Hilfe, es hat geklingelt.. ..der Thread für Sozialphobiker und Sympathisanten

Darf ich dich fragen wie sich Soziophobe kennenlernen? ebenfalls Internet?

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Oh ja, genau das!
Ich hasse solche Tage, wenn ich weiß, dass mich jemand anrufen wollte.
Bin dann wie gelähmt und kann nichts machen. Entspannen geht natürlich auch nicht. Einen Film schauen und warten oder so… …keine Chance. Höchstens was sau-blödes, was null Gehirnkapazität braucht, damit mein Gehirn weiterhin über den bevorstehenden Höllen-Anruf rotieren kann… …was es natürlich völlig verselbstständigt tut.

Aber auch Tage, an denen ich weiß, dass ich irgendwo anrufen muss oder irgendeinen externen Termin habe… …die Hölle… …je später am Tag der Termin liegt, desto schlimmer, weil die Zeit davor eben auch ruiniert ist (durch Gehirnrotationen auf Hochtouren).
Am liebsten hab ich alles vor dem Frühstück erledigt. Wenn das nicht geht, ist es schlecht.
(Anmerkung: ich frühstücke so gegen 10Uhr, stehe gegen 7 auf).

Die Comics sind super. Kannte ich noch nicht. Danke!

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Als jemand, der 0,0 von den hier geschilderten Problemen betroffen ist, will ich euch kurz mein Mitgefühl ausdrücken. Das ist ja teilweise zum fürchten, in welchem Gemütszustand ihr euch befindet, wenn etwas so banales wie ein Telefon klingelt.
Was passiert dann erst mit einem, wenn ein wirklich wichtiges Gespräch ansteht?

Ich hoffe, dass ihr alle irgendwie einen Weg findet, euer Leben ohne ständige Angst oder Panik von Mitmenschen zu meistern.

:v:

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Es gibt hier eine kleine Gruppe von Leuten die sich in unregelmäßigen Abständen Abends mal für 2-3 Stunden für ein Bierchen trifft. Immer ganz zwanglos. Geht schon seit ein paar Jahren so und man verabredet sich immer per Whatsapp-Gruppe. Jedesmal wenn es wieder eine Nachricht in der Gruppe gab, brach mir fast schon der Schweiß aus, weil ich mir eine neue Ausrede einfallen lassen musste, warum ich diesmal nicht teilnehmen kann. Hat nicht immer geklappt und so war ich gelegentlich auch mal dabei. Auch wenn ich das jedesmal unglaublich anstregend fand, war es eigentlich immer ganz nett.

Vor 1,5~2 Monaten habe ich zufällig gesehen, dass die sich wieder getroffen haben. Ohne Nachricht in der Gruppe und ohne mir Bescheid zu geben. Ich hätte natürlich so oder abgesagt und wäre nicht dahin gegangen, aber das tat trotzdem weh.

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Ja, also das kommt natürlich jetzt drauf an, wie du

a) Soziophobe und
b) kennenlernen

definieren möchtest.

Ich nehme an, du meinst physisches Kennenlernen, also treffen?
Das ist natürlich in der Tat schwer, besonders, wenn man als Soziophob (je nach Schwere) ja eigentlich gar niemanden treffen möchte.

Da du mich direkt gefragt hast, kann ich dir nur aus der Menge meiner Erfahrungen antworten, die zugegebenermaßen recht klein ist:
Ich habe eigentlich bis jetzt nur genau eine soziophobe Person kennengelernt (=getroffen, gem. o.a. Definition). Und das ist meine jetzige Frau :slight_smile: (btw. die Hochzeit hatte genau 3 Gäste: meine Eltern und ihren Vater).

Kennengelernt haben wir uns über die Musik, letztlich. Ich hatte vor Jahren eine Suchanfrage in einem Musikerboard geschaltet, da ich für meine elektro-experimentellen Basteleien eine Sängerin gesucht habe.
Also letztlich doch irgendwie im Internet? Getroffen hätten wir uns ohne den „sachlichen“ Grund „Musikmachen“ sonst aber nie.

