Was mich nach solchen Taten am meisten nervt, die aufkommenden Debatten über Waffen die dann von Politik und Medien wieder hysterisch geführt wird. Wenn man bedenkt das wir schon Waffengesetze haben die die Tat gestern verhindern sollten,
„Das Führen von Waffen bei öffentlichen Veranstaltungen ist bereits nach §42 WaffG seit dem 1.4.2003 komplett verboten“
zeigt es halt, wie dumm diese Debatten dann immer sind, denn Verbote alleine bringen nix. Wir haben nicht mal die Kapazitäten um diese Verbote durchzusetzen und zu kontrollieren. I mean ich hätte ins Stadion letztens in Hannover beim Länderspiel der Frauen sonst was reinbringen können, da ich nicht kontrolliert wurde.
Ist halt die frage, ob man überhaupt will, dass das flächendeckend kontrolliert/„enforced“ wird. Das geht ja gar nicht anders als über Personenkontrollen. Dann müsste man so ein Fest auch erstmal irgendwie abriegeln und Eingänge schaffen, an denen kontrolliert wird. Polizeipräsenz / Securitypräsenz mit Stichprobendurchsuchungen, ok I guess.
Und was bringt’s, wenn man dann vor Bahnhofeingängen und Festeingängen kontrolliert? Die Tat wird dann eben auf die Fußgängerzone eine Straße weiter verlegt. Das Problem muss schon eher an der Wurzel angepackt werden, die häufig sozioökonomisch ist, selbst wenn Extremismus eine Rolle spielt, weil man davon ja erstmal vereinnahmt werden muss (allgemein gesprochen, in diesem Fall wissen wir ja zu wenig). Mit Verboten, Polizei, Kontrolle etc. allein ist’s nicht getan.
Und die Polizei hatte auch schon vor dieser Stellungnahme Hinweise, die darauf hingedeutet haben.
Nach ZDF-Informationen verdichten sich die Hinweise darauf, dass der Angreifer von Solingen aus politischen Motiven handelte - es sich also um eine „Terror-Tat“ handeln könnte. „Nach meinen Informationen deutet Vieles darauf hin, dass hier ein junger Mann im Namen des IS, im Namen des Islamischen Staates gemordet haben könnte“, sagt die Leiterin der ZDF-Redaktion Recht und Justiz, Sarah Tacke.
Wie kann sowas wie der IS eigentlich so einen enormen, transnationalen Einfluss haben? Quasi der gesamte Westen und selbst die meisten islamistischen Staaten sind / waren (?) gegen die und haben die zusammen (!) weggebombt, und die können immer noch Einzelpersonen radikalisieren, die zu „Messersoldaten“ werden …
Ist eben wie bei fast allen Attentätern bzw. gewaltbereiten Extremisten. Sie suchen sich ihre Nischen und Radikalisieren sich dort, da sind die Wurzeln der Ideologie egal.
Traurig ist das das ganz schon ganz gut Erforscht ist, nur passiert eben nichts und die nächsten Wachsen nach.
Ja, hab grad mal in der Bib online nachgeguckt und da gibt es einiges, werd ich mir mal zu Gemüte führen. Gibt auch was im Open Access (eine etwas allgemeinere Abschlussarbeit) frei für alle.
Aber z.B. auch was zu den Frauen des IS usw usf, echt viel.
Wenn sich das Motiv so bestätigen sollte…
ich denke, dass ein Teil (wie groß auch immer) auf die Radikalisierung und damit einhergehende, zunehmende Brutalität in der Sprache der sogenannten Pro-Palästina-Demos und ihr Umfeld zurückgeht, also einen Mit-Faktor ausmacht.
Erst war es „from the river to the sea“, dann „globalize the intifada“, dann die Hamas-Dreiecke an Wänden und als Handgeste um Feinde zu markieren.
Wie gesagt, ein Faktor, nicht der Grund - der solche Täter dazu bringt, sich zu schlimmen Verbrechen ermächtigt zu sehen.
Ich glaube eher, dass der IS Palästina instrumentalisiert hat in ihrem Bekennergeschwurbel. Wenn die Palästina als Beispiel heranziehen, warum die den krassen Götterkrieg machen, dann nennen die doch als Feind eher Juden statt Christen. Fand ich jedenfalls merkwürdig. Sicherlich sind Christen ebenso die Feinde dieser spinnerten Sekte, aber trotzdem wirkte das eher wie ein billiger PR-Move.
Man sollte den IS glaub ich nicht unbedingt mit sowas wie Hamas in eins setzen. IS und ähnliche kritisieren Hamas, Hizbollah etc. dafür, dass sie an Wahlen teilnehmen (bzw. teilnahmen), ein Kabinett haben o.ä.
Juden, Christen, Ex-Muslime und Atheisten sind ja in deren Augen alle Ungläubige.
Ja, ich glaub auch, dass sie das instrumentalisieren, es spielt ihnen ja in die Karten.
Was ich meinte war, dass eine hasserfüllte Sprache und eine zunehmend aufgeheizte Stimmung in politischen Milieus (hier Teile der Pro-Pali-Szene, aber auch die Salafisten-Szene in der BRD) zu einer Verrohung führt. Analog zu den Dynamiken um die Querdenker und Pegida, die ihren Teil zu Anschlägen beitrugen. So wär meine Überlegung.
Dass es eine Radikalisierung gibt, das steht wohl außer Frage, ja. Das ist wohl in allen politischen Spektren gerade zu beobachten: Mehr antisemitische Straftaten, mehr antimuslimische Straftaten, rechtsextreme Straftaten mit einem neuen Hoch, mehr islamistische Straftaten. Gerade haut jeder auf die Kacke (ich weiß aber zugegebenermaßen nicht, wie sich z.B. zum Anstieg rechtsextremer Straftaten die von linksextremen verhalten :P). Das alles spielt vor allem Kräften wie AfD und ähnliche in die Karten. Bin froh, dass die Parallelen und Analogien zur Weimarer Republik sich nicht komplett spiegeln in dem Sinne, dass es heute paramilitärischen Milizen oder ähnliches auf der Straße gibt, was damals selbst die SPD hatte …
Die Israel-Palästina-Sache zeigt für mich im Grunde sehr gut, dass viele Dinge gleichzeitig wahr sein können. Es stimmt, dass der Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober internationale Aufmerksamkeit erregte, der zu einem zunächst vollkommen berechtigten, nach hinten raus wahrscheinlich tendenziell aber eher unverhältnismäßigen Gegenkrieg Israels führte, der wiederum einerseits zu einer Radikalisierung von gestörten Hamas-Fans und Antisemiten führt (wo etwa in Frankreich gerade heute glaube ich einer davon eine Synagoge angezündet hat), und andererseits eben zu einer nun wirklich nicht völlig abwegigen, nicht gänzlich unberechtigten Solidarität mit der palästinensischen Zivilbevölkerung geführt hat. Ich sehe das Problem in Gaza und Israel hauptsächlich darin, dass sämtliche linke Kräfte über die letzten ~50 Jahre verdrängt wurden und wir stattdessen eben eine Rechtsaußen-Regierung in Israel haben und mit der Hamas natürlich ebenfalls etwas, das die linken Kräfte verdrängte (das passierte aber schon in den 90gern, wodurch sich nur noch die nationalistischen, konservativen bis extremistischen Fatah und Hamas gegenüberstanden).
Du hast jetzt noch mal ein paar Sachen nachträglich ergänzt zum Israel-Palästina-Konflikt. Da sind wir uns sehr uneins und das führt jetzt auch wieder in andere Gefilde. Bei einigen anderen Dingen haben wir ja eine ähnliche Einschätzung, gegenüber extremistischen, ultra-nationalen und rassistischen Einstellungen.
Dann hoffe ich mal, dass sich Israel gegen die Angriffe, diesmal aus nördlicher Richtung, verteidigen kann. Und auf eine größere Unterstützung durch die alliierten, demokratischen Staaten.