Kino+ Sammelthread 2020

@anon61599177 Ich sehe, Deine Beiträge sind wieder weg, deshalb kann ich jetzt nur anhand meiner Gedächtnisreste zu Deinen Aussagen Stellung beziehen: Ich bin in großen Teilen bei Dir. Sowohl was Du zur Verwendung des N-Wortes gesagt hast, als auch, dass wir Angst davor hatten, größer auf das Thema und die Debatte einzugehen. Ich hatte mit den beiden Jungs im Vorfeld der Sendung gesprochen und sie gefragt, wie wir das Thema angehen sollen. Jan sah sich dafür einfach nicht in der Position und Eddie empfand es ebenfalls als zu schwierige Aufgabe im Rahmen unserer Sendung. Gerade, weil wir nur drei weiße Dudes sind, die eigentlich nur über Filme reden wollen. Und wenn ich eine Sache aus unserer Filmpreis-Diskussion mitgenommen habe, dann die, dass es im Zuge dessen vernünftig gewesen wäre, zum Beispiel jemand vom Verein Initiative Schwarze Menschen in Deutschland zu Wort kommen zu lassen, damit er seine Position ausführlich erläutern kann. Nur wäre das dann auch einfach passender in einer eigenen Sondersendung oder dergleichen und echt schon zu umfangreich für eine “normale” Folge. Es ist wie so vieles in den Zeiten: schwierig.

Womit ich dann auch noch mal kurz versuche auf @miefpief einzugehen. Also nach all Deinen Ausführungen, kann ich mich fast nur noch fragen, warum Du Dir die Sendung überhaupt noch anschaust? Gätjen ist langweilig, andere Gäste uninteressant und nur für Promo da, die Inhalte sind oberflächlich wie das McDonalds Kinoblatt und wenn dann geht’s um C-Filme wie Berlin Alexanderplatz. Ich meine das auch nicht beleidigt oder böse, aber es scheint doch dann einfach nicht Deine Form von Kinomagazin zu sein? Wie Du schon festgestellt hast, befinden wir uns in einer Pandemie und ich hab auch noch kein ultimatives “wie reagiere ich jetzt auf jedes Zuschauerbedürfnis richtig”-Rezept gefunden. Eben, weil ich nicht weiß, wie lang das noch geht. Weil ich nicht weiß, wie lang und mit was ich die Sendung füllen kann und muss. Weil ich nicht vorhersehen kann, ob nicht noch mal eine Phase kommt, in der es viel entscheidender ist, sie mit Spezials oder Diskussionsrunden zu füllen. Die Kinos sind wieder offen, ein paar Filme starten jetzt, wir machen, was mir machen. Ob es hilft, weiß ich nicht. Aber auch nicht, ob es sinnlos ist.

Wenn Du in Berlin Alexanderplatz warst und er hat Dich enttäuscht: tut mir leid. Aber in der entsprechenden Folge, mit einem Film, der 4 Menschen mehr oder weniger überzeugt, überrascht oder interessiert hat und zudem medial doch einige Aufmerksamkeit genießt, ist es meiner Ansicht nach legitim so lang darüber zu reden. Und wenn zu einem bestimmten Zeitraum immer mal Menschen in der Sendung sitzen, die Parasite noch nicht gesehen haben, können wir eben auch nicht so lang und ausführlich über einen Film reden, über den man halt im Vorfeld nicht zu viel wissen sollte oder eben auch wissen möchte. Und wir sind halt auch immer wieder davon abhängig wer gerade Zeit hat. Das sind alles Begleiterscheinungen der Produktion und selten nur von einem einzigen Willen beeinflusst. Aber mir scheint nach allem, was Du geschrieben hast, dass Deine Kritik zu stark von persönlichen Abneigungen und Erlebnissen (dass Du wegen des Kinonews-Vergleich hart angegangen wurdest) motiviert ist, so dass wir eigentlich nur verlieren können. Egal, was wir machen. Das ist jetzt nur mein Eindruck anhand der letzten Beiträge. Ich kenne Dich nicht und mag auch falsch liegen. Und damit meine ich sowohl meine Wahrnehmung hier, als auch inhaltliche Entscheidungen, die ich für Kino+ getroffen habe. Aber ich bin ehrlich: ich bin dann doch empfänglicher für Kritik mit Vorschlägen zur Verbesserung und nicht so sehr für eine reine Liste von Verfehlungen.

