Gespräche zu Nachrichten und News aus der Welt (Teil 5)

Naja ich glaube weniger dass die hier lebenden türkischen Wähler nicht wissen was Erdogan tun, also in den Sinne ein anderes Bild haben. Sie wissen exakt wofür er steht.
Daher ist das das falsche Bild

Vielmehr wählen viele hier bewusst konservativ in der Türkei.
(sie sind auch religiöser als Deutsche, auch über Generationen hinweg) Und zuletzt hat die AKP gerade für im Ausland lebende Türken ein National und Stolz-Gefühl entwickelt.

Außerdem sind die Konservativen eher noch mit ihrem Heimatland verbunden. Während die anderen wahrscheinlich auch die Türkei gar nicht mehr als so relevant für ihr Leben sehen, dass die dafür zur Wahl gehen. Die Wahlbeteiligung lag zum Beispiel wieder nur so um 45%.

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Frag mich eher, wie ich das als „Inlands-Türke“ finden würde. Stell dir vor, es ist Bundestagswahl und das Wahlergebnis ändert sich nochmal dramatisch, weil irgendwelche vor 50 Jahre ausgereisten Deutschen in den USA abstimmen.

Weil Neoliberalismus und Sparzwang die vorherrschenden Ideologien sind. Und die Deutsche Bahn AG wurde ja deshalb privatisiert und in eine Aktiengesellschaft umgebaut, damit sie gewinnorientiert arbeitet und den Staat nicht mehr soviel Geld kostet.


Das Ergebnis sind über 15% zurückgebaute Strecken seit 1994, teurere Bahnfahrten und weitere Nachteile. Die Bahn macht auch etwa die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland und ihre Subunternehmen behandeln sich gegenseitig als Konkurrenz. Gleichzeitig kostet uns die Bahn immer noch sehr viel Geld (laut Bundesrechnungshof 30 Mrd € zwischen 2009 und 2018), ohne dass das Verkehrsministerium weiß, was die Holding mit dem Geld überhaupt macht. Dabei war es eigentlich unter anderem für den Netzausbau gedacht.

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Ein alter Schulfreund hat türkische Eltern. Mega nette Familie. War ich früher vor dem Nachmittagsunterricht öfters essen, weil er direkt neben der Schule gewohnt hat. Seine Eltern wählen auch heute noch Erdogan.

Er meint zu mir das seine Familie (die noch zum Teil in der Türkei lebt) früher sehr arm war. Das war auch der Grund warum seine Eltern nach DE sind. Dann kam Erdogan. Die Wirtschaft hat einen Aufschwung bekommen. Eine geschlossene Fabrik vor Ort wurde wieder belebt. Viele aus der Familie haben dadurch wieder Arbeit bekommen.
Es wurde ein neues Krankenhaus eröffnet (davor war das nächste rund 3h Autofahrt entfernt). Jetzt sind es keine 15 min zu einem super modernen Krankenhaus was alles anbietet.
Parks, Spielplätze, etc. wurden gebaut.

Das sind genau die Themen warum Erdogan immer wieder gewählt wird (auch von Türken in DE, deren Familien von seiner Politik profitiert haben). Ich glaube wir übersehen hier oft was die Türkei vor Erdogan für ein Land war und wo es heute steht. Unter seine Regierung ist die Wirtschaft massiv gewachsen und viel Infrastruktur (Straßen, Krankenhäuser, Schienen, etc.) wurde erneuert oder neu gebaut.

Das sind die Gründe warum er gewählt wird. Nicht weil er auf streng konservative Werte setzt. Und nein, ich finde ihn deshalb trotzdem nicht toll. Habe aber Verständnis warum er von so vielen auch hier in DE gewählt wird.

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Ich find ja, dass bei der Argumentation (mir ist bewusst, dass du nur wiedergibst, was andere da argumentiert haben) gern vergessen wird, dass Mehrinvestition in vl nicht gewinnbringende Infrastruktur für die Gesamtwirtschaft günstiger sein kann. Bessere Bahn bedeutet ja auch, mehr Leute in der Bahn und damit weniger auf den Straßen, was abseits ökologischer Aspekte u.a. auch dazu führt, dass weniger Geld in die Straßenrefinanzierung gesteckt werden muss. Ich gehe daher davon aus, dass selbst ein Bahnunternehmen, das explizit nicht gewinnorientiert sondern bedürfnisorientiert geführt wird, im großen Ganzen für den Staat sogar günstiger käme.

