Kino+ Sammelthread 2020

Ich habe auch ein wenig das Gefühl, wenn man sich so manche Review durchliest, dass WW84 etwas strenger und detaillierter kritisiert wird, weil er jetzt so zweigleisig angeboten wird. Das scheint einigen doch quer zu sitzen, was sich auf die Bewertung niederschlägt.

Wenn es schon ein Major-Kritikpunkt ist, dass sie unverhältnismäßig lange um Steve trauert - für einen menschlichen Filmkritiker - dann kann so ein Film auch nichts mehr gewinnen.

Aber auch das scheint eine Begleiterscheinung von 2020 zu sein. Die größeren Produktionen dieses Jahr wurden alle irgendwie kritischer ins Rampenlicht gerückt. Damit will ich jetzt kein Plädoyer für Monster Hunter oder so aufbauen, der war schon murksig und wäre auch in jedem anderen Jahr abgestraft worden, aber auf der anderen Seite war man auch schon gnädiger zu all dem Eskapismus. Es wirkt, als dürfe es keinen Nonsens mehr geben, als ob jeder Nonsens plötzlich erklärt werden muss oder als ob man sich auch nicht mehr an Nonsens erfreuen darf.

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Das wirst du sicherlich besser beurteilen können, als ich. Nur könnte es vielleicht auch daran liegen, dass man die Filme eben nicht auf der großen Leinwand inklusive Ambiente schaut, sondern überwiegend auf der Couch?
Ich will jetzt garnicht sagen, dass man sich von allen filmischen Schwächen blenden lässt, sobald man im Kino sitzt, aber eine andere Wirkung haben Filme dadurch definitiv. Ganz besonders, wenn sie speziell für die Leinwand gemacht sind. :beanthinking:

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Dabei ist 2020 doch genau das richtige Jahr für Eskapismus und Nonsens.

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Ich denke das passt ganz gut zu der aktuellen Lage von Kultur allgemein. Kinos haben zu, Theater geschlossen und Konzerte finden nicht mehr statt. Das Leben geht aber auch so weiter und viele Kulturschaffende und Kulturkritiker, scheinen mit der fehlenden „Systemrelevanz“ nicht gut klar zu kommen.
Ich habe das Gefühl, dass da so einige jetzt gezielt nach inhaltlich-wertvollen Stoffen suchen um sich zu rechtfertigen und mit aller Macht dafür kämpfen, dass das was sie tun, mehr als nur Eskapismus ist. Corona hat den Medien viel an Glamour und Glanz genommen.

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Oh Gott ja, bitte mehr Mut zur Quatschigkeit im Film. Mir ist so etwas wesentlich lieber, als dieses Versteifen auf Akuratesse und Ernsthaftigkeit, so dass zwar alles „Plothole“-geprüft ist, damit CinemaSins und Co nicht meckern können, der Film dann aber letztlich irgendwie seelenlos wirkt

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Also ich hab Teil 1 nur auf meinem 48" TV gesehen und Teil 2 auf 100" Leinwand, besser war der aber trotzdem nicht. Ich habe eher den Eindruck, dass man bei Filmen, die man kritisch sieht weniger über kleine Schwächen hinweg sehen kann als bei Filmen die man mag.
Klar, die Macher wollten mit Dianas Trauer zeigen, dass Steve die große Liebe ihres Lebens war und sie nie wieder jemanden gefunden hat, aber es wirkte einfach so, dass Steve vor 7 Wochen gestorben ist und nicht vor 70 Jahren.
Das fand ich zu Beginn des Film etwas übertrieben, aber das hätte ich bestimmt vergessen, wenn der Rest mich umgehauen hätte.
Der Film ist auch keine absolute Grütze, den kann man sich schon ansehen, aber er ist dann doch einer der schwächeren Filme von DC.

Denke ich mir auch. Und ich glaube, deswegen stößt Mandalorian auch auf so viel Liebe. Wären nicht die Umstände, die wir haben, gäbe es mMn eine Menge mehr Menschen, die das schlichte Episoden/Storykonstrukt der bisherigen Staffeln härter ins Kreuzfeuer nehmen. Aber auch bei denen, die diesen 90er-Vibe der Erzählung kritisieren: so what? Lasst den Leuten doch ein paar einfache Freuden in einer viel zu komplex gewordenen Welt.

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Mir fallen filmische Schwächen im Heimkino aber noch weniger auf. Es gibt einfach zu viel potentielle Ablenkung und bin nicht so abgeschirmt oder konzentriert wie im Kino. :joy:

Was eigentlich schade ist, aber ist nun mal so. Auf dem Bett oder in der Couch ist es nicht wie im Kinosessel. Komplett dunkel bekomme ich es auch nie. Mein Bildschirm ist keine Leinwand und den Sound hab ich auch nicht.

Und ja, auf der anderen Seite ist dann weniger Bombast, von dem man sich beeindrucken lasse kann. Zum Beispiel habe ich „Avengers: Endgame“ auch nur daheim gesehen. Fand den ganz solide als Finale, blieb mir nun nachhaltig auch nicht in Erinnerung. Das wäre wohl auch so, wenn ich nun Tenet nicht im Kino gesehen hätte. Wie ich schon mal woanders geschrieben hatte, hab ich bei so einen Film wie „Manchster By the Sea“ ganz anderes Gefühl als ich den damals im Kino gesehen hab.

Daher kann ich mir oft auch schon keine Reviews mehr durchlesen, wenn man nur auf Plotholes oder sonstige Fehler sucht.

Aber das hat man im Serienbereich auch oft. Anscheinend müsste jede Handlung oder jede Entwicklung nochmal offensichtlich erklärt werden. Erinnere mich noch an die erste Staffel Westworld, wo es Menschen gab die jedes Stück der Welt kritisierten (Wie funktioniert dies? Wie funktioniert das?). :man_facepalming: Wenn dann ein Film oder eine Serie mit so einer blöden Off-Stimme kommt, die alles erklärt, damit der Zuschauer nichts verpasst, ist es auch wieder nicht Recht. :smiley:

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Apropos Nonesense. Steht eig schon fest, in welcher Form die Oscars dieses Jahr stattfinden werden?

Du, ich will da jetzt auch keine Brandrede für halten, aber bei solchen Punkten denke ich mir halt auch, dass man schon ein wenig mehr die Perspektive der Figuren einnehmen kann. Die Frau is unsterblich oder lebt zumindest deutlich länger als wir. Für die fühlen sich 70 Jahre vielleicht einfach wie 7 Wochen an. :slight_smile:

Bisher will man, glaube ich, ne normale In-Person-Live-Show. Aber mal abwarten, bis April dauert es ja noch ein bisschen.
Steven Soderbergh produziert die Show übrigens mit

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Findest du, davon gibt es so wenig? Ich bin schon positiv überrascht, wenn eine große Produktion fast komplett ohne Quatschigkeit auskommt. Natürlich muss man dabei unterscheiden, ob es gewollte, satirische Quatschigkeit ist oder ungewollte, die frappierende Drehbuch-Lücken offenlegt.

Man kann jetzt lang und breit diskutieren, weshalb Wonder Woman 1984 so abgestraft wird. Vielleicht ist es der im Jahr 2020 entstandene Unmut, vielleicht der ungewohnte Vertrieb des Films, vielleicht hat man DC-Superheldenfilme ein wenig satt oder vielleicht ist der Film einfach nur schlecht.

An dieser Stelle verlinke ich mal die unterhaltsame Kritik von David Hain:

A ★ review of Wonder Woman 1984 by BeHaind on Letterboxd https://boxd.it/1xFzeJ

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Ja, im Prinzip bin ich da auch bei dir, zumal auch jeder Mensch anders trauert oder alte Gefühle hochkommen können, wenn man durch irgendwas getriggert wird. Wie gesagt, man wollte die besondere Bedeutung von Steve in ihrem Leben herausstellen, aber es war schon etwas mit dem Holzhammer, zumindest die Szene mit dem Kellner, der das Gedeck abräumt, war dann in dem Kontext etwas zu dick aufgetragen, auch wenn es natürlich normal ist, das überzählige Gedeck abgeräumt werden.
Mein Probleme mit dem Film waren der handlungsarme Mittelteil und das man gegen Ende die selbst etablierte Logik über Bord warf. Pedro Pascals overacting ist dann wieder Geschmackssache. Er war eine Wolf of Wall Street Figur in einem Film, der keine Satire auf die Finanzwelt ist, das passte nicht so gut. In anderem Setting hätte mich das wahrscheinlich nicht gestört.

Die war Stein des Anstoßes für die Gesprächsrunde hier…

Ich bin jetzt seit März durchgehend im Homeoffice und mir fällt das gewohnte Abschalten einfach schwer. Ich kann hier zumindest meinen eigenen PC am Schreibtisch nutzen und bin nicht darauf angewiesen, irgendwie zusammengefaltet vor einem Laptop zu hocken, aber sonst war es immer so, dass ich nach der Arbeit den Weg nach Hause hatte und mich dann meist für eine Runde zum Zocken vor den Rechner gesetzt habe. Das hat sich dieses Jahr praktisch komplett in Richtung Netflix/Prime verschoben. Wenn Feierabend ist, besteht das Abschalten daraus, dass ich den Rechner ausmache und der Fernseher angeht.

Und das hat für mich nicht einmal unbedingt was damit zu tun, dass man anspruchsvolle Unterhaltung nicht mag, aber ich will auch einfach mal den Kopf frei bekommen. Ich habe dieses Jahr 2 1/2 Mal „Tyler Rake“ geschaut. Einmal so, einmal mit dem RB-Kommentar und dann noch ein halbes Mal. Weil es halt gutes, einfaches Entertainment ist. Weil das den Kopf frei macht.

Mein letzter Kinobesuch 2020 war „The Gentlemen“. Damit werde ich dann auch dieses Jahr beschließen, jetzt, wo der auf Prime zu bekommen ist.

Ich habe eher festgestellt, dass ich dazu neige, einfach wegzunicken. Passiert mir im Kino nicht so. :sweat_smile:

Das war schon ziemlich geil im voll besetzten Kino, wie alle Zuschauer dabei mitgegangen sind. Wird nur getoppt von der legendären Erinnerung an „Star Wars Episode 3“ mit dem „Aber der war doch so hübsch“ Moment.

Ja, habe ich eben auch festgestellt. Bei mir wurde ein anderer Post als der Letzte angezeigt, sodass ich diese Info übersprungen habe. Trotzdem danke für den Hinweis!

Da habe ich persönlich aber auch sehr unterschiedliche Ansprüche. Ich schalte bei vielen Serien und Filmen gerne geistig etwas ab und verzeihe Fehler und Logiklücken. Aber z.B. bei einer Serie wie Westworld, die sich selbst offensichtlich für sehr clever hält und auch so gesehen werden möchte, habe ich auch entsprechend höhere Ansprüche.

Dazu fällt mir gerade ein sehr schönes Video von Thomas Flight ein, in dem er sich die Exposition bei Nolan anschaut und auseinandernimmt, wo er es gut und wo eher schlecht (Tenet) gemacht hat.
Interessiert hier ja vlt. den ein oder anderen.

Ich neige da tatsächlich zu letzterer. Erstere hast du doch mittlerweile bei allen Marvelfilmen, der Nonsense dort ist durchkalkuliert, jeglicher Camp, der z.B. den Charme vieler älterer Comicverfilmungen ausgemacht hat, ist bereinigt, nichts wird dem Zufall überlassen, damit auch ja keiner über Plotholes meckern kann. Das schließt auch die Ästhetik der Filme ein, da fehlt es komplett an Fantasie, an Eigenheiten und Charakter, weil nichts ausbrechen darf, weil man ja nicht daran erinnert werden darf, dass man hier Figuren in Superheldenkostümen zuguckt.

Also ich muss da mal reingrätschen bei dem Plädoyer für mehr „Quatsch“.
Plotholes bzw. wenn der Film seiner eigenen Logik widerspricht sind für mich objektive Kritikpunkte, die einem Film definitiv schlechter machen. Ich kann Kritikern nicht vorwerfen das zu kritisieren.
Das heißt aber NICHT, dass man keinen Quatsch möchte oder den grundsätzlich ablehnt. Es ist die Aufgabe der Macher die Welt und die Regeln in dieser Welt so aufzustellen, dass ich den Quatsch akzeptiere.

Ergo: Quatsch definiert sich nicht dadurch, dass man Plotholes und Logikbrüche akzeptiert.

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