Ich hatte heute einen dieser Tage, die sich anfühlen wie Urlaub und einfach gut für die Seele sind…
Gestern begann mein Dienst direkt mit Anruf, dass ich schnell zur Notaufnahme muss… aggressiver Jugendlicher… ließ sich zum Glück mit Worten klären und mein Spritz/Spuckschutzvisier konnte in der Hand bleiben… und er sogar später -wider seiner Befürchtungen- zurück „nach Hause“ gehen mit seinem Betreuer…
Zurück auf Station erfuhr ich dann wie massiv daneben sich manche Kinder die letzten Tage verhielten und besonders den Abend zuvor… grenzaustestend und sich gegenseitig übertreffen dabei war wohl angesagt… Erleichterung dann abends, als Authentizität und klare Worte ausreichten, um die vom Team angesetzten Konsequenzen umzusetzen… und es definitiv besser lief, als es zu erwarten war…
Und auch wenn es nicht ganz so lustig ist, wenn man konsequent und dennoch deeskalierend sein muss gegenüber einem 7Jährigen, der plötzlich sehr provokant und oppositionell wurde… musste ich hinterher durchaus echt lachen… er kann an sich echt lang und unglaublich laut schreien und dann wütend sein, wenn er Konsequenzen für sein Verhalten nicht annehmen will und benötigte in der Woche mehrmals viel Zeit, um sich dann zu beruhigen… einmal sogar knapp 3 Stunden… und dann fing es gestern Abend plötzlich leicht an… erst kippeln, dann alle anderen ablenken, dann auslachen, dann Bücher werfen… naja… also Auszeit im Zimmer… ich blieb stets ruhig und erläuterte immer die nächste anstehende Konsequenz für weiteres Verhalten und reflektierte was er macht und zeigte auf welche Optionen er immer jeweils hatte… aich bzgl. beruhigen… und als er mich dann ansah und sehr herausfordernd und drohend sagte: „Ich kann auch wieder SCHREIEN !!!“ … dachte ich innerlich „fuck, das kann ich jetzt echt nicht gebrauchen, er ist so megalaut… kein Bock drauf und schade für ihn dass er trotz allem nicht die Kurve bekommt“… aber antwortete einfach nur: „Ist mir scheißegal, schreie ruhig… lass es raus.“
Reaktion:
Er holte Luft, machte die Backen ganz dick und blieb so für ca 10Min stehen und steckte sich die Finger in die Ohren… ich blieb an der Tür stehen und unterhielt mich ganz entspannt und normal mit vorbeikommenden Kindern … diese Lockerheit und dennoch durch das bei seiner Nähe stehen bleiben, half ihm dann, dass alles nach ca. 15Min vorbei war… jo… war super… hatte bei den ersten Anzeichen wieder mit locker über 1 Stunde gerechnet… zur Schlafenszeit bekam er dann noch ein paar Minuten Dschungelbuch vorgelesen als kurz etwas Zeit war … wobei ich mal wieder feststellte, dass im Bilderbuch echt schwierige Sätze für 7Jährige dabei sind… erst recht wenn es an Aufmerksamkeit mangelt…
(Und ich bin echt froh, dass ich mit Kindern arbeite… bei Erwachsenen gäbe es sicherlich schneller mal ein paar Psychopharmaka angeboten… wir haben diese Option an sich auch, aber machen bei Kindern halt nur den Gebrauch davon, wenn es wirklich nötig ist und auch dem Kind hilft, Eskalationen kürzer zu halten… denn das ist echt nachhaltig und bleibt in Erinnerung natürlich, wenn man bspw. festgehalten werden muss… und ich mag das auch echt nicht machen, aber manchmal ist es nötig… mein längstes Festhalten in den 10 Jahren Beruf dürfte bei 2 Stunden oder so liegen… da fragte ich mich dann völlig erschöpft, wo dieser kleine Mensch soviel Energie herbekam, so lange aktiv fremd- und autoaggressiv zu sein und es tat mir auch sehr leid, da das Kind eine Form von Autismus hatte und oft genug Probleme mit Berührungen… naja… genug Arbeitsplausch der Vergangenheit…)
Ansonsten werde ich nie verstehen, wie immer die meisten Kinder, welche Enuresis/Enkopresis betroffen sind, bei uns stets drauf kommen, dass unter dem Bett ein gutes Versteck für entsprechend verunreinigte Hosen und Unterwäsche sind… ich meine… der Freiraum drunter ist sicherlich knapp über 2 Toastbrot hoch (hmm, keine Ahnung, wie ich jetzt drauf kam, aber Toastbrot find ich jetzt spontan als Längenmaß ganz interessant irgendwie )
Ich hab gute Laune, weil es gestern besser als angekündigt auf Arbeit lief und ich jetzt optimistisch für heute bin, dass es ein guter Arbeitstag werden wird
Aber wenn mich der eine Junge heute nochmal ca. 10Mal fragt, ob seine Mama ihm schon das Paket vorbeibrachte, dann garantiere ich nicht für friedliche Lösungen!
