Im Namen des Chats II - 06.05.2022

Gut, ich präzisiere die Frage:
Warum wird ihr zur Last gelegt Pascal N. getötet zu haben? Das wäre für eine Anklage schon wichtig, finde ich.

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Das fand ich auch fragwürdig, aber Florentin hat es in der Aufklärung des Falls so begründet, dass es ja für die Show keinen Sinn macht, wenn schon quasi unumstößlich feststeht, dass sie es sein muss. Daher war für die Anklage die Faktenlage mit den Fingerabdrücken und der Anwesenheit in der Nähe des fingierten Zettels an Leons Tür zu einem passenden Zeitpunkt ausreichend.

Und der gesamte Fall ist für mich nicht zusammengebrochen, es gab halt nur Indizien, die den Tathergang plausibel gemacht haben, aber eben auch eine andere Erklärung haben konnten. Und so eben „im Zweifel für den Angeklagten“.

Da ist der Grundsatz aber deplatziert. :smiley: Du kannst nicht jedes Beweismittel für sich betrachten und einzeln zweifeln. Natürlich hätte jedes Indiz eine mögliche andere Erklärung gehabt, aber das ist da das, was ich eben schon gesagt habe: Es müsste jedes Mal ein gigantischer Zufall sein, der insgesamt, durch die Fülle an Beweisen, aber unmöglich wäre. Die Beweise ergeben nur und ausschließlich Sinn, wenn Laura zumindest die Täterin ist.

Deswegen bin ich ja auch derart frustriert auf den Chat. Dass man ein juristisches Prinzip aus dem Kontext reißt, falsch anwendet und das als Begründung für sein subjektives Bauchgefühl vorschiebt. Bei der Anwendungsweise würde unsere Strafjustiz zusammenbrechen und niemand mehr verurteilt werden.

Dagegen verstehe ich, dass du das Bauchgefühl hattest. Das ist tatsächlich normal und auch Juristen haben das. Sowas hat man halt aus Serien und Filmen fast schon antrainiert bekommen. Wenn man da versucht einen Fall zu lösen, gipfelt das eigentlich immer in einem Ratespiel, weil Beweise oder Hinweise eigentlich bis zum Ende nie vorgelegt werden und man dann an die Hand genommen wird, um die krude Tatgeschichte irgendwie nachvollziehbar erscheinen zu lassen. Man muss sich aber klar machen, dass man da subjektiv vorbelastet ist und darf keinesfalls in einen Confirmation bias verfallen.

Warum wird ihr zur Last gelegt Pascal N. getötet zu haben? Das wäre für eine Anklage schon wichtig, finde ich.

Und das ist ein Irrglaube. Im Strafrecht ist das Motiv regelmäßig nur ein Strafbemessungskriterium, hat also lediglich Auswirkungen auf die Strafhöhe. Meist lässt sich das gar nicht wirklich feststellen. Alle Regeln haben natürlich Ausnahmen, so kann ein Motiv mal in den Vorsatz übertragen werden und Teil des Straftatbestandes sein (Mordlust / Befriedigung des Geschlechttriebs) und auch mal als Indiz für die Unschuld gewertet werden, wenn umgekehrt der Angeklagte eigentlich nur Motive hätte, die Tat zu verhindern. Beispielsweise, wenn der Angeklagte persönlich oder wirtschaftlich vom Opfer abhängig ist. Dass das in der Praxis quasi nie vorkommt, weil man sowas ins genaue Gegenteil umkehren kann, hat man ja bei Leon gesehen.

Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen: Gelegentlich wird man aus den Motiven eines offensichtlichen Täters einfach nicht schlau. Da gäbe es hunderte Leute, die bessere Motive haben. Es ist ein Ausfluss der Psyche des Täters, ob es einen Umstand als ausreichend ansieht, deswegen eine Straftat zu begehen. Davon stammt der Begriff der „Kurzschlussreaktion“, wenn man von Gefühlen derart überwältigt wird, dass man kurzzeitig nicht mehr richtig nachdenken kann. Deswegen hat ein Motiv keine Beweiskraft. Und das Motiv einer anderen Person entlastet auch nicht.

Und auch von einem Meta-Standpunkt dieses Formates macht es keinen Sinn, so hart auf das Motiv zu springen: Florentin wird natürlich immer einer anderen Person das offensichtlichere und womöglich bessere Motiv geben, weil es die perfekte Nebelkerze ist: Es bringt Leute optimal auf die falsche Fährte und kann perfekt neben objektiven Beweisen bestehen, ohne irgendwie keinen Sinn mehr zu ergeben. Er hätte soweit gehen können, dass Leon einem Zeugen erzählt hat, wie sehr er Pascal mittlerweile hasst und einen Denkzettel erteilen möchte. Oder Leon den Tod von Pascal öffentlich feiern lassen können. Das hätte trotzdem nicht der Beweislage widersprochen, aber wahrscheinlich 80% für unschuldig stimmen lassen…

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Das gilt alles für die anderen Beweise/Hinweise 1:1 genauso. Es gibt auch nicht-motiv bezogene Nebelkerzen, die in Form von objektive Beweisen/Hinweisen präsentiert werden.
Die verschiedenen potenzellen Motive aller Verdächtigen werden alle ohnehin nicht offen präsentiert, sondern eben über die ganzen objektive Hinweisen.
Da braucht man eigentlich nicht so groß zu differenzen (oder doch?; siehe unten :wink:)
Das Motiv ist ein wichtiges Puzzlestück in Florentin Rätsel, wobei es natürlich eine besonders hohe Bedeutung hat, weil es 1. der Startschuss ist eine Person näher zu beleuchten, sobald man Hinweise für ein mögliches Motiv bei dieser Person gefunden hat.
Und 2. entscheidend für das Gerechtigkeitsempfinden der Zuschauer ist (die ja z. b auch nicht über das Strafmaß entscheiden können, sondern nur binär schuldig/nicht schuldig). Daher bekommt wahrscheinlich auch der besonders niederträchtige, heimtückische Mörder ein paar mehr %-Punkte mehr bei schuldig als der nachollziehbare, hätte-ich-auch-so-gemacht Mörder, obwohl eigentlich beide technisch nen „schuldig“ verdienen.

Wobei es tatsächlich künftig Sinn machen könnte deutlicher zwischen Tathergang-bezogenen Hinweisen und Motiv-bezogenen Hinweisen zu differenzen, aber das wird wahrscheinlich von jedem schon gemacht werden.
Mmh war der Grammatikfehler „Tathergang-bezogen“? Eigentlich auch nicht so wirklich.

Ingesamt kommt es immer auf den designten Fall an:
Florentin könnte auch nen Fall machen:

10 Soldaten kommen von der Front zurück und sitzen in nem Zugabteil.
Alle haben nen baugleiches, frisches blutiges Messer am Gürtel.
Der Zug fährt in den Tunnel und nur 9 Soldaten kommen raus, der letzte wurde abgestochen. Keiner außer dem Mörder und dem Toten hat irgendwas bemerkt. DNA Analyse gibts noch nicht, weil Jahr 1890.
Collin darf jetzt die 9 Soldaten interviewen.

Wär eben nen ziemlich motivfokusierter Fall. Gibts wahrscheinluch auch dutzendfach in Kriminalromanen.

Lösung: Soldat 7 ist eine Influencerin, die Content vorpoduziert hat und daher schuldig.

Natürlich kann ich das. Hab ich ja gemacht. :stuck_out_tongue:
Ich glaube es läuft wieder darauf hinaus, dass die meisten Zuschauenden keine Juristen sind. Da ist die Herangehensweise einfach eine andere, wenn du nicht weißt wie es „richtig“ gemacht wird.

Ich bin z.B. sehr geprägt vom Fernsehspiel „Die zwölf Geschworenen“ („12 Angry Men“), dass ich vor einigen Jahren mit meiner Theatergruppe aufgeführt habe. Da gibt es noch eindeutigere Indizien (man mag sie schon Beweise nennen) und sogar zwei Augenzeugen, von denen eine sogar die Tat gesehen hat. Da aber die Entscheidung einstimmig sein muss, gibt es eben einen, der nicht ohne zu zögern Schuldig stimmt, und es wird erst alles nochmal aufgerollt.
Jedes einzelne Indiz und sogar beide Zeugenaussagen werden in Zweifel gezogen, aber trotzdem ist den meisten klar, dass das schon ein sehr großer Zufall sein müsste. Am Ende ist die Frage aber nicht mehr „Ist der Angeklagte schuldig?“ sondern „Verdient ein 19-jähriger Junge aus schlechten Verhältnissen, der im Affekt seinen gewaltätigen Vater erstochen hat die Todesstrafe?“ Nein.

