Kino+ 2021 (Kino Plus)

Bei The Male Gaze geht’s nicht so wirklich um einen individuellen Ausgangspunkt oder ökonomischen, sondern wie sexistische und patriarchale Muster in kinematographischen Darstellungen Ausdruck finden. Und diese Muster sind derart internalisiert, dass es nicht allen auffällt. (Den wenigsten um ehrlich zu sein, wenn anscheinend die TikTok Generation jetzt erst erwacht.)

Sexualisierende Darstellungen sind dabei das Offensichtlichste. Es lässt sich bei The Male Gaze erweitern um eine ideologische Herangehensweise die Rolle einer Frau zu konzipieren.

Deswegen beinhaltet auch sowas wie Lara Croft oder Mulholland Drive* eben keine Darstellungen von originellen, kreativen oder emanzipierte Figuren von Frauen, sondern sexy Schablonen von Frauen von männlichen Vorstellungen (*auch wenn Lynch es vielleicht gerne so hätte, das er diese Stereotype auf einer Meta-Ebene anlegt, ich erkenne das eher weniger). Auch Wonder Woman ist meiner Ansicht nach nur eine Schablone. Es gipfelt bis zur handlungsunfähigen Hausfrau, die nur 7 Minuten im Film spricht, die untergeordnete passive Frau - aber sexy und hübsch. Ausgewogen erscheint mir das weniger. Diese Unausgewogenheit lässt sich am leichtesten daran ablesen, wie bekleidet ist der Mann, wie bekleidet ist die Frau, aber auch wer darin aktiv/passiv handelt im Film plus die Blickachsen im Film selbst. - Da, denke ich, gehts nicht nur um Zielgruppen oder Kreativität.

Und das ist ja kein Vorwurf, dass ist ja wiederum ein gesellschaftliches Resultat; genauso wie wir uns so wundernd fragen, warum es so wenige Regisseurinnen gibt.
Was dann auch nicht überzeugt, sind Filme die erfolgreiche Karrierefrauen darstellen, wenn diese nur „männliche Verhaltensmuster“ kopieren.

Für mich ist es kein wirtschaftlich motivierter „schmaler Grat“, es ist hier vielmehr ein Analyseschlüssel für eine Männer dominierte Branche, in der Männer dominierte Narrative sich in die Filmgeschichte einschreiben. (Mehr wollte Mulvey eigentlich auch nicht.) - Betrifft ja auch die Kunst, Literatur und Musik. Und wenn ich mir die Frauen bei One Piece ansehe oder eine Serie wie Golden Boy, weiß ich nicht warum du das als ein Argument für Ausgewogenheit siehst?

Insgesamt wird das alles (gefühlt) erst die letzten 5-10 Jahre besser aufgebrochen. Sowas wie Orange is the New Black war ja eine grandiose Offenbarung dafür, wie vielseitig, sensibel und kreativ(!) weibliche Charaktere gestaltet werden können.

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Das ist meiner Meinung nach der springende Punkt, sozusagen eigentlich der Ausgangspunkt, der Untersuchung, die man selbst so anstellt.
Natürlich ist einem eben bewusst, wie das Funktioniert mit den Tiefen ausschnitten und der Werbung. Den ewigalten und langweiligen Satz „Sex Sells“ hat einem wahrscheinlich sogar der eigene Vater schon erklärt, mit einem „das ist halt so“ angehängt.
Aber dann kann man davon ausgehend eben weitergehen und sich überlegen, was Filme, Kultur, Gesellschaft abseits der Sexualisierung über Frauen erzählt.

So sehr ich Lynch liebe, aber emanziperte Frauenfiguren erzählt er eigentlich nie.
Ich überlege gerade ob es überhaupt (ausser die „Stichwortgeber“) so richtig selbstbestimmte Protagonisten bei Lynch gibt. Hm.

Interessant, da hat jemand was darüber geschrieben, vielleicht les ich da mal bei zeiten rein.

Ich hab auch nicht alles von Lynch gesehen. Da würde ich mich auch nicht festlegen, wenn jetzt ein überzeugendes Argument kommt. Das war eines der letzten bizarren Beispiele die mir gerade einfielen.

Über Lynch kann man bestimmt ein ganzes Seminar machen,… wenn man Lust hat.

Eine marxistische Vampirkomödie, das ist mal ein Genre.

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:fuerdaswasesseinwill: klingt schräg genug um witzig zu sein.

Hier ist Wolfgangs Filmschatz in der Kategorie, Krimi

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Serien sind da eh weiter, ich sag nur Sex Education. So tolle vielfältige Figuren, interssante Themen, aber ohne zu dramatisch zu werden oder das der Humor sich über Leute lustig macht.

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Gilt das denn für jedes Kino oder besser gesagt jedes Land, das Filme produziert? In dem Video da oben sind mMn schlechte Beispiele gewählt. Und vor allem sind es nur amerikanische/westliche/massentaugliche Blockbuster mit dem Hintergrund Comic, Spielzeug, Jugendserie etc… Ich sehe keinen französischen, spanischen, russischen, asiatischen Film dabei. Warum? Werden die in die Bewertung, Betrachtung nicht mit einbezogen?

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Mulvey kommt selbst aus den USA, daran wird es hauptsächlich liegen. Sie nennt ja in ihrem Aufsatz Filme von Hitchcock, Sternberg und nennt Auftritte/Szenen von Dietrich, Monroe und Garbo. Im Kontext von Hollywood 1975 und dem aufkommenden Feministischen Strömungen, sind das alles sehr treffende Beispiele gewesen, für ihre Herleitungen, wie Frauen durch ihre Positionierung im Film objektiviert und sexualisiert werden. Und ihre Analyse von Blickachsen, Kamera, Figurenkonstellation und Zuschauer sind auf alle Filme anwendbar - als analytische Ebene.
Ich find es da ein wenig überstreng, einer Autorin 1975, an dem Punkt eine Relevanz absprechen zu wollen, weil sie keine intersektionale und postkoloniale Haltung einnimmt, Wie die üblichen Theoretiker_innen, ist sie „ein Kind ihrer Zeit“. :wink: Und klar, wird dieser Text einem okzidentalem Ausgangspunkt zugesprochen. Nicht zuletzt lieferte dieser Text auch eine Grundlage für Diawara und Julia Dittmann, die diese Ansätze weiterentwickelten. - Ein Grundlagenwerk für die (feministische) Filmtheorie hat sie auf jeden Fall beigetragen.

Ich wäre vorsichtig, dass auf alle Kulturen und Gesellschaften pauschal zu übertragen, aber überall wo Produktionen männlich dominiert sind oder patriarchale Strukturen vorherrschen, lässt sich diese Art Frauen darzustellen, finden: Kamera, Drehbuch, Regie. Es ist auch nicht verwunderlich, dort wo es Sexismus gibt, kann sich das in visueller Kultur niederschlagen. - Vielleicht ne gewagte These, aber sollte jemand darüber ne Abhandlung schreiben wollen, finden sich Beispiele. Wie Der Himmel über Berlin. Da hat sogar bell hooks die Szene mit der Trapezkünstlerin thematisiert.

Wenn ich Frauenfiguren bei Ghibili mit Disney vergleiche, kommen wir da zu unterschiedlichen Ansätzen. Aber bei Filmen für Erwachsene, naja, da seh ich den fragmentierten weiblichen nackten Körper in japanischen, spanischen genauso wie in Hollywood Filmen. Ich kann leider nicht behaupten eine gleiche Anzahl an russischen, japanischen und spanischen Filmen gesehen zu haben, um hier eine Bewertung abzuschließen. (Muss ich auch nicht.)

Wenn du mich fragst, heißt das nicht, dass jeder Film von, der von einem Mann gedreht wurde, automatisch diesen Blick wiedergibt. Unbewusst steckt dieser Blick aber öfter in Filmen, Serien oder anderen visuellen Werken drin, als vielleicht einigen bewusst ist. Filmanalytisch geht es darum sich zu fragen: Ok, warum wurde Harley Quinn zwischen die Beine gefilmt? Welchen Nutzen/ästhetischen Mehrwert hat ein Kameraschwenk, der bei ihrem Po bleibt? Warum muss sie sich umziehen vor allen? Das bedient einfach den Voyeur. Ich finde diese Figur ist ein sehr gutes Beispiel, wenn wir die Regie vergleichen wollen.

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Bei den Superhelden Filmen denke ich immer, dass ich mal in die Muckibude sollte. :confounded:

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Schöner Kontrast zum Thema vorher :smiley:

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sind halt alle gestofft und daher kein vorbild.

Ohne Bodyshaming betreiben zu wollen, aber Pratts Jojo-Effekt finde ich teilweise wirklich extrem und stelle ich mir sehr ungesund vor immer so schnell an Gewicht ab- und zuzunehmen.

Bei Evans bin ich eigentlich sogar ganz froh, dass er nach First Avengers nicht mehr auf das Level sich hochpushen musste. Das war schon ziemlich krass.

Was Hemsworth zurzeit auf Instagram alles abliefert, ist auch viel zu bulkig und gruselig.

krass, dachte mittlerweile kennt jeder das thema schon. Das es dazu jetzt erst Videos hier gibt sollte mich überraschen, aber überrascht mich dann doch nicht.

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Fühl ich.

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Naja, er spielt halt Hulk Hogan in seinem nächsten Film. Der hatte in frühen Phasen seiner Karriere durchaus übertriebene Muskeln.

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Nicht nur der ‚Jojo Effekt‘ ist schädlich. Auch das Bild was junge Männer vermittelt bekommen, parallel zur Magersucht steigt die Zahl an Personen die an Bigorexia (Muskelsucht) leiden.

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ich hab mir die Mühe gemacht vorher bei YouTube nachzusehen… Vielleicht hats Wolfgang mal erwähnt, der kennt Mulvey bestimmt?

Vielleicht gibts ja eins und wir kennen es nur nicht, aber das wurde mir heute so schön vom Algorithmus angespült :man_shrugging:

Ich spreche niemandem irgendwas ab oder behaupte gar, dass es dies in anderen Ländern nicht gibt. Aber ich habe nur das Video da oben gesehen und finde nicht alle der gewählten Beispiele zielführend. Vor allem das Megan Fox-Beispiel. Selbst auf Deine Fragen zu Harley Quinn kann man klare Antworten geben, die halt aber moralisch/ ethisch/ inszenatorisch/ gesellschaftlich angreifbar oder eben nicht korrekt sind. Nur bleibt es dabei, dass in dem Video oder auf TikTok vor allem das hochbudgetierte Hollywoodkino herangezogen wurde. Deswegen hat mich interessiert wie umfassend der Begriff, die Feststellung getätigt, analysiert, entdeckt oder belegt wurde.

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Keine ahnung, aber ich sehe das schon ziemlich häufig, werden ja immer mal wieder so Vergleichsbilder in sozialen Medien gepostet wie Männer XY gefilmt haben und wie Frauen XY gefilmt haben. Achte darauf auch schon etwas länger mit drauf wie das dann gefilmt ist. Dachte daher, das Thema wäre allseits bekannt.
Könnte bei mir aber auch daran mit liegen, dass ich ganz gerne über Gamer-Incels oder andere Konsumenten lustig mache, wenn diese wieder rumheulen, weil irgendein Charakter wieder nicht „sexy“ genug ist und dem Male Gaze entspricht. So was gabs ja erst letztens wieder, wegen der Darstellerin aus der Netflix Verfilmung von Cowboy Bebop.