Ernsthaft… der fragte… ging nur kurz auf Klo und fragte dann wieder…
HeHe innerhalb eines Toilettenbesuches kann halt einiges passieren dachte er sich
Ist unterm Bett nicht so ziemlich das obvious Versteck für alles, egal wie viel Toasstbrot Platz da ist?
ps:
Er hat das Paket bisher höchstwahrscheinlich immer noch nicht.
Ist den Kindern, dass unangenehm/peinlich oder was ist der Grund, dass sie es lieber verstecken und euch nicht bescheid sagen?
Wäre es eine Idee, denen einen Wäschekorb genau für sowas ans Bett zu stellen?
Davon gehe ich aus und unterm Bett erscheint da als schnelles Versteck, weil man auch nichts offensichtlich sieht.
Da fällt mir gerad noch als Nachschlag ein:
Auch wenn es mir keine gute Laune bereiten sollte, aber ich werde wohl am Montag extra zur Teamsitzung fahren… allein schon, da dort wieder viele Themen von mir dranstehen und ich in letzter Zeit von 2 relativ neueren Kolleginnen mehrfach hörte, dass sie meine Art bei solchen Teamgesprächen gut und wichtig finden, da ich Kritik und Probleme ganz offen aus- und anspreche und bei Selbstverständlichkeiten auch gegenhalte.
Das tut gut, mal Wertschätzung und Feedback direkt persönlich zu erhalten… außerdem erfuhr ich, dass eine Psychologin sehr erstaunt darüber war und wohl Respekt vor jemanden über mich dafür äußerte (direkt wäre schöner aber na gut ) wie stark ich gegenüber den Kollegen wohl bei der letzten Teamsupervision gewesen sei im Alleingang, aber halt team- und besserungsorientiert inhaltlich…
Stell es mir jetzt schon wieder absurd vor, wie wohl große Themen untergehen werden, weil bereits kleine in sinnfreie Diskussionen enden… aber mein Vorschlag mal die Moderation des Ablaufs an andere Kollegen abzugeben/durchzuwechseln wurde ja damals sofort von 2 Kollegen abgeschmettert… weil dass nun mal dem Menschen, dem die „Leitungsposition“ zugeteilt ist, zusteht… wobei mein Argument war, dass nicht die Person alles einteilen und moderieren sollte, die bei allen Themen mitreden und mitentscheiden will und dadurch halt die „Tagesordnungspunkte“ nicht im Blick hat… … es gäbe wahrscheinlich fähigere im Team, die sich ansonsten auch oft zurückhalten und insbesondere neue Kollegen, die meistens vorsichtiger/unsicherer sind und noch eher zuhören, statt aktiv mit Argumenten in Diskussionen und Entscheidungen mitzumachen…
Ach ja… und gute Laune diesbzgl. bereitet es mir halt, weil ich innerlich ab und zu lachen werde, wenn es halt zu diesen absurden Diskussionen kommen wird, bei winzigen Themen wie:
„Wo sind die neuen weiteren Nachtlicht-Sternenhimmel hin, die besorgt wurden?“
(Und ich aber weiß, dass die Antwort lauten wird: „Weggepackt, weil ich möchte, dass die aufgehoben werden, für den Fall wenn die anderen kaputt gehen.“ … was ungünstig ist, wenn 2 weitere extra besorgt wurden, weil 2 zu wenig waren … Frühdienstler vs Spätdienstler ey, und bei manchen Themen alte Kollegen vs neuere … glücklicherweise glaubt mir immer nie einer, dass ich da schon 10Jahre bin, weil ich so anders als die sei, die da ebenso lang oder auch länger sind )
Ich werde nie verstehen, wie ein Argument lauten kann: „Hab ich schon vor 15 Jahren ausprobiert. Funktioniert nicht. Brauchst du nicht versuchen/ausprobieren…“
Es ist irgendwie erschreckend… aber manchmal finde ich es aufgrund mancher Absurdität der Diskussionen und Gespräche dann innerlich lustig und gehe meistens aus der Teamsitzung mit guter Laune heraus, auch wenn viele angesprochene, für mich wichtige Themen abgeschmettert werden, missverstanden werden oder erfolglos bleiben… mir macht der Austausch im Team viel mehr Spaß und fällt mir leichter als zu zweit oder zu dritt… erst recht, da mich in solchen 4 bzw 6 Augen-Gesprächen oft das Gefühl überkam, dass man moch garnicht verstehen will, sondern unbedingt seine eigene Ansicht durchdrücken will…
Eine Kollegin meinte, sie habe vor kurzem auch selbst eine unschöne 4Augen-Gesprächssituation gehabt, bei der sie endlich mal selbst erlebte, wovor ich sie vorher mal warnte bzw. sie darüber informierte, dass es dazu kommen könnte, auch wenn alle sagen, lass uns reden… das klären usw usw usw…
Naja… jetzt kann ich sie wenigstens damit spaßig ärgern, wenn ich sowas sage wie „Also ich bin hier seit 17Jahren…“ weil sie das wohl zu häufig in letzter Zeit von Menschen auf Arveit hörte…
ps:
Ja. Ich bin dafür bekannt, gern alle neueren Kollegen zu ärgern… inkl. Auszubildende und FSJler…
Aber solang alle bisher immer dabei lächeln konnten und gute Laune hatten, ist das sicherlich ne gute Sache… und ich hörte oft, wie gut gelaunt drüber geredet wurde, dass man von mir „gemobbt“ werden würde
Nein.