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Ich weiß noch vor einigen Jahren, als es noch nicht ganz so schlimm war wie heute, haben sich ein paar Freunde (die auch Arbeitskollegen waren) auf nem Weihnachtsmarkt getroffen. Ich war auch eingeladen, habe aber wie so oft gesagt, dass das nichts für mich ist. Einfach zu viele Menschen/ zu voll. Während ich dann aber so alleine daheim saß, wurde das Gefühl, dass ich doch dabei sein will so groß, dass ich mich irgendwie selbst dazu überredet habe doch hinzufahren. Und es war ein toller Abend.
Und ich denke, dass ist es auch, was mir derzeit fehlt. Ich bin nicht mehr in der Lage, selbst zu entscheiden, ich mach das jetzt trotzdem. Obwohl ich mich unwohl fühlen könnte.

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Das war eigentlich genau das worauf ich hinaus wollte. Stell ich mir ziemlich schwierig vor.

Habe ich in der Tat auch schon. Und da ist vieles dran, was ich gut nachvollziehen kann.
Ich bin z.B. extrem geräuschempfindlich. Und zu grelles Licht kann ich auch nicht gut vertragen. Renne selbst an bewölkten Tagen mit einer Sonnenbrille rum.
Ich hab mir das für mich selbst so erklärt, dass ich eine sehr geringe Input-Schwelle gerade noch gut verarbeiten kann. Und alles, was von außen kommt, trägt dazu bei, dass der Input erhöht wird. Ist die Schwelle überschritten, fühl ich mich überfordert, bekomme Angstzustände und möchte eigentlich nur weglaufen. Früher kamen noch Heulschübe dazu.
Z.B. allein, an einem überfüllten, lauten, hellen Bahnhof mit Zeitdruck und ich wusste nicht zu welchem Gleis ich muss. Da stiegen mir früher schon mal die Tränen in die Augen -> mittlerweile hab ich so meine Strategien. Bzw. vermeide ich die Situationen einfach.

Also, ja, HSP könnte eine mögliche Diagnose sein. U.a.
Glaube, da kommt einfach viel zusammen.

Ich habe gleichgesinnte (abseits vom Internet) immer erst durch Kliniken und Kuren kennengelernt. Das kann manchmal schwierig sein (weil man die Leute ja in einer schlimmen Phase begegnet), aber auch bereichernd, weil man „endlich“ Menschen trifft, die es genau wissen, wie man sich fühlt.

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Kann ich gut nachvollziehen!
Ein innerer Kampf.
Glaube, das muss man spontan entscheiden, je nach Situation. Wenn man dann doch noch dabei sein möchte, fährt man eben nach. Oder man geht früher, wenn es zu viel wird.

Ich für mich muss allerdings sagen: In 99% der Fälle hab ich mir danach gewünscht, nicht hingegangen zu sein. Daher lasse ich es jetzt von vorn herein.

Ja, das kenne ich auch! Mittlerweile ist es mir egal. Weil tatsächlich möchte ich ja gar nicht dabei sein. Das ist ja auch so ein bisschen „fear of missing out“ bei mir gewesen.

Die Frage ist ja auch, wie stark die Phobie ist. Möchte man lieber alleine sein, hat aber sonst „keine“ Probleme, halte ich das für umsetzbar. Hindert die Phobie einen am Einkaufen, Arbeiten etc. ist es ein Zustand, der sich ggf. leider nicht ignorieren lässt.

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Diese Erfahrung fehlt mir noch. Wenn ich mich mal aufraffe, irgendwohin mitzugehen und mich mit jemandem zu treffen, habe ich währenddessen und danach kein positives Gefühl. Ich habe natürlich auch mal schöne Zeiten in Gesellschaft von Familie, aber dann musste ich mich nicht dazu zwingen hinzugehen. Zum Beispiel Geburtstagsfeiern meiner Familie. Aber ein Treffen, auf das ich keine Lust habe, hat sich danach bislang leider nicht als positiv herausgestellt. Ich schieb das einfach mal auf die miserable Qualität dieser Treffen :sweat_smile:

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Das ist leider auch eine Folge der Erkrankung. Negative Erfahrungen vergisst man nicht/kaum. Positive dagegen sehr schnell. Deshalb habe ich angefangen, positive Erlebnisse per Bild in meinem Flur zu „verewigen“. Selbstredend ist da schon länger nichts mehr dazugekommen. Aber es hilft, nicht zu vergessen, dass es auch mal positive Erlebnisse gab.

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Mein letztes schönes Erlebnis war die Drei Fragezeichen Tour in Berlin, das war ein geiler Abend, hat super viel Spaß gemacht und ich saß sehr weit vorne. Allerdings muss man mich zu sowas zwingen, selber würde ich auf sowas nicht kommen und auch nicht in Erwägung ziehen zu sowas hin zugehen, weil einfach viel zu viele Menschen dort sind.