Und ganz viel davon mit Vetternwirtschaft in die eigenen Taschen gesteckt. Jetzt entwickelt sich die Türkei vor allem in eine Richtung und zwar nach unten

Du hast völlig recht mit dem was du schreibst, aber das sind politische (Fehl-)Entscheidungen gewesen und keine zwingenden Konsequenzen aus der Rechtsform der Deutschen Bahn AG. Solange der Bund Eigentümer bleibt, kann er die strategischen Ziele des Unternehmens vorgeben. Es war halt nicht anders gewollt.

Ein Blick in die Schweiz zeigt, dass es auch bei ähnlicher Rechtsform anders laufen kann, wenn die Regierung nur will. Zudem wird in der Schweiz anteilig viel mehr Geld in die Bahninfrastruktur investiert. Das wäre in Deutschland - trotz AG - auch möglich.

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Ist eben wie bei Russland.

Ein Land, egal ob Türkei, oder Russland damals in den 90ern, ist eben bereit sehr viel Korruption und co zu akzeptieren, wenn es dafür landesweit mit dem Wohlstand nach oben geht.

Und das ist eben sowohl in der Türkei wie auch in Russland passiert, weswegen man dort eben alles toleriert hat und man wusste, dass man selbst und seine Kinder, Chancen hat dass es besser wird, solange man die Klappe hält und nicht gegen die aktuelle Regierung feuert

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Problem ist nur, dass dieser Wohlstand aktuell gerade in der Türkei drastisch zurückgeht, auch und v.a. wegen Erdogans Wirtschaftspolitik

Ist den Exiltürken eben oft großteils egal, die haben Erdogan eben oft als den starken Führer im Kopf der viel gutes gemacht hat, haben im Urlaub in der Heimat eine gute Zeit und kriegen die negativen Sachen kaum wirklich mit.

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Das is sicher auch Teil der Wahrheit. Allerdings wenn man hier im Deutschsprachigen Raum nicht mitbekommt, was für Blödsinn er aufführt und ihn dennoch unterstützt, dem is auch nimmer zu helfen.

Ich finde jetzt nicht, dass Erdogans Politik hier so krass präsent ist. Ich würde mich jetzt als jemanden bezeichnen, der sich sehr viel über Politik informiert und ich könnte dkr jetzt nicht genau sagen, was der falsch macht.

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Allein sein Verhalten mit dem Pseudoputsch, sein Präsidentenpalastbau, die permanente Aushöhlung demokratischer Elemente, … Über die Jahre gabs da einiges. Und da denk ich gat nicht an ganz aktuelle Sachen wie die Fehlverhalten im Zuge des Erdbebens…

Man sollte halt wirklich nicht außer acht lassen, dass viele Menschen sich weitaus weniger über solche Sachen informieren oder sich damit auseinandersetzen als wir hier in diesem Thread. Das muss dann wirklich schon groß in allen Medien besprochen werden und am besten noch über einen längeren Zeitraum. Und das find ich war jetzt bei Erdogan nicht der fall.

Man kann in Deutschland glaube ich schon sehr gut auskommen ohne deutschsprachige und stattdessen nur türkischsprachige Medien zu konsumieren, die eventuell etwas weniger differenziert über Erdogan berichten

Weitaus weniger informieren gut und schön. Man muss halt dennoch damit leben, genaus wenn man wie @Baum123 meint, keine anderen Medien konsumieren zu müssen, damit leben, wenn man dafür und die Erdoganwahl kritisiert wird.
Die Nachrichten sind da, man muss sie nur lesen.

Diktatorisches Verhalten (bis zu einem gewissen Punkt), persönliche Bereicherung etc, werden von vielen Leuten eben nicht per se als etwas negatives gesehen sondern eher als Zeichen der Stärke und es wird stillschweigend als etwas akzeptiert was ein starker Führer macht.

Wohl weil viele denken, dass sie es genauso machen würden.

Wir haben hier eine große Gruppe Russlanddeutscher in der Region und diese ganze macho/Stärkesymbole Putins, über die wir uns hier im Forum lustig machen, werden dort sehr geschätzt.

Wenn du dann noch deinen Medienkonsum nur über russisches bzw türkisches Staatsfernsehen hast…

Is alles richtig, spricht sie halt immer noch nicht von ihrer eigenen Verantwortung frei.

Ich finde es noch spannend, in der Schweiz erhielt Erdogan nur 40% der Stimmen und Kilicdaroglu 57%. Hätte da nicht so einen grossen Unterschied zwischen Deutschland und der Schweiz erwartet.