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Naja 1999 hat man das beim ZDF zumindest noch anders gesehen:

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Nun ich hab halt nochmal überlegt und bis jetzt hat es immer Ärger gegeben, wenn ich darüber diskutieren wollte, weil man sofort in Schubladen gesteckt wird und die Essenz, um die es geht einfach nicht gesehen werden will . Und nach ein wenig grübeln dachte ich mir, dass ich es lieber sein lasse.

Da das Thema jetzt eh hier ist, habe ich sie mal lieber zurück geholt, damit jeder weiß, worum es geht.

Nun. Wie ich schon im zunächst gelöschten Beitrag angedeutet habe, geht es hier gar nicht um eine Diskussion der Wirkung des N-Wortes (wo man wirklich als Weißer nur zuhören sollte), sondern um die Verwendung in der Kunst. Dazu kann man sich doch äußern.

Hab mir aufgrund der Kontroverse vor ein paar Tagen den Otto-Film im allgemeinen und die Szene mit dem schwarzen G.I. im speziellen angeschaut in der Erwartung unreflektierten Rassismus zu sehen. Und was sah ich? Eine bewusste(!) Darstellung von Rassismus, um diesen bloßzustellen!

Otto ist sich in der Szene m.M.n. sehr wohl im Klaren darüber, was das Wort Neger bedeutet, denn im Kontext seines Planes mit dem Sklaven, ist es genau diese Bezeichnung, die deutlich macht, worum es im Anschluß gehen wird. Es ist praktisch ein Stichwort für den Zuschauer, in welches mentale Setting er sich gleich begeben wird.

Hätte Otto einen anderen Plan mit dem G.I. gehabt, der sich nicht auf Sklaverei oder die plumpesten Vorurteile bezöge, hätte er ihn mit gewisser Sicherheit anders angesprochen - weder mit Neger, noch mit Bimbo.

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Ahhh Danke, an die Mediathek habe ich gar nicht gedacht, komisch dass es bei der Suche auf dem Kino+ Kanal selber aber nicht auftauchte.

Der Film wird sowieso unterschätzt. Selbst Eddy sagte ja, es wäre halt “Blödelei”. Das ist es offensichtlich, aber der Film ist tatsächlich ziemlich intelligent.

Allein das hier:

Hier wird sich feinstens über Volkstümelei und Spießigkeit lustig gemacht, Es ist kein Zufall, dass das Lied im Film auf einem Marsch endet… es war in der Nazizeit sehr beliebt.

Und deswegen lese ich auch die Szene so, dass der G.I. hier nicht das Ziel irgendwelchen Spotts ist, sondern die Dame, die ihn “kauft”, weil es halt angeblich gesetzlich noch erlaubt ist. Hier wird Obrigkeitshörigkeit verarscht und eben auch auf die Nazizeit verwiesen, in der das schlimmste Unrecht gesetzlich legitimiert wurde.

Die Debatte da auf das N-Wort zu verkürzen halte ich nach wie vor für grundfalsch und am Zeil vorbei.

Übrigens gibt es noch eine Szene die zeigt, dass den Autoren Rassismus natürlich bewusst ist. Otto ist auf einem Bau und sagt zu einem Arbeiter “Du gehe da rüber”, weil er einfach das Vorurteil hat, dass alle Arbeiter Osteuropäer sind. Dann geht der Arbeiter zu einen Kollegen und sagt im feisten Deutsch: “Immer diese Ausländer”.

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das überzeugt mich nicht vollends. die szene, in der rassistische frau reingelegt wird, hätte auch genauso gut funktioniert, wenn otto ihn nicht vorher mit “Du - N-Wort” angesprochen hätte. dafür braucht es keine entsprechende vorbereitung

vielleicht nicht, aber es ist wie gesagt auch nicht notwendig. für mich es daher nicht auszuschließen, dass man hier gerne die provokation mitnimmt und zusätzlich den “Gag” ala “hihi, ein N-Wort” mitnimmt

Ótto spielt aber selbst einen Hinterwäldler. Auch das wird im Film mehrfach thematisiert:

Über den Eskimo-Witz lacht nur er selbst und es wird sogar ganz klar gesagt, dass er rassistisch ist.

Hier geht es halt um Kontext. Wenn ich Rassismus darstellen will, muss ich ihn auch zeigen dürfen. Die Hässlichkeit von Rassismus kann man nicht zeigen, wenn man ihn nicht darstellen kann und sich damit auch nicht auseinander setzen. Das ist das ganze Dilemma und Kern des Konflikts: Wir alle sind uns - hoffentlich - einig, wie scheiße das N-Wort ist. Nur man kann es nicht quasi „löschen“ und alle Probleme sind weg.