… denn:
Ja. Es ist manchen unangenehm… und je nach Alter auch belastend (erst recht im Vergleich zu gleichaltrigen durch sich selbst/Freunden/Familie)
Es ist aber auch das Problem des Extraaufwands… denn ggfs. muss man sich dann reinigen/duschen/saubermachen.
Bei Enkopresis gehört auch ein Entfernen des Stuhlgangs von der Kleidung dazu.
Teils ist Enkopresis und Enuresis in der Familie sehr belastend… und mit vielen negativen Erfahrungen verbunden… mitunter auch aus Überforderung heraus… manche Kinder benötigen halt auch echt viel Wäsche am Tag… ein Kind vor wenigen Wochen kotete durch familiäre Umstände vermehrt ein… und das waren dann mal eben allein 5 bis 10 Unterhosen/Hosen inkl. Hygiene je nach Ausmaß pro Tag (exklusive 1 bis 2 Schlafanzüge je Nacht)… das überfordert jeden und schränkt ein… und wenn man dann evtl. noch alleinerziehend ist und/oder es deutlich jüngere Geschwister gibt, ist es noch anstrengender… die Kinder befürchten negative Reaktionen und brauchen teils Wochen bis sie bemerken, dass es uns um die Hygiene und das offene Mitteilen geht, dass es passiert ist… und es keine Konsequenzen gibt, sondern es darum geht, dass es sich bessern kann…
Edit:
Achja… der Wäschekorb:
Die Kinder bekommen Tüten dafür und haben diese in ihren Schränken… wenn oft versteckt wird, schließen wir die Schränke ab, um das Kind mehr dazu zu bewegen, auf uns zuzukommen bzw. dann beim Finden drüber zu reden, dass es okay ist, aber Alternativen aufzuzeigen wegen Hygiene und zur dann Schritt für Schritt Vertrauensgewinn und Selbstwertaufbau…
Leider können wir den Kindern aufgrund von Mangel an Räumen häufiger kein Einzelzimmer geben (aber auch dann sollten sie ja andere Kinder in das Zimmer zum Spielen einladen können)… und da wäre ein gewisser Geruch belastend für andere Kinder aber auch schnell zu unschönen Situationen werden oder allein durch das Wissen, wenn mal ein sichtbarer Wäschekorb benutzt werden würde… gab oft genug Kinder in der Gruppe die vor anderen die jeweilig Betroffenen fragten, ob sie wieder eingekackt hätten… uncool … oder alle drauf hinweisen wer wann eingenässt hätte usw… und das dann ggfs nutzen, wenn es streit gibt, um die dann persönlich anzugreifen
Würdest du generell sagen, dass Einzelzimmer für die Kiddies besser wären oder doch eher Mehrbettzimmer aufgrund der Gesellschaft wenngleich es dann auch mal unschön werden kann?
Lässt sich wahrscheinlich nicht so pauschalisieren und ist abhängig vom Krankheitsbild oder?
