Natürlich, aber die Frage ist eben, warum kann diese Person helfen. Das muss nicht nur sein weil der Film selbst behauptet. dass Weiße überlegen sind und es die anderen gar nicht auf die Reihe kriegten für ihr eigenes Wohl zu sorgen/ zu kämpfen. Der Film wird selbst rassistisch hier, weil für den Film Plot und Charaktere durch die Hautfarbe erklärt wird.
Aber es gibt eben auch die Möglichkeit, dass das Unterdrückungssystem so brutal und unnachgiebig ist, dass es gar nicht mehr die Möglichkeit des Aufstands von innen zulässt. Das System ist so stark, es gibt gar keine Menschen mehr, die von der Unterdrückung betroffen sind, die noch irgendwelche Macht hätten, an ihrem Zustand zu ändern. Das hat nichts mit ihrer Person zu tun, sondern viel mehr an der Grausamkeit der anderen.
Dieses Argument funktioniert aber unabhängig davon, was nun der genaue Aufhänger für die Diskriminierung ist, sei es Herkunft, Status oder sonst etwas. Im Zentrum steht das System und nicht die natürliche Unlust/ Unfähigkeit gewisser Menschen, sich um sich selbst zu kümmern.
Deshalb habe ich auch gesagt, dass für mich Oskar Schindler kein White Savior ist. Denn dazu braucht es eben mehr als einen weißen Helden, der Nichtweißen (wie auch immer genau dargestellt, hier werden eben Menschen jüdischen Glaubens vom System als Nichtweiße bezeichnet und dann unterdrückt) hilft. Im Zentrum des Films steht nicht die Argumentation, dass Schindler objektiv rassenideologisch über den Menschen steht denen er hilft. Der Film geht um die Brutalität des Systems und darum alleine. Ein System, das so läuft, dass nur einer der von dem System selbst profitiert hat, genügend Macht hat, Menschen vor dem System zu retten. Der Film berührt nun auch nicht, weil Schindler so als Held wegkommt (er hat sich eben auch nicht immer perfekt verhalten) sondern eben weil die unglaubliche Unterdrûckung einem den Atem raubt. Der Film könnte eben auch genauso mit getauschten Rollen funktionieren, denn es ist an sich egal wer Unterdrücker oder Unterdrückter ist. Das ginge bei einem rassistischen Propagandafilm nicht.
Filmanalyse ist komplex und hier möchte ich eben dass man ebenso komplex denkt und bei der Beurteilung berücksichtigt, was denn genau die Intension des Films ist, ehe man Stempel verteilt.
Sonst wäre ja wahrscheinlich schon Spiderman ein White Savior, wenn er einen altem BPoC über die Straße hilft. Und diese Argumentation finde ich eben zu plumpp, den Spiderman hilft ihm, wegen seinem Charakter und seinen Superkräften, aber beide Dinge haben nichts mit seiner Hautfarbe zu tun. Er ist eben die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft und kann sowieso komplett unterschiedlich aussehen.