Ich find das total schwierig einzuordnen, was da wie dargestellt wurde. Dafür müsste man viel mehr Ahnung haben. Aber es wirkte viel mehr so, dass die natürlich wussten, dass die meisten keine Ahnung haben und dann ging es nur noch darum, wer da am Besten manipulieren kann.
Und da wirkte es so auf mich, dass beide Seiten gleichermaßen manipulativ vorgegangen sind.
Alleine schon, dass Depps Seite das unbedingt öffentlich haben wollte. Dann kann man gleichzeitig nicht als Argument gegen Heard bringen, dass ihre Aufnahmen ja so schlimm waren.
Ich fand Depp im Verhör nicht souveräner als Heard. Er hat viel rumgestammelt und sich ebenso widersprochen. Zum Beispiel würde er als Gitarrist nie selbst seine Finger gefährden.
Gleichzeitig haut er im Suff mit bloßen Händen Scheiben ein. Nun, wie glaubwürdig ist dann die erste Aussage noch?
Gegen Heard wird vorgeworfen, dass alle ihre Zeugïnnen nen persönlichen Bezug zu ihr haben und deswegen unglaubwürdig sind.
Bei Depp standen viele Zeugïnnen in nem finanziellen Abhängigkeitsverhältnis zu ihm, das soll sie nun glaubwürdiger machen?
Generell fand ich das Verfahren ziemlich unseriös. Beide Seiten bringen ihre eigenen Psychologïnnen rein, die jeweils behaupten, dass die anderen nicht nach richtigen Standards vorgegangen sind. Am Ende gibts keine neutrale Instanz, die da für Aufklärung sorgt, sondern es bleibt eben dabei, wer am besten manipuliert. Und da fand ich auffällig, dass ein großer Teil eben nicht dafür draufging, Erkenntnisse dazubringen, sondern eben die andere Seite lächerlich zu machen.
Was ich ebenso unseriös fand, wie Schulfreunde von Depp gefûhlt stundenlang rumschwafeln können, was Depp in den 80ern fürn toller Typ war, und zum Ende des Verfahrens wird bei Fragen, die sich um den eigentlichen Punkt drehen, ständig wegen mangelnder Relevanz alles abgesägt.
Was mich auch wundert, dass ich in den justice for Johnny Artikeln letztendlich nie die klaren Beweise gegen Heard sehe, die ich bei so einer klaren Haltung erwarten würde, sondern genau dieses Geraune und die billige Stimmungsmache, auf die ich nicht viel gebe. Und joah, dass Depp der bessere Schauspieler ist, den Leute dann in seiner Art glaubwürdiger fanden, das hat ja nichts mit Wahrhaftigkeit zu tun.
Und was du erwartest, wie Heard sich als eine die Angst hat verhalten müsste, da kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, dass das komplett realitätsfremde Erwartungen und Einschätzungen sind ^^
Für mich bleibt aber die Erkenntnis, dass mir Depp nach seiner Burton Zeit ziemlich egal war.
Nach dem Verfahren wandelt sich das alleine schon durch die belegten Wutausbrüche, unstreitbar misogynen Chatverläufe, dass selbst die Psychologin von seiner Seite von mutual abuse redet, dass er am Ende ja offenbar trotzdem Vergehen im Wert von 2 Millionen Dollar begangen hat, dass der Typ jetzt ziemlich unten durch ist bei mir.
Also wenn ich mir bewusst bin, was das für eine manipulative Veranstaltung war und deswegen gar nicht nach Glaubwürdigkeit oder sonstwas gehe, sondern nur nach dem, was hinter all dem Spektakel auf dem Tisch liegt und er nichtmal selbst abstreitet, fand ich meine ‚egal‘ Einstellung vorher schon besser.
Zumal ich auch nicht das Gefühl hab, dass er sich wie der missverstandene unfair behandelte und jetzt endlich befreite und rehabilitierte verhält. Er erzählt in Interviews von tollen Zeiten mit Polanski, macht Konzerte mit Marilyn Manson usw. Wirkt für mich alles nicht wie ‚yay hier ich bin einer von den Guten‘.
Und da bin ich schon erstaunt, wie gut jemand, der grad zwei Millionen für seine Vergehen zahlen muss, in der breiten Öffentlichkeit noch weg kommt und als Gewinner dasteht.