Ich hopse vom Film-Themen-Challenge-Thread mal schnell hier rüber.
Dick und Jane hat mir gut gefallen. Slapstick-Komödie wird hier mit Sozial- und Wirtschaftssatire verbunden. Der Film hat auf der einen Seite viele typische Jim-Carrey-Lacher (die bei mir auch mal wieder gut funktioniert haben) und ist auf der anderen Seite eine harte Abrechnung mit dem Finanzmarktsystem.
So jubiliert Dick erst über seine Beförderung um kurz danach festzustellen: Die Firma ist bankrott. Was tun? Sich wieder von ganz unten hocharbeiten? Schwierig! Also besser Raubüberfälle starten um den wirtschaftlichen Abstieg zu verhindern. Neben den unzähligen Anspielungen auf die absurden Ausprägungen des Kapitalismus, gibt es auch viele politische Anspielungen wie es dazu kommen konnte. Das unterhält einerseits gut und lässt einen auch fröhlich mitdenken. Ab den Raubüberfällen wird der Slapstickanteil leider manchmal etwas zu hoch und es zünden nicht mehr alle Gags. Schön fürs Filmfreundeherz sind dabei aber die vielen Verweise auf andere Filme (Die vielen verschiedenen Masken von Dick und Jane oder das Gespräch zu Heat).
Allgemein zeigt der Film hinter der lustigen Oberfläche ein sehr trauriges Bild. Was bringt es Dick überhaupt einen besseren Job zu bekommen, außer der inneren Meinung:„Jetzt hat man es geschafft“. Schön zu sehen, ist dies, an dem Verhältnis zwischen Dick und seinem Nachbarn. Die beiden haben keinerlei engen Kontakt miteinander, außer ein paar Frotzeleien (Dicks Laune wird schlagartig schlecht als er sieht, ausgerechnet der hat ein neues, besseres Auto – während 999 andere um ihn herum auch noch den alten BMW fahren). Dieses Verhältnis ändert sich aber weder mit der Armut von Dick, noch mit seinem Reichtum. Es bleibt eben oberflächlich, genauso wie der porträtierte Kapitalismus auch. Hier hätte sich der Film ruhig etwas mehr Zeit nehmen können um überhaupt das Umfeld der Familie etwas genauer zu zeichnen. Auch Dicks kometenhafter Aufstieg durch erfolgreiche Raubüberfälle, schlägt sich mit einem Schnitt zu einer Gartenparty, im wieder aufgefrischten Garten, im Sozialgefüge doch etwas zu kurz nieder.
Der Film heißt aber Dick und Jane und so sieht man im Film auch durchgehend: Ohne Jane ist Dick vollkommen aufgeschmissen. Hier ist der Film aber konsequent romantisch: Egal wie hart es kommt, Dick und Jane halten immer zusammen und wenn sie bei sintflutartigem Regen in einem Erdloch hocken müssen, sie tun es gemeinsam – So trällert es einem auch im Abspann schön schnulzig (was kein Problem ist, immerhin ist das hier immer noch eine Slapstick-Komödie) entgegen:„The Best Things In Life Are Free“.
Ich finde dazu passt auch ein kleiner aktueller „Funfact“: Wenn Dick sich während seiner Armutsperiode, den Rasen aus unterschiedlichen Stücken zusammengaunert, blickt seine Frau am nächsten morgen aus dem Fenster: Aus Erde, Steinen und Grasteilen ist ein aus Biodiversitätssicht wunderschöner Garten entstanden, kein Vergleich zum teuren Schotterplatz, mit extra Sondergrasrasen.
Wenn man kein ausgesprochenes Problem mit den typischen Jim-Carrey-Grimassen hat bleibt eine besonders in der ersten Hälfte überdurchschnittliche Komödie, mit großen Satireanteilen, welche dann etwas abflacht… bis zur Endszene und dem Abspann, der ist nämlich auf mehreren Ebenen großartig.
Da Wolfgang die Hausaufgabe gestellt hat würde ich mal sagen, schön wäre das Kredo zu dem Film: „Wir schauen nicht nur auf den sozialen Status des Individuums, nein, wir wollen den Wohlstand für Alle sehen“.
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