass deine Punkte einfach nicht valide sind. Dass deine Befürchtungen unbegründet und das Phänomen Gendern absolut nichts besonderes in der Sprachgeschichte ist. Hier wird wiedermal das Thema auf ein argumentatives Podest gehoben, das es gar nicht braucht. Man könnt auch einfach bei der Sache bleiben und sich anschauen, was bewirkt es, was sind die Vor-, was sind die Nachteile, aber nein. Ständig das immer gleiche.

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Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die aktuelle Methode des Genderns nicht der letzte Schluss ist. Eigentlich bin ich sogar davon überzeugt, dass es da noch Entwicklungen und Anpassungen geben wird. Hier zahlt sich sicher eine - wie dus grad angerissen hast - dialektische Sichtweise aus.

Heute sprichst du es z. B. tendenziell „Bett-tuch“ aus, früher hat man sich da eher an der deutschen Hochlautung orientiert und es „Bettuch“ ausgesprochen und auch geschrieben. Ähnlich zum Beispiel „See-elefant“ statt „Seele-fant“ (gut zu sehen z. B. in den alten Urmel-Folgen der Augsburger Puppenkiste).

Nehmen wir meinetwegen Philipp von Zesen. Der hat sich wirklich hingesetzt und sich deutsche Wörter überlegt wo es bis dahin nur Lehnwörter gab. Und das sind jetzt auch gar nicht mal so Wörter, die niemand kennt, sondern solche Dinge wie Abstand für Distanz, Bücherei für Bibliothek, Anschrift für Adresse, Entwurf für Projekt oder Verfasser für Autor, neben einigen anderen. Absolut künstlich, absolut von oben herab. Klar hat sich nicht alles durchgesetzt (finde immer noch schade, dass wir Mumien nicht als „Dörrleiche“ bezeichnen), aber ihm haben wir viele künstlich überlegte Worte zu verdanken, die wir heute noch benutzen. Ähnlich übrigens wie im Beispiel von Luther.

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Solange sie nicht anders klingen, ist alles :white_check_mark:

Es gibt keine nicht-„künstlichen“ Wörter. Jedes Wort, selbst das allererste, ist eine Erfindung. Bei sinnvollen Worten wie essen, schlafen, Mutter, die es schon vor abertausenden Jahren in den Vorstufen sämtlicher Vorgänger der mit deutsch verwandten Sprachen gab (natürlich nicht in dieser exakten Form), setzen sich durch, man einigt sich darauf, sie werden über Generationen weitergegeben. Sprache ist ein soziales Phänomen.

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So ein Mist aber auch…

Genau. Waren in dem Fall aber Wörter, die schlicht unbekannt und nicht im allgemeinen Gebrauch waren. Das wollte ich damit sagen.

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Bezog mich damit nicht auf dich, dein Beitrag is schon töfte so