Ich habe mir das mal für Deutschland angesehen.
1. These/Frage: erhält die AfD in Gebieten mit mehr Wahlbeteiligung bessere Ergebnisse?
Wir haben dazu Daten aus allen 299 Wahlkreisen für die Bundestagswahl 2021 und 2017.
Wahlbeteiligung = Anzahl aller Zweitwahlstimmen / Wahlberechtigte
AfD-Ergebnis = AfD absolute Stimmen / Gültige Zweitwählerstimmen
2. Was würden wir erwarten wenn es zutrifft?
Je niedriger die Wahlbeteiligung in einem Wahlkreis ist, desto höher ist das AfD-Ergebnis
3. Auswertung
Tatsächlich sehen wir hier eine eindeutige Korrelation. Auf der x-Achse ist die Wahlbeteiligung der Wahlkreise und auf der y-Achse das AfD-Ergebnis in %
Je höher die Wahlbeteiligung desto irrelevanter die AfD bei der Bundestagswahl! (und umgekehrt je niedriger die Wahlbeteiligung desto höher das AfD-Ergebnis)
für alle statistisch interessierten
der Koeffizient von Wahlbeteiligung ist statistisch signifikant (auf α = 1%-Niveau). R^2 ist 14%
Einschub: können wir nochmal den Wahlkreis Görlitz shamen. Fast 33% für die AfD. Die Menschen sollten sich schämen.
Münster ist dagegen ein toller Wahlkreis mit gerade mal 2,87% für die AfD. Köln II ebenso mit 2,88% für AfD. Weiter so!
Das ganze sieht für 2017 ähnlich aus
Nun ist aber das Problem. Korrelation ist nicht gleich Kausalität. Gibt es einen OVB? Beeinflusst etwas anderes das Wahlergebnis der AfD entscheidend? Koinzidenz?
Nun habe ich gar keine anderen Daten oder Kontrollvariablen.
Aber wir haben ja Ergebnisse aus 2 Wahlen. Daraus kann man etwas basteln. Wir überlegen uns. Wenn die Wahlbeteiligung das AfD-Ergebnis wirklich beeinflusst, dann müsste man ja auch einen Sprung sehen in Wahlkreisen die 2017 wenig gewählt haben und 2021 mehr gewählt haben. Dann müsste ja das AfD Ergebnis dort sinken.
z.B. in Wahlkreis „RBTV-Forum“. Wenn die Wahlbeteiligung 2021 bei 70% war und die Wahlbeteiligung 2017 bei 50% haben wir eine Differenz von 20%. Und das AfD-Ergebnis sollte sich dann auch vielfach erhöht haben.
Das gilt ebenso wenn die Wahlbeteiligung steigt, dann sollte die AfD dort 4 Jahre später weniger geholt haben (daher nehmen wir die Absolutbeträge)
Das ist die Regression dazu
Hier sehen wir nun also plötzlich keinen Zusammenhang. Derselbe Wahlkreis der 2021 viel mehr/weniger Stimmen hatte als 2017 wählte nicht unbedingt auch viel mehr/weniger die AfD. Der P-Wert des Koeffizienten von Wahlbeteiligung-Differenz ist auch dementsprechend bei über 55%.
4. Fazit:
Ich würde sagen aufgrund der absolut groben Betrachtung erzielt die AfD nicht bessere/schlechte Ergebnisse in einem Wahlkreis wenn dort etwas mehr/weniger Menschen zur Wahl gehen. Das Ergebnis hängt eher vom Landkreis und den Gegebenheiten ab. In Görlitz dürfte die AfD immer viele Stimmen bekommen, ob dort nun 70% oder 60% zur Wahl gehen. Und in Münster bekommt sie auch wenn dort 10% weniger wählen kein Bein auf den Boden. Es mag Unterschiede geben, wenn die Wahlbeteiligung krass einbricht dass bestimmte Mobilisierungseffekte eine Rolle spielen.