Für Leute, die Rechenschaft über ihre Ein- und Ausgaben ablegen müssen oder ohne nur in ganz bestimmten engen Bereichen digitale Transaktionen durchführen können oder dürfen, bedeutet Bargeld Freiheit und Schutz.
Ich kann verstehen, wenn das für dich bequemer ist.
Aber Bargeld abschaffen oder staatliche Leistungen auschließlich an digitale Modelle binden (Stichwort Bezahlkarte) da bin ich strikt dagegen.
Ein Beispiel aus der Praxis (alle Zahlen aus dem Kopf und nicht aktuell nachrecherchiert): Wenn ein Hartz4-Empfänger bspw. zur sozialen Teilhabe vom Sozialamt das Deutschlandticket bezahlt bekommt, dann muss er das vorstrecken und kann es gemäß der Vereinbarung wieder einfordern.
Nun liegt die freie Zuverdienst-Grenze bei Hartz4 z.Zt. bei 100 €. Wenn man also 3 Monate wartet mit der Rückforderung, dann liegt die Rückforderung bei >100 €, nämlich 147 €. Diese 47 € können dann als Zuverdienst angerechnet werden.
Bei Grundsicherung (also prinzipiell nicht mehr arbeitsfähig) ist die Zuverdienstgrenze 0,- €. Jeder hinzuverdiente Euro wird zu 70% auf die Grundsicherung angerechnet. Wenn man sich also z.B. einen neuen Rechner zulegen möchte, den man sich vom Munde abgespart hat, und die alten Teile auf E-Bay verkaufen will, dann kann das als Zuverdienst angerechnet werden.
Und so ein Beschluss einer Sachbearbeiter:in ist erst mal unmittelbar rechtsgültig. D.h. es stehen zwar möglicherweise Rechtsmittel zur Verfügung, aber erst mal muss man damit leben.
Komplett verrückt wird es dann, wenn man Recht bekommt, eine Rückzahlung vom Amt erfolgt und diese Rückzahlung als Zuverdienst angerechnet wird.
Das ist übrigens mit ein Grund, warum Rentner in Grundsicherung Flaschen sammeln. Dieser Zuverdienst taucht nicht auf einem Konto auf.
Digitales bezahlen, alles schön und gut. Aber wenn man zu einer Gruppe gehört, der man einen Strick draus drehen kann, wird’s schnell ungemütlich. Und da will ich noch nicht mal davon anfangen, dass eine Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist.