Hilfe, es hat geklingelt.. ..der Thread für Sozialphobiker und Sympathisanten

Je nachdem weiß aber die andere Person auch nicht, wie sie reagieren soll und rettet sich daher in Floskeln, um halbwegs sichereres Terrain zu haben.
Als meine Jobzusage kam, habe ich riesig gefeiert und meiner ehemaligen Kollegin, die es als einer der wenigen wusste, ein Party-Gif geschickt. Am Abend erzählt sie mir dann, dass sie an dem Tag bei der Beerdigung ihres Vaters war und sich daher erst jetzt meldet. Da war ich auch erstmal überfordert und habe mich zu Floskeln gerettet.

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Das ist so wahnsinnig schwer als Außenstehender einzuschätzen, dass ich froh bin, dass es Floskeln wie „Mein Beileid“ gibt, die man auf jeden Fall benutzen kann. Gerade Trauer manifestiert sich wahnsinnig unterschiedlich in Personen, dass bei der einen eine Umarmung genau das Richtige sein kann, bei einer anderen aber komplett falsch wäre.

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Wenn hier jemand schreibt das seine Oma gestorben ist schreibe ich auch mein Beileid und meine es aufrichtig. Für einen persönlichen Text kenne ich die andere Person zu wenig.

Genau so freue ich ehrlich wenn ich jemandem herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag wünsche.

@TIMBOlino1984 so ist es übrigens auch mit wie geht es dir.

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Ich bringe in solchen Situationen meist nur ein hilflos-betretenes „Oh…“ raus. Das ist wohl auch nicht besser als Floskeln :simonhahaa:

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Also im Freundeskreis ist es auch gut, einfach anzubieten, da zu sein, wenn man reden will oder so. So mach ich das und ist mir auch widerfahren. Wenn man natürlich jemanden nur flüchtig kennt, finde ich ein „mein Beileid“ oder „das tut mir leid“ vollkommen ok. Weil Alternative wäre halt gar nix zu sagen, was auch blöd ist.

Unsicher bin ich in der eigenen Familie. Weil „mein Beileid“ kann man da schlecht wünschen, weil man ja selbst auch davon betroffen ist. Da belass ich es dann meist dabei, ein bisschen zu reden.

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Mit dem Thema geht jeder anders um. Ich habe schon ähnliche „Fettnäpfchen“ erlebt, aber als Trauernder würde ich sowas nicht übel nehmen. Vielleicht hat man mit der guten Nachricht oder dem lustigen Gif auch für das eine Lächeln an dem Tag gesorgt.

Ich finde es auch schwierig, Trauernden meine Anteilnahme auszudrücken, egal ob ich es vorab weiß oder davon „überrascht“ werde. Ich versuche dann, mich voran zu tasten und zu sehen, ob situationsabhängig gerade Interesse an einem Gespräch besteht oder ein allgemeines „wenn du reden willst, bin ich da“ angemessen ist oder eben nur ein paar kurze mitfühlende Sätze. Kommt auch darauf an, wie nah man sich steht und wie nah sich die verstorbene Person und die Trauernde waren.

Da bin ich Online noch unbeholfener als persönlich. :sweat_smile: Ich schreibe zwar durchaus auch hier von meinen Problemen, aber eigentlich nie in der akuten Situation. Also ich würde nicht in den entsprechenden Thread gehen und schreiben, wie scheiße es mir grade geht. Ich schreibe eher von etwas, wovor ich in Zukunft Bammel habe oder von etwas, was bereits vorüber ist. Das hilft (mir) deutlich, nicht die ungefilterten Gedanken rauszuhauen :sweat_smile:
Und wenn mich jetzt jemand fragen würde, wie es mir grade geht, würde ich vermutlich auch erstmal was rumstammeln, was ich jetzt schreiben mag und was nicht,

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Same. Ich würde vermutlich relativ oberflächlich bleiben und eher über äußere Umstände schreiben, als meine innere Gefühlswelt. Wer, außer @Rolly :beanhug:, hat im Internet schon Interesse an einer wirklich ehrlichen, ausführlichen Antwort auf diese Frage.

Das ist etwas was ich persönlich schwierig finde. Und zwar von beiden Seiten aus. Als „Anbieter“ würde ich mir schwer tun die richtigen Worte zu finden um einen Einstieg ins Gespräch zu starten „Ist scheiße, was?“ ist nämlich kein guter :wink: aber halt auch, wie geschrieben, „tut mir voll leid für dich“ nicht unbedingt passend. Und wenn mir das jemand anbietet, wüsste ich jetzt speziell im Trauerfall nicht so wirklich was ich da reden soll. Ich meine da ist die Lage ja klar, man hat jemand wichtigen verloren und fühlt sich einsam/hilflos/whatever. Aber das wars dann eben auch „schon“ darüber dann stundenlang reden ändert, anders als bei anderen Themen, ja nichts mehr.

Einige schreiben hier ja auch wage das es ihnen aktuell nicht gut geht ohne ins Detail zu gehen. Was ich vollkommen okay finde.

Ich denke es geht wenige darum, dass man wirklich redet, sondern nur dass man signalisiert, dass man da wäre. Das natürlich nicht als Floskel sondern wenn jemand wirklich reden will, auch wirklich da sein. Und mit jemandem reden heißt dann ja nicht, dass man über Tod reden muss. Sondern einfach über alltägliches um einfach auch auf andere Gedanken zu kommen.

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Ich würde sagen zumindest alle die im Emotionskasten schreiben. Ich würde jetzt auch nicht sagen das ich der empathischte Mensch der Welt bin :sweat_smile:

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Es gehört auch zur Trauerbewältigung über den Verstorbenen zu reden. So ein in Erinnerungen schwelgen kann zB auch heilsam sein. Deshalb würde ich auch nicht sagen, dass reden nichts ändert.

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Wenn ihr aber wage schreibt, ist das für mich immer ein Detektivspiel und ich will dann laut schreien „Ich habe es gelöst. X ist der Mörder“. Was aber natürlich völlig unpassend ist :frust: :beanderp:

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Damit würde ich mich aber auch schwer tun, wenn eben dieses Thema im Raum liegt.

Das stimmt, war aber bei Trauerfällen die mich betroffen haben (Großeltern) erst später der Fall, zumindest nicht mehr zu dem Zeitpunkt an dem man üblicherweise noch Beileid wünscht.

Ist aber gut möglich, dass ich da ziemlich aus dem Durchschnitt falle, weil ich solche Dinge sowieso immer am liebsten mit mir selbst ausmache und damit auch gut klar komme. Gilt natürlich nicht nur für Trauerfälle, aber da fällt es natürlich eher auf als bei alltäglicheren Problemen.

Wenn eh schon zig Leute „Mein Beileid“ geschrieben haben, schreib ich meist dann auch nichts mehr dazu. Finde das auf der anderen Seite selbst dann ab irgendeinem Punkt sogar eher nervig und man fühlt sich so verpflichtet jeden dafür zu danken. Vielleicht bin ich da auch komisch :beanlurk:

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Wenn man mal hier im Forum bleibt, stellt sich halt auch die Frage, warum man es hier schreibt. Will man es einfach nur loswerden, will man Anteilnahme oder will man aufbauende Worte. Wenn ich wieder mich nehme, ich habe hier nichts geschrieben, wenn in meiner Familie jemand gestorben ist. Weil ich da für mich keinen Sinn hinter sah, es mit fremden Menschen zu teilen. Da sind aber vermutlich andere wieder ganz anders. Deshalb finde ich (grade in Emotionen-Thread) schwierig auf etwas einzugehen. Will jemand grade nur etwas los werden und findet jeden Ratschlag danach Kacke, Oder sucht jemand wirklich Hilfe. Deshalb plädiere ich ja immer dazu, das mit in den Post zu schreiben. Nicht einfach ein „mir geht’s Kacke“. Sondern ein „mir geht’s Kacke, was kann ich tun“. Oder wie ich einfach mal geschrieben hatte „Ich brauche ein paar aufbauende Worte“. Einfach klar sagen, was einem grade helfen würde und was nicht (aka „bitte keine Ratschläge“)

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Das wäre hier im Forum was ganz Außergewöhnliches :smiley:

Ich fände den Start zwischen Freunden tatsächlich super :beanjoy: Meine Freunde haben immer versucht, distanziert und „erwachsen“ mit mir zu reden, statt einfach so, wie wir immer miteinander redeten.
Ich fänd’s gut, wenn man die Situation so nennt, wie sie ist: Scheiße.

Reden ändert so unfassbar viel. Zumindest für mich.

Geht mir genauso. Weil auch das aufrichtige „Mein Beileid“ in der Floskel-Flut die Bedeutung verliert.

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naja, ich würde nie einfach jemand umarmen, ausser gute Freunde.

Und glaube viele Leute wollen auch nicht umarmt werden, ausser von guten Freunden.

Und da man nichts falsches sagen will, greift man eben im Zweifel auf Altbewährte Sätze zurück