Eine Norm ändert sich ja nicht erst, wenn man eine Mehrheit überzeugt hat. Und eine Mehrheit zu haben, ändert auch nicht automatisch eine Norm.
Nein, aber ob sie angewendet wird.
Ich sags mal so Brandschutznormen können seit 1000 Jahren bestehen, aber es bringt nichts wenn sie keiner anwendet und dann wird bis dahin auch niemand „bestraft“, der Pappe in den Fluchtwegen lagert.
Ändert auch nichts über die Anwendung.
Eine Mehrheit für eine Brandschutznorm zu haben, ändert nichts über die Anwendung. Dazu braucht es Exekutive, die diese Norm umsetzen.
Wenn die Mehrheit aber die Norm nicht annimmt, kann sie die Verfasser und Durchführer der Norm stürzen und die Norm abschaffen oder so ändern, wie sie möchte.
Im Grunde bedeutet das also, dass derjenige, der die größte Macht hat, bestimmt, was Norm ist.
Und Mehrheit kann eben auch eine vorm von Macht sein.
Nieder mir DIN A4 /
Quart is eh besser
Die Mehrheit ist für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen oder für Helmpflicht auf dem Fahrrad, das ändert aber halt nichts an geltende Normen.
Vor der Maskenpflicht gab es keine Mehrheit für FFP-Masken.
Dass das N-Wort aus dem Sprachgebrauch verschwand, war keine Mehrheitsentscheidung.
Oder auch das bereits angeführte Beispiel, wenn 9 von 10 Leuten nichts gegen Mobbing haben, dann ist das nicht automatisch okay.
Und, und und …
All das sind Beispiele dafür, dass eine Mehrheit alleine eine Norm nicht ändert.
Mehrheiten können ein Instrument der Umsetzung bestehender oder neuer Normen sein, aber sind nicht allein bestimmend. Von Diktaturen etc. will ich gar nicht erst anfangen.
Auch Macht alleine bestimmt nicht über Normen. Das N-Wort habe ich bereits als Beispiel genannt. Andere Beispiele sind Emanzipationsbewegungen von Frauen, Arbeitern, Homosexuellen, trans Personen, …
Der kategorische Imperativ von Kant aus der Zeit der Aufklärung ergibt sich aus Vernunft im Gegensatz zu Geboten Gottes (oder gottgleichen Königen) wie vorher.
Es gibt kulturelle soziale Normen wie Hände schütteln statt Verbeugen (oder dann Fist-Bump nach Corona), Männer tragen meist Hosen und keine Röcke usw. usf.
Deine Darstellungen sind unterkomplex, die Wirklichkeit ist weitaus vielschichtiger.
Fand ich genau umgekehrt.
Nur weil man für etwas ist oder etwas haben will, heißt das ja noch nicht, dass man aktiv was dafür macht, damit man es bekommt. ^^
Das Tempolimit ist den meisten einfach nicht relevant genug, um dafür was zu tun.
Dass das N-Wort aus dem Sprachgebrauch verschwand, war den meisten einfach egal. Die Emanzipationsbewegungen hatte Erfolg, weil die meisten eben nichts dagegen hatten.
Und Änderungen können eben auch geschehen, indem die Mehrheit oder eine andere Macht nichts gegen die Veränderung macht.
So oder so die Mehrheit und/oder die stärkste Kraft entscheidet.
Die Entscheidung kann sein eine Veränderung zu schaffen oder eben aktiv nichts dagegen zu tun, dass eine Veränderung eintrifft oder durchgeführt wird.
Du hast behauptet, dass allein Mehrheiten über Normen entscheiden.
Dann hast du behauptet, dass Macht allein darüber bestimmt, was Norm ist.
Ich habe Gegenbeispiele für diese Behauptungen genannt, in der eben nicht eine Mehrheit oder die Mächtigste Macht über Normen entscheidet.
Eine tatsächlich argumentative Begründung dafür, dass deine Behauptungen stimmen, bleibst du weiterhin schuldig.
Wie soll das denn aussehen, dass eine Mehrheit sich „aktiv entscheidet“, nichts gegen eine Änderung zu tun? Wie hat denn eine Mehrheit aktiv entschieden, dass Männer in der Regel keine Röcke tragen? Wie hat denn eine Mehrheit aktiv entschieden, dass nun Frauen auch Hosen tragen? Oder sich gar aktiv entschieden, nichts dagegen zu tun?
Welche Mehrheit oder stärkste Kraft hat denn entschieden, dass bspw. Erwachsene sich untereinander siezen und Kinder geduzt werden, wohingegen wir unsere Eltern duzen?
Das ist doch Quatsch.
Mehrheiten bzw. Macht (durch Mehrheiten) können für Normen, Normerhalt -einhaltung und änderungen verantwortlich bzw. behilflich sein, aber sie sind dafür weder notwendig und schon gar nicht allein entscheidend.
Der ethische Grundsätze der Aufklärung, der kategorische Imperativ oder der Universalismus bspw., beziehen ihre Gültigkeit allein aus der Vernunft. Das war und ist auch sehr wichtig. Denn sonst verlieren sie ihren universellen Anspruch, wenn z.B. die Menschenwürde nur dann gilt, wenn es eine Mehrheit oder die Mächtigsten wollen.
Die UN Charta der Menschenrechte und das GG gehen bspw. auf diese universellen Werte zurück, die nicht durch Mehrheitsentscheid oder Machtmissbrauch verändert werden können.
Zu bestimmen, die Mehrheit bzw. stärkste Macht (z.B. durch Mehrheit) entscheidet über Normen, ist ein gefährlicher Weg, den wir eigentlich hinter uns gelassen haben sollten.
Wenn die Mehrheit bspw. entscheidet, alle 20-40 jährigen Männer in D sollen ab morgen ghettoisiert und in Arbeitslager gesteckt werden, dann ist das nicht okay - völlig egal, wie die Mehrheit oder stärkste Macht das findet.
Ich meinte auch nicht, dass eine Macht oder Mehrheit absolut jede kleine Sache entscheidet. ^^
Das Erwachsene sich untereinander siezen und Kinder geduzt werden, sind gesellschaftliche Umgangsformen, die man bei uns festgelegt hat. Warum weiß ich nicht. Es hat sich aber wohl keiner beschwert, also machen wir es heute so.
Im Gegensatz zum Gendern. Der Staat will es machen, die Mehrheit will es aber nicht und tut es auch nicht, daher wird es sich vorerst wohl nicht etablieren.
Wenn die Mehrheit nicht gegen ein neues Gesetz protestiert oder demonstriert, dann tut sie nichts, um dieses Gesetz zu verhindern. Sie macht halt aktiv nichts dagegen, obwohl sie es durchaus könnte.
Ich glaub, wir missverstehen uns hier ein wenig.
Ich habe nie behauptet, dass es toll ist, wenn der mit der größten Macht oder eine Mehrheit allein die Entscheidung trifft. In einer guten Demokratie sind Minderheitenrechte und Schutz sehr wichtig.
Es gib aber eben Länder und Menschen, denen sind Menschenrechte ziemlich egal.
Die haben ihre eigenen Werte. Und ich stimme dir zu, wenn nur die stärkste Macht, sei es der Staat, die Mehrheit, eine große Religion oder die Reichen, über die Normen bestimmen, endet das sicher immer in Leid.
Also jetzt entscheidet doch nicht eine Macht über gesellschaftliche Normen, wenn diese nur klein genug sind? Aha, dann sind also soziale Normen doch nicht alleine Machtentscheide (bzw. Macht durch Mehrheit).
Und gesellschaftliche Normen gelten nicht, weil sich „wohl keiner beschwert“. Das ist auch Quatsch.
Das stimmt nicht. Wo will der Staat bitte Gendern „machen“? Das Gegenteil ist der Fall. Einzelne Bundesländer verbieten Sonderzeichen zum Gendern (afaik Sachsen, S-H, S-A, Bayern, Hessen). Dass Gendern hingegen irgendwo gesetzlich vorgeschrieben ist oder ein Gesetz in Planung ist, das Gendern vorschreibt, ist meines Wissens nirgends der Fall.
Ich hab auch nie behauptet oder so verstanden, dass du es „toll [findest], wenn der mit der größten Macht oder eine Mehrheit allein die Entscheidung trifft.“
Ich missverstehe dich also nicht.
Ich widerspreche nur deiner Behauptung, zeige auf, dass sie nicht gilt und frage dich nach argumentativ logischen Schlussfolgerungen, die auf deine Behauptungen schließen lassen oder Beweisen dafür.
Die bringst du aber nicht, sondern sagst, platt ausgedrückt „isso, weil isso - trust me bro“.
Und wenn es Länder gibt, in denen Menschenrechte nicht oder weniger zählen, dann macht das Menschenrechte nicht automatisch ungültig. Das ist ja gerade mein Punkt. Denn wenn wir die universellen Normen der Menschenrechte dann für ungültig erklären, haben wir ein Problem.
Okay, wir verstehen uns diesbezüglich einfach nicht und unser Verständnis von Normen und deren Gesetzmäßigkeiten scheint auch zu unterschiedlich zu sein. Ich würde also vorschlagen, wir belassen es dabei und beenden das Thema an der Stelle.
Die eigene Moralische würde ich sagen.
Wir sind da bei der Debatte mit Hitler im Kindsbett töten. Richtig oder falsch?
Wie gesagt, ich verstehe schon, was du sagst, ich widerspreche dem nur.
Du lieferst halt keine Begründungen für deine Behauptungen, wie auch beim Thema gendern, das du nebenbei aufmachst.
Und dabei können wir es auch belassen.
Die zieht natürlich jeder für sich. Ich frage mich, ab wann sich die Empörung in Grenzen halten würde oder ob es selbst bei noch menschenfeindlicheren Despoten einen Aufschrei gebe.
Ich glaube ja, dass sehr viele Leute subjektiv fein damit wären, einen Säugling zu töten, wenn es sich bei ihm um Adolf Hitler handeln würde. Auch wenn das kaum einer zugeben würde. So unausgegoren und unethisch es auch wäre.
Ich wüsste nicht mal ob ich in der Lage wäre einen Menschen zu töten, egal ob Säugling oder nicht.
Interessant das du dir da so sicher bist, wie viele sich da sicher wären.
und beim Patient Zero einer tödlichen Krankheit?
Oder einen Serienmörder?
Wo fangen wir an, wo hören wir auf?
Da wurde ja nicht gefragt, wer es selbst machen würde. Henker und Auftragsmörder haben eine lange Tradition.