Ich finde diesen ständigen Vergleich zwischen dem MCU und dem DC Extended Universe langsam auch ermüdend. Klar, der Vergleich ist naheliegend und eignet sich gut als einfache Eröffnung einer Diskussion, wenn es um einen neuen DC-Film geht, aber man muss dennoch nicht immer wieder das wiederholen, was bereits in etlichen anderen Podcasts und Talks zu Genüge behandelt wurde.
Ich glaube, das ist eben der Fluch und Segen von Superheldenfilmen. Du hast kein „normales“ Ensemble, sondern eines bestehend aus Star-Schauspielern mit großen Egos, die Superhelden verkörpern, die ein noch größeres Ego haben. Hinter jedem Superheld steht eine Fangemeinde und ein eigenes Merchandise-Angebot. Jeder Superheld braucht also möglichst viel screen time, möglichst viele one liner, krasse Actionszenen usw. Außerdem wollen die Studios möglichst viel Hype generieren und die Fangemeinden an die einzelnen Charaktere binden. Unter anderem dadurch entstehen eben die Origin-Filme. Ich habe mehrere Leute im Bekanntenkreis, die sich vor dem nächsten Avengers-Film nochmal alle (!) anderen Marvel-Filme angeschaut, sich die Kinotickets im Vorfeld gesichert und mit Merchandise (meist in Form von Comics und T-Shirts) eingedeckt haben. Das ist eine Maschinerie, die am besten funktioniert, wenn es nicht ein großes Zahnrad gibt, das alleine alles ziehen muss, sondern mehrere, die für sich schon gut funktionieren.
DC ist diesen Weg nicht gegangen, sondern hat gleich die großen Hämmer ausgepackt und die Drehbücher von der Grundschule um die Ecke schreiben lassen. So entsteht etwas wie Suicide Squad, das mehrere Charaktere in den Raum wirft, von denen 1-2 nach wenigen Minuten komplett verschwinden und der Rest muss sich durch ein mieses Drehbuch kämpfen und dem Zuschauer erklären, wer wer ist und warum man in den nächsten Film mit diesem Charakter gehen sollte. Hinzu kommt, dass es keinerlei Vision gibt und die Filme sich tonal voneinander stark abgrenzen. Shazam! und sowas wie Justice League wirken wie totale Gegensätze. Ein düsterer und bierernster Film wie Batman v Superman: Dawn of Justice beißt sich total mit dem kunterbunten Aquaman usw. Auf der einen Seite sorgt das für Abwechslung, auf der anderen wirkt das DC EU wie ein Flickenteppich, bei dem jeder mal was dazukleben konnte. Letzten Endes wird das schon an den Studios liegen, die das wohl genau so haben wollen. Man macht mit den Filmen immer noch gut Kohle und kann, wenn es mal zu doof wird, jederzeit auf den Reboot-Knopf hauen und etwas Neues machen, ohne damit Millionen von Fans abzuschrecken.
Ich glaube auch nicht, dass für jede Figur ein Film nötig gewesen wäre, aber man braucht schon eine gewisse Fallhöhe und ein gewisses Profil von einer Figur, um dann eben auch mit ihrem Drama mitzugehen. Das hat das DCEU mMn nie wirklich geschaffen. Und der Snyder-Cut kittet auch nur, was an Ideen eigentlich mal viel größer werden sollte.
Mir fällt auf die schnelle jetzt mal sowas wie Ocean’s 11 ein - und ja ich weiß, dass das ein mehr als holpriger Vergleich ist.
Und nochmal ja, ich seh auch, dass die Größe bzw die Behauptung dieser bei Snyder schon von vornherein eine ganz andere.
Das interessante ist ja, ich musste beim Snyder-Cut immer mehr an sowas wie Herr der Ringe denken, als an einen Superheldenfilm.
Zumindest versucht er sehr an eine „wagnerianische Größe und Oberfläche“ heranzukommen und lässt eigentlich, da muss ich Wolfgang recht geben, jede Menschlichkeit weg.
Ob er das auch schafft? Ich würde sagen nein.
Ich fand das alles am Ende sehr ermüdend und ich find die Geschichte um die Entstehung des Filmes und den Diskurs um diese beiden Schittfassungen herum aber tatsächlich wesentlich interessanter und spannend, als die beiden Filme.
Die ganze Welt der Comicverfilmungen und du nimmst den ?
Wenn ich dir helfen darf: X-Men (2000) oder Fantastic Four (2005) waren z.B. auch Ensemble-Filme und haben es besser als DC hinbekommen, mehrere Charaktere gleichzeitig einzuführen.
War halt der erste, der mir einfiel.
Übrigens, in meiner querulanten Art muss ich fragen, ob Assemble-Film was eigenes meint, oder ob bloß „assemble“ mit „Ensemble“ verwechselt wurde.
Ich dachte halt, vielleicht gibts da aus so einen speziellen Begriff für Filme wo ein Team „assembled“ wird, den ich noch nicht kannte.
Bin schon still.
Die glorreichen Sieben, MASH, das dreckige Dutzend.
Sind alles Klassiker, die diese Kunst geschafft haben. Reservoir Dogs würde ich auch noch als Ensemble bezeichnen.
Generell könnte man bei Tarantino sagen, dass es eine große Stärke von ihm ist, innerhalb eines Films ein großes Ensemble an Figuren zu etablieren und mit ordentlicher Fallhöhe zum Teufel zu schicken (Basterds, Hateful).