Alle anderen Beweise müssen aber so gestaltet werden, dass sie den Hinweisen auf den Tatverlauf nicht entgegen stehen und es trotzdem noch lösbar machen. Deswegen meinte ich, dass das Motiv die beste Nebelkerze ist, weil es niemals dem Tatverlauf entgegen steht, immer vereinbar ist und trotzdem anscheinend den absoluten Großteil der Zuschauer ablenkt.

Das Gerechtigkeitsempfinden? :stuck_out_tongue: Meins ist gerade gestört, weil wir trotz einer nahezu perfekten Anklage eine offensichtliche Mörderin freigesprochen haben. Ist natürlich nur ein Spiel, mich tangiert aber, dass sich nicht die Mühe gemacht wird, die Beweise zu kombinieren, sondern nach Motiv und Bauchgefühl entschieden wird. Das finde ich schade im Hinblick auf die ganze Arbeit, die Florentin mit den Beweisen und Hinweisen hatte.

Das ist ja auch nicht schlimm, dass wir da mit der einen Handvoll Juristen sitzen, die das vielleicht gesehen haben. Man kann als normaler Zuschauer ja da sitzen und Rätseln, kombinieren und vielleicht auch eine Bauchentscheidung fällen, wenn man es nicht überblickt. Ich finds nur unpassend sich quasi juristischer Methoden zu bedienen, die dann aber völlig falsch anwenden und zu einer falschen Lösung zu kommen, während man dann felsenfest behauptet, es richtig gemacht zu haben, weil Colin ja versagt habe. (Das sind natürlich nicht deine Worte, aber die gab es zu Hauf) Das ist so, als würde ich eine Endoskopie machen wollen, weil ich den Namen mal gehört habe und ungefähr denke zu wissen, wie man es macht. Wenn dann der Patient am Ende tot ist, kann ich auch nicht sagen: „Ich dachte es geht so.“ :smiley:

Auch im amerikanischen Strafprozess trifft die Jury keine Entscheidung über die Strafhöhe (zumindest im Strafprozess). Die entscheiden einzig und allein darüber, ob die Person nach dem Gesetz schuldig ist. Deswegen ist die dramatisierte Erwägung „verdient er das?“ eigentlich falsch. Wenn’s keine Notwehr war, müssen sie ihn schuldig sprechen. Alles andere führt das Rechtssystem ad absurdum. Ob und wie hoch er dann bestraft wird, bestimmt der 13. Juror, nämlich der Richter. Die Geschworenen in dem Stück lassen sich da von sachfremden Erwägungen leiten. Das ist in etwa das Gleiche, wie die Polizisten, die ihre Kompetenzen und Rechte in einer Serie / einem Film ständig überspannen, weil sie ja nur die Wahrheit aufdecken wollen und den „Bösen“ ins Gefängnis bringen wollen, was sie anders „wegen dem System“ nicht könnten. Am Ende ist er dann sogar der Held, weil er ja immer das richtige Bauchgefühl hatte. Im realen Leben sind die Kompetenzen und Grenzen nicht umsonst da. Sowas kann das Leben einer Person zerstören. Und das passiert viel zu oft.

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Speak for yourself :sunglasses:

Entschuldigt bitte, dass ich das mal ausbuddle.
Also ich gehöre auch zu der handvoll Juristen, wenn ich es auch nicht live gesehen hab. Insgesamt fand ich’s wie eine Mischung aus großartig und dem, was die Jugend angeblich als „cringe“ bezeichnet. Aber, so wie Florentin erklärt, dass Kohlenmonoxid sich halt im Rahmen des Spiels so verhält, wie die Sachverständigen sagen, so ist eben auch das Rechtssystem so, wie es dargestellt wurde. Also leb ich damit.

Hab leider erst gestern das Was-wäre-wenn sehen können und muss sagen, als Richter hätte ich auch nach Florentins Erläuterung freigesprochen. Deswegen, @Freas, sehe ich das anders, als du. Ich bin mir nicht sicher, dass es hier eine Verurteilung gegeben hätte. Ich glaube eher an so einen Freispruch mit schlechtem Gewissen. Außer in Bayern vielleicht, da hätte es vielleicht ne Verurteilung mit schlechtem Gewissen gegeben. -.-
Es ist insgesamt schon deswegen schwierig zu sagen, weil die Show zu weit vom deutschen Rechtssystem entfernt ist. Aber hinreichend bewiesen, war es meines Erachtens nicht. Dafür kann Colin aber eigentlich nichts. Das ist schon im Fall angelegt.

Der Grund ist, dass die Indizienkette gar nicht so fest ist. Wenn man davon ausgeht, dass derjenige, der den Zettel angehangen hat, auch der Täter ist, was ich an Stelle der Verteidigung schon bestritten hätte, dann gibt es nur einen Hinweis, der die Angeklagte mit der Herstellung des Zettels verbindet, und das ist dieser Grammatikfehler. Und der ist viel zu häufig, wie ja Joe_Hell_Back schon angemerkt hat. Das ist keine smoking gun, sondern eher ein leicht angeschmortes Buttermesser. Als Verteidiger hätte ich ohne zu zucken gesagt: „Toll, den Fehler hat meine Refa am Anfang auch gemacht und so ziemlich jeder zweite Referendar. Warum sitzt keiner von denen hier?“ Und damit vermutlich nicht mal gelogen.
Dramaturgisch wäre es hier besser gewesen, einen selteneren Schreibfehler zu verwenden (zum Beispiel „anteren“ statt anderen oder so). Denn andernfalls ist die Anklage gezwungen, bei jedem potentiellen Verdächtigen zu beweisen, dass dieser einen, in der Bevölkerung häufig vorkommenden Fehler, nicht macht. Die übrigen Indizien zeigen nicht, dass sie den Zettel aufgehängt hat, sondern nur, dass sie die Möglichkeit dazu hatte. Wer hatte die noch? Um die Angeklagte mit dem Zettel zu verbinden, braucht man deshalb diesen Fehler. Und die Erklärung für ihre Anwesenheit an dem war auch nicht völlig daneben. Ehrlich gesagt hätte es nicht einmal eine Erklärung gebraucht. Als Angeklagter in RL hätte ich gesagt „das ist ne verf*** Stadt, was weiß ich jetzt noch, warum ich gerade da lang bin“. Aber selbst wenn man die beste Freundin nach der höchstpersönlichen Angelegenheit der Angeklagten gefragt hätte, gibt es tausend plausible Erklärungen, warum sie ihr das nicht mitgeteilt hat. Zum Beispiel die Tatsache, dass Trauernde in der Regel Bereiche haben, in die sie einfach niemanden lassen. Es wurde ja nicht etabliert, dass sie sowas etwas bewusst vertuscht hätte. Meine beste Freundin weiß auch nicht alles über mich.

Fingerabdrücke beweisen, dass sie im Raum war. Aber wann und wozu? Eine Frage an die Verurteilenden: Was habt ihr im letzten fremdem Zimmer angefasst? Erinnert ihr euch? Ich war heute im Zimmer unserer Sekretärin auf Arbeit und in einem Besprechungsraum. Ich hab nicht den leisesten Schimmer, ob ich im Besprechungsraum das Fenster angefasst habe und bei der Sekretärin kann ich das auch nur ausschließen, weil zwischen mir und dem Fenster neben der besagten Sekretärin auch ein sechs Meter langer Tresen stand. Hier hätte man mE etablieren müssen, dass die Fenster kürzlich definitiv gereinigt wurden. Das wurden sie aber nicht, sondern vermutlich nahezu nie, da ja auch solche des Vermieters dran waren. :slight_smile:
Wir Lars richtig herausgearbeitet hat, kannte sie ja das Opfer. Hier wäre es übrigens besser gewesen, zu lügen, er hätte sie gebeten, das Fenster zu schließen. Leon kann hier nicht das Gegenteil beweisen, weil er ganz offensichtlich nicht immer da war.

Sie wollte unbedingt das Büro daneben haben, obwohl es attraktivere Angebote gegeben hätte? Welche eigentlich? Reden wir von Erdgeschoss, von der Straße abgewandt? Die Aussage, die anderen Büros wären attraktiver ist kein Fakt, sondern eine Wertung des Vermieters, der selbst offensichtlich kein Streamer ist.

Bleibt einzig der Cut im Stream einschließlich des Fehlers im Hinblick auf das Spiel. Letzteres kam aber in der mündlichen Verhandlung nicht zur Sprache. Ich weiß nicht, wie die Verteidigung auf die Sache mit dem Spiel geantwortet hätte. Aber es ist halt nur eine fehlerhafte Aussage. Wenn, dann müsste man zumindest noch etablieren, dass das niemand im Chat angesprochen hat. Aber wie oft, sagt man ein falsches Detail und niemand reagiert? Der Cut war schwierig zu erklären, der ist mir eher so eine smoking gun. Allerdings, im Gegensatz zur realen Welt, kann man hier nicht zweifelsfrei nachweisen, dass geschnitten wurde. Das war nur Augenschein und ich war mir nicht sicher, ob das ein Schnitt war oder nur Lag. Und wenn ich das nicht aufklären kann, dann bin ich bei in dubio. Das Austauschen / Entsorgen der Festplatte mag verdächtig sein, oder eben einfach eine Marotte. Hier hätte man mehr fragen müssen. Denn das ist nur verdächtig, wenn man die Prämisse setzt, dass es keine anderen Gründe gibt, seine Festplatte auszutauschen, als etwas zu vertuschen. Das wiederum erinnert mich verdächtig daran, wie Udo Vetter (lawblog) mal berichtet hat, dass eine Staatsanwältin in einem Schmuddelfall CCleaner als „Spurenbeseitigungsprogramm“ bezeichnet hat. Ich habe das auch, und möchte eigentlich nicht nur deshalb vor Gericht stehen.

Ein Wort noch zu Leon. Apparatur hin oder her. Ist das Einzige, was gegen ihn als Täter spricht, dass er keinen Grund hatte, ausgerechnet während des Essens zu handeln? Das reicht auch nicht. Schon deswegen, weil Menschen einfach Fehler machen und weil er genug Interesse hätte, sich selbst freizustellen.
@Freas: Wieso stellst du die Frage, warum ausgerechnet dieser modus operandi gewählt wurde nur bei Leon, nicht bei Laura?

Bei der dark net Verbindung stellt sich die Frage genauso. Wurden die Computer aller anderen geprüft?

Letztendlich kommt noch der Punkt dazu, dass die Verurteilung in der Show nur eine begrenzte Auswahl an Personen hat, die infrage kommen. In der Realität gibt es aber eben das Unbekannte.

Natürlich muss man die Indizien in der Gesamtheit betrachten, aber die Kette muss direkt verbunden sein. Man kann nicht auf der Basis, dass da ganz schön viele einzelne, verdächtige Verhaltensweisen sind, eine Mordverurteilung stützen. Oder anders ausgedrückt, „alle Indizien zusammengenommen lassen nur die Angeklagte als Mörderin zu“, nicht: „alle Indizien zusammen sprechen eher für eine Täterschaft als für Unschuld“. Hier hatten wir mE aber letzteres und das heißt in dubio pro reo … äh rea (?).
Übrigens finde ich auch, dass der Salamanderkopf nicht einmal Ähnlichkeit mit einer Schlange hat, Ich habe Angst vor Schlangen, den aber find ich niedlich :wink:

Das ist ein Juryprozess. Wenn den amerikanischen Maßstab anlegt, dürften keine vernünftigen Zweifel bestehen. Das sehe ich hier schlicht nicht erfüllt. Und die Strafjustiz ist übrigens jedenfalls unter meiner Sitzungsvertretung nicht zusammengebrochen (ich hab allerdings in beiden Phasen auch nur zweimal auf Freispruch plädiert und natürlich keine Mordverfahren).

@Freas: Kleiner Seitenhieb. Heimtücke liegt offenkundig vor. Aber Kohlenmonoxid, dass in einem geschlossenen Raum eingesetzt wird, ist kein gemeingefährliches Mittel, weil es in seiner konkreten Verwendung nicht geeignet war, eine Vielzahl von Menschen zu verletzen. Das sieht man auch daran, dass für die Wirkung ja das Fenster geschlossen werden musste.

@Pommes_Ruppel: Das führt mich zu einer Frage, ich hoffe, ich hab die Antwort nicht irgendwo überlesen: Was genau ist Colins Aufgabe? Arbeitet er wie ein deutscher Staatsanwalt, also sucht auch nach entlastendem Material? Oder ist sein Ziel des Spiels eine Verurteilung zu erwirken, unabhängig davon, ob er selber glaubt, dass die Angeklagte schuldig ist? Je nachdem muss er anders spielen.

Verbesserungsvorschläge: Ich fand es auch ein wenig durcheinander am Anfang. Ich denke, eine ordentliche Anklageschrift, an der sich Colin orientieren kann, würde helfen. Es muss nicht einmal eine von Freas ausgefertigte passende sein, sondern Colin könnte einfach mal eine reale, deutsche nehmen und deren Aufbau beim Eingangsstatement berücksichtigen. Die Anklageschrift muss immer alle Tatbestandsmerkmale enthalten, das heißt bei Mord „Einen anderen Menschen getötet“, muss drin stehen "die Angeklagte [tatsächlich würde dort Angeschuldigte stehen, aber das ist was für insider] tat am dem und dem, das und das, dies führte zu das und das. Die Angeklagte wird deshalb beschuldigt, einen anderen Menschen getötet zu haben. blablabla.

Und dann, wenn die Angeklagte aussagen muss (wonach es hier den Anschein hatte), setzt sie bitte an den Anfang. Denn es ist was dran, dass die Jury die Beweise nicht alle vier Stunden im Detail im Kopf behält. Und hier hatte die Verteidigung eine Zeugin, die sie perfekt steuern konnte, kurz vor der Entscheidung. Lars hat das Recht zur Lüge seiner Mandantin gnadenlos ausgenutzt und das ist das, was am präsentesten bleibt. Erschwerend kommt hinzu, dass ja eigentlich alle lügen, weil schauspielern. Das heißt, man hat die üblichen Realkennzeichen nicht unbedingt, sodass die Angeklagte auf die meisten Leute genauso glaubhaft wirken wird, wie der Richter und die Anwälte. Janina war übrigens großartig, gefühlsmäßig hätte ich Dr. Fritsche für die Retraumatisierung der Angeklagten auch gerne gefressen, trotz Schuld. :smiley:

Es wäre vielleicht auch gut, wenn die StA Hilfe hätte. Denn die Verteidigung besteht im Grunde per se aus zwei Leuten, die sich gemeinsam zu jedem Beweis eine plausible Erklärung überlegen können. Sie hat also vier Augen, während die StA allein ist.

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Colins Aufgabe ist es, einen Schuldspruch zu erreichen.

Warum die Angeklagte nicht als erstes aussagt, habe ich ja auch schon erklärt: Es geht darum, den Fall dramaturgisch Stück für Stück aufzubauen. Würde sie als erstes aussagen, hängen wir zwei Stunden lang am ersten Zeugen und sprechen ständig über Beweise und Sachverhalte, die wir noch nicht kennen und zu denen noch keine Experten befragt wurden.

Auch nochmal den Hinweis: Es geht nicht darum, einen echten Gerichtsprozess oder ein echtes Rechtssystem abzubilden, sondern ein dramaturgisch interessanten Spiel zu spielen.

Beim nächsten Mal wird aber der Fall zu Beginn klarer dargelegt werden. Das müssen wir mehr in die Hand nehmen und dürfen es nicht allein den Spielern überlassen.

Sie Staatsanwaltschaft hatte Unterstützung durch die Kommissarin. Da es hier leider zu einem krankheitsbedingten Ausfall kam, war das am Ende wahrscheinlich nicht so ausschlaggebend.

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cooles format hat mir spass gemacht beim zugucken.

ich häte auch auf Leon getippt.

hab das was wäre wenn gesehen und den hauptbeweiss fand ich ziemlich low.
selbst wenn das in der verhandlung angesprochen worden wäre, häte ich es als zufall abgestempelt.
so ein fehler machen warscheinlich tausende von leuten.
da häte es schon eine viel eindeutigere redewedung sein müssen oder so.

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Du hast irgendwas verbrochen, aber ich weiß noch nicht was :beannotsure:

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Dreifache Unterschlagung des Buchstaben „t“.

:male_detective:

Time is money und money is derzeit knapp
:doge_finger_guns:

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Mehr muss ich nicht wissen. :beangasm:

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FTFY :doge_finger_guns:

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Bitte nicht falsch verstehen. Ich jedenfalls meinte keine realistische Darstellung des Falls. Ein realistischer Strafprozess sollte da schon deswegen nicht stattfinden, weil das in der Regel schei** langweilig ist. Aber: eine normale Anklageschrift ist so geschrieben, dass man allein durch den Vortrag versteht, worum es geht. Deswegen nur der Vorschlag sich das mal anzuschauen. Aber ganz ehrlich, ich hab eh vollstes Vertrauen darin, dass ihr das packt.

Anscheinend hatte ich dich mit der Unterstützung durch die Kommissarin missverstanden. Ich dachte du meinst, dass sie quasi auf seiner Seite steht. Wenn sie ihm mit der Interpretation der Beweise hilft, stopf ich mir meinen Fischer-Kommentar in die Kiemen und ziehe mich kleinlaut in eine Ecke zurück :wink:

Ich danke dir schonmal für die konstruktive, detailierte und umfangreiche Antwort. Ich werde mir Mühe geben, auf alles einzugehen. Wenn ich irgendwas übersehe, war’s keine Absicht!

Insgesamt fand ich’s wie eine Mischung aus großartig und dem, was die Jugend angeblich als „cringe“ bezeichnet.

Solide Zusammenfassung. :smiley: Ich will mich da auch nochmal wiederholen: INDC ist mein absolutes Lieblingsformat bei RBTV. Diese logikbasierten Denkspiele sind genau mein Ding.

Deswegen, @Freas, sehe ich das anders, als du. Ich bin mir nicht sicher, dass es hier eine Verurteilung gegeben hätte. Ich glaube eher an so einen Freispruch mit schlechtem Gewissen. Außer in Bayern vielleicht, da hätte es vielleicht ne Verurteilung mit schlechtem Gewissen gegeben. -.-

Du gehst auf diese Hypothese im weiteren Verlauf ja genauer ein. Ich will nur kurz zu dem Punkt entgegnen, dass ich aus NRW bin. Und hier habe ich schon Verfahren gesehen (und mitgewirkt), die eine weitaus „schlechtere“ Beweislage hatten und in einem Schuldspruch geendet sind. Sicherlich lässt sich das schwer pauschalisieren, weil es am Ende die freie richterliche Beweiswürdigung ist, die da sehr stark mit reinspielt. Den Fall kann man natürlich auch nicht völlig in einen realen Strafprozess übertragen, weil durch die Amtsaufklärungspflicht deutlich umfangreicher in alle Richtungen ermittelt worden wäre und gewisse Fragen (wie das mit der fehlenden Apparatur) definitiv nicht offen geblieben wären. Trotzdem denke ich, dass bei der Beweislage, die wir hier gegen Laura hatten, in einem echten Gericht wahrscheinlich ein Schuldspruch herausgekommen wäre. In Bayern - da stimme ich deiner Anspielung zu - wäre das wohl ziemlich sicher so gekommen.

Der Grund ist, dass die Indizienkette gar nicht so fest ist. Wenn man davon ausgeht, dass derjenige, der den Zettel angehangen hat, auch der Täter ist, was ich an Stelle der Verteidigung schon bestritten hätte, dann gibt es nur einen Hinweis, der die Angeklagte mit der Herstellung des Zettels verbindet, und das ist dieser Grammatikfehler.

Insoweit stimme ich Florentin zu, dass eigentlich schon recht klar war, dass der Zettel vom Täter stammen musste. Die Firma gab es nicht und die Zeit betrifft haargenau den Tatzeitraum. Nur, wer den Zettel geschrieben hat, war noch unklar. Aber dafür gab es mehrere Beweise:

  1. Die Überwachungskamera in der Nähe
  2. Die Zeugin Mücke, die Laura eigentlich nicht belasten will, aber das mit der Aussage definitiv tut.
  3. Die zweite unbekannte Zeugin, die sie ganz in der Nähe der Wohnung gesehen hat
    (4. Das Foto von Leon, das am 28.01. geschossen wurde → Nicht in der Verhandlung gefunden)
    (5. Der Grammatikfehler → Nicht in der Verhandlung gefunden)

Ich meinte in der Hinsicht ja auch selbst schon, dass der Grammatikfehler wohl wenig überzeugend gewesen wäre, selbst, wenn man ihn gefunden hätte. Gerade im Chat hätten sich wohl viele gefragt, wie man von einem Grammatikfehler, den man wahrscheinlich selbst gemacht hätte, auf einen Mord schließen will.

An sich kann es natürlich stimmen, dass sie nur deswegen in der Nähe war, weil sie ihren Bruder besuchen wollte (dass man das hätte widerlegen können, lasse ich mal unberücksichtigt), aber im Kontext des gesamten Tatgeschehens fügt sich das perfekt ein. Deswegen muss sich eine plausible Alternativgeschichte mit der plausiblen und durch weitere Beweise und Indizien angedeuteten deutlich wahrscheinlicheren Tatgeschichte messen. Mehr dazu aber an entsprechender Stelle.

Fingerabdrücke beweisen, dass sie im Raum war. Aber wann und wozu? Eine Frage an die Verurteilenden: Was habt ihr im letzten fremdem Zimmer angefasst? Erinnert ihr euch?

Die Fingerabdrücke sind in einer Hinsicht besonders wichtig: Es ist durch den Podcast belegt, dass das Opfer eigentlich immer (und beim Essen sowieso) das Fenster offen hat. Der Täter musste also das Fenster aktiv schließen. Das ist ein Umstand, der Leon sehr stark entlastet und Brandi und Laura wiederrum belasten, weil beide keine vernünftige Erklärung für die Fingerabdrücke haben.

Gerade das Fenster ist etwas, was man durch soziale Gepflogenheiten regelmäßig nicht ungefragt öffnet / schließt. In Büros und Zimmern von Fremden (nicht Freunden / engen Bekannten) ist es dazu auch sehr unüblich, das Fenster selber zu schließen. Ich denke ich spreche da nicht nur für mich, dass regelmäßig nur der Hausherr das Fenster öffnet / schließt, je nach Notwendigkeit. Das dem Gast zu überlassen halte ich schon für sehr ungewöhnlich.

Deswegen messe ich dem durchaus eigenständige Bedeutung zu. Aber auch dieser Beweis wird im Kontext deutlich stärker. Natürlich kann es auch hier sein, dass Laura irgendwann mal zu besuch war, aus irgendeinem Grund das Fenster geschlossen hat, das Fenster nie gereinigt wird und deswegen uralte Fingerabdrücke dort sind. Aber wie wahrscheinlich ist das? Wie ungemein viel wahrscheinlicher ist es, dass sie es eben schließen musste, weil sie die Täterin war?

Um deine persönliche Frage zu beantworten: Ja, ich denke schon, dass ich wüsste, was ich alles angefasst habe. Mag aber an einer globalen Pandemie liegen, dass man sich dem neuerdings etwas bewusster ist.

Sie wollte unbedingt das Büro daneben haben, obwohl es attraktivere Angebote gegeben hätte? Welche eigentlich? Reden wir von Erdgeschoss, von der Straße abgewandt? Die Aussage, die anderen Büros wären attraktiver ist kein Fakt, sondern eine Wertung des Vermieters, der selbst offensichtlich kein Streamer ist.

Auch dieser Beweis ist in dem Kontext sehr wichtig. Brandi hat ausgesagt, dass ihm sehr stark aufgefallen ist, wie sehr Laura dieses eine Büro haben wollte. Die hat ihn ja mehr oder minder direkt darauf angesprochen.

Natürlich kann es auch andere Gründe für das Büro geben. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass sie es deswegen gemacht hat? Im Hinblick darauf, dass Pascal wohl der Fahrer war, der ihren Bruder getötet hat, verpufft jeglicher andere Grund. Es ist auch hier viel wahrscheinlicher, dass sie das Büro aus Kalkül gewählt hat, als aus anderen Gründen.

An der Stelle vorgezogen, weil es zu dem Grund ihres Einzuges passt:

Übrigens finde ich auch, dass der Salamanderkopf nicht einmal Ähnlichkeit mit einer Schlange hat, Ich habe Angst vor Schlangen, den aber find ich niedlich :wink:

Hier ist die einzige Stelle, wo ich dir einen Logikfehler anlasten möchte. Es kommt nicht darauf an, ob objektiv eine Ähnlichkeit zwischen einer Schlange und dem Salaman besteht. Die Aussage mit der Schlange stammt von einer völlig unter Schock stehenden Laura selbst. Wir wissen beide, dass Zeugenaussagen, gerade in so einem Kontext, absolut fehlerbehaftet sind und lediglich Assoziationen wiedergeben. Die Assoziation des Salaman mit einem Schlagenkopf ist dabei überhaupt nicht fernliegend, gerade, wenn man keinen Salamander kennt. Deswegen kommts auch nicht darauf an, ob der Kopf objektiv wie eine Schlange aussieht, sondern, ob Laura damals subjektiv die Assoziation einer Schlange hatte, als sie den Salaman auf dem Fahrzeug gesehen hat.

Und hier kommen wir wieder zu Wahrscheinlichkeiten: Laura wusste, dass das Auto Pascal gehört. Das Auto hatte verblüffende Ähnlichkeit mit dem Auto, das nach ihrer eigenen Aussage ihren Bruder getötet hat. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie davon ausging, dass es das Auto war? Seeeehr. Gerade im Hinblick darauf, wie sehr sie das Büro wollte.

Bleibt einzig der Cut im Stream einschließlich des Fehlers im Hinblick auf das Spiel. Letzteres kam aber in der mündlichen Verhandlung nicht zur Sprache. Ich weiß nicht, wie die Verteidigung auf die Sache mit dem Spiel geantwortet hätte. Aber es ist halt nur eine fehlerhafte Aussage. Wenn, dann müsste man zumindest noch etablieren, dass das niemand im Chat angesprochen hat. Aber wie oft, sagt man ein falsches Detail und niemand reagiert? Der Cut war schwierig zu erklären, der ist mir eher so eine smoking gun. Allerdings, im Gegensatz zur realen Welt, kann man hier nicht zweifelsfrei nachweisen, dass geschnitten wurde. Das war nur Augenschein und ich war mir nicht sicher, ob das ein Schnitt war oder nur Lag. Und wenn ich das nicht aufklären kann, dann bin ich bei in dubio.

Ein Wort noch zu Leon. Apparatur hin oder her. Ist das Einzige, was gegen ihn als Täter spricht, dass er keinen Grund hatte, ausgerechnet während des Essens zu handeln? Das reicht auch nicht. Schon deswegen, weil Menschen einfach Fehler machen und weil er genug Interesse hätte, sich selbst freizustellen.

Ich glaube der Cut im Stream war relativ unbestritten. Natürlich hat Laura das geleugnet, aber ich glaube nicht, dass viele Leute im Chat das wirklich geglaubt haben. Der Cut war relativ gut identifizierbar und Colin hat da auch sehr gut den Finger in die Wunde gelegt. Für mich war das auch eine Smoking Gun, weil durch die Prämisse, dass es ein Cut und damit ein VOD war, gleich auch bewiesen wurde, dass sie die Festplatte nach dem Stream eingebaut hat. Sonst hätte man das VOD auf dem PC feststellen können. Das heißt, wenn es tatsächlich ein VOD war, hat sie es auch vernichten wollen.

Für mich beginnt jede Gesamtabwägung der Beweise genau hier. Wenn man unterstellt, dass es tatsächlich ein VOD ist, ergibt die gesamte Geschichte plötzlich Sinn. Dann hat sie tatsächlich das Büro genommen, weil sie davon ausging, dass Pascal der Mörder ihres Bruders war. Dann hat sie tatsächlich den Zettel bei Leons Wohnung angebracht, um ihn aus dem Büro raus zu halten. Dann war in dem schweren Paket tatsächlich eine Gasflasche. Dann hat sie tatsächlich das Fenster geschlossen, damit kein Gas entweichen kann. Und dann hat sie tatsächlich Pascal umgebracht. Was wäre die Alternative? Eine Sammlung seeeeehr unglücklicher Zufälle?

Deswegen auch der Schluss auf den Alternativtäter. Leon konnte das nicht sein, weil gegen seine Täterschaft mehr sprach, als für die Täterschaft. Deswegen war Brandi in meinen Augen der wahrscheinlichere Alternativtäter.
Warum? Leon hatte ein bombenfestes Alibi. Er war zur Tatzeit zu Hause.
Hätte er die Gasflasche trotzdem bedienen können? Womöglich. Vielleicht mit seiner Apparatur. Aber warum? Es wäre viel zu riskant gewesen, weil ein offenes Fenster den Tötungsversuch sofort verhindert hätte. Und er hatte das Wissen um das offene Fenster beim Essen und keine Möglichkeit, es zu kontrollieren. Gleichzeitig wusste er nicht die genaue Zeit, wann er das Essen in Empfang nimmt und er tatsächlich im Raum war. Stattdessen hätte er viele andere bessere Möglichkeiten gehabt, Pascal umzubringen. Gleichzeitig ergibt es keinen Sinn, dass er sich selbst kurz danach in Lebensgefahr begibt, als er die Leiche findet und meldet. Deswegen ist ein Kausalverlauf, in dem Leon der Täter ist, nahezu unmöglich. Es müssten für ihn unwägbare und unkontrollierbare Umstände eintreten, damit die Tathandlung, wie sie eben war, so durchgeführt werden könnte. Sie setzt voraus, dass Leon naiv, dumm und in Gefährdung seines eigenen Lebens handelt, obwohl ihm andere, weitaus bessere Möglichkeiten offen stehen.

@Freas: Wieso stellst du die Frage, warum ausgerechnet dieser modus operandi gewählt wurde nur bei Leon, nicht bei Laura?

Ich stelle die Frage durchaus auch bei Laura. Nur fällt die Antwort da ganz anders aus. Laura konnte im Gegensatz zu Leon Pascals Abwesenheit an der Türe, um das Essen anzunehmen, nutzen. Sie konnte in dem Moment die Flasche in das Büro bringen, aufdrehen und das Fenster schließen. Pascal konnte das alles nicht. Er hätte die Flasche vorher reinbringen müssen, sie fernsteuern müssen und musste hoffen, dass Pascal das Fenster wider seiner eigentlichen Handlungsweise schließt. Deswegen macht der Umstand, dass Pascal das Essen holen war, in Lauras Tatgeschichte Sinn und hat einen Zweck, wobei es gleichzeitig gegen eine Tatgeschichte mit Leon spricht.

Bei der dark net Verbindung stellt sich die Frage genauso. Wurden die Computer aller anderen geprüft?

Schwer zu sagen. Da aber Leons (und anscheinend auch Brandis) Fingerabdrücke genommen wurden, würde ich mal vorsichtig „Ja?“ sagen. Das Darknet-Ding war ja aber auch eine Nebelkerze.

Letztendlich kommt noch der Punkt dazu, dass die Verurteilung in der Show nur eine begrenzte Auswahl an Personen hat, die infrage kommen. In der Realität gibt es aber eben das Unbekannte.

Das ist der einzige Vorteil, den man in der Show hat. :smiley: Das gleicht die Nachteile bei dem Ermittlungsumfang zumindest ein wenig aus. :smiley:

Natürlich muss man die Indizien in der Gesamtheit betrachten, aber die Kette muss direkt verbunden sein. Man kann nicht auf der Basis, dass da ganz schön viele einzelne, verdächtige Verhaltensweisen sind, eine Mordverurteilung stützen. Oder anders ausgedrückt, „alle Indizien zusammengenommen lassen nur die Angeklagte als Mörderin zu“, nicht: „alle Indizien zusammen sprechen eher für eine Täterschaft als für Unschuld“. Hier hatten wir mE aber letzteres und das heißt in dubio pro reo … äh rea (?).

Gut zusammengefasst. Allerdings denke ich, dass hier eine stringente Tatgeschichte gebildet werden kann, die durch die Indizien- und Beweiskette nur den Schluss zulassen, dass sie schuldig ist. Zur Anwendung des in dubio Grundsatzes gehört, dass man basierend auf den Beweisen eine plausible alternative Tatgeschichte konstruieren kann, bei der der Angeklagte eben nicht der Täter ist. Und das geht hier eigentlich nicht. Oder magst du es versuchen? :smiley:

@Freas: Kleiner Seitenhieb. Heimtücke liegt offenkundig vor. Aber Kohlenmonoxid, dass in einem geschlossenen Raum eingesetzt wird, ist kein gemeingefährliches Mittel, weil es in seiner konkreten Verwendung nicht geeignet war, eine Vielzahl von Menschen zu verletzen. Das sieht man auch daran, dass für die Wirkung ja das Fenster geschlossen werden musste.

Bei der Heimtücke sind wir uns ja einig. Bei dem gemeingefährlichen Mittel muss ich zugeben, dass man das durchaus in einer juristischen Klausur problematisieren würde. Im konkreten Fall denke ich aber nicht, dass weitere Beweise nötig gewesen wären:

Wie du richtig herausgestellt hast, kommt es auf die konkrete Verwendung des Tatmittels an. Das muss zumindest abstrakt die Möglichkeit der Gefährdung von Leib oder Leben anderer Personen zur Folge haben. Die Gefahr muss dabei für den Täter gerade wegen der Art des Mittels unkontrollierbar sein.

Die von dir angesprochene Beschränkung der Örtlichkeit (und eine damit verbundene Kontrollierbarkeit der Gefahr) wird gerade bei Brandstiftungsdelikten angenommen, bei denen der Täter (sicher) weiß, dass nur eine Person in dem Haus ist und das Haus weit abseits gelegen ist, wodurch keine Gefahr dafür besteht, dass der Brand auf andere Häuser überschlägt.

Insoweit hast du da natürlich recht, dass sowas grundsätzlich denkbar ist und zu problematisieren wäre. Allerdings hat der BGH in seinem Urteil vom 13.02.1985 (3 StR 525/84) schon festgestellt, dass die Begrenzung auf eine Räumlichkeit nicht per se bedeutet, dass ein gemeingefährliches Mittel kontrollierbar ist.

Hier war das für Laura nämlich absolut nicht mehr kontrollierbar. Zu unterscheiden, aber im Ergebnis bedeutungslos, sind zwei Dinge:

Bereits beim Öffnen des Gashahns war die Türe des Büros wohl geöffnet. Jedenfalls würde sie (mindestens) zwei Mal geöffnet werden, wodurch natürlich auch Gas entweicht, Einmal von ihr und denklogisch auch mindestens einmal von Pascal. Das ist in der Lage, Leib oder Leben der anderen Leute in dem Gebäude zu gefährden. Alleine das wäre meiner Meinung nach schon ausreichend für die Einstufung als gemeingefährliches Mittel.

Jedenfalls und mindestens aber wusste Laura auch, dass die Gefahr auch Leon betreffen wird. Denn sie hat Leon lediglich bis kurz nach dem Mord zu Hause gehalten hat und nicht noch länger. Ihr war dabei bewusst, dass Leon in das Büro gehen würde und selber dem Gas ausgesetzt wird. Und so ist es dann ja auch tatsächlich gekommen.

Selbst wenn man also sagt, dass sie Gefährdung lediglich auf den Raum begrenzt war, war der Raum abstrakt für jeden zugänglich. Und auch konkret wusste sie, dass mit einer Gefährdung zumindest einer weiteren Person (nämlich Leon) zu rechnen war. Gleichzeitig war auch der Rettungsdienst dadurch gefährdet. Gerade die Unsichtbarkeit und fehlende Wahrnehmbarkeit des Kohlenmonoxids sind ein deutliches Zeichen für die Gefährlichkeit für unbeteiligte Dritte, die die Angeklagte hier nicht kontrollieren kann (und anscheinend auch nicht möchte)

Diese konkrete Gefährdung geht über die geforderte abstrakten Gefährdung sogar hinaus. Sodass hier zweifellos ein gemeingefährliches Mittel gegeben ist.

Ansonsten kann ich deinen Ausführungen und Verbesserungsvorschlägen vollumfänglich zustimmen. Was würdest du denn davon halten, wenn im nächsten Prozess ein Nebenkläger auftreten würde, der unabhängig vom Staatsanwalt arbeitet? So hätte man zwei Ankläger, die Beweise finden können.

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Ich danke dir schonmal für die konstruktive, detaillierte und umfangreiche Antwort.

And to you too, good Sir! *Teetasse-heb’ und-Monokel-richt’.

Ich will nur kurz zu dem Punkt entgegnen, dass ich aus NRW bin. Und hier habe ich schon Verfahren gesehen (und mitgewirkt), die eine weitaus „schlechtere“ Beweislage hatten und in einem Schuldspruch geendet sind. Sicherlich lässt sich das schwer pauschalisieren, weil es am Ende die freie richterliche Beweiswürdigung ist, die da sehr stark mit reinspielt. Den Fall kann man natürlich auch nicht völlig in einen realen Strafprozess übertragen, weil durch die Amtsaufklärungspflicht deutlich umfangreicher in alle Richtungen ermittelt worden wäre und gewisse Fragen (wie das mit der fehlenden Apparatur) definitiv nicht offen geblieben wären. Trotzdem denke ich, dass bei der Beweislage, die wir hier gegen Laura hatten, in einem echten Gericht wahrscheinlich ein Schuldspruch herausgekommen wäre. In Bayern - da stimme ich deiner Anspielung zu - wäre das wohl ziemlich sicher so gekommen.

Sachsen hier, wobei ich nicht hier geboren bin. Ich bin allerdings Verwaltungsjurist. In Studium und Ref hatte ich strafrechtliche Schwerpunkte, war auch zweimal in der StA als Station. Aber jetzt nicht mehr. Deswegen kann ich nicht so richtig sagen, ob es sachsenspezifische Entscheidungen hier gibt (Sie scheint weder deutlich polit. rechts noch links zu stehen -.-). NRW hat eine gute Entscheidungsdatenbank, da stöber ich manchmal um meinen strafrechtlichen Kopf fitter zu halten. Gibt gute, allerdings auch richtig miese Entscheidungen.

Insoweit stimme ich Florentin zu, dass eigentlich schon recht klar war, dass der Zettel vom Täter stammen musste.

Das tue ich ebenfalls. Aber als Verteidiger hätte ich es trotzdem bestritten.-

Wie gesagt, das beweist ja nur, dass sie da war. Das hat Lars aber clevererweise gar nicht bestritten. Überhaupt, das sei auch mal erwähnt, man sieht es an seinem Post oben, hat er im Rahmen der Regeln gute Arbeit geleistet. In der realen Welt wäre ich mir bei der direkten Lügeanleitung jetzt nicht so richtig sicher …

An sich kann es natürlich stimmen, dass sie nur deswegen in der Nähe war, weil sie ihren Bruder besuchen wollte (dass man das hätte widerlegen können, lasse ich mal unberücksichtigt), aber im Kontext des gesamten Tatgeschehens fügt sich das perfekt ein.
Deswegen muss sich eine plausible Alternativgeschichte mit der plausiblen und durch weitere Beweise und Indizien angedeuteten deutlich wahrscheinlicheren Tatgeschichte messen. Mehr dazu aber an entsprechender Stelle.

Mir ist bei solchen Angelegenheiten immer der Spruch eines Statistikers im Hinterkopf „Zufall ist viel wahrscheinlicher als die meisten denken.“
Es ist halt etwas wirklich alltägliches, wenn sie irgendwo gesehen wird. Wie haben im Grunde drei Augenzeugen (Kamera ist insoweit ja auch nur ein Auge, das seine Wahrnehmung verlässlich wiedergibt)

Die Fingerabdrücke sind in einer Hinsicht besonders wichtig: Es ist durch den Podcast belegt, dass das Opfer eigentlich immer (und beim Essen sowieso) das Fenster offen hat. Der Täter musste also das Fenster aktiv schließen. Das ist ein Umstand, der Leon sehr stark entlastet und Brandi und Laura wiederum belasten, weil beide keine vernünftige Erklärung für die Fingerabdrücke haben.

Stimmt, der Podcast, den Teil hatte ich glatt verdrängt. Allerdings, wenn er eigentlich immer das Fenster offen hat, zieht das „Warum ausgerechnet beim Essen“-Argument nicht mehr.

Gerade das Fenster ist etwas, was man durch soziale Gepflogenheiten regelmäßig nicht ungefragt öffnet / schließt. In Büros und Zimmern von Fremden (nicht Freunden / engen Bekannten) ist es dazu auch sehr unüblich, das Fenster selber zu schließen. Ich denke ich spreche da nicht nur für mich, dass regelmäßig nur der Hausherr das Fenster öffnet / schließt, je nach Notwendigkeit.

Hm, dazu kann ich nicht so viel sagen. Aber man kann sozial ein Hintern sein, das macht einen ja nicht zum Mörder. Sie hat ja im Grunde auch ziemlich heftig geantwortet alá Wenn mir kalt ist, mach ich halt das Fenster zu. Aber es gibt solche Menschen.

Das dem Gast zu überlassen halte ich schon für sehr ungewöhnlich.
Ich eher nicht. Ich habe zwei Fenster in meinem Büro, eines hinter mir, eines links von mir. Letzteres würde definitiv von jedem vertrauteren Besucher meines Büros schließen lassen, weil ich sonst nämlich erst aufstehen und um meinem Schreibtisch herumgehen müsste. Abgesehen von meinem Chef, hat glaub ich auch jeder für mich schon das Licht angemacht. Vielleicht bin ich aber auch einfach unhöflich. :sweat_smile:

Deswegen messe ich dem durchaus eigenständige Bedeutung zu. Aber auch dieser Beweis wird im Kontext deutlich stärker. Natürlich kann es auch hier sein, dass Laura irgendwann mal zu besuch war, aus irgendeinem Grund das Fenster geschlossen hat, das Fenster nie gereinigt wird und deswegen uralte Fingerabdrücke dort sind. Aber wie wahrscheinlich ist das? Wie ungemein viel wahrscheinlicher ist es, dass sie es eben schließen musste, weil sie die Täterin war?

Das ist halt ne Wertungsfrage. Sie war offensichtlich bis zu einem gewissen Punkt mit dem Opfer vertraut. In finde, halt die Zufälle sind nicht so außergewöhnlich, sondern die reihen sich schon ein, in den Alltag, den sie schildert. Es gab ja auch noch unbekannte Fingerabdrücke.

Natürlich kann es auch andere Gründe für das Büro geben. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass sie es deswegen gemacht hat? Im Hinblick darauf, dass Pascal wohl der Fahrer war, der ihren Bruder getötet hat, verpufft jeglicher andere Grund. Es ist auch hier viel wahrscheinlicher, dass sie das Büro aus Kalkül gewählt hat, als aus anderen Gründen.

Hier setzt du aber voraus, dass sie die Täterin ist. Sie hat plausible Gründe genannt. Und die Verhandlung konnte nicht etablieren, dass Pascal der Fahrer war oder auch nur, dass sie das geglaubt hat.

Deswegen kommts auch nicht darauf an, ob der Kopf objektiv wie eine Schlange aussieht, sondern, ob Laura damals subjektiv die Assoziation einer Schlange hatte, als sie den Salaman auf dem Fahrzeug gesehen hat.

Du, das sehe ich genauso. Es war einfach nur ein Scherz über meine eigene Schlangenphobie. Allerdings, die Anklage hat hier nur gemutmaßt, dass sie das Bild verwechselt hat. Sie selbst hat ja ausgesagt, dass es eben nicht das gleiche Symbol war.

Und hier kommen wir wieder zu Wahrscheinlichkeiten: Laura wusste, dass das Auto Pascal gehört. Das Auto hatte verblüffende Ähnlichkeit mit dem Auto, das nach ihrer eigenen Aussage ihren Bruder getötet hat. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie davon ausging, dass es das Auto war? Seeeehr. Gerade im Hinblick darauf, wie sehr sie das Büro wollte.

Hier werden wir uns nicht einigen. Das ist mE 'ne Mischung aus Hörensagen und Spekulation. Jemand, der nicht das Gericht ist, hat ausgesagt, dass sie nach seiner Ansicht auffällig interessiert an dem Büro war, obwohl es seiner Ansicht nach bessere Angebote gegeben hätte. Und dass das Auto verblüffende Ähnlichkeit hat, hat die Verteidigung ja bestritten. Hier war die Anklage aus meiner Sicht ein wenig zu dünn, weil im Grunde ja nur eine Theorie präsentiert wurde, die sich auf das Innere der Angeklagten bezogen hat.

Ich glaube der Cut im Stream war relativ unbestritten. Natürlich hat Laura das geleugnet, aber ich glaube nicht, dass viele Leute im Chat das wirklich geglaubt haben. Der Cut war relativ gut identifizierbar und Colin hat da auch sehr gut den Finger in die Wunde gelegt. Für mich war das auch eine Smoking Gun, weil durch die Prämisse, dass es ein Cut und damit ein VOD war, gleich auch bewiesen wurde, dass sie die Festplatte nach dem Stream eingebaut hat. Sonst hätte man das VOD auf dem PC feststellen können. Das heißt, wenn es tatsächlich ein VOD war, hat sie es auch vernichten wollen.

Ich fand, Florentin hat eigentlich recht deutlich gemacht, dass man es nicht so genau sehen konnte.

Für mich beginnt jede Gesamtabwägung der Beweise genau hier. Wenn man unterstellt, dass es tatsächlich ein VOD ist, ergibt die gesamte Geschichte plötzlich Sinn. Dann hat sie tatsächlich das Büro genommen, weil sie davon ausging, dass Pascal der Mörder ihres Bruders war. Dann hat sie tatsächlich den Zettel bei Leons Wohnung angebracht, um ihn aus dem Büro raus zu halten. Dann war in dem schweren Paket tatsächlich eine Gasflasche. Dann hat sie tatsächlich das Fenster geschlossen, damit kein Gas entweichen kann. Und dann hat sie tatsächlich Pascal umgebracht. Was wäre die Alternative? Eine Sammlung seeeeehr unglücklicher Zufälle?

Siehe oben. So unglücklich finde ich das halt gar nicht.

Deswegen auch der Schluss auf den Alternativtäter. Leon konnte das nicht sein, weil gegen seine Täterschaft mehr sprach, als für die Täterschaft. Deswegen war Brandi in meinen Augen der wahrscheinlichere Alternativtäter.
Warum? Leon hatte ein bombenfestes Alibi. Er war zur Tatzeit zu Hause.
Hätte er die Gasflasche trotzdem bedienen können? Womöglich. Vielleicht mit seiner Apparatur. Aber warum? Es wäre viel zu riskant gewesen, weil ein offenes Fenster den Tötungsversuch sofort verhindert hätte. Und er hatte das Wissen um das offene Fenster beim Essen und keine Möglichkeit, es zu kontrollieren. Gleichzeitig wusste er nicht die genaue Zeit, wann er das Essen in Empfang nimmt und er tatsächlich im Raum war. Stattdessen hätte er viele andere bessere Möglichkeiten gehabt, Pascal umzubringen. Gleichzeitig ergibt es keinen Sinn, dass er sich selbst kurz danach in Lebensgefahr begibt, als er die Leiche findet und meldet. Deswegen ist ein Kausalverlauf, in dem Leon der Täter ist, nahezu unmöglich. Es müssten für ihn unwägbare und unkontrollierbare Umstände eintreten, damit die Tathandlung, wie sie eben war, so durchgeführt werden könnte. Sie setzt voraus, dass Leon naiv, dumm und in Gefährdung seines eigenen Lebens handelt, obwohl ihm andere, weitaus bessere Möglichkeiten offen stehen.

Wenn das Kohlenmonoxid so gefährlich wäre, dass du ein Mordmerkmal annimmst, hätte sich aber auch Laura naiv und dumm selbst gefährdet. Die saß ja daneben.

@Freas: Wieso stellst du die Frage, warum ausgerechnet dieser modus operandi gewählt wurde nur bei Leon, nicht bei Laura?

Ich stelle die Frage durchaus auch bei Laura. Nur fällt die Antwort da ganz anders aus. Laura konnte im Gegensatz zu Leon Pascals Abwesenheit an der Türe, um das Essen anzunehmen, nutzen. Sie konnte in dem Moment die Flasche in das Büro bringen, aufdrehen und das Fenster schließen. Pascal konnte das alles nicht. Er hätte die Flasche vorher reinbringen müssen, sie fernsteuern müssen und musste hoffen, dass Pascal das Fenster wider seiner eigentlichen Handlungsweise schließt. Deswegen macht der Umstand, dass Pascal das Essen holen war, in Lauras Tatgeschichte Sinn und hat einen Zweck, wobei es gleichzeitig gegen eine Tatgeschichte mit Leon spricht.

Stimme zu. Setzt aber eben voraus, dass Leon zum einen, eigene Spuren nicht gezielt verwischen wollte, Zum anderen, dass diese kurze Abwesenheit zum Essen holen ausreicht, obwohl - clever, Lars, clever - die Flasche ziemlich schwer war. Und es war ja einiges zu tun. Die Flasche war ja verdeckt und zwar so, dass das Opfer es nicht bemerkt hat. Das spricht eigentlich eher für einen Täter, der sich im Büro auskennt. Als Verteidiger hätte ich auch die These angegriffen, dass die Angeklagte auf der einen Seite gut genug das Büro ausgekundschaftet und die Ermordung geplant haben soll, dass sie die Flasche verstecken konnte, ohne irgendwo einen Fingerabdruck zu hinterlassen, aber dann den Fehler mit dem Fenster gemacht haben soll, obwohl das offene Fenster eine Kerneigenschaft des Opfers sein soll.

Das ist der einzige Vorteil, den man in der Show hat. :smiley: Das gleicht die Nachteile bei dem Ermittlungsumfang zumindest ein wenig aus. :smiley:

Ich glaube in unserer kleinen Debatte hier haben wir ein wenig das Problem, dass wir immer zwischen den Regeln der show und der realen Welt hin und her springen :smiley:

Gut zusammengefasst. Allerdings denke ich, dass hier eine stringente Tatgeschichte gebildet werden kann, die durch die Indizien- und Beweiskette nur den Schluss zulassen, dass sie schuldig ist. Zur Anwendung des in dubio Grundsatzes gehört, dass man basierend auf den Beweisen eine plausible alternative Tatgeschichte konstruieren kann, bei der der Angeklagte eben nicht der Täter ist. Und das geht hier eigentlich nicht. Oder magst du es versuchen? :smiley:

Dazu hab ich inzwischen ehrlich gesagt zu wenig im Kopf. Von dem was ich in der Verhandlung gesehen hab, blieb die Steuerung durch Leon möglich, die Ermordung durch Brandi ebenfalls und insbesondere die Ermordung durch einen unbekannt gebliebenen Dritten auch. Am wahrscheinlichsten ist die Ermordung durch die Angeklagte, das sehe ich ja auch so. Aber wenn Zweifel verbleiben, greift in dubio.

@Freas: Kleiner Seitenhieb. Heimtücke liegt offenkundig vor. Aber Kohlenmonoxid, dass in einem geschlossenen Raum eingesetzt wird, ist kein gemeingefährliches Mittel, weil es in seiner konkreten Verwendung nicht geeignet war, eine Vielzahl von Menschen zu verletzen. Das sieht man auch daran, dass für die Wirkung ja das Fenster geschlossen werden musste.

Zur Gemeingefährlichkeit:
Eigentlich müssten wir dazu Fynn Eberhard nochmal hören. Für deine These spricht, dass man das Gebäude evakuiert hat. Allerdings hatte ich das so verstanden, dass das geschah, bevor man die Quelle festgestellt hat. Ansonsten müsste man schlicht berechnen, wie viel Gas in der Flasche war, und ob objektiv überhaupt eine große Zahl Menschen verletzt werden konnte. Eine konkrete Gefahr für eine konkrete weitere Person reicht mW. ja auch nicht (Fischer steht auf Arbeit). Siehe auch BGH 1 StR 487/92 Rn. 12. Und durch das Öffnen der Tür entweicht ja nur eine geringe Menge Gas, was sich zudem ja auch verflüchtigt, wenn der Raum nicht gedämmt ist. Leon wäre eigentlich nach dem Tatplan der einzige konkret gefährdete gewesen. Es ist ja auch ein Büro, das eben nicht per se öffentlich war, wenn es auch diese Besucherchips gibt. Offensichtlich ist es jedenfalls nicht.

Was würdest du denn davon halten, wenn im nächsten Prozess ein Nebenkläger auftreten würde, der unabhängig vom Staatsanwalt arbeitet? So hätte man zwei Ankläger, die Beweise finden können.

Nicht so richtig viel, denke ich. Wäre bestimmt mal cool, löst aber das Problem eigentlich nicht und bedeutet für Rocket Beans eine Menge Aufwand.
Wenn ich Florentin richtig verstanden habe, hat die StA eigentlich mit der Polizei noch ein paar Augen. Wenn du den Nebenkläger unabhängig einführst, hast du de fakto drei Spieler. Das heißt, die StA ist nicht unbedingt entlastet, sondern kann, weil noch ein dritter spricht, sogar belastet werden (zum Beispiel durch ungeschickte fragen). Dramaturgisch kann das natürlich cool sein, insbesondere, wenn der Nebenkläger ein anderes Ziel verfolgt, als die StA. :smiling_imp:

Aber du musst auch bedenken, dass die show so schon vier Stunden lang ist. Wenn jeder Zeuge noch einmal mehr befragt wird, geht sie dann ca. 6 Stunden lang. Und das ist sicher nur ein Bruchteil der Zeit, die die Leute allein an dem Tag daran arbeiten. Und dann ist die Frage, wie sich das in der Show gestaltet. Denn die Angeklagte war ja die meiste Zeit ruhig. Aber ein Nebenkläger müsste ständig Fragen stellen. Und je besser Colin arbeitet, desto weniger Material hätte der NK. Ich weiß nicht, ob das dramaturgisch dann noch so toll ist. Ich denke, dass sowas eher als plot tool für Florentin brauchbar ist, als als normaler Teil der show. Aber das muss er dann auch selbst entscheiden.

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Nur zur Sache von @Pommes_Ruppel dass es nicht unterhaltenswert wäre, wenn die Angeklagte schon zu Beginn sich verteidigen hätte müssen:

Ja, ich verstehe das Argument aus Sicht einer Unterhaltenssendung. Andererseits.

  1. Es war „langweilig“ (also nicht wirklich, ihr habt da eine echt gute Show geliefert und war ich immer gut unterhalten), gut 4 Stunden dem Verfahren zuzusehen, und ich weiß immer noch nicht, warum die Angeklagte überhaupt angeklagt wurde. Und am Ende der Twist. Muss sagen, dass gerade Lars den Fall gut aufgearbeitet hat, um das ganze gegenzuarbeiten, und diese Fallhöhe hättet ihr ruhigen Gewissen eingehen können. Er hat wirklich genügend Sachen aufgezählt, dass die Angeklagte (auch wenn wir ihr mögliches Motiv am Anfang erfahren hätten) kaum Beachtung geschenkt hätten. Da hatte Leon oder der Vermieter und seine Freundin (im Tandem) mehr als genug Angriffsfläche geboten, dass ich das mögliche Motiv längst vergessen hätte. So wirkte es als billiges Motiv der Staatsanwaltschaft, doch noch einen Schuldspruch zu erreichen. Etwas, dass ihr glaube ich wirklich nicht wolltet.
  2. Am Ende: Auch wenn ihr „nur unterhalten“ wollt. Haltet euch bitte einigermaßen an unser Recht. Gibt zuviele Idioten, die dank CSI überall diese Plotpoints sehen wollen und eigentlich ist es genau andersrum: Es wäre bedenklicher gewesen, wenn keine Fingerabdrücke auf dem Fenster zu sehen gewesen wären, als dass sie drauf waren. Meine Fingerabdrücke (und DSA-Sachen) sind bestimmt in jedem Raum, wo ich die letzten sechs Monate war. Das sind keine Beweise (was immer CSI uns verkaufen will). Vor allem: Zeigt, dass das Recht eben wirklich funktionieren kann. Wenn ihr es als „Unterhaltung“ aufzieht habt ihr ziemlich gut bewiesen, dass es eben keine Unterhaltung ist. 2 Mörder. 2 Freisprüche. Und das nehmen ein paar Leute mit und feiern die Sendung. Was sie echt nicht verdient hätte. Ja, wenn ihr das macht: ihr habt auch eine Art Vorbildfunktion, dass ein Rechtsstaat funktioniert.

Und gerade der letzte Punkt schmerzt mich am meisten: Nein, wir pfeifen auf den Rechtsstaat, weil Unterhaltung. Ihr habt eine so gute Community, die euch da gerne unterstützen würde (und auch wissen, was ein NDA ist). Nutzt diese doch bitte.

PS: Gerade das mit dem Motiv und Unterhaltung hätte ziemlich gut umgangen werden können, wenn die Angeklagte am Anfang ihre Aussage verweigert, weil sie nix weiß und der Staatsanwalt verpricht, dass er es im Verfahren offenlegen wird.

Häters gonna hät. :man_shrugging: