Jennifer Weist (J. Rostock; Yeanniver) und Feminismus

Ich finde halt beide Botschaften wichtig.

Du willst jede/jeden ficken? Wenn das alles einvernehmlich, legal usw. ist sollte das normal und banal sein.

Genauso aber eben auch wenn man gar keinen Sex will.

Beides hat seine Stigmata. Ersteres führt dazu, dass eine Frau schnell Schlampe genannt wird. Auch bei Männern gibts hier sicher auch negative Reaktionen aber es hat dann doch auch immer wieder mal dieses „Statussymbol“-Ding, wenn man als Mann viele Frauen „rumgekriegt“ hat.
Aber es gibt eben auch das Stigmata wenn man nie Sex hatte bzw. insgesamt einfach nur sehr selten Sex hat. Es hat für mich ewig gedauert, bis ich mal selbst ein bisschen mehr über Asexualität gelernt habe. Ich würde mich nämlich selbst irgendwo auf diesem Teil des Spektrums einsortieren.

Jennifer Weist stellt hier einen Teil dar. Und auch wenn ich ihre Musik ziemlich furchtbar finde und sie mir immer eher unsympathisch war, muss ich sagen, dass ich das was sie hier tut echt gut finde.

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Grundsätzlich stimme ich dir zu und das meine ich ja eben auch mit dem Banalisieren des Themas.
Eine Banalisierung schlägt ja erstmal in alle Richtungen.
Wenn das Thema Sexualität banalisiert wird, beginnt das ja nicht erst beim Sex haben, sondern eben auch die Entscheidung keinen Sex zu haben ist ja genauso Teil der Sexualität und des/eines Diskurses.

Ich find nur mit dem Wort Botschaft tut man sich in der Rezeption von Kunst immer eher schwer und stellt sich eher ein Bein. Es geht hier erstmal plump ums Zerschlagen von Konventionen und das ist alles. Ich würde nichtmal sagen, dass es hier konkret um die Botschaft geht jeden zu ficken zu können und wollen und das zum unbedingt zu erreichenden Ziel zu erheben, sondern eben sogar abstrakter um das Konzept einer Ermächtigung dieses doch eher männlichen Gestus.

Ich hoffe, man versteht, was ich meine. Ich stolper gread so ein bissl über die Tastatur haha.

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Absolut, stimme dir 100% zu.

Das Lied ist natürlich auch Provokation. Es ist kein Versuch auf möglichst sachliche Weise darzulegen, dass sie gerne Sex hat und dann argumentativ zu begründen, warum Polygamie eigentlich recht unproblematisch ist, wenn alle damit einverstanden sind und auf Verhütung achten.
Die Bezeichnung des Zerschlagens von Konventionen trifft es sehr gut. Ich denke es geht ihr schon ein bisschen darum, dass sie nicht mehr ihr eigenes Sexleben als polygam lebende Frau rechtfertigen muss. Aber wie du schon sagst, geht es sicher im großen und ganzen auch um die sexuelle Selbstbestimmtheit an sich.

Ja, da bin ich bei. Hier also die Konvention der monogamen Beziehung. Schon mal gut und verstehe das differenzierter als vor Starten dieses Threads.

Zum Songtitel fände ich aber für meinen Geschmack angenehmer, wenn es hieße „Ich ficke, wen ich will - oder eben auch nicht.“ Ok, das wäre kein Hit geworden :stuck_out_tongue_winking_eye:

Und du hättest den Thread bestimmt nicht erstellt!

Nix geht über deutschen Schlager.

„Santa Maria, nachts auf ihren schneeweißen Stränden hielt ich ihre Jugend in den Händen, Glück für das man keinen Namen kennt.“

„Kaum beginnt die Band zu spielen, packt es mich, und ich muss mit. Mädchen, reißt euch doch zusammen, jetzt kommt Schleicher Schmidt: Oh, Schmidtchen Schleicher mit den elastischen Beinen, wie der gefährlich in den Knien federn kann. Die Frauen fürchten sich und fangen an zu weinen, doch Schleicher Schmidtchen schleicht sich immer wieder an.“

„Ich fahr’ die allernächste Abfahrt raus! Dort werd’ ich mich verstecken hinter irgendwelchen Hecken. Verdammt, dadurch komm’ ich zu spät nach Haus."

Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.