Ich durfte dank Patientenanzahlreduzierung während der letzten Monate herausfinden, dass es deutlich besser in den Zimmern miteinander funktioniert, wenn höchstens 2 Kinder dort „wohnen“… weniger Streit, leichtere Konfliktlösung, besseres Miteinander… sonst sind häufiger mal 3 drin… viel unruhiger, mehr Streit und Probleme untereinander…
Bzgl. Einzelzimmer ist immer je nach Bedarf gern mal Mangel… hängt wirklich immer individuell von den Kindern und deren Probleme ab… geht halt bei Schlafstörungen los und geht bis zu fremdaggressiven Verhalten… oder bei sehr sehr starkem ADHS ist es für die anderen Kinder belastend, aber auch für das Kind selbst, da es immee wieder daran scheitert, für die anderen ruhiger und zurückhaltender sein zu wollen… da hilft jedes Bemühen nicht, wenn dennoch alles aus dir herausplatzt…
Kinder mit Depression oder sozialem Rückzug tun oft 3 Bett Zimmer ganz gut… benötigen dann aber auch natürlich mal Rückzugsmöglichkeiten… usw usw usw…
offtopic:
Ich muss jetzt gleich los zur Arbeit, gehe jetzt also offline. Schönen Sonntag allen noch
Minibeispiel:
Hast du drei Kinder im Zimmer, und 2 sind es gewohnt Hörspiele zum Einschlafen zu hören, aber 1 Kind kann null schlafen, weil es Stille gewohnt ist… beginnen die Probleme bereits beim fehlenden Klinkenanschluss
Die Arbeit steckt so voller kleiner Details an allen Ecken, wenn man einen Blick dafür hat…
Alle Zines verpackt und gehen morgen raus. Harte Arbeit, aber ich bin echt verdammt zufrieden
Find deinen Avatar großartig so nebenbei
Dankeschön. :> Konnte ich mir für die spooky Season nicht verkneifen
Als ich von der anderen Station heute den Sportraumschlüssel holte, boten mir die Kollegen die Hälfte ihres Waffelteigs an… reichte für 16 Waffeln zum Abendbrot
Die Kinder auf Arbeit waren echt mega erfreut.
Und ich aß auch fleißig mit…
Überlege mir jetzt ein Waffeleisen zu kaufen, auch wenn ich viel zu selten mal sowas machen würde
(Oder gleich lieber ein Crêpes-Dingens … kann mir jemand sagen, ob man mit sowas auch Wrapteig gut hinbekommt… )
Nur schade, dass es ca. 2 Minuten nach dem Abendbrot dann schon wieder erste Grenztestungen, Verweigerungen und Ärgernisse gab… die Gruppendynamik ist aktuell aufgrund ähnlicher Problematiken und des jungen Durchschnittsalters echt anstrengend, fordernd und anspruchsvoll… aber hey… ab morgen 3 Nachtdienste… dann frei… ich seh die Kinder das nächste Mal wach in einer Woche am Montag… und dann auch nur eine Schicht
Ein Junge, der keinen Besuch hatte, freute sich richtig doll, über eine halbe Stunde Sportraum… ich mag immer diesen Moment, wenn die Augen überrascht superdoll strahlen, wenn ich wie heute was besonderes als Sportaktivität anbiete… also beim Reingehen:
„Wir spielen hier jetzt Fußball.“
„Aber wir haben keinen Ball.“
„Doch. Sieh nach oben.“
„Wir spielen mit einem Gymnastikball?“
„Nein.“
„Aber mit was denn dann?“
"Wir spielen mit ALLEN Gymnastikbällen!!!"
Und dann sprang er sogar vor Freude kurz auf, als ich die 7 Bälle von einem gespannten Drahtseil runterholte
Selber Junge ging danach duschen… noch bevor er loslegte, guckte er plötzlich nackt an der Türkante von weitem in den Stationsflur und rief über 15m Entfernung laut zu mir: „Sieeeee… ich habe eingekackt.“
Spätestens da, war die Normalität der Arbeit nach dem Gymnastikballfußball zurückgekehrt…
Mir fällt gerad noch ein:
Am Dienstag durften 2 Kinder ohne Besuch NES-miniclassic spielen… und ich musste kurz aus dem Raum raus wegen einer anderen Sache… als ich wiederkam, spielten sie begeistert Dr. Mario
War für die Kollegen, welche alle nichts mit Spielen am Hut haben, superlustig Kinder in der Klinik dabei zuzusehen, wie diese bunte Pillen sortieren
Ich habe zwar kein Crêpe Gerät, aber mit einer Pfanne klappt das auch sehr gut. Wraps gelingen darin auch super.
Runa ist da. 55cm, 3800g, kerngesund und wunderbar.
Gestern Abend um sechs kamen die ersten Wehen, um halb zwölf war sie schon da. Geboren ist sie allerdings im Krankenhaus, da der Blutdruck uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Aber es ging ambulant, sodass wir nach der Geburt nur vier Stunden im Krankenhaus bleiben mussten und schon wieder bei meinen Eltern sind. Ria ist ganz begeistert von ihrer kleinen Schwester.
Awwwwww. Herzlichen Glückwunsch!