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Da stimme ich dir zu! Deshalb kann ich Treffen mit meiner Familie immer so positiv hervorheben, da sie mir selbst dann positiv im Kopf bleiben, wenn sie überhaupt nicht gut gelaufen sind. Und mit Freunden gilt wohl das Gegenteil. Ich hab ein miserables Verhältnis zu „nicht mit mir verwandten Menschen“, da ich so viele Freundshcaften hatte, die auf schlimmste Art und Weisen zu Ende gingen. Bei meiner Familie bin ich mir der bedingungslosen Liebe sicher und bei Freunden will ich alles im Kopf behalten, was schief lief, um solche Situationen in Zukunft zu meiden oder besser zu lösen. Und aus meiner Perspektive läuft seit ich 14, 15 bin bei Freundschaften nur noch alles schief. Kein Wunder, wenn man mit der Einstellung ran geht, ich weiß ^^ Naja, Freunde und ich. Ich fürchte, das ist ein schwieriges, ausuferndes Thema mit Altlasten, die über Soziophobie hinaus gehen.

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Beneidenswerte Eigenschaft :slight_smile:
Ist bei mir leider anders. Meine Familie sind alles super nette und liebe Menschen, mit denen ich auch gar kein Problem habe. Aber Familienfeste… …danach bin ich Urlaubsreif. Wirklich. Länger als 2 Stunden am Stück halte ich das nicht aus, ohne „auf Kredit“ zu fahren (energetisch betrachtet - heißt, das zahl ich danach mit Zinsen zurück).
Musik, Menschen reden durcheinander, es ist laut, schwitzig und menschen-warm in den Räumen…
…strengt mich extrem an.

Ohnehin kann ich es nicht gut, wenn man durcheinander spricht.
Nur ein Dialog auf einmal, bitte. Sonst kann ich nichtmal einem davon folgen.

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In diesem Falle würde ich vielleicht rund um das Thema HSP mal etwas weiter einlesen und recherchieren - angenommen die Gräusch-Empfindlichkeit ist eine Allgemeine und nicht nur auf „soziale“ Geräusche oder andere Menschen bezogen. Also Flugzeuglärm z.B. würde ich annehmen birgt wenig soziale Gefahren. Ich muss in meinem Umfeld nochmal nachfragen (komme drauf zurück), was das war aber es gab da ein deutschsprachiges Buch rund um das Thema das wohl ein guter sanfter Einstieg mit ersten Tipps zum Umgang mit diesen besonderen Fähigkeiten (nicht „Probleme“) ist.

Hochsensibilität ist keine Krankheit, wird insofern also nicht diagnostiziert. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus. Wie Du schreibst kommt da ggf. viel zusammen. Bitte daher die Hinweise hier nicht als professionellen Rat verstehen oder als anekdotische Empfehlung sich jetzt voll und ausschließlich auf das HSP Thema zu stürzen.

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Kam leider mit einem Preis. Ich schätze Familientreffen erst so sehr, seit mein Vater (für mich überraschend) gestorben ist. Ich will keinem Familientreffen absagen und danach erleben müssen, dass es das letzte von jemandem war. Daher versuche ich das Maximum an Spaß und Freude aus jedem Treffen zu holen. Außerdem habe ich das Glück, dass sowohl meine Mutter als auch einer meiner Brüder gerne reden. Für mich heißt das: Lächeln, zuhören, leckeres Essen genießen. Wir spielen auch immer ein paar Brettspiele, was mir viel Spaß macht. Also, vielleicht habe ich auch einfach Glück mit meiner Familie. :blush:

Ich finde es angenehm, wenn viel geredet wird. Je mehr andere Leute reden, umso weniger muss ich etwas sagen und umso weniger Aufmerksamkeit bekomme ich ab.
Inwiefern ich dem Gesagten zuhöre, liegt aber auch bei mir an meiner Tagesform. Gerne ziehe ich mich dann mental zurück, fühl mich wie ein Zuschauer von oben in der Zimmerecke, der das fröhliche Wuseln und Treiben unbeteiligt, aber zufrieden beobachtet. Dadurch wird bei mir weniger soziale Energie verbraucht und ich kann auch hektisches Treiben besser wegstecken.

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wunderschön. Sorry, manchmal machen mir Formulierungen Gänsehaut (im positiven Sinne).
Das war gerade der Fall.
Just saying.

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