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Ach, wenn ich ehrlich bin, würde ich auch nicht sagen, dass es da um die Dekonstruktion von Beziehung geht, sondern eben sehr konkret mit der Selbstverständlichkeit gebrochen wird, in der Männer (vorallem hier im Hip Hop) ihr Revier markieren und erzählen, dass sie jede bekommen/nehmen.
Und dann ists eben schon ne sehr bewusste Setzung, dadurch, dass sie musikalisch weg vom Deutschrock gegangen ist und sich eben nicht nur musikalisch, sondern auch ästhetisch und inhaltlich dem Hip Hop zuwendet.
Das ist auf ganzer Ebene eine Auseinandersetzung und ein Spiel mit den Gesten und der Ästhetik vom Hip Hop und Gangster Rap.
Im Video wackeln dann halt Typen mit dem Arsch vor der Karre.
Wie gesagt, das ist alles nicht besonders subtil und wenn ich an jemanden wie Peaches denke(die da wesentlich radikaler und humorvoller in der Dekonstruktion ist), kann man auch nicht sagen, dass das neu ist, aber durchaus okay und richtig es so zu machen.

Klar wird über die ästhetische Verhandlung von Hip Hop hinaus auch noch in eine Gesellschaft hineingegriffen, die eben auch gerne diese Machismen als Selbstverständlich annimt, besetzt und verwendet, ohne sie zu hinterfragen.

Haha absolut und guter Punkt.
Meine Aufzählung sollte auch nicht auf diese Genres beschränkt sein.
Überall ist das zu finden.

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This! Besser kann man es nicht sagen.

Aber welcher Druck denn? Dein Behauptung ist ja auch, Teenager würden sich damit zu Sex mit vielen Partnern genötigt fühlen. Nur ein Song ist doch dafür schon etwas wenig, ich seh bei Yeanniver nun auch nicht Teenager als Zielgruppe.

Also meine Frage wäre nun, gibt es für deine These noch weitere Anhaltspunkte.

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Nee, ist schon richtig: Yeanniver selbst formuliert pluralistisch und tolerant: „Jeder wie er mag - ich habe keinen Rat“.

Nur in der extrem fordernden/überfordernden Phase der sexuellen Orientierung der heranwachsenden Teenager (Mädchen mit dem ganzen gesellschaftlichen Druck, den Wowaber gut beschrieb:

… frage ich mich, ob das die Mädels nicht auch verstören kann. Unsereins sieht die Unterschiede zu Shirin David „Gib ihm“ und kann aus dem Satz eine Provokation rauslesen. Nur wenn besagte 14-jährige sich jetzt noch zusätzlich zu allem eh schon überbordenden Problemen hinsichtlich Körper Selbst- und Fremdwahrnehmung fragt, ob es nun uncool ist nicht jeden ficken zu wollen, dann hätte ich ihr das lieber erspart.

Aber zurück zu Deiner Frage: Ob das bei nennenswert vielen heranwachsenden Mädchen als Druck ankommt, dafür habe ich keinen weiteren Anhaltspunkt. Das ist nur mein innerer Kampf mit meiner Einstellung…

Grüße

Was erspart?
Dir geht es ja rein um den Ruf, aber da kann man doch besser was tun, in dem man Leute einfach nicht nach der zahl ihrer Sexual Partner beurteilt und ob der Sex nun in einer Beziehung passierte oder außerhalb.

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Aber das ist doch eher eine Mentalitätssache.

Es ist eben leider noch so, dass es leider so ist wie du sagst, dass der „Bub eventuell sogar vom Vater auf die Schulter geklopft kriegt,“, das Mädchen dagegen dafür leider verurteilt wird, teils auch von der eigenen Familie.

Da muss ich auch direkt widersprechen auch eine Shirin David halte ich für eine feministisches Vorbild. In Sachen intersektionalität und Feingefühl gibt es sicher Kritik. Ich unterscheide aber nicht in „gute“ und „böse“ Frauen die mit ihrem Körper machen was sie wollen.

Sie alle bieten neue Stereotype die als Antwort auf unterdrückerische Strukturen funktionieren aber gleichzeitig natürlich auch Gefahren mit sich bieten aber das tun bestehende Strukturen ja auch seit Hunderten von Jahren.

Die Philosophin Stacey Goguen hat zu „positiven“ Stereotypen auch ein interessantes Essay geschrieben.

Wenn English kein Problem ist, dann kann ich das sehr empfehlen.

