Nachdem ich auch abseits dieses Themas nen Eindruck von deinem Wissenshorizont zur Germanistik habe, bezweifle ich das doch sehr.
Noch in meiner Kindheit wurde diese Floskel recht häufig verwendet, ehe sich gesellschaftlich durchgesetzt hat, dass das so nicht richtig ist. Das ist auch nicht von heut auf morgen passiert und klar gabs da jetzt kein Gesetz, dass das verboten hätte. Gibts ja beim Gendern so auch nicht, dass man immer und überall gendern müsse.
Und bevor du wieder was von „organisch“ schwafelst, nein. Das ist das nicht. Hier hat sich schlicht die Entwicklung in der Gesellschaft auf die Sprache ausgewirkt.
Diese Begriffe wurden aktiv dafür erfunden, um in dem Fall fremdsprachlichen Einfluss einzudämmen. Man denke hier etwa an die barocken Sprachgesellschaften des 17. und 18. Jahrhunderts.
Ich hab nie behauptet, dass ich Germanistik gehört habe. Ich denke du weißt, dass zu Sprschwissenschaften deutlich mehr dazu gehört.
Wäre jetzt für mich auch ein Beispiel für die organische Entwicklung von Sprache. Ja, aber es wurde nie ein explizit Verbot ausgesprochen. Deswegen ist es halt für mich organisch. Sprache ist übrigens immer ein Abbild von der Gesellschaft. Was wenig überraschend ist. Das organische ist einfach, wenn es nicht durch einheitliche vorgegebe Regeln verändert wurde. Vielleicht ist die das lieber als Definition.
Alsl da hätte ich mal gerne eine Quelle, weil ich davon tatsächlich noch nocht gehört habe. Allerdings würde ich auch behaupten, dass sie heute nicht mehr aus dem Grund verwendet werden. Dabei hat es auch kein aktives eingreifen gegeben.
Auch Anglizistik oder Romanistik, von mir aus auch Slawinistik, oder weiß Cthulu was noch.
Weder ist Sprache ein Teil belebter Natur, noch ein Organ, noch Teil der organischen Chemie, noch folgt sie natürlichen Gesetzmäßigkeiten (btw alles Definitionen des Begriffs „organisch“, zu finden u.a. im Duden). Die Begrifflichkeit des Organischen ist in der Sprache absolut deplaziert.
Bitte schau dir einmal im Leben an, was ein Begriff bedeutet, bevor du ihn verwendest.
Falls du was wissenschaftliches haben willst, empfehle ich folgende Werke:
Blume, Herbert: Sprachgesellschaften und Sprache. In: Sprachgesellschaften, Sozietäten, Dichtergruppen. Vorträge und Berichte. Hg. von Martin Birchner und Ferdinand van Ingen.
Hamburg 1978, S. 39-52. (=Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, Band 7)
Polenz, Peter von: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Berlin/New York 1994.
Roelcke, Thorsten: Der Patriotismus der barocken Sprachgesellschaften. In: Nation und Sprache. Die Diskussion ihres Verhältnisses in Geschichte und Gegenwart. Hg. von Andreas Gardt.
Berlin/New York 2000, S. 139-168.
Jo mei, i kunnt a no gonz ondast schräbn, wonn da däs liaba warat
Ich beantworte die Frage einmal nicht, sondern verweise auf Artikel 3.
Merke aber an, dass es gewisse Erlasskompetenzen in den Ländern gibt (die übrigens bspw. in Hessen nach meiner Kenntnis bereits in den 80ern eine Richtlinie zur Gleichstellung von Mann und Frau in Wort und Schrift erlassen haben; dort auch, dass es kein generisches Maskulinum gibt), sodass sich Lücken finden lassen könnten (die aber nicht gegen GG §3 verstoßen dürften).
So der Hintergrund meiner provokanten Antwort. Passt das so?
Wir hatten die Diskussion in ähnlicher Weise weiter oben vor ein paar Wochen schon. Und ich meine es gibt schon einen Unterschied zwischen den Merkmalen „evolutionär“, „über einen langen Zeitraum“, „ungesteuert“ und „bottom-up“ auf der einen Seite und dann den Gegenstücken „revolutionär“, „nach kurzer Zeit wirksam“ „gesteuert“ (oder „gelenkt“ oder „zielgerichtet“ von mir aus) und „top-down“.
