Kino+ 2024

Mah, das war jetzt total lieb gerade und hat mich irgendwie sehr gerührt.
Jetzt hat mich meine Schwester angerufen, total irritiert, sie hat mit ihrem Freund zusammen ihren ersten Quentin Dupieux gesehen. Ob ich Die Wache gesehen hab, will sie wissen.
Ja klar, sage ich, ich steh total auf das Kino von Dupieux.
Sie erzählt, sie hätte noch nie soetwas absurdes gesehen, und fand den Film sehr albtraumhaft. Ihr ist nicht ganz klar, wie der zu lesen und zu sehen ist. Sie ist verwirrt und verstört und ist sich nicht ganz klar was da jetzt real sein soll und was nicht. Theater oder Kriminalgeschichte?. Albtraum eben.
Und jetzt will ihr Freund nicht mit ihr darüber sprechen, weil er es scheinbar lächerlich findet, dass sie sowas gruselig findet. Also ruft sie mich an, weil sie Redebedarf hat. Schade, sage ich, das ist doch gerade schön, nach so einem Film noch gemeinsam drauf herumdenken und plappern. Sie meint, dann wird sie jetzt halt auf eigene Faust noch über den Film lesen müssen.
Wir quatschen noch ein bisserl über den Film, ich versuche ihr den Regisseur zu erklären, erzähle was vom Grotesken, Albernen, Absurden und der großen Beiläufigkeit mit der Dupieux erzählt.
Die Schwester hört interessiert zu und meint, sie kannte sowas einfach noch nicht.
Ich sage, dass ich es verstehen kann, dass einen so ein Film irritieren und verstören kann und dass da schon auch etwas Unheimliches drinliegen kann, wenn man diese Sprache und Tonalität nicht einordnen kann, weil man sowas einfach noch nicht kennt.
Sie meint, sie fand den Film eh interessant, war nur kurz verwirrt und hatte einfach ein Bedürfnis darüber zu sprechen.
„Vielleicht schau ich mir mehr Filme in der Art an, dann kann ich es besser verstehen, danke jedenfalls fürs zuhören.“
Ich meinte zum Abschluss, dass ich mal nachdenke, vielleicht fallen mir Filme ein die ähnlich funktionieren, aber möglicherweise ein „einfacherer Einstieg“ in derartiges Kino sein könnten.

Jetzt hab ich mal gedacht, so einfach in die Runde gefragt, an was für Filme würdet ihr denken, wenn jemand zu euch käme, verstört und irritiert Au Poste! gesehen hat, sichtlich nicht uninteressiert an der Erfahrung ist, aber nicht so filmisch „erzogen“ ist, wie die meisten hier oder ich es bin.
Interessant, ich glaub, das war wahrscheinlich einer der ersten Filme für meine Schwester, die in Richtung Genre gehen. Horror, Thriller, Monster, Sci Fi, Fantasy und so, ist überhaupt nix für sie, normaler Weise. Sie schaut generell sehr wenig Filme. Ist schnell gelangweilt.
Von Barbie war sie begeistert, da ist sie mir ewig in den Ohren gelegen.
Naja, wollt nur dieses IMO sehr rührende gespräch mit euch teilen und die Frage weitergeben. Bin neugierig, woran ihr da denken würdet.

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Mit Au Poste! hat deine Schwester mMn den zweitzugänglichsten Film Dupieux’ gesehen. Wenn es beim gleichen Regisseur weitergehen soll, wären meine nächsten Empfehlungen Mandibules und Le daim, wobei Ersterer wahrscheinlich der zugänglichste Film im Katalog des Regisseurs ist. Wenn dann weiterhin Interesse besteht, könnte man mit Wrong Cops und Wrong weitermachen. Und im Anschluss die komplexeren Filme empfehlen.

Ein David Lynch muss hier eigentlich auch genannt werden. Eraserhead, Wild At Heart, Blue Velvet, Lost Highway, Mullholland Drive und Inland Empire besitzen alle multiple Ebenen und unterlaufen Konventionen.

Koen Mortiers Ex Drummer könnte noch eine Überlegung wert sein, ebenso C’est arrivé près de chez vous oder Delicatessen. Wobei hier keine Abneigung gegen Gewalt bestehen sollte.

Ansonsten wären einige Filme Miikes, Kitanos oder Matsui sicherlich noch ähnlich in der Erfahrung. Vielleicht auch das ein oder andere aus dem Hause Ghibli. Auch De grønne slagtere ist ein eher absurder Film, auf dem man rumdenken kann. Lars von Trier, Gaspar Noé, Julia Ducournau sind weitere Namen, die beachtet werden können. David Cronenbergs Naked Lunch, W. D. Richter The Adventures of Buckaroo Banzai Across the 8th Dimension, Bobcat Goldthwait und dessen God Bless America fallen eventuell auch in den Bereich.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto länger würde die Liste der Empfehlungen werden. Es gibt doch so einige Filme, die im ersten Moment sehr wirr sind und formelle sowie ästhetische Strukturen unterlaufen. Insbesondere im Experimentalbereich hätte man dann noch sowas wie Drawing Restraint 9, was nochmal ganz andere Herangehensweisen fordert.

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Ja ähnliche Gedanken und Namen sind mir auch in den Kopf geschossen.
Aan Lynch hab ich natürlich auch sofort gedacht - ihr Freund ist ohnehin totaler Lynch Fan, aber dann hab ich mich daran zurückerinnert, wie wir zu dritt Wild At Heart im Kino(!) gesehen haben und ihr der zu misogyn war und sies einfach nicht fassen konnte, dass Laura Dern sich in so einen Lappen verguckt - haha.
TITANE haben die beiden übrigens abgebrochen, das war meiner Schwester damals zu krass. Ich meine es war kurz vor dem Moment, als der Film in diese eigenartigen Zärzlichkeit kippt - wir haben damals auch schon über den Film gesprochen.
Ich überlege auch, ob nicht sogar Filme wie I Heart Huckabees oder irgendwas von Wes Anderson grundlegend hilfreich sind, sowas, was sich klarer im Humor abspielt, beim verstehen lernen von so, ich nenns jetzt mal holprig „absurder/ abstrakter Selbstverständlichkeit, die auch einfach mal ohne Erklärung stehen gelassen wird“.
Auch hab ich mich gefragt, in wieweit filmische Sozialisierung beim Verständnis solcher Stoffe hilft. Lynchs Eraserhead zählt für mich sicherlich zu meinen prägensten Seherfahrungen. Oder auch Cronenbergs Naked Lunch.
Auch die Sozialisierung mit Monty Python als Jugendlicher spielt da sicher viel mit rein.
Das fehlt ihr halt irgendwie alles, weil sie Film und Serienschauen eben immer als wahnsinnig langweilige Beschäftigung empfunden hat. Das ist durch ihren Freund besser geworden, aber sie ist dann doch lieber bei Shows wie RuPaul’s Drag Race und sowas.
Und Dokus liebt sie. Sehr spannend jedenfalls, find ich. Ich werd mich mal an eine Liste setzen und vorallem dem Freund sagen, er soll mit ihr dann über die Filme plaudern, die man gemeinsam gesehen hat haha.

Schön übrigens, dass du Drawing Restraint erwähnst, Matthew Barney hat mich auch im Studium ziemlich beeindruckt und verfolgt.

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Edes Podcast hat ein eigenes Filmfestival? :beanlurk:

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Ist ja auch sehr unterhaltsam :beanjoy:

Absolut.

Wie steht’s denn mit Yorgos Lanthimos und Leos Carax?

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Bei Criterion gibt es wieder einen sehr lesenswerten Post über Filme auf die wir uns in 2024 freuen können. Mich freut sehr, dass schon „DER SPATZ IM KAMIN“ der neue Film der Zürcher Brüder kommt und ich freue mich Rooney Mara mal wieder in einer Hauptrolle in „La Cocina“ zu sehen.