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was aber definitiv was damit zu tun hat, dass es bei männern ein ausdruck von macht ist von seiten eines mannes, der sowieso schon mehr selbstbestimmung hat (weil er eben NICHT als schlampe gilt, wenn er das tut) und sich nur noch weiter über andere erhöht, zumal behauptet, jede frau zu bumsen, obwohl gerade die ja die mit weniger selbstbestimmung bleiben, er drückt ja mit dem ganzen kein bisschen aus, dass es für frauen ok-er ist, genauso frei rumzuficken, als es von vielen angenommen wird.

wenn ne frau sowas sagt, greift sie den grundgedanken an, sie dürfe nicht, was männer dürfen - und wofür sie sogar beneidet oder gar bewundert werden.

ansonsten wüsste ich nicht, warum es von nem mann „ekelhaft“ sein sollte.

Die beruhigende Seite für dich ist, wenn deine Tochter einen halbwegs intakten Musikgeschmack entwickelt hat, kommt sie mit Yaenniver gar nicht erst in Kontakt :sunglasses:

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Zum Glück ist das ja Geschmackssache und es gibt da wesentlich beschissenere Musiker*innen als Yaenniver. :wink:

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Beschissener geht natürlich fast immer

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Ja hast du ja jetzt mit deinem Kommentar bewiesen, stimmt.

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So, da bin ich nochmal…
Dachte zuerst, ich belasse es bei em Gesagten, fragte mich aber nun: Worum geht es mir denn eigentlich? Jedenfalls nicht um die den Ruf (die Gefahr, dass meine Tochter als Schlampe bewertet werden könnte).
Vielmehr geht es mir darum, dass die heranwachsenden Mädchen in der sexuellen Orientierung während der Pubertät in meiner Wahrnehmung extrem vielen widersprüchlichen und in Teilenn ungesunden Erwartungsdrücken von allen ausgeliefert sind und Schutz brauchen (und nicht zusätzliche Fragen: „Ist es uncool, keinen oder nur einen zu ficken?“ „Bin ich verklemmt, wenn ich nicht auch mehrere Typen ranlasse?“). Solche Fragen würde ich meiner Tochter gerne ersparen.

Aber zu eigentlichen Frage: Worum geht es mir?
Mein Störgefühl zu dem Satz „Ich ficke jeden“ hat sich nicht verringert. Nur insofern, als dass ich ihn als Provokation besser nehmen kann und wie Herr Dirk schrieb

Trotzdem geht der Satz für mich nicht. Moderne Sexualpädagogik und auch meine eigene Vorstellung zielen alle darauf ab, den jungen Mädchen beizubringen, nur das zu tun, ws sie wollen. Und das beinhaltet in erster Linie an entscheidenden Stellen „nein“ zu sagen. Der Songtitel geht da leider komplett in die andere Richtung (auch wenn er nicht so gemeint ist, jeden Idioten über sich drüberrutschen lassen zu sollen). Er ist aber klar in die Richtung der Banalisierung der Sexualität gemeint. Und die halte ich (gerade für Pubertierende) für extrem problematisch und würde das Gegenteil versuchen wollen bewusst zu machen: Überlege Dir genau, wen Du an Deinen Körper lässt. Seelische Verletzungen erfolgen schnell und sind machmal irreversibel traumatisierend. „Ficke nicht jeden!“ wäre mein Mantra (Für Jungs und Mädchen!) und eben dann das Gegenteil des Songtitels und deswegen geht der für mich nicht.

Sorry, das wollte ich noch loswerden. Grüße

Also nur um Missverständnisse auszuräumen, viel Sex mit verschiedenen Männer zu haben ist keine sexuelle Orientierung.
Und ja klar Teenager, Jungen wie Mädchen, bekommen da viele Eindrücke und müssen mit vielen klarkommen.
Aber weiterhin bin ich der Ansicht das man sie vor gar nicht schützen muss, besonders nicht Frauen im speziellen.

Weiterhin bleibt meine Frage, ob du denn noch mehr Bespiel hast, ein Song, der weder besonders gut noch populär ist, löst nicht den Druck aus denn du beschreibst.

Und es bleibt die Frage, was nun ist wenn Jugendliche Frauen genau das wollen was Yeann beschreibt.

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also wenn deine tochter aus freien stücken, völlig selbstreflektiert und unbeeinflusst von außen sehr promiskuitiv leben würde, hättest du kein problem damit?
deine bedenken richten sich ausschließlich auf eine von dir unterstellte verführbarkeit durch bspw. songs (vertrauen mal aussen vor)? häufig wechselnde geschlechtspartner sind rein grundsätzlich überhaupt kein problem für dich?

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