Und diesen Ärger kann ein Nervensystem, welches eh schon Schwierigkeiten in der Dopamin-Aufnahme hat nicht gebrauchen. Ich muss mich bei Stimmung halten, um anwenden zu können, was ich an Skills in der Therapie gelernt habe. Um „einfach machen zu können“.
Psychisch gesunde Menschen merken das eventuell auch, wenn sie körperlich angeschlagen sind und es dann für sie schwieriger als sonst ist sich gut um sich selbst zu kümmern und gute Laune zu haben.
Bei einer psychisch kranken Person ist das zusätzlich erschwert.
@Yazuna du merkst, dein Post wühlt vieles in Betroffenen auf. Für mich persönlich ist es auch ein Trigger, weil ich noch bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich Menschen um mich herum hatte, die mir diesen Satz immer wieder gesagt haben. Nicht wohlwollend, ungeduldig, verurteilend - Freunde und Familie, denen man vertraut und die einzigen Bezugspersonen sind, man braucht sie, man ist nicht erfahren oder reif genug zu erkennen, dass man sich aussuchen kann wer einen umgibt. Zudem einen die Ängste hindern ins Tun zu kommen. Das hat sich bei mir zu einem von vielen Traumata entwickelt und in destruktiven Glaubenssätzen in meinem Bewusstsein verankert " geht es dir schlecht, strengst du dich nur nicht genug an" „du machst nicht genug“ „wieso heulst du rum und tust es nicht einfach?“
Resultat davon : ungesunder Perfektionismus, Burn- Out, komplexe PTBS, ich bin 31 und kann nicht arbeiten, meine Traumausbildung musste ich vor 3 Jahren abbrechen. Meine Therapeutin muss mich nach all diesen Jahren immer noch regelmäßig ermahnen meine Grenzen zu beachten, mir nicht zu viel vorzunehmen, ich überlaste mich ständig. Denn diese verinnerlichten Glaubenssätze sind tief verankert. Und es geht mir gleichzeitig sehr schlecht. Erholen kann ich mich nur sehr schwer, meistens gar nicht. Die Sätze von außen über viele Jahre haben sich in mein Bewusstsein verankert und steuern mich. Ich muss damit leben und immer wieder dagegen halten. Und auch muss ich immer wieder achtsam sein was Literatur betrifft und zwischen Quacksalber und seriöse Wissenschaft unterscheiden. Man trifft leider zwangsläufig auf unseriöse Quellen und Menschen , insbesondere als Betroffene mit seltenen Erkrankungen, bei denen die Forschung teilweise noch veraltet ist. Die haben genug angerichtet, mehr Traumata und Einschränkungen will ich mir nicht ausmalen, daher muss ich da vorsichtig sein. Das kostet enorm viel Kraft, die ich eigentlich gar nicht habe. Ich hab etliche Bücher gelesen und mich weitergebildet. Es blieb mir keine andere Wahl, da mein gesamtes Umfeld über mein fast komplettes Leben fest davon überzeugt war, dass ich „nach Ausreden suche und mich nur nicht genug anstrenge“ meine Krankheiten non existent sind. Ich war damit alleine und habe mich um alle meine Therapien selbstständig gekümmert. Sie alle erfolgreich abgeschlossen. Therapeuten sagten mir immer wieder ich sei ein Musterpatient. Alles „richtig gemacht“. Nun wollte ich trotzdem nicht mehr leben.
Zum Glück, weiß ich es heute besser und lebe noch. Bin aber immer noch instabil, gehe einmal die Woche zur Therapie und bemühe mich jeden Tag eine für mich gesunde Mitte zu finden.
Nun liest man diese Aufforderung hier und kennt die Posterin nicht. Es fehlt Kontext, Vertrauen und Wissen über Intention. Ein Trigger wird erstmal durch eine Aussage ausgelöst, ohne, dass die Betroffene die Chance hat sich zu überlegen wie das gemeint sein könnte.
Ich lese nur „einfach machen“ und es kommen all diese Traumata hoch.
Ich finde es wichtig dafür zu sensibilisieren was solche Aussagen in Betroffenen auslösen können.
Ich kann dir nur wünschen, dass du dich dem Thema zukünftig sensibler widmest.
Auch für dich selber.
Denn ich denke das letzte was du willst ist anderen schaden. Nein, ich glaube wirklich, dass du Menschen helfen möchtest.
Ich hab selber eine ganze Zeit lang mit solchen gut gemeinten Imperativen um mich geworfen bis ich dann irgendwann reflektiert und zugehört habe wie mein Gegenüber das empfindet. Und das war natürlich erst mies, weil " ich hab es doch nur gut gemeint" , aber sobald ich erkannt habe was solche Ratschläge mit mir selber machen, wollte ich zukünftig vermeiden, dass sich andere so mies fühlen wie ich dadurch.
Das gelingt mir auch nicht immer und wir sehnen uns alle manchmal nach einer „einfachen Lösung“, denken nicht immer nach ehe wir was Posten, ganz menschlich. Manchmal wissen wir es einfach in dem Moment nicht besser. Daher : das war jetzt sehr viel für dich und ich verstehe, wenn du uns dafür nun eine Weile blöd findest. Das ist okay! Ich hab mich bemüht bei mir selber zu bleiben und zu versuchen anhand eines Auszuges meiner Geschichte das Problem an Posts wie deinen zu erläutern. Aber Bemühen alleine ist nicht gleich angenehmes Outcome für das Gegenüber. Ähnlich wie mit den gut gemeinten Ratschlägen.
Ich wünsche dir alles gute und hoffe du kannst aus all dem etwas für dich und deine Mitmenschen mitnehmen.