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er wird doch gezeigt, und zwar in der szene, in der die frau bloßgestellt wird. davor ist es und die nennung des N-Worts meiner meinung nach nicht notwendig

davon abgesehen ist es aber tatsächlich so, dass ich den film nicht gesehen habe (nur diese szene) und nicht weiß, wie die hauptfigur sonst dargestellt wird

Doch. Es ist notwendig. Es wird ja oft behauptet, dass diese Szene heute „aus der Zeit gefallen“ wäre. Sie war es aber damals schon. Auch da war das N-Wort schon problematisch und deswegen soll es eben schocken und heraus stellen wie hinterwäldlerisch Otto ist, dass er das einfach so daher sagt.

Dann schaue ihn dir doch mal an. Kann ja nicht schaden.

Und noch zur Verdeutlichung: Was notwendig ist und was nicht, entscheidet der Künstler. Er ist nicht davor gefeit dafür kritisiert zu werden. Aber Forderungen die Szene zu verändern (piepsen) oder zu entfernen oder sogar Aufführungen im Kino zu verhindern sind für mich ungehörige Eingriffe in die Kunstfreiheit.

:man_shrugging: als zuschauer kann ich genauso gut wie der künstler eine meinung dazu haben

und wenn ich sage „es ist nicht notwendig, dass N-Wort an dieser stelle zu verwenden“ ist das nicht automatisch gleichbedeutend mit „dieser film sollte in dieser fassung nicht mehr gezeigt werden“

Aber sicher doch. Hab ich auch direkt dazu geschrieben. Ich habe auch ganz viele Probleme mit ganz vielen Filmen. Aber es geht hier eben darum, dass es eine gewisse Bewegung gibt, sowas dann gleich für alle Menschen zu kürzen, zu zensieren oder gleich ganz verschwinden zu lassen (siehe die Comedys auf den Streamingplattformen).

Das ist aber der Kern der Debatte. Es gab einen Verein, der aktiv gefordert hat den Film nicht mehr aufzuführen.

Das wollte ich nur mal klar stellen: Mein Problem fängt da an, wo Leute in das Kunstwerk oder dessen Verbreitung eingreifen wollen. Bis dahin ist das Kunstwerk zum Abschuss für jeden freigegeben. Aber da ab da werd ich dann halt etwas rattig.

Hier geht es eher um die Thriller Parodie.

Das N-Wort schlägt immer wieder Wellen.
Wahrscheinlich nicht zuletzt dadurch, dass wir in Europa noch keine Schwarze Bürgerrechtsbewegungen hatten und klare bekannte Positionen dazu ins Zentrum gerückt werden.

Was gerne ins Zentrum gerückt wird sind die Positionen weißer Akteure.

Ich schätze, dass sich das noch etwas ändern wird im öffentlichen Diskurs. Ich hoffe es zumindest.

Kunstfreiheit stellt hier niemand in Frage, sie beinhaltet aber nicht Kritik-Freiheit.
Wenn Satire alles darf, darf man es auch kritisieren. Und wenn etwas derart dargestellt wird, in einer Realität, wo Menschen das N-Wort noch nutzen, ist es auch keine Einschränkung der Kunstfreiheit, wenn man eine kritische Auseinandersetzung fordert.

Tatsache ist, der Film wurde aufgeführt. Unkommentiert, FSK 0, während vor ein paar Monaten Halle geschah.

Lenken Filme etwa ab von der Realität und unterhalten uns nur, oder lösen sie Diskurse aus? Das letzte ist hier - in einem kleinen Kosmos - immerhin eingetreten.

Ich fand diese Artikel ganz aufschlussreich, wenn man sich überlegt, welchen Impact das N-Wort so hat. Seit 1985 hat sich viel geändert… einige Dinge noch nicht genug.

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Jodorowskys Dune gibt es aktuell über arte auf Youtube. Absolute Empfehlung für alle Filmfans.

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Ich hasse diese Dokus, wo man die Synchro drüber spricht. Macht doch als Kompromiss Untertitel. Da können diejenigen, die Englisch können den O-Ton schauen und die, die es nicht können oder wollen lesen dann.

Und die, die nicht lesen / sehen können?

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Und die nicht hören können?

haben die untertitel