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Für alle die aktuell kein Apple TV+ haben,
https://redeem.services.apple/en-gb/markwahlberg-emeia?itscg=80121&itsct=TFP_MW_Social_2M_23

Geht auch für „Wiederkehrer“, 2 Monate geschenkt

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Wow, ein Musical von Joshua Oppenheimer mit Tilda Swinton :exploding_head:

Ich freue mich auch auf den neuen Sean Baker. 2024 wird ein geniales Filmjahr :upside_down_face:

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Der Opening-Monolog war…ugh…
https://x.com/DEADLINE/status/1744192516394545563?s=20


https://x.com/nicsperling/status/1744174034336796793?s=20

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Anatomy of a Fall hat aber gerade bei den Globes gerade Best Picture, Non-English-Language und sogar Best Screenplay gewonnen.

Gut Daumen drücken für Succession. Culkin und Macfadyen haben schon. Schön warmlaufen für die Emmys nächste Woche.

Edit: Jaaaa Sarah Snook!

Edit: Beste Drama-Serie wurde es auch. Alles andere hier und auch bei den Emmys sehe ich auch gar nicht. Die Serie hatte Buzz über Wochen, hat in der letzten Staffel es so großartig gemacht und darstellerisch einfach Wow.

Edit: Dann wird es bei den Oscars wohl wirklich Gladstone oder Stone sein. Eine Nominierung wird Sandra Hüller aber hoffentlich drin haben.

Seine Übergänge sind jedenfalls ausbaubar :smiley:

Da ist so Einiges ausbaubar…

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Mit Oppenheimer und Succession räumen meine beiden Highlights des Jahres richtig ab, wie geil! Und dann auch noch Kieran Culkin!!!

News von Netflix. Laut IMDB ist der Film noch in der Pre-Production, deswegen verwundert mich das „soon“ ein bisschen. Freut mich für Felix Kammerer.

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Ja, aber wenn er den Auftrag wirklich erst 10 Tage vorher erhalten hat…

sicher nicht ideal und die Veranstalter haben sich mit ihrer schlechten Planung auch keinen Gefallen getan, aber talentierte Comediennes sollten schon bessere Jokes als „Film zu lang“ und „Große Brüste“ haben. Ich glaub, da hätte es clevere Moderatoren gegeben

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Die Zeiten, in denen so ein Host-Job eine Ehre war und von jedem gerne gemacht wurde, sind wohl wirklich endgültig vorbei.
Sollen ja noch eine ganze Reihe anderer Leute vorher abgesagt haben.

Zu Mal er auch nicht alles selbst schreibt. Da wäre dann wirklich immer interessant zu wissen aus welchen Federn was stammt. Denn die Leute dahinter, werden wohl schon länger als zehn Tage feststehen und so zumindest ein paar „gute Jokes“ vorbereiten können, wenn die Nominierten feststehen und man generell das Film- und Serienjahr kennen.

Vielleich wollten sie kein Jerrod Carmichael-Monolog aus dem letzten Jahr. :smirk:

Ich bin mal gespannt, wie Taylor Tomlinson sich ab nächster Woche in ihrer neuen Late-Night-Show After Midnight schlägt und wie ihre Monologe wirken. Auf der Bühne beim Stand-Up und auch Crowd-Work hat sie so eine gute Ausstrahlung. Da würde ich sie gern mal als Host bei den Indie Spirit Awards sehen.

Sonst:

Talent turning down the job to host a major awards show is not unusual and certainly is not unique to the Globes. For an up-and-coming comedian, the gig may be the opportunity of a lifetime, but for a seasoned veteran, with all of the preparation and immediate – often negative – feedback, the juice is not worth the squeeze.

“It’s a thankless job,” one celebrity publicist told CNN.

https://www.cnn.com/2023/12/10/entertainment/chris-rock-and-more-comedic-actors-decline-offers-to-host-the-golden-globes/index.html