Und gerade diese Einführung neuer Wörter durch die Sprachpuristen früherer Jahrhunderte, die dann ein Beispiel für gesteuerte Sprachentwicklung wären und als positives Beispiel für den Erfolg dieser Methode angeführt werden, machen erstens nur einen sehr kleinen Teil des Lehnwortschatzes aus und zweitens gibt es da auch eine ganze Reihe von Wörtern, die sich eben nicht durchgesetzt haben, siehe: Philipp von Zesen – Wikipedia
Behauptet auch niemand, dass diese Gesellschaften nicht problematisch sind und auch nicht, dass sie absolut erfolgreich waren mit ihren Vorschlägen. Aber das ein oder andere Beispiel für einen erfolgreichen direkten Eingriff in die Sprache gibt es dann doch. Mehr sollte es gar nicht sein.
Naja, wenn man sich ansieht, wie viele von den Vorschlägen schon zum Scheitern veruruteilt waren und dann noch bedenkt, wie winzig letztlich der Anteil dieser gewollten Lehnwörter am gesamten Lehnwortschatz (der meiner Ansicht nach größtenteils ungesteuert entstanden ist, um beispielsweise sprachliche Lücken zu schließen) ist, dann ist das für mich viel mehr ein Beispiel, wie diese direkten Eingriffe aller aller meistens nicht erfolgreich sind. Ich habe keine Zahlen aber meiner Meinung nach wird sich das im 1 % Bereich abspielen, denn zum Lehnwortschatz gehören ja auch etwa Wörter wie „Pflanze“, „Fenster“ oder „Mauer“, von denen so gut wie niemand mehr denken würde, dass dies mal übernommene lateinische Fremdwörter waren.
Und das Gendern mit Stern/Doppelpunkt etc. wäre ja nochmal ein viel viel viel tiefgreifender Eingriff als der Austausch von einzelnen Wörtern.
Eigentlich nicht wirklich. Es wird ja schon sehr gerne aufgebauscht, wie sehr sich die Sprache durch das Gendern verändert. Im schriftlichen Gebraucht hast dus eh fast nur im wissenschaftlichen oder Verwaltungskontext und einmal gelernt, funktioniert das fast von alleine. Da sind die Beistrichregeln x-mal komplizierter. Ich sehs auch bei meinen Kindern. Da gibts kaum Widerstand und ist mehr oder weniger sofort gelernt, einfach weils wirklich nicht kompliziert ist.
Also da habe ich eine komplett andere Analyse. Für den eigenen Gebrauch würde es logischerweise jedes Nomen und Pronomen mit Sexusbezug betreffen, das ist einfach schon von der „Wortmasse“ relativ viel und damit umfangreich. In Post #1265 habe ich konkrete andere Probleme genannt.
Dass Gendern einfach (zu lernen) sei, hab ich ehrlich gesagt so noch nie gehört, deckt sich auch überhaupt nicht mit meinem Eindruck. Eher kenne ich die gegenteilige Aussage. Eine Befürworterin wie Petra Gerster spricht davon, so meine ich mich zu erinnern, dass man Gendern nicht die ganze Zeit durchhalten könne, weil es sehr anstregend/geistig fordernd sei. Und die schwere Verständlichkeit und Lernbarkeit wird im Blick auf Deutschlerner und Behinderte öfter als Gegenargument aufgeführt.
Natürlich ist das in der Theorie viel. Aber erstens funktioniert das immer nach derselben Regel und zweitens verlangt niemand von dir abseits der genannten Bereiche zu gendern, was die faktische Benützung auf eine de facto Freiwilligkeit reduziert.
Dann hast du hier eine Premiere. Wenn es 16jährige schaffen, schriftlich Gendern in 2-3 Einheiten zu lernen, dann ist das wirklich keine Hexerei.
Hierfür gibt es bis dato keinen stichhaltigen Beweis, ausschließlich Behauptungen. Sowohl die Studie von Blake, Kimmt (2010) als auch die von Friedrich, Heise (2019) zeigen, dass es kaum bis keine Erschwernisse durch geschlechtergerechte Formulierungen gibt. Und auf im DaF/DaZ-Bereich gibt es für solche Aussagen keine stichhaltigen Belege.
Nicht dass ich nicht inhaltlich grundsätzlich auf deiner Seite wäre, aber warum hast du gerade ohne Not eine Diskussion mit lalaland angefangen. Wo soll das hinführen?
Gibt es nicht mittlerweile unzählige Umfragen, wie die Bevölkerung zu gendergerechte Sprache steht? Mich würde die Ergebnisse interessieren, in der Frauen befragt wurden.