Es gibt jetzt eine Online-Platform für Indie- und Programmkinos in Deutschland (aktuell etwa 20 verschiedene Kinos), wo man von ihnen bzw. von dem Verbund kuratierte Filme als VoD zum leihen oder als Part eines Abos schauen kann. Also in etwa wie Amazon Instant Video und Amazon Prime Video, halt bloß von den Kinos selber. Es gibt wohl auch Rabatte für Kinotickets im örtlichen Kino, wenn man von diesem Kino ein Online-Abo hat (vielleicht auch andersrum?). Man ist auch nicht unbedingt an sein örtliches Kino gebunden, sondern kann glaube ich auch bspw. als Münchner bei einem Hamburger Kino ein Abo abschließen oder etwas leihen.
Preise liegen wohl bei 1-4€ zum leihen (aktuell bspw. Koreedas „Like Father, Like Son“ für 4€ in HD, den es aktuell bei keinem anderen deutschen Streaming-Service zum leihen oder im Abo gibt)
Abo-Preise liegen, wenn ich das richtig überflogen habe zwischen 2,50 - 5€ im Monat, je nach Kino. (Filme in Abos z.B. aktuell „Birds of Passage“ oder „Mustang“)
Ich hoffe mal, dass da auch noch ordentlich viele Kinos dazu kommen.
Mir würden auch zwei „Marvel“ Filme einfallen. Die X-Men kommen ohne echte Originstory aus. Es gibt im ersten Teil zwar eine kleine Originstory für Rogue und Logan ist noch nicht bei den X-Men, aber die X-Men existieren bereits und bei Logan wird im ersten Film bewusst ein Geheimnis um seine Herkunft gemacht.
Guardians of the Galaxy wäre das zweite Beispiel. Die Gruppe formiert sich zwar erstmals, aber keine Einzelfigur bekommt eine Originstory. Funktioniert sowohl bei den Guardians als auch bei den X-Men.
Bei Justice League hatte man für Superman und Wonder Woman vorher Solo-Filme und Batmans Origin kennt man sowieso und selbst das wurde in BvS zumindest nochmal als kurzer Flashback gezeigt. Bleiben also nur noch Aquaman, Cyborg und Flash. Snyder hatte eine Originstory für Cyborg im Film, die wurde eben weitestgehend von Whedon gestrichen.
Bei den Avengers wissen wir bis heute nichts über die Ursprünge von Black Widow oder Hawkeye und Hulk hatte zwar einen Solofilm, aber ohne Originstory.
Das DCEU ist nicht an fehlenden Originstorys oder Einzelfilmen gescheitert, sondern daran, dass Justice League so schlecht war. Klar, wenn man eine Milliarde knacken will und BvS „nur“ 850 Mio. einspielt, dann ist das trotz des riesigen Erfolgs eine Enttäuschung. Bei Wonder Woman waren die 822 Mio. dagegen ein Erfolg.
Ich glaube nicht, dass ein Snyder Cut die Milliarde geknackt hätte, wahrscheinlich wäre man wieder zwischen 800 und 900 Mio. angekommen, aber es waren die schlechten Kritiken und Bewertungen der Fans, die dafür sorgten, dass es nicht mal 700 Mio. wurden. Bei Suicide Squad dasselbe Spiel. Miese Mundpropaganda hat einen größeren Erfolg verhindert.
Wonder Woman und Aquaman wurden beide zu Hits, obwohl der direkte Film davor mies war.
Dass man mit den eher düsteren Filmen vielleicht weniger Menschen anspricht als das MCU ist gut möglich, aber gescheitert ist das DCEU an der Kinoversion von Justice League und vielleicht noch dem Rückfall von Ben Affleck, aber in erster Linie am fehlenden Willen Warners, es fortzusetzen.
Jetzt hat man ein Patchwork-Universum bestehend aus den DCEU-Resten Aquaman, Wonder Woman, Flash, einingen Suicide Squad Charakteren und mit Abstrichen noch Shazam.
Dazu gesellen sich dann The Joker und The Batman, die beide für sich allein stehen.
Also eigentlich genau das, was wir nun auch in den Comics erlebten, nachdem DC nun zum wiederholten Male daran scheiterte fas 100 Jahre Comicgeschichte als ein Kanon zusammenzufassen und es gerade wieder als „Anything-Goes“ rebootet. (Ja, DC rebootet gerade wieder seine Comics, same business as usual inzwischen).
Ich würde auch sagen, dass was dem DCEU fehlt, ist ein entschlossenes Konzept und eine gewisse Form von Kontinuität und Mut. (Stilistisch, Erzähtechnisch, stattfindende Wirklichkeit usw.)
Mir gefällt die Vorstellung von einem rauen, ernsten, düsteren und dystopischen DCEU. Mit modernen Kostümen und gerne mal Hosen für WW.
Und mit dem Mut die Helden so richtig krachend scheitern zu lassen. Sie unsympathisch zu machen. Die Projektionsfläche, die sie für Idealvorstellungen sind, mit Wumps aufbrechen und eine spannende Handlung, die alle an ihre Grenzen bringt.
Gadot ist echt toll und fast zu schön. Sie ist die neue idealisierte Version, die sonst Superman war.
Bei Superman find ich den Part super: Du bist der Welt nichts schuldig. Ist er doch auch nicht. - Aus solchen Ansätzen lässt sich viel machen.
Und was DCEU wirklich macht sind Reboots und Recyceln der eigen (Comic)Storys. Das funktioniert bei einem Iron Man und einem Avengers, aber nicht nach dem 10. Batman, dem 4, Joker und dem 8. Superman. Da bin ich voll